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in Prag, welcher auch die Güte hatte, dem Verfasser dieser Schrift das schöne Werk in bereitwilligster Weise zu zeigen. Für all dieses sei ihm an dieser Stelle der verbindlichste Dank gesagt! Die Uhr ist erst im Laufe der Zeit auf ihre gegenwärtige Vollkommen heit gebracht worden, indem namentlich die Männer, denen ihre Wartung anvertraut war, bald das, bald jenes ergänzten. Sie scheint an Stelle einer 1402 erbauten Uhr getreten zu sein, deren Zeiger in 24 Stunden einen Umgang machte, und welche die altchristlichen, in Prag als allböhmische bezeichneten, 24 Stunden zeigte. Der Tag endete mit Sonnenuntergang; also am 21. Juni um 8 Uhr, am 21. Dezember abends um 4 Uhr. Hierzu mußte der Zisferring entsprechend verschoben werden. Wer die Uhr erbaute, darüber behaupten viele, sei nichts zu finden. Johann Taborskn sagt, 1490 habe es Magister Hanne- gethan. Leider ist dieser Magister in den Verzeichnissen der Gelehrten jener Zeit nicht zu entdecken. Wladislav Fischer berichtet aber in seiner 1808 auf Grund amt licher Quellen veröffentlichten Geschichte der Haupt- und Grundfestung Olmütz, daß An ton Pohl, ein aus Sachsen gebürtiger Uhrmacher, die Prager Uhr im Jahre 1419 verfertigte. Bei der Vervollkommnung der Uhr ist vielleicht 1490 ein Magister Hanus beteiligt gewesen. 1566 setzte Johann Toborsku den Mechanismus ein, welcher die < Kalenderscheibe täglich mit Hilfe des Uhrwerkes bewegte. Daß die Uhr mancherlei Fährlichkeitcn ausgesetzt war, ist wohl bei ihrem hohen Alter nicht zu verwundern. 1787 wurde im Prager Stadtrate sogar der Vorschlag gemacht, das Räderwerk als — altes Eisen zu ver kaufen; doch die bittere Stunde blieb ihr erspart. Im Jahre 1861 regten endlich Porkesch und Sobotka die Restaurierung an, wobei sie ein Modell für die Uhr vorlegten. Sie erhielten indes die Arbeit nicht, sondern Danek und L. Hainz sen. vollführten die Renovierung unter möglichster Beibehaltung der Teile des alten Werkes. Im 16. Jahrhundert übertrug die Stadt übrigens die Abhilfe der Mängel des Werkes einem eigens dazu berufenen Nürnberger Uhrmacher, der jedoch keinen Fehler sand. Gerade über diesen Meister sind in mehreren bezüglichen Quellen ab fällige Bemerkungen zu lesen; cs ist ihm aber damit sehr unrecht geschehen. Wie der Uhrmacher heute noch vorgeht, daß er nämlich jeden Teil für sich wirken ließ, so that es auch der Nürnberger. Hierbei sand er keinen Fehler, und nach einer gründlichen Reinigung und Oeluug ging das Werk wieder einige Zeit; doch den Kosten entsprechend wohl nicht lange genug. Der Ursachen waren mancherlei. Zunächst sei die ungünstig schwache Gestellkonstruktion genannt. Das ganze Werk enthielt nicht eine Schraube. Die mittels Zirkel aus freier Hand gemachte Räderteilung war mehr oder- minder fehlerhaft; die Auslösung erfolgte durch einen schwerfällig ausgeführten und von Hand nachstellbaren Hebel. Das Werk erforderte daher viel über- schüssige Betriebskraft, um die gelegentlichen Widerstände zu überwinden; das war aber gerade wegen dem Spindelgang doppelt ungünstig. Dem Zeiger werk wurde von allem Anfang an alle Sorgfalt zugewendct, während das übrige eine stiefmütterliche Behandlung erfuhr und z. B. das Werk selbst