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Dies wird die synodische Umlaufszeit genannt. Da er während dieser Zeit einmal zwischen Erde und Sonne, einmal auf der Verlängerung der Erde und Sonne verbindenden Linie steht, so sehen wir im ersten Falle die beleuchtete Fläche nicht*), im zweiten Falle sehen wir die ganze Mond scheibe voll beleuchtet, letzteres nennen wir Vollmond, ersteres Neumond. Sehen wir nach Neumond nur st der Mondscheibe, so haben wir „erstes Viertel", geschieht dies nach Vollmond, so haben wir „letztes Viertel". Neu mond, erstes Viertel, Vollmond und letztes Viertel nennen wir die Mond phasen. Selbst in Taschenuhren finden wir die Mondphasen oft darge stellt; dürfen sie dann in den großen Kunstuhren fehlen? — Gewiß nicht, um so mehr, als dies ein Teil ist, dessen richtige Wirkungsweise jedermann leicht beobachten kann. Bei den Kunstuhren, welche sich nicht darauf beschränken, allein die Mondphasen, sondern auch die Bewegung des Mondes und die scheinbare Bewegung der Sonne um die Erde darzustellen, wie z. B. bei der Prager Rathausuhr, ersieht man aus der gleichzeitigen Stellung des Mondes und der Sonne, ob die eben sichtbare Phase des Mondes die richtige ist. Es macht gewiß auf den Beschauer einen mehr als flüchtigen Eindruck, wenn er von Menschenhand gefügt auf kleinem Raume die sich im Weltall vollziehenden Bewegungen und sich dabei ergebenden Erscheinungen dar gestellt sieht. Die Wandelsterne oder Planeten bewegen sich wie die Erde in Bahnen von elliptischer Form (die allerdings vom Kreise nicht viel abweicht) um die Sonne. Von der Erde aus gesehen, ist die Bewegung nicht so ein fach; sie ändert zeitweise die Richtung. Der Stern, welcher heute von Osten nach Westen sich bewegt, hat dabei seine äußerste Lage von der Erde aus gesehen erreicht und kehrt auf seiner Bahn um — er wird rückläufig u. s. w. Deshalb wird die Bewegung der Wandelsterne nur in Beziehung zur Sonne und zu letzterer als Beweguugsmittelpunkt dargestellt und entfällt, sobald die Anlage der Uhr die Erde als Mittelpunkt annimmt oder, wie es in der Prager Rathausuhr geschieht, die Vorgänge am Horizont von Prag zur Darstellung kommen. Man unterscheidet zwei Arten von Umlanfszeit, die siderische und die tropische. Die siderische Umlaufszeit ist jener Zeitraum, in welchem der Planet genau 360" um die Sonne zurücklcgt. Die tropische Umlaufszeit (etwas kürzer als die siderische) ist der Zeitraum zwischen je zwei Durchgängen des Himmelskörpers durch den Frühlings- oder den Herbst- oder überhaupt einen be stimmten Wendekreispunkt. *) Verdeckt der Mond die Sonne vor unseren Blicken, so ist vollständige oder totale Sonnenfinsternis; ist ein Teil verdeckt, so ist sic partial; sehen wir einen Ring von der Sonne, so ist sic ringförmig. Stets aber kann eine Sonnenfinsternis nur mit dem Neumonde zusammcufallcn. Anderseits kann eine Mondesfinstcrnis, bei welcher der Erdschatten den Mond uns ganz oder teilweise verdeckt, nur bei Voll mond Vorkommen.