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278 unabänderliche Ordnung der Dinge, so darf anderseits als Ergänzung nicht die Verkörperung dessen fehlen, was den Menschen mit dem Wesen der Zeit innig verbindet. So die Lebensalter und der Tod. Daß hier allbekannte Ereignisse, welche für die Geschicke der Menschheit wichtig sind, auch gern in den Kreis des Beiwerkes der Uhr gezogen werden, ist selbstverständlich. Dazu sind die Darstellungen biblischer Ereignisse zu zählen. Endlich konnte es nicht fehlen, daß auch menschliche Fehler, wie Geiz und Hoffart, oder Tugen den, wie die Unschuld ihre Verkörperung fanden, und so das Rahmenwerk der Uhr belebten und verschönten. Die vorstehenden Ausführungen widersprechen den tadelnden Bemerkungen, welche so oft bei Beschreibung der Kunstuhren gegen alle Zuthaten derselben fallen. Die architektonischen und ernsten figürlichen Beigaben sind wichtige Glie der, und ohne diese würden die Kunstuhren nur als mathematische Anschauungs mittel nicht als Werke bestehen, die auf Geist und Gemüt in gleicher Weise zu wirken berufen sind. — — Wenn im gewöhnlichen Leben von der Zeit gesprochen wird, so ist ein ganz bestimmter Begriff, der der mittleren oder bürgerlichen Zeit damit ge meint ; anders in Kunstuhren, wo sogleich eine Mannigfaltigkeit in dieser Richtung zur Bersinnlichung gelangt, welche uns zunächst nötigt, den Begriff, welcher mit den verschiedenen „Zeitarten" verbunden ist, genau festzustellen. Die Zeitarten. Man unterscheidet verschiedene Arten der Zeit, „des Nacheinanders der Dinge". Die drei wichtigsten sind: Sonnenzeit, Sternzeit und mittlere oder bürgerliche Zeit. Ein Sonnentag ist die Zeit, welche zwischen einem höchsten Stande der Sonne bis zum nächsten verfließt. Die Sonnentage sind ungleich lang. Der Unterschied zwischen zwei benachbarten Sonnentagen ist nicht bedeutend und beträgt im äußersten Falle 31". Er gleicht sich im Laufe des Jahres aus; dies war den Alten schon bekannt. Ein Sonnenjahr ist die Zeit, in welcher die Erde einmal ihre Bahn um die Sonne beschreibt. Hierzu sind 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten und 46 Sekunden — 365,242255 Tage*) erforderlich. Dieser Thatsache entspricht unsere Zeitrechnung dadurch, daß je drei Jahre zu 365 Tagen, das vierte — das Schaltjahr — aber zu 366 Tagen angenommen wird. Hierbei ist das Jahr indes zu 365,25 Tagen, also 0,007745 Tagen zu lang, angenommen. Zur teilweisen Beseitigung dieses Fehlers gelten alle Säkularjahre 1700, 1800, 1900, 2100 nicht als Schaltjahre, son dern als gemeine Jahre, mit Ausnahme derer, welche ein ganzes Viel faches von 400 bilden, also 2000, 2400 u. s. w., welche als Schalt jahre bleiben. Hierdurch wird der Fehler soweit heruntergebracht, daß erst Zur Vereinfachung der Rechnung werden die Umlausszeitcu rc. der Gestirne stets in Tagen mittlerer Zeit angegeben/ Dietzschold, Turmuhren. l8