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— 193 — Das Material der Walze ist ebenfalls sehr verschieden. Manche Fabriken machen die Walzen von Holz. Da die Walzen indes leicht unrund werden, indem das Holz an der Hirnseite widerstandsfähiger ist, so setzen gewissenhafte Firmen ihre Walzen zusammen, z. B. aus 6 Teilen, so daß ringsum Hirnholz sich befindet und firnissen obendrein die Walzen, um sie gegen Feuchtigkeit unempfindlich zu machen. Andere Firmen wieder wählen für kleinere Werke Messingwalzen; für größere Eisenblechtrommeln. Als Seile empfehlen die einen Hanfseile, die andern Drahtseile. Manche sind sogar für solche von verzinktem Eisendraht. — Wir haben da ziemlich widersprechende Urteile gefunden. Die Hanfseile sollen eine weit längere Wirkungsdauer haben als die von Draht und gegen den verzinkten Draht wird geltend gemacht, daß er leicht abblättere und später brüchig werde. Nachdem nun kein Seil vor der Zerstörung im Laufe der Zeit sicher ist, muß für das Herabfallen schwerer Gewichte besondere Sorge ge troffen sein. Als Fang material wird meist Sand gewählt. Da dieser indes im Laufe der Zeit sich fester lagert, so müßte er in größerer Menge vorhanden und in lockerem Zustande erhalten sein. Daran wird aber eben nicht gedacht und da die Gewichte meist fallen, wenn es nicht erwartet wird — sonst würde rechtzeitig Vorsorge getroffen — so sollte man ein Material wählen, welches sich nicht so sehr ändert in der Lagerung und hierfür em pfiehlt sich besonders Schotter in wenigstens 40 em betragender Schicht. Die Gewichte wurden früher aus Stein hergestellt. Auch bei Uhren, die auf weite Entfernungen fortgeschickt werden, geben die Fabriken meist passende Haken bei, um die Steine daran hängen zu können. Dies geschieht indes nur der Transportkosten wegen. In der Regel bestehen derzeit die Gewichte aus einer kräftigen, oben den Haken tragenden Mittelstange und darauf gelegten Scheiben. Es ist aber auch bei manchen eine Oese in der letzteren, in welche dann der am Flaschenzug befindliche Haken faßt. Die Scheiben können weggenommen oder hinzugelegt, und dadurch der Zug leicht und sicher geregelt werden. Nur sollte Vorsorge getroffen sein, daß diese „Regelung" nicht durch Unberufene erfolge. So kamen wir einmal mit dem das Werk beaufsichtigen den Uhrmacher dazu, als das Pendel 6° schwang, statt 2^/2". Der Meßner hatte, damit die Uhr einen „schöneren Gang" mache — worunter die Leuchte der Kirche ein thunlichst lebendiges Schwingen des Pendels verstand — eine Scheibe oder zwei aufgelegt und war noch höchlich entrüstet, daß seine „prak tischen Erfahrungen" unserseits so wenig Anerkennung fanden. Gesperre, bestehend aus Sperrrad und Sperrkegel, befinden sich zwischen Walze und Walzenrad. Sie gestatten eine zeitweilige Lösung der Verbindung zwischen Walzen rad und Walze, was z. B. während des Aufzuges nötig ist. Das Sperrrad hat dreieckige Zähne, deren Vorderfläche unter sich ge schnitten ist, d. h. sie bildet mit der an den Zahnspitzenkreis gezogenen Tangente einen spitzen Winkel. Ist nun die Spitze des Sperrkcgels ent sprechend geformt, so tritt er sicher ein und ein Herausschnappen kann, Dietzschold, Turmuhren. 1S