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192 Wer Gestelle alter Turmuhren gesehen hat, die ost nur aus einem Rahmenwerke für den Zweck ganz ungenügend stark bemessenen Bandeisens bestehen, wird uns verstehen. Auch bei altberühmten Uhren fanden wir diese Mängel, und sie konnten zur Verzweiflung der Uhrmacher, denen die Reparatur und Erhaltung anvertraut war, schon des Gestelles wegen nicht zum Dienstthuen gebracht werden, bis man auch in diesem Punkte den Hebel ansetzte. Die gute Uhr, das feste Gestell thut es aber noch nicht, sondern auch die Lagerung der Uhr muß sicher sein. Der Bock soll fest stehen und genügend versteift sein. Bei eisernen Böcken wird diesbezüglich ziemlich gesündigt. Es wird sogar empfohlen, das Gestell auf kräftigen, mit ihren Enden eingemauerten Trägern zu befestigen. Uhren mit sehr schweren Pendeln haben die Pendelanfhängung meist nicht mehr am Gestell der Uhr, sondern an einer Platte, die in geeigneter Weise an der Mauer befestigt ist. Dies ist z. B. bei der Westminsteruhr der Fall. Die Räder werden vielfach aus Gußeisen ausgeführt, namentlich bei größeren Uhren; nur selten findet man noch solche von Schmiedeeisen. Viele Fabriken halten daran fest, als Material Bronze (aus Kupfer und Zinn zusammengesetzt) zu verwenden; die Schenkel sind meist gerade. Bei sehr großen Rädern ist auch die Befestigung der Schrauben für die Sperrkegel und Sperrkegel zu ermöglichen. Fig. 117 und 118, Taf. 9, zeigen Boden räder. Die Triebe sind entweder Boll- oder Hohltriebe. Die ersteren sind mit den Wellen aus einem Stück, zum teil sogar in die Welle ein geschnitten, wie Fig. 14, Taf. 1, ein solches darstellt. Es gehört zu dem einfachen Gehwerk Fig. 144, Taf. 12, das Mannhasrdt ausführte. Die Triebe werden mittels Fräsen hergestellt. Die Laternentriebe haben gehärtete Stahlstäbe, die fest in die Trieb scheiben eingetrieben sind. Die Walze. Auf der Walze wird das Gewichtszugseil aufgewickelt. Ihre Stärke ist entsprechend dem Raddurchmesser. Ihre Länge bestimmt die Zahl der Windungen des Seiles, welche auf sie gebracht werden sollen. Bei einer Uhr, die 30 Stunden in einem Aufzug geht, und deren Walze stündlich einen Umgang macht, müssen also auch 30 Seilwiudungcn auf die Walze gebracht werden; ist die Seilstärke 6 mm, so ist die Walzcnlänge bei 1 wm freien Raum 30 (6 -s- 1) 210 mm zu bemessen. Die Walze ist entweder glatt, wi? meist bei kleineren Werken, oder mit Schraubengewinde versehen, damit die einzelnen Seilwindungen einander nicht berühren und dabei abnutzeu. Um bei vorstehendem Beispiele zu bleiben, müßte die Ganghöhe der Schraube auf der Walze 7 mm sein. Mannhardt hat bei einigen Uhren die Walze konisch ausgeführt, damit der Mehrwirkung des abgewickelten Seiles Rechnung getragen werde. Das dürfte indes zu weit gegangen sein, denn das Seilgewicht wird nie dem Zuggewicht gegenüber so groß, daß es eine solche Anordnung rechtfertigte.