Die Räderuhren besaßen den Wasseruhren gegenüber folgende Vorteile: I. geringere Wartung als die Wasseruhren; 2. sie nahmen weit weniger Raum ein als die oft in großem Maß stabe ausgeführten Wasseruhren; 3. sie konnten bei jeder Witterung die Zeigerwerke betreiben — vor allein aber und dies dürfte ausschlaggebend gewesen sein: 4. ließen sich mit ihnen leicht Schlagwerke verbinden, welche die Stunde weithin verkündeten. Man glaubt, daß ihre Erfindung etwa in das 11. Jahrhundert fällt und schreibt sie dem Abt Wilhelm von Hirschau zu. Vom 13. Jahrhundert ab finden wir schon an mehreren Orten Uhren. Dieselben waren Schlaguhren. Die Dichter Dante Aleghieri und Flaminius Strada besingen die Uhren. 1288*) wurde die von einem englischen Richter erlegte Geldbuße zum Baue einer Schlaguhr verwendet, die im Glockenturme von Westminster zur Aufstellung gelangte. Im 14. Jahrhundert verbreiteten sie sich noch mehr. 1306 erhielt die Kirche der Padri Pedricatori in Mailand eine Uhr und 1325 konstruierte Richard Wallingford, Abt von St. Albans, eine, welche den Lauf des Mondes, sowie Ebbe und Flut des Meeres darstellte. Auf dem Platze ckel ospitano in Padua wurde, wahrscheinlich von Jakob Donti, 1344 eine Uhr aufgestellt, wovon Donti den Beinamen Horologius erhielt, der in seiner Familie erblich blieb. Andere schreiben die Arbeit dem Johann Donti zu. Die erste Uhr von der wir genaue Kunde und Abbildung besitzen, wurde im Schloßturm in Paris 1370 aufgestellt. Heinrich der V. von Frankreich hatte Heinrich von Wick — einen Deutschen — 1364 berufen, welcher die Uhr ausführte. Außer freier Wohnung erhielt er täglich 6 Sous, nach heutigem Gelde 24 Pfennige oder 14 Kreuzer ö. W., ein für damalige Verhältnisse reichlicher Verdienst. Als die Uhr fertig war und schlug, zweifelte» die Pariser, daß die Uhr solch kunstvoller Thätigkeit fähig sei und vermuteten, daß der Uhrmacher oder jemand, der mit diesem im Einverständnisse sei, die Glocke rechtzeitig anschlage, weshalb sie sich vom König die Erlaubnis ausbaten und erhielten den Turm streng bewachen zu dürfen. Die Abbildung der Uhr zeigt Fig. 126 bis 128, Tas. 9, und ist dem großen Werke von Moinet entnommen, der wiederum Julien Leroy als seinen Gewährsmann nennt. Beschreibung der 1370 von Heinrich von Wick im Schloß turm in Paris aufgestellten Uhr. Die Uhr hat getrennt Gehwerk und Stundenschlagwerk. Die selben sind hintereinander gestellt. Die Lagerungen der Wellenzapfen befinden *) Diese und die folgenden Daten sind namentlich der Geschichte der Uhrmacher kunst von E. Gelcich, Verlag von B. F. Voigt, Weimar 1887, entnommen.