Einleitung. Die ersten Rüderuhren waren unstreitig Turmuhren, da die mangel haften mechanischen Hilfsmittel ihrer Erzeuger die Ausführung kleinerer Werke noch nicht gestatteten. Ihren Erfinder kennt man nicht. Er dürfte in einsamer Klosterzelle gewirkt und selbst nicht geahnt haben, zu welch großartiger Entfaltung der Thätigkeit des menschlichen Erfindungsgeistes und rastloser Arbeit sein be scheidenes Werk den Ausgangspunkt gebildet. Und er konnte es wohl auch nicht voraussehen. Als die Räderuhren entstanden, war der Bau von Wafferuhren und kunstvollen Sonnenuhren so hoch entwickelt, daß die ersten Räderwerke nur eine sehr bescheidene Stelle einnahmen. So wenig man weiß, wer die Räderuhren erfand, so wenig ist bekannt, wann und wo die erste geschaffen wurde. Schon die Alten hatten Räderwerke. Aristoteles erwähnt sie 350 vor Ehr. Geb. und Archimedes besaß 250 vor Ehr. Geb. eine Maschine, welche die Bewegungen der Sonne, der fünf damals bekannten Planeten und des Mondes darstellte. (Die Bewegung mittels Schnurscheiben wäre denkbar.) Die Räderwerke kannte man also bereits, aber ihre Herstellung war so umständlich, daß man schwer daran ging. — Das, was das Räderwerk zum Zeitmesser macht, ist die Benutzung eines schwingenden Körpers, den es in seiner Bewegung erhält, wobei es aber nur gemäß der Zahl der vollzogenen Schwingungen ablaufcn darf. — Der die Verbindung zwischen Regulator (dem schwingenden Körper) und dem Räderwerk vermittelnde Mechanismus wird bekanntlich die Hemmung genannt und von ihrer Voll kommenheit hängt wesentlich die der Uhr ab. Man kann sich nun leicht vorstellen, wie wenig verläßlich die erste Rädcruhr war und daß es längerer Zeit bedurfte, ehe die ihr den Sonnen - und Wasseruhren gegenüber innewohnenden Vorteile klar waren. Immer noch bildete sie nur die Ergänzung der älteren Zeitmesser und namentlich der Sonnenuhr nach der sie gerichtet werden mußte. Dietzschold, Turmuhren. 1