163 Den Stoß, welchen das Pendel zur Auslösung des Antriebhebcls uach einer Minute hervorbringen mußte, gab Anlaß zu einer Veränderung der Mann hard tschen Anordnung. Um nämlich dem Pendel die Auslösung nicht zuzumuten, versuchte man ein zweites kürzeres Pendel neben dem ersten zu verwenden, welches die Aus lösung übernahm. Da nun das kürzere Pendel eine ganze Zahl von Schwingungen wäh rend einer des Hauptpendels machen muß, damit der Antrieb für beide nach der Auslösung gleichzeitig erfolgen könne, so taucht hier eine neue Schwierig keit auf: Die Länge des Hilfspendels so zu regulieren, daß es mit dem Hauptpendcl zeitweilig gleichzeitig in der äußersten Lage sich befinde. Die gegenwärtig am höchsten entwickelte Anordnung der freischwingen den Pendel ist unstreitig das mit Mann Hardts Anordnung verwandte elektrische Pendel von Hipp. Es schwingt meist eine Minute, in ein zelnen Fällen O2 Minute frei, bis der Ausschwungwinkel einem kleinsten zulässigen Wert erreicht hat, worauf das Pendel erst einen Antrieb (auf elektro-magnetischem Wege) erhält. Um dieses Pendel dem Einflüsse des Luftwiderstandes zu entziehen, wird es in einem Glascylinder eingeschlossen, der nahezu lustleer gepumpt ist und von Zeit zu Zeit von der eindringenden Luft befreit wird. Endlich bringt man solche Pendel gern in Räumen an, welche geringe Temperatur schwankungen haben, um den Einfluß der Wärme auf das Pendel thunlichst zu beseitigen. Einzelne solche Pendel unter Benutzung aller Hilfsmittel und Vor sichtsmaßregeln behandelt, schwingen auf ^i«o Sekunde täglich genau. Für die Praxis sind demnach nur zwei Anordnungen von Bedeutung geworden, nämlich das freischwingende Pendel von I. Mannhardt und das von I)r. Hipp- Da ersteres in einer größeren Anzahl Turmuhren der Firma I. Mannhardt in München ausgeführt wurde, wollen wir es im nachfolgenden besprechen. Das freischwingende Pendel von I. Mannhardt*). Dasselbe wird bei größeren Uhren von der Firma I. Mannhardtsche königl. bayrischen Hofturmuhrenfabrik in München seit Anfang der 60er Jahre des Jahrhunderts ausgeführt, sobald sie besonderer Wert auf genauen Gang legt. Dieses Pendel, Fig. 89 und 90, Taf. 7, schwingt meist eine Minute frei und löst das Uhrwerk dann aus. Zu diesem Zwecke ist am oberen Ende der Pendelstange ein kleines Sperrrad von Rotguß angebracht, das leicht beweglich durch einen am Gestell drehbaren Elfenbeinsperrkegel bei jeder zweiten Schwingung um einen Zahn vorwärts geschoben wird, indem das Sperrrad an den Kegel stößt. Damit diese Bewegung vollständig unabhängig vom Einfluß der ver änderlichen Reibung erfolge, schloß Mannhardt die Benutzung von Oel aus und graphitierte die Lager. *) Der eigentliche Erfinder ist ein Geistlicher, der als Pfarrer von Tachau wirkte. n*