Volltext Seite (XML)
Mit dem Wärmegrad eines Körpers ändert sich anch dessen Länge, Breite nnd Höhe. Im allgemeinen sagt man: die Körper dehnen sich aus, wenn sie erwärmt, ziehen sich zusammen, wenn sie abgekühlt werden. Das ist nicht ganz genau. Es gibt auch solche, welche sich gerade unigekehrt verhalten. Andere sind bei einer gewissen Temperatur am dichtesten und dehnen sich aus, ob sie nun erwärmt oder abgekühlt werden, wie z. B. das Wasser, welches bei -j- 4" C. am dichtesten ist. Es läßt sich überhaupt annehmen, daß alle Körper ein ähnliches Verhalten zeigen, aber in den Temperaturgrenzen, welche die Körper in der Natur ausgesetzt sein können, also zwischen — 40° C. und -j- 60° C. gilt im allgemeinen namentlich für die Metalle und die gebräuchlichsten Materialien der Satz: die Körper deh nen sich aus, wenn sie erwärmt werden nnd ziehen sich zusammen, wenn man sie abkühlt. Da nun die Körper, aus denen wir unsere Pendel und Pendelstangen Herstellen, sich in der Wärme ausdehnen und in der Kälte zusammenziehen, so folgt, daß das Pendel bei höherer Temperatur eine größere, bei niederer Temperatur eine kleinere Schwingungsdauer hat. Die Uhr, zu welcher das Pendel gehört, wird also in ersterem Falle nach-, im zweiten Falle vor gehen. Um nun das Pendel bei jeder Temperatur gleich lang oder doch mög lichst gleich lang zu erhalten, hat man es von Material hergcstellt, welches seine Länge möglichst wenig verändert. Hierfür eignet sich namentlich das leichte Tannenholz, von dem man astfreie Stäbe zu Pendelstangen benutzt. Da es unmöglich ist, ein Pendel so herzustellen, daß seine Teile ihre Länge bei Veränderung der Temperatur beizubehaltcn, so hat man gestrebt, für bessere Uhren die Pendel so anzuordnen, daß wenigstens der Schwingungs mittelpunkt seine Lage nicht verändert. Diese Pendel heißen Kompen sationspendel. Die Erhaltung des Schwingungspunktes in derselben Entfernung wird nun dadurch erreicht, daß man entweder 1. die Pendellinse um so viel hebt, als sie gesunken ist, was im Rost- pcndel und im Röhrenpendel geschieht; 2. die Ausdehnung des an seinem unteren Ende gegen das Ab- gleiteu von der Stange gestützten Pendelkörpers benutzt, dessen Schwer punkt sich bei der Ausdehnung hebt und bei der Zusammenziehung senkt. Das Quecksilber-Kompensationspendel ist ein Beispiel hierfür; auch das gewöhn liche Pendel mit Holzstange, wo der Pendelkörper sich auf die Pendelmutter stützt, gehört hierher; 3. Hilfsgewichte, welche mit dem Pendelkörper verbunden sind, hebt und senkt in einer dem beabsichtigten Zwecke entsprechenden Weise. Eine andere hie» her gehörige Anordnung hebt und senkt mittels Hcbelbewegung die Pendellinse; dies sind die Hebelkompensationspendel, welche viel fach in Frankreich Verwendung finden; oder 4. die Kompensation wird zum Teile hervorgebracht — oder richtiger nur verstärkt z. B. durch die von H. Fischer in Wien angeordnete Kompen sation, wo ein Eisenkörper in die Säule des Quecksilberpendels durch einen Zinkstab gedrängt wird. Das Quecksilber hebt sich um das eintauchende Eisenkörpervolumen stärker empor, als es sonst gestiegen wäre. Diese Anordnung dürfte nur ein oder zweimal ausgeführt worden sein,