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«MM ß,«« Beilage zu Nr. 153. Sonnabend, den 28. Dezember 1901. (38) eid leisten sollte, wegen Ungebühr vor Gericht zu zwei Tagen Haft. Der Verurtheilte wurde zur Verbüßung dieser Strafe sofort dem Gefängniß zugeführt. — Zu der von Pirna heriührenden Notiz „Kein Lehrermangel" wird uns von befreundeter Seite Folgendes geschrieben: „AlsZeichen dafür, daß derLehrermangel in Sachsen noch groß ist, dient die Ausschreibung von 45 erledigten Lehrerstellen durch die Sachs. Schulzeitung vom 13. dss. Mts., darunter Stellen von 3000 bis 3500 Mk. Endgehalt in mehreren Dörfern." — Die Zahl der Lehrerseminare in Sachsen be trägt zur Zeit 23 gegen 21 im Vorjahre, an welchen 884 (362) Lehrkräfte einschließlich der Direktoren amtiren. Der Schülerbestand (Seminaristen) beläuft sich auf 3752 (3582), der Seminaristinnen aus 345 (313). Zu den Aufnahmeprüfungen meldeten sich vorigeOstern 1262(1168). Die Zahl der Lehrerssöhne auf den Seminaren beträgt 539 oder 14,4 Prozent (512 oder 14 Prozent), aus den Volksschulen sind insgesammt 3374 oder 94,1 Prozent (3265 oder 91,2 Prozent) auf das Seminar übergegangen. Die Kandidatenprüfung bestanden Ostern 1901 469 Kan didaten und 40 Kandidatinnen. Von den 509 Geprüften haben sich 304 der musikalischen Prüfung unterzogen, das sind 59,7 Prozent. Die Zahl der ins Lehramt überge tretenen Seminaristen betrug im Jahre 1894: 372, 1895: 395, 1896: 403, 1897:402,1898: 450, 1899: 436,1900: 451 und 1901: 466. — Chemnitz. Das „ChemnitzerTageblatt" schreibt: Die Wechselfälschungen des seit einigen Tagen von hier verschwundenen Eisengreßereibesitzers Hermann Paul Hempel belaufen sich, soweit sich bisher übersehen läßt, auf 145000M. Die im Umlaufe befindlichen gefälschten Wechsel tragen säinmtlich durchaus zahlungsfähige Accepte, gegen deren Annahme keinerlei Bedenken vorliegen. Unter den hiesigen geschädigten Bankinstituten befindet sich auch die Stadt bank mit einem Betrage von 85000 Mk. Ueber die seitens der Stadt zu ergreifenden Schritte ist sofort der Ausschuß für die Stadtbank in Bcrathung getreten. Man nimmt an, daß, wenn die Hoffnungen der Familie des Verschwun denen auf die Bildung eines neuen Unternehmens in Er füllung gehen und die bis jetzt bekannt gewordenen Zahlen sich als richtig erweisen sollten, der den betheiligten Bank instituten erwachsende Verlust voraussichtlich nicht zu er heblich sein dürfte. Von einer Seite, welche als wohlin- formirt gelten darf, geht dem genannten Blatte noch fol gende Mittheilung zu: Es steht zu hoffen, daß bei Rück sichtnahme der Gläubiger die Schwierigkeiten beider Firmen überwunden werden. Bis jetzt ist eine Störung nicht ein getreten nnd wird auch voraussichtlich nicht eintreten. Krankheit abgemagerte Thiere 30 Mk. c. Bullen: 1) vollfleischige höchsten Schlachtwerthes 60,50 Mk., 2) mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 57,50 Mk., 3) ge ring genährte 53,50 Mk., 4) abgemagerte 45 Mk. v. Schweine: 1) vollfleischige der feineren Raffen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1^ Jahren 66 Mk., 2) fleischige 63,50 Mk., 3) gering entwickelte, sowie aus gemästete Schnitteber (Altschneider) und Sauen 60,— Mk., 4) nicht ausgemästete Sauen und Zuchteber 48 Mk. l — Hut ab beim Betreten des Gerichtssaales Die „Leipz. Volksztg." berichtet: Zwei Studenten, die als Zuhörer einer Schöffengerichtssitzung beiwohnen wollten, nahmen beim Betreten des Saales erst auf der Thür schwelle ihre Kopfbedeckung ab. Der amtirende Vorsitzende, Assessor Hentschel, bemerkte dies und nahm die beiden wegen Ungebühr in eine Strafe von je 10 Mark. Beim Verlassen des Saales beobachtete der Student R. wieder nicht die nöthige Vorsicht und setzte seinen Hut schon auf der Schwelle wieder auf; sofort rief ihn der Assessor zurück und diktirte ihm zu der Geldstrafe noch eine Haftstrafe von zwei Tagen. So kann man zu Vorstrafen kommen, man weiß nicht wie. Auf Iulianenhoh. Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) Vaterländisches. Wilsdruff, 27. Dezember 1901. — Ueb erficht des in den einzelnen Straßen- und Wasserbauinspektionen des Königreichs Sachsen von den Bäumen der fiskalischen Straßen im Jahre 1901 erzielten Obstnutzungsertrags. (Fortsetzung.) Draußen im Freien athmete er einige Male wie nach einer schweren Arbeit auf und schritt dann mit einem siegreichen Lächeln, in das sich etwas Schadenfreude mischte, nach seinem Gasthof zurück. „Seltsame Menschheit!" dachte er, „anstatt sich zu freuen, einen unschuldigen tüchtigen jungen Mann von der furchtbaren Anklage entlastet zu sehen, grollt dieser Herr Staatsanwalt mir und sähe es am liebsten, wenn Dr: Jonas sich herauswinden und er seinen Mörderfestnageln könnte. Er fühlt sich gedemüthigt und beleidigt in seiner staatsanwaltschaftlichen Ehre und er würde mir am lieb sten ein Bein stellen, um meine ganzen Beweise zu ver schütten und in's Wasser fallen zu lasten. Gottlob, daß der Untersuchungsrichter von anderem Kaliber ist und mich in jeder Weise unterstützen wird." — Gemäß 8 14 des Gesetzes, die staatliche Schlacht viehversicherung betreffend, vom 2. Juni 1898 sind von dem Vcrwaltungsausschusse der Anstalt für staatliche Schlachtviehversicherung für die Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1902 die der Ermittelung der Ent schädigungen nach 8 2 des angeführten Gesetzes zu Grunde zu legenden Durchschnittspreise für die einzelnen Fleisch gaitungen für je 50 KZ Schlachtgewicht wie folgt fest gesetzt worden: ^..Ochsen: 1) vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwerthes bis zu 6 Jahren 67,00 Mk., 2) junge fleischige, nicht ausgemästete — ältere ausgemästete 63,00 Mk., 3) mäßig genährte junge — gut genährte ältere 59,50 Mk., 4) gering genährte jeden Alters 55,50 Mk., 5) abgemagerte 42,50 Mk. L. Kalben und Kühe 1) vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht werthes 64,00 Mk., 2) vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwerthes bis zu 7 Jahren 62 Mk., 3) ältere ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe undKalben 58Mk, 4) gut genährte Kühe und mäßiggenährte Kalben53,50 Mk., 5) gering genährte dergl. 46Mk., 6) a. ab gemagerte dergl. 36 Mk., b. länger kranke, bez. durch Zum Sonntage nach Weihnachten. Offsxb. Joh. 22, 3. 4: Seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein Angesicht. Und sein Nome wird an ihren Stirnen sein. Ein Jähr geht zu Ende. Von den 52 Sonntagen ist der letzte gekommen. Wir haben eine Strecke wieder zurückgelegt auf unserm Lebenswege. Und nun wir an dem Meilensteine des Jahresschlusses angekommen sind, da machen wir eine Weile Halt und schauen zurück auf den Weg, der hinter uns liegt. Was hat das Jahr uns gebracht? Haben sich alle die Hoffnungen erfüllt, mit denen wirs am Neujahrstage betreten haben? Sind alle deine Wünsche in Erfüllung gegangen, die du gehegt? Meine nicht. Deine gewiß auch nicht. Fs ist Manches so ganz anders gekommen, als wir es wollten und wünschten. Die Sonne des Glückes hat nicht immer ge schienen; der Himmel ist oft von Wolken der Trübsal und von dem Nebel der Sorge verhüllt worden. Und vielleicht hast auch Du, mein Freund, an Gräbern ge standen an dem zu Ende gehenden Jahre. Der Jahres schluß erweckt ernste Erinnerungen an entschwundenes Glück, an enttäuschte Hoffnungen, au Heimgegangene Angehörige . . . Der Jahresschluß weist auch hin auf unsere Ver gänglichkeit und Hinfälligkeit, er redet auch von unserm Tod und Grab. Da ist es gut und tröstlich, über diese dunkle Todespforte hinüber in das Helle, selige Land der Heimath zu blicken, das dahinter sich aufthnt. Wenn deine Lieben im Herrn sterben, so freue dich des Looses, das ihnen gefallen ist aufs Liebliche. Es gilt von ihnen, was unser Text heute sagt: Seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein Angesicht. Und sein Name wird an ihren Stirnen sein. O, wie köstlich ist es schon, hinieden dem Herrn dienen dürfen! Wiebeglückt und beseligt das, wenn man ihm in Schwachheit hat dienen können! Aber es ist doch immer noch ein armer Dienst. Aber in der Herr lichkeit werden seine Knechte ihm dienen in seinem heiligen Tempel, und sie werden sein Angesicht sehen. Willst Du Jemanden zurückwünschen auf diese arme Erde, der Sein Angesicht sieht? — Und sein Name wird an ihren Stirnen sein zum Zeichen, daß sie ihm allein gehören, daß er ihr Gebieter, ihr Ein und Alles ist. Ach, liebe Seele, möchtest Du nicht gerne, daß sich einst dies Wort auch dir erfülle? Möchtest Du nicht gerne in diese Heimath gelangen und sein Angesicht sehen? Wohlan, ein neues Jahr steht vor der Thür Vielleicht dein letztes! Kaufe es aus! O, der Herr segne dir und mir den Rest unserer Gnadenzeit, daß wir auch einst dahin gelangen, zu „sehen sein Angesicht"! Unter diesen Gedanken betrat er den Gasthof, wo Jakob Berg sich wieder sträflich langweilte. Wohlfahrt ließ ein Frühstück aufträgen und erst nach dem Jakob, durch keine schlimmen Ahnungen belästigt, also mit bestem Appetit demselben zugesprochen hatte, befahl ihm sein Herr, sich zu einem Ausgange bereit zu halten. „Du gehst jetzt mit mir zum Herrn Richter und be antwortest seine Fragen der strengsten Wahrheit gemäß, da jedes Wort niedergeschrieben wird und schließlich von Dir mit Deiner Namens-Unterschrift bestätigt werden muß." „O Gott, o Gott!" stöhnte der Bursche, „am Ende werde ich hier festgehalten und muß in's Gefängniß." „Dummes Zeug, man würde Dich nur festhalten, wenn man Dich für einen Ausreißer hielte. Das wird also nicht geschehen. Hier, trage mir das Packet, und nun vorwärts! Du dienst einer guten Sache und kannst mir dankbar sein, Jakob Berg!" Der Bursche nickte, nahm das verschnürte Packet, dessen Inhalt er nicht kannte und dann ging's nach der Wall-Promenade, wo der Assessor Wilke wohnte, der glück licherweise sogleich zu sprechen war. Während Jakob im Vorzimmer zurückblieb, befand sich Wohlfahrt im Privat-Zimmer des Untersuchungs- die Zahl der angekommenen und abgegangenen Personen im Kammerbezirke, und zwar von 13 Millionen im Jahre 1876 auf 49 Millionen im Jahre 1900. Für den Güter verkehr auf der Elbe liegen Angaben schon seit Bestehen der Kammer vor. Einschließlich des Flößholzes wurden in Schandau angeschrieben bei der Fahrt zu Berg im Jahre 1862 nur 24000 Tonnen, 1900 dagegen 432000 Tonnen, also mehr 1700°/«. Zu Thal gingen 413000 Tonnen im Jahre 1862,1900dagegen2602000Tonnen,d.h.530°/«mehr. - Das Nehmen einer Prise im Gerichtssaal kann für den Betreffenden zuweilen recht böse Folgen , haben. So verurtheilte dieser Tage das Schöffengerichts wurden 1869 nur 5 Millionen Mark eiw in Rössel (Westpr.) den dort wohnhaften Schuhmacher- """" meister M., der sich erkühnt hatte, gemüthlich eine Prise zu nehmen, als er in einer Beleidigungsklage den Zeugen- 1879 auf 156 Millionen im Jahre 1900. Eine außer ordentliche Vermehrung zeigen die Aktiengesellschaften des Bezirkes. Während ihre Zahl im Jahre 1862 nur 31 betrug, bestanden am 1. September 1900 201, also 548°/« mehr. Das Aktienkapital stieg dagegen im gleichen Zeit räume von 30 Millionen Mark auf 446 Millionen Mark, also um 1387«/«. Ueber die Zahl der Betriebe mit Dampf betrieb oder mit sonstigen elementaren Motoren liegen ver gleichbare Angaben für den gesammten Kammerbezirk erst seit 1888 vor. In diesem Jahre betrug die Zahl der artiger Anlagen 2691, nach nur 12 Jahren, im Jahre 1900, dagegen bereits 4265, also 58°/» mehr. Die Zahl der in diesen Anlagen beschäftigten Arbeiter stieg von 73483 im Jahre 1888 um 85°/«, auf 135651. Dagegen liegen die Zahlen über den Post- und Telegraphen verkehr schon seit 1869 vergleichbar vor. Die Zahl der Orte mit Postanstalten im Kammerbezirke stieg von 79 im genannten Jahre auf 270 im Jahre 1900, d. h. um 242°/«. Die Zahl der im Kammerbezirke eingegangenen Briefe, Drucksachen, Waarenproben u. s. w. betrug 1869 nur 8 Millionen Stück, im Jahre 1900 dagegen 106 Millionen Stück, also 1200°/« mehr. Die Zahl der eingegangenen Packete stieg von 0,8 Millionen Stück im Jahre 1869 um 550«/«, auf 5,2 Millionen Stück. Auf Postanweisungen ' — ' igezahlt, im Jahre 1900 dagegen 255 Millionen Mark, also 5000«/« mehr. Orte mit Telegraphen-Anstalten gab es im Kammerbezirke 1869 nur 9, 1900 dagegen 263. Die Zunahme beträgt 2800«/«. Natürlich weit weniger stark stieg die Zahl der angekommenen und aufgegebenen Telegramme, nämlich um 600«/«, und zwar von 270000 auf 1900000 Stück. Die Angaben über den Fernsprechverkehr gehen nur bis 1883 zurück. Damals gxib es im Kammerbezirke 189 Theil nehmer mit 229 Sprechstellcn, im Jahre 1900 dagegen 9000 Theilnehmer mit 12000 Sprechstellen. Die Zahl der ersteren ist also um 4600°/«, die der letzteren um 5000°/« gestiegen. Im Jahre 1890 wurden 10 Millionen Ge spräche ausgeführt, im Jahre 1900 dagegen trotz der starken Verringerung der Gesprächszahl durch Einführung der Einzelgesprächsgebühr 28 Millionen, also 180«/« mehr. Im Verkehr aiff der Eisenbahn betrug im Jahre 1876 die Gesammmtmenge der abgegangenen und angekommenen Güter im Kammerbezirke 3 Millionen Tonnen (zu 1000 Kg); sie stieg bis zum Jahre 1900 um 266°/« auf 11 Millionen Tonnen. Noch etwas stärker, nämlich um 277«/«, stieg Entwickelung des Bezirkes der Handels- nnd Gewerbe-Kammer Dresden von ihrer Begründung (1862) bis zu ihrer Trennung Ende 1901. Die Bevölkerung des Kammerbezirkes betrug bei der Gründung der Kammer 1861 nur 695000, im Jahre 1900 dagegen 1376000 Köpfe; sie hat sich demnach um 98°/« vermehrt, also fast verdoppelt. Weit stärker noch war diese Zunahme in der Stadt Dresden, nämlich von 128000 Köpfen im Jahre 1861 auf 395000 imJahre 1900, d. h. um 209°/«. Ueber die Einkommensentwickelung liegen erst seit 1879 gut vergleichbare Zahlen vor. In diesem Jahre wurde vas Einkommen aus dem selbstständigen Betriebe von Handel und Gewerbe im Kammerbezirke auf rund 108 Millionen Mark eingeschätzt. Bis 1900 hat sich dieses eingeschätzte Einkommen um 113°/« auf 230 Millionen Mark erhöht. Im Steuerbezirke Dresden, der die Stadt Dresden und die beiden Amtshauptmannschaften Dresden umfaßt, stieg das Einkommen aus Handel und Gewerbe sogar um 178°/«, nämlich von 56 Millionen im Jahre Nr. Straßen- und Wasserbauinspektions bezirk. Geldbetrag Mk. M. 1. Annaberg 8 — 2. Bautzen 20531 50 3. Chemnitz 2644 — 4. Döbeln 35110 90 5. Dresden 12734 50 6. Freiberg 369 25 7. Grimma 19432 50 8. Leipzig 33108 — 9. Meißen 17657 50 10. Pirna 14596 90 11. Plauen 1954 — 12. Schwarzenberg 392 40 13. Zittau ... 15341 50 14. Zwickau 6423 — Summa: 180303 95