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Ami Wil§drUfs Nr. 6 retten Anzeigen überncH men wir keine Gewähr. - """ - — Jeder RadattansprrrsH erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder Ler Auftraggeber in Konk«» gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen Ser Amtshauptmannschast Meißen, des Stadv rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 276 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdrusf-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 27. November 1934 ver Prager Konflikt verschärft. Sie Deutsche LlniversW geschloffen. Wiedereröffnung wahrscheinlich erst nach Weihnachten. Infolge der schweren Ausschreitungen der tschechischen Studenten gegen die Deutsche Universität in Prag und der äußerst gespannten Lage nach der erzwungenen Übergabe der Kleinodien wurden die Vorlesungen an der Deutschen Universität vorzeitig geschlossen. Da nach dem Verhalten der tschechischen Demonstranten noch weitere Unruhen zu befürchten sind, dürften die Vorlesungen erst nach Weih nachten wiederaufgenommcn werden. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß die Erstürmung der deutschen Hochschule durch die Tschechen von langer Hand vorbereitet worden ist. Besonders peinlich ist die Tatsache, daß auch der Prorektor der tschechi schen Universität an den Ausschreitungen teil- genommen und dabei wiederholt Ansprachen an die Menge gehalten hat. Die Tschechen haben die Deutsche Universität innen teilweise stark beschädigt. Zahlreiche deutsche Studenten wurden im Verlaus der Kundgebungen und Unruhen brutal mißhandelt, barunter auch eine Studentin. * Die Prager Insignien den Tschechen übergeben. An Vertreter des Unterrichts, m i n i st e r i u m s. Auf Grund der Vereinbarung des Rektors der Prager Deutschen Universität, Prof. Dr. Großer, mit dem Unterrichtsministcr erschien eine viergliedrige Abordnung des Unterrichtsministeriums, bestehend aus einem Präst- dialches, zwei Scktionschefs und einem Ministerialrat, im Rektorat der Prager Deutschen Universität. Hier wurden ihnen vom deutschen Rektor die Insignien der alten Karls- Universität übergeben. Es sind dies die 15 goldenen Ketten der akademischen Würdenträger, das alte goldene Zepter des Rektors, die vier Zepter der einzelnen Fakul täten und das alte Siegel aus dem Jahre 1348. Die alten Gewänder und Bilder blieben in den Händen derDeutschen Universität. Die Übergabe erfolgte in feierlicher und würdiger Weise. Wie verlautet, sollen die Insignien der tschechischen Universität übergeben werden. Für die Auffassung der tschechischen Studentenschaft erscheint bezeichnend, daß sie auf die Nachricht von der erfolgten Übergabe der Insignien eine Art Siegesversammlung auf dem Wenzelplatz abbielt. Universität, der man wenige Jahre nach dem Kriege Gründungsurkunde und Namen entriß; seit der Aus rufung des tschechoslowakischen Staates vom 28. Oktober 1918 ist das Leben der Deutschen dort ein ständiger Kamps um die primitivsten nationalen Rechte ge wesen und ist es geblieben, ungeachtet der klaren Bestim mungen des Genfer Minderheitenabkommens, ungeachtet derwiederholten mäßigenden Eingriffe des greisen Staats präsidenten Masaryk zugunsten des starken deutschen Bevölkerungsanteils, wenn die tschechischen Verfolgungen und Schikanen sich zu einem europäischen Skandal auszu wachsen drohten. Die Tschechei ist heute nächst Polen der Staat mit dem stärksten Minderheitenanteil der Bevölkerung in Europa. Es kommen aus 6,3 Millionen Tschechen 2,1 Mil lionen Slowaken, insgesamt 3,7 Millionen Deutsche, ferner 0,6 Millionen Ungarn, eine halbe Million Ruthenen und etwa 300 000 Juden. Im ganzen hat der tschechische Staat nicht weniger als 3 4,5?L Minderheiten, also mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Das sollte zur Duldsamkeit im all gemeinen und zur loyalen Beachtung der Minderheiten abkommen im besonderen veranlassen. Aber die Tschechen Die Menge demonstrierender Studenten vor dem National theater in Prag. haben sich um derlei Dinge schon herzlich wenig ge- kümmert, noch ehe sie sichsder Kündigung des Minder» heitenabkommens durch sPolen im September zusammen mit Rumänien anschlossfen. Bei der Friedfertigkeit der Deutschen wäre es den Tschechen ein leichtes gewesen, diese als fleißige, wohlstandfördernde Bürger von hoher Kulturstufe für den jungen Staat zu gewinnen. Aber gleich die ersten Jahre brachten für die Deutschen eine Verfolgung nach der anderen, beginnend von der Zer störung der Mariensäule auf dem Altstädter Ring vom 2. Dezember 1918 über die schweren Gewalttaten vom 3. März 1919 bis zur Beschlagnahme des Deutschen Theaters im November 1920, ganz zu schweigen von un zähligen blutigen Ausschreitungen, ganz zu schweigen auch von der ständigen Vergewaltigung des Sudeten deutschtums. Dieses Deulschtüm aber ist ein ebenso hochwertiger wie uralter Kulturbestandteil der böhmischen Lande; das „Freiheitsprivileg" der Deutschen stammt aus der Zeit Wratislaws II., also schon aus der 2. Hälfte des! 11. Jahrhunderts. Schon sehr bald nach der inneren Konsolidierung^ des jungen Staates begann die Tschechoslowakei auch die ehrwürdigen Rechte der Deutschen Universität in Prag! scharf einzuengen, wohl aus der Erkenntnis heraus, daß, diese in der ganzen Welt hochangesehene Hochschule das! geistige Zentrum des Deutschtums dort ist. Ami 19. Februar 1920 hat die tschechische Nationalversammlung, das „Gesetz über das Verhältnis der Prager Univer sitäten" ohne Aussprache angenommen, das einen, schweren Schlag gegen das Deutschtum darstellte. Die Annahme erfolgte durch eine gesetzgebende Körperschaft^ in der der große deutsche Bevölkernngsanteil überhaupt nicht vertreten wa''. Da das Gesetz auch dem von des Tschechoslowakei selbst am 10. September 1919 unter zeichneten Minder heitenschutzvertraa in zwek Artikeln schrosf widersprach, legte der Akademische Senat Nechtsverwahn'ng ein. Er konnte dabei u. a« darauf verweisen, daß das Gesetz auf zwei geschichtlichen' Fälschungen beruhte, nämlich als wenn die Tschechische Universität allein die Nachfolgerin der Hochschule Karls IV. sei und als wenn dieser sie nicht in seiner Eigenschaft als Deutscher Kaiser, sondern nur als König von Böhmen gegründet habe. Die neue schikanöse Maßname, durch die die Kluft zwischen den Deutschen und Tschechen erneut aufgerissen und vertieft wird, bedeutet einen weiteren Schritt auf dem Wege, die Prager Deutsche Universität „ihrer bei nahe sechs Jahrhunderte zählenden Geschichte zu ent eignen", wie es schon in einer Eingabe der Hochschul leitung an die Negierung im Februar 1930 heißt. Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Tschechoslo wakei sind im großen ganzen normal. Es ist nicht ein zusehen, daß dieses Verhältnis durch die schwere Heraus forderung des Deutschtums wieder getrübt werden mußte, um so weniger, als die Deutschen in der Tschechei ihren staatsbürgerlichen Pflichten stets aufs strengste I nachaekommen sind. P. A. R- Die Wunde von Prag. Bei den schweren Ausschreitungen der Tschechen gegen die Deutsche Universität in Prag sind nicht weniger als 22 zum Teil schwer verwundete deutsche Studenten zu verzeichnen gewesen. Es kann nach dem Ablaus der Er eignisse keinen Zweifel geben, daß diese blutigen Opfer hätten vermieden werden können, wenn sich der Prager Polizeichef nicht volle 24 Stunden zu spät zu energischerem Einsatz seiner Beamten ent schlossen hätte. Die Tschechen haben trotz ihrer Kenntnis der entgegenstehenden geschichtlichen Tatsachen auf der Auslieferung der uralten Kleinodien der Deutschen Universität bestanden. Dieser ist wie bei dem Raub der Gründungsurkunde durch die Tschechen nichts anderes übriggeblieben, als der brutalen Gewalt zu weichen. Die Geschichte der Prager Universität ist zugleich eine Geschichte des verlustreichen Kampfes dieses deutschen Bollwerkes gegen die immer schärfer andrängende slawische Flut, ein Kamps, bei dem sich bekanntlich be sonders in den letzten Jahrzehnten der österreichischen Monarchie der Wiener Hos nicht immer auf die deutsche Seite stellte. Die hochberühmte alte Pflegestätte deutscher Geisteskultur und Wissenschaft ist 1348 von Karl IV. ge gründet worden. Schon 1402 begann mit dem damaligen Rektor, dem Reformator Johann H u s, der Kamps gegen das Deutschtum an der Universität. Er setzte es bei König Wenzel durch, daß die Tschechen im Universi- tätsgericht drei Stimmen, die Deutschen aber nur eine erhielten. So kam es im Jahre 1409 zu dem berühmten Auszug von 400 Professoren und Stu denten aus Prag nach Leipzig und der Gründung der dortigen Universität; gerade jetzt im November vor 525 Jahren traf die päpstliche Genehmi gungsurkunde in Leipzig ein. Im Jahre 1882 brachte das Österreichische Univer- sitätsgcsctz die Teilung in eine deutsche und eine tschechische Hochschule. Diese Teilung enthielt schon den Keim der späteren tschechischen Naubaelüste gegenüber der Deutschen frankreM Politik am Pranger „Die ewige Gefahr für den Weltfrieden." Schärfste Angriffe eines Hearst-Blattes auf Frankreich. Das führende Hearst-Blatt „New York American" veröffentlicht unter der ganzseitigen Überschrift „Fran zösische Unehrlichkeit und französischer Militarismus" einen sensationellen Leitartikel, in dem es u. a. heißt: Selbst wenn Frankreich auf keinen Krieg hinzielt, so ist doch klar, daß es wenig tat, nm einen solchen zu verhindern oder auch nur hinauszsizögcrn. Immer herausfordernd, stellt Frankreich die ewige Gefahr für den Weltfrieden dar, während es frommcrweise seine Er- gebcnhcit zu ihm vorschützt. Nach einem kurzen überblick über die Bedingungen des Versailler Vertrages, soweit sie das Saar gebiet betreffen, und nach'Wiedergabe von Äußerun gen französischer Politiker, im Notfälle französische Truppen ins Saargebiet marschieren zu lassen, fährt „New Uork American" fort: Schon in diesem Punkt geht aus Frankreichs Haltung klar hervor, daß es den Geist des Versailler Vertrages verletzt und entschlossen ist, diesen lieber vollkommen null und nichtig zu machen, als die gewinnbringende Besetzung des Saargebiets aufzugeben, obwohl diese ursprünglich nur als zeitweilig erklärt worden war. Die Vertrags bedingungen werden jetzt als „mindestens zweifelhaft" bezeichnet. Da habe man, so unterstreicht das Blatt, die typisch französische Haltung, wenn sich eine Vertragsverweige rung ankündigt. Zuerst verwirrt Frankreich die Grund frage; dann stellt es die bindende Wirkung seines Ver sprechens in Frage; dann bringt es künstliche Behaup tungen vor — in diesem Falle die angebliche deutsche Einmischung in die Freiheit zur Volksabstimmung: und schließlich erklärt es in großspuriger Selbstbefreiung von allen Eigenverpflichtungen, daß es durch das Ziehen des Schwertes nur eine „internationale Mission" durchführe, die die Zivilisation ihm aufgezwungcn habe. Solche Taktiken auf die Saarabstimmung äuge- wendet, sind nichts anderes, als eine Mischung von Frechheit und Unehrlichkeit, so folgert das Blatt. „New Uork American" fährt fort: Wenn die im Ver sailler Vertrag eigens vorgesehene Saarabstimmung zu- sällig gegen Frankreich ausfallen sollte, dann darf Frank reich nach seiner Meinung straflos den Versailler Vertrag, und den Willen des Saarvolkes außer acht lassen, selbst wenn seine Haltung die Welt in einen neuen Kriegs stürzen sollte. Das Blatt schließt: Falls der Versailler Vertrag, der zu neun Zehntel» zugunsten Frankreichs war, teilweise widerrufen wird, dann sollte er als Ganzes annulliert werden, auf keinen Fall aber darf die selbstdienerische Doppelköpfigkcit Frankreichs einen neuen Weltkrieg hcraufbcschwörcn. « s Die Äußerung, die General Smuts kürzlich in seiner Rede getan Hai, daß das Gerede vom Kriege eine Kriegsatmosphäre schafft und mehr als alles andere ge^