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02-Spätausgabe Wilsdruffer Tageblatt : 17.09.1921
- Titel
- 02-Spätausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-19210917020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-1921091702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-1921091702
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-17
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
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Volk der Welt, und wenn sie niedergeschlagen werden, ändern sich die Lebensbedingungen Mr alle andern Völker. Es ist nicht dasselbe, wenn Rußland oder Japan vernichtet würden, denn sie haben weder als Produzent noch als Konsument die gleiche Bedeutung wie Deutschland und ihr Einsatz in der Wellkultur ist geringer. Deutschlands Zu sammenbruch ist ganz besonders für Europas Lebens fähigkeit entscheidend. Ebenso wie Deutschlands Auf schwung von 1871 bis 1914 die cs umgebenden Länder -zur Arbeitskraft und zum Wohlstand emporhob, so wird sein Fall möglicherweise sie wieder zurückwerfen und sie an Arbeit und Energie schwächen. Schweiz. X Die Richter für den Jrrternationalen Gerichtshof. Aus der in der Völkerbundsvrsammlung vorgenommenen Wahl gingen hervor: Albumira-Spanien,Anzilotti-Italien, Barboza-Brasilien, Dcbustamento-Kuba, Finlay-England, Loder-Niederlande, Moor-Vereinigte Staaten, Oda-Japan, Weiß-Frankreich, Huber-Schweiz und Nyholn-Dänemark, welche sämtlich anerkannt wurden. Ebenso wurden bis aus einige die Ersatzrichter gewählt. China. X Tsingtaus Zukunft. Nach Londoner Meldungen sollen zwischen Japan und China Verhandlungen schweben über die Rückgabe Tsingtaus an China. Japan soll dazu bereit sein, aber darauf bestehen, daß Tsingtau ein Freihfen wird, und daß die Schantungbahn von einer chinesisch-japanischen Verwaltung betrieben wird. Die Zölle sollen von China erhoben werden. Die Untersuchungen in München. Zehn Mitwisser verhaftet. Die Zahl der in der Mordsache Erzberger Verhafteten ist auf zehn gestiegen. Die zuletzt Hinzugekommenen sind drei Studenten: Ulrich Klintzsch, Wilhelm Bollinger und Karl Siebel. Sämtliche Verhafteten werden demnächst nach Offenburg gebracht und dort dem Untersuckfungsrichter vorgeführt Die Polizei hatte Kenntnis erhalten, daß Klintzsch den Bollinger in München am Bahnhof erwartet hatte, um ihn zu warnen. Sie nahm den Klintzsch am Bahnhof fest, um jede Verbindung mit Bollinger zu ver hindern. Bollinger besaß unter der Firma eines Holzver wertungsgeschäfts in der Trautenwolfstratze eine Woh nung von drei Zimmern. Über die Beteiligung der übrigen Verdächtigen ver lautet: Die Verhafteten, meist frühere Offiziere, haben sich teils seit Wochen, teils erst seit kürzerer Zeit in München, angeblich zu Studicnzwecken, aufgehaltn und sich als Studenten bezeichnet. Killinger wird beschuldigt, vor Be gehung des Mordes an Erzberger die Tat mit Tillessen und Schulz besprochen zu haben und nach der Begehung der Tat seiner vorherigen Zusage entsprechend das Gepäck der beiden Täter zwei Tage bei sich in München versteckt und dem Schulz zur Flucht verholfen zu habe'- Die übrigen Beschuldigten sind verdächtig, in den Plan der beiden Täter, der sich auf die Ermordung Erzbergers be zog, eingewetht gewesen zu sein, aber keine Anzeige er stattet zu haben. Die Täter. 'Heinrich Schulz ist der Sohn des verstorbenen Dr. nnH, B. Schulz in Saalfeld an der Saale, hat dort die Bürger schule und das Gymnasium sowie die Obcrrealschule in Jena besucht und ist mit dem Einjährigenzeugnis ab gegangen. Er war dann kaufmännischer Lehrling bei der Maschinenfabrik S. Jomischer in Saalfeld, ist 1914 als Kriegsfrei williger bei dem 32. In fanterieregiment eiugc- trctcn und Mitte Okto ber desselben Jahres zum Reserve-Infanterie regiment 235 gekommen. In Frankreich wurde er zweimal verwundet. Am 11. Januar 1918 wurde er zum Reserveoffizier befördert, er war wäh rend seiner Frontdienst zeit Kompagnieführer und Bataillonsadjutant. Von Januar 1919 bis April war er als kauf männischer Angestellter in Saalfeld tätig. Er hat sich Ende April zur Sturmkompagnie der 2. Marinebrigade ge- gemeldet, die im Begriff rücken. Bei dieser Brigade hat er an den Kämpfen in Mün chen und in Oberschlesien teilgcnommen; er ist dann beim Auf lösungskommando der 2. Marincbrigadc geblieben. Heinrich Tillessen ist der Sohn des verstorbenen Generalleutnants a. D. Karl Tillessen. Er hat die Vorschule m Metz und das Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Koblenz be sucht. Er bereitete sich von 1911 bis 1912 für die Marine vor, in die er dann am 1. April 1912 als Scckadett eintrat. 1915 wurde er zum Leutnant und 1917 zum Oberleutnant zur See befördert. Während des Krieges hatte er aus der „Schleswig- Holstein", aus der „Roon", und bei der 9. Torpedoslottille dient. Vom 23. November 1918 bis zum 21. Januar 1919 war er in Scapa Flow interniert, vom 21. Juli 1919 bis 29. Ja nuar 1920 in englischer Kriegsgefangenschaft und seit dem 15. März dann bei der 2. Marincbrigadc. Keine Haussuchung bei Dr. Hcinr. Die Zeitungsmitteilung, daß bei Dr. Heim in Regens burg eine Haussuchung abgehalten worden, sei, ist aus der Lust gegriffen. Die Haussuchung fand in einem, Hause des Christlichen Bauernvereins statt, und zwar in den Zimmern, wo Schulz und Tillessen während ihres Regens burger Aufenthalts gewohnt hatten. Die Nachforschungen nach Schulz und Tillessen ver liefen bisher ergebnislos. Der in München weilende ba dische Generalstaatsanwalt Schmidt erhielt aus Mailand einen Brief ohne Unterschrift mit den Worten in italieni scher Sprache: „Halten uns in Mailand auf." Ob dieser Brief eine Irreführung ist oder nicht, muß erst geprüft werden. »Organisation v." Man spricht im Zusammenhang mit dem Morde Weitei von der angeblichen regelrechten Verschwörung, die in den Kreisen der Eingeweihten als „Organisation v." betont gewesen sein soll. Es sollten bei den Haussuchungen sehr belastende Schriftstücke vorgefunden worden sein, aus denen unzweifelhaft hervorgehe, daß es sich um eine bis ins kleinste durchdachte Verschwörung handele, und daß die geplante Ermordung Erzbergers, zu der Tillessen und Schulz sich bereit erklärt hätten, einer ganzen Reihe von Personen bekannt war. Die Schlesische Zeitung meldet, daß Privatdozent Ruae. der unter der Anklage eines Komplotts gegen die Heinrich Sckulz. War, zur Befreiung Münchens abzu- Ncpublik festgenommen worden war, nach seiner Verneb- muna durch den Untersuchungsrichter wieder freigelassen wurde. Wett- und Volkswirtschaft. Wieviel sind 109 Mark Werl? An den nachstehenden ausländischen Börsenplätzen wird gegenwärtig sür 100 deutsche Mark gezahlt: Letzter Vorletzter Kurs vom Kurs Kurs 1. 7. 1914 Amsterdam . . . Gulden 2,91 2,90 58,82 Kopenhagen. . . Kronen 5,16 5,16 88,88 Prag . . . . . Kronen 76,10 75,18 — Wien . . . . . Kronen 1028,80 978,47 117,64 Zürich . . . . . Frank 5,28 5,27 128,00 Paris . . . . . Frank 13,10 12,87 125,00 London . . . . Schilling 4,89 4,89 100,00 Rom. . . . . . Lire 21,49 21,25 125,00 Newyork . . . . Dollar -.91 -.31 23,81 4c Berliner Produktenbörse. Die amtlich notierten Preise waren an der Berliner Börse pro 100 Kilogramm ab Station: Weizen, märkischer 450 bis 456 Mark, mecklenburgischer 446 bis 452 Mark, matter, Roggen, märkischer 354 bis 360 Mark, still, Gerste, Wintergerste 396 bis 404 Mark, Sommergerste 460 bis 490 Mark, behauptet, Hafer, pommerscher 356 bis 364 Mark, still, Mais, prompt ab Hamburg 324 Mark, La Plata Oktober- Januar 324 bis 326 Mark, ohne Provenienzangabe Oktober- Januar 316 bis 322 Mark, still, Weizenmehl 615 bis 675 Mark, stetig, Roggenmehl 425 bis 465 Mark, stetig, Weizenkleie 245 bis 255 Mark, stetig, Roggenkleie 250 bis 260 Mark, stetig, Raps 630 bis 675 Mark, fest, Leinsaat 630 bis 700 Mark, Erbsen, Viktoria 580 bis 620 Mark, kleine 440 bis 500 Mark, Futter- crbsen 350 bis 370 Mark, Peluschken 350 bis 370 Mark, Wicken 325 bis 380 Mark, Lupinen, blaue 170 bis 190 Mark, gelbe 190 bis 220 Mark, Scradella 230 bis 300 Mark, Rapskuchen 265 bis 290 Mark, Leinkuchen 400 bis 420 Mark, Trocken schnitzel, prompt 245 bis 266 Mark, Oktober-Dezember 240 vis 250 Mark. Neueste Meldungen. Weiter täglicher Seedienst nach Ostpreußen. Berlin. Nach Mitteilung von zuständiger Seite hat das Reichskabinett, dem Antrag des Oberpräsidenten entsprechend beschlossen, den Seedienst nach Ostpreußen auch weiterhin täg lich aufrecht zu erhalten, nachdem ursprünglich beabsichtigt war, die in Frage kommenden Dampfer nur noch an einer be schränkten Anzahl von Tagen verkehren zu lassen. Die Königin von Holland in Friedrichshafen. Stuttgart. Die Königin von Holland ist in den letzten Tagen bei Herzog Wilhelm von Württemberg, dem früheren König, in Friedrichshafen zu Besuch gewesen. Sie hat sich nach Triborg begeben, wo inzwischen auch der Prinzgemahl eingetrosfen ist. Es ist dies der erste Besuch ausländischer Fürstlichkeiten in Deutschland seit dem Kriege. Bestrafte. Wafsenschiebungen. Essen. Die Essener Strafkammer verurteilte nach drei tägiger Verhandlung Len Major Rudolf Klos aus Buer, der in seiner Eigenschaft als Kommandeur der Schupo versucht hatte, Waffen der Schupo gegen Entgelt von 44 000 Mark zu verschieben, wegen Unterschlagung und Vergehens gegen das Entwaffnungsgefetz zu einem Jahr Gefängnis und 3000 Mar' Geldstrafe. Millienenspende für Kinderhilfe. Dortmund. Aus Anlaß des 50 jährigen Gründungs-Ju biläums des Eisen- und Stahlwerks Hoesch in Dortmund am 1. September hat die Verwaltung beschlossen, von festlichen Veranstaltungen abzusehen; sie wird aber der im Spätherbst dieses Jahres stattfindenden Generalversammlung die Be willigung eines Bettages von fünf Millionen Mark Vor schlägen, dessen Zinsen für die Kinderpflege bestimmt sind. Eintreffen von Italienern in Overschlesien. Oppeln. Hier ist der erste Transport italienischer Truppen zur Verstärkung der bisherigen Besatzung eingetroffen. Die Engländer besetzten Lipine: die Besetzung weiterer Otte soll folgen. Marlrückläuse aus Belgien. Brüssel. In der nächsten Sitzung der belgischen Kammer wird der Finanzminister die deutschen Vorschläge bezüglich des Rückkaufs der 6 Milliarden Mark einbringcn, welche nach dem Waffenstillstand in Belgien geblieben sind. Deutschland sei bereit, 4 Milliarden Mark zu pari zurückzukaufcn, d. h. gegen 1,25 Frank. Bezüglich der übrigen 2 Milliarden Mar! sei noch kein Beschluß gefaßt worden. Bedingung für den Rückkauf sei die Räumung deutscher Besitzungen durch Belgien. SitzWW d§s VeZirksausschNssLs Ler AMshKNPLMMRfchaft Meißen am 12. September 1921. «Schluß.) Nach Genehmigung einer Grundstücksabtrennung in der Ge meinde Weinböhla berichtete Amtshauptmann Dr. Sievert über die Maßnahmen, die zurzeit für den Bezirk zur Be kämpfung der in den Städten und einer Reihe von Be zirksgemeinden mehr und mehr überhand nehmenden Woh nungsnot in Frage kommen. Der vom Btzirksausschuß in der letzten Sitzung eingesetzte Ausschuß, bestehend aus Ge meindevorstand Glöckner, Eememdeälteften Keil und dem Amtshauptmann, habe die Angelegenheit eingehend beraten und auch im Landeswohnungsamt Vorgesprächen. Zwar habe dieses für das laufende Jahr zum Wohnungsbau keine neuen Mittel mehr zur Verfügung stellen können, hingegen zugesagt, die Mittel, die etwa der Bezirk jetzt vorzuschießen bereit wäre, im nächsten Jahre, wenn wieder staatliche Zuschüsse flüssig werden, zurückzuerstatten, die jetzt zu errichtenden Wohnungen also nachträglich zu bezuschussen. Die Wohnungsnot erfordere, daß noch in diesem Jahre weitere Wohnungen erstellt werden, und zwar möglichst noch vor Eintritt des Frostes und neuer Erhöhungen der Löhne, sowie Mäterialpreise. Um dies zu er möglichen, würden dem Bezirksausschuß nach Zustimmung des gleichzeitig gehörten Finanzausschusses folgende Vor schläge unterbreitet: Der Bezirk stellt zur Errichtung von Meinwohnungen aus verfügbaren Mitteln einen größeren Be- bereit. Der Betrag wird den vom Wohnungsmaugel besonders betroffenen Städten und Gemeinden in Gestalt von zinslosen Darlehen zur Bezuschussung sofort zu errichtender Kleinwohnungen zur Verfügung gestellt. Vorgeschlagen wird die Bezuschussung von 46 Kleinwohnungen, und zwar mit je 30 000 Mark. (Dem Bezirksausschuß lag ein Anschlag für den Bau eines Einfamilienhauses von 68 Quadratmtr. Wohnfläche auf 65 000 Mk. vor: hiervon sind 25 000 Mk. als niedrig ver zinsliche Hypothek von den Sparkassen in Aussicht gestellt wor den, 30000 Mk. beträgt der Zuschuß, sodaß auf den Bauenden noch ein Aufwand von 10 000 M. entfällt.) Für diese 46 Wohnungen werden Tarlehne von insgesamt 1380000 Mk. benötigt. Die Art der Kleinwohnmigsplanungen und die Wahl des Baumeisters bleiben den Gemeinden überlassen. Dir Städte und Gemeinden sind verpflichtet, sich für jeden Zuschuß eine Beihilfe-Hypothek emtragen zu lassen. Die für die Be- .zuschussung aus Staatsmitteln geltenden Bestimmungen sind bei der Planung und Ausführung zu beachten. Die Tilgung der Darlehne soll aus den für das Jahr'1922 zu erwartenden staatlichen Baukostenzuschüssen erfolgen. Di« Beihilfe-Hypotheks» sind im Falle der Gewährung von staatlichen Baukosten-) Anschüssen im nächsten Jahre an den Landeswohnungsverband pbzutreten. .Sollten wider Erwarten im nächsten Jahre keines staatlichen Baukostenzuschüsse gewährt werden, so sind die Dar lehne von den Städten und Gemeinden spätestens am 1. Oktober! 4922 an den Bezirk zurückzuzahlen. Darlehne sollen folgenden Städten und Gemeinden gewährt werden: Nossen, Lom- smatzsA Wilsdruff, Siebenlehn, Weinböhla, Coswig, Brockwitz, Sörnewitz, Niederau, Meisa- tal, Scharfenberg, Grumbach. Wenn eme dieser Ge meinden das Darlehm nicht in Anspruch nimmt, dann soll über die vorgesehenen Zuschußmittel anderweit verfügt werden. Die ^Verfügung wird dem vom Bezirksausschuß eingesetzten Ausschuß überlassen. Der Bezirksausschuß beschloß unter Annahme dieser Vorschläge einstimmig und ohne weitere Aussprache, den betreffenden Gemeinden zur Errichtung von Kleinwohnungen dm Betrag von 1380000 Mk. in Gestalt von zinslosen Dar lehen aus Dezirksmitteln zur Verfügung zu stellen. Er er klärte sich alsdann mit dem von dem Vorstand des Verbandes der sächs. Bezirksverbünde gemachten Vorschlag, Amtshaupt- mann Dr. Schulze in Dresden-A. als Vertreter der beteiligten Bezirksverbände in den Verwaltungsrat der Kinderheil- änstaIt Dresden zu entsenden, einverstanden. — Es wurde weiter die Geschäftsordnung für den Gemeiude- rat Obergruna, die u. a. die Oeffmtlichkeit der Gemeinde- ratssitzungm vorsieht, gmehmigt. — Ter Bezirksausschuß nahm dann dm Bericht des Regieruugsbaurats Dr. Wilde über die vorzunehmmde Bildung eines Bezirkssiede- lungsbeirats entgegm. Tas Ministerium des Innern hat eine Verordnung über den Aufbau des Siedelungswefens er lassen. Zweck der Verordnung ist, eine Organisation im be hördlichen Charakter zu schaffen, die die Aufgabe hat, für die Turchführung der zahlreich bestehenden Gesetze über das Sie- Äelungswesm besorgt zu sein. Hiernach bildet die oberste Landesbehörde für die Bearbeitung des Siedelungswefens das Landeswohnungsamt. Ihm ist ein Landessiedelungsbeirat bei- gegebm zur Beratung und Begutachtung aller das Siedelungs- wesen betr. Fragen. Die unteren Verwaltungsstellen sind die Amtshauptmannschaftm als Bezirkssiedelungsämter, sie haben zur Aufgabe die behördliche Förderung des Siedelungswefens, 'namentlich der Landbeschaffung, die Durchführung der Sie- delungsgesetze und Verordnungen, die Beratung der Siedler und Aufklärung über das Siedelungswesen. Mit rein geschäftlichen Maßnahmen, z. B. der Aufstellung von Bebauungsplänen, Aufschließung von Land, Finanzierungen, Hausplanungm usw. hat sich das Bezirkssiedelungsamt nicht zu befassen. Zur Er füllung dieser Aufgaben sind besondere Organe, vor allem die Landessiedelungsgesellschaft, vorhanden. Für die Städte mit rev. Städteordnung war die Möglichkeit offen, sich dem Bezirkssiedelungsamt anzuschließm. Im Meißner Bezirk haben die Städte bisher davon keinen Gebrauch gemacht. Besonderer Wert ist darauf zu legm, daß die Bezirkssiedelungsämter in engster Fühlung mit dm Siedlern selbst und allen sich mit Siedelungsfragen beschäftigenden Behörden und Organisationen arbeiten. Zu diesem Zwecke sind auch bei dm Bezirkssiede- lunasämtern Bezirkssiedelungsbeiräte zu errichten, deren Mit glieder von der Amtshauptmannschaft zu berufen sind. — Bei den dem Bezirksausschüsse vorgelegten Wahlvorschlägen der Amtshauptmannschaft ist Mert darauf gelegt worden, daß möglichst alle vorhandenen Siedlerorganisationen und alle an der Turchführung des Siedelungswefens beteiligten Körper schaften in dem Bezirkssiedelungsbettat vertreten sind. Den Vorschlägen wurde zugestimmt. Ueber die vom Arbeitsministerium angeordnete Wahl eines paritätischen Ausschusses zur Prüfung der Anträge auf Genehmigung zur Beschäfti gung ausländischer Landarbeiter berichtete Regie- rungsassessor Dr. Müller. Gutsbesitzer Schreiber und Rittergutsbesitzer Steiger beantragten, von der Einrichtung eines besonderen Ausschusses abzusehen, weil dadurch die Ein stellung ausländischer Arbeiter nur erschwert und verzögert würde. Es genüge vollkommen, den beim Bezirksarbeitsnach weis zu gründenden Fachausschuß für die Landwirtschaft mit der Prüfung Ler Anträge zu betrauen. Der Bezirksausschuß be schloß demgemäß. Das Gewerkschaftskartell Meißen ist an den Bezirksausschuß mit einem Gesuch um Stellungnahme zur Preis gestaltung der Herbstkartoffeln herangetreten»Amts hauptmann Dr. Sievert brachte das Gesuch zum Vortrag und führte im Anschluß daran aus, daß der Bczirksverband zu einem Eingriff in die Preisgestaltung auf dem Kartoffelmarkte keine gesetzliche Befugnis habe, nachdem die öffentliche Kartoffel- bewirtschaftung aufgehoben worden sei. Den Behörden stehe nur die Aufsicht über die Preisbildung vom Standpunkte des Wuchers aus zu. In einer letzthin erlassenen Reichsverordnung sei auch ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß die Kom- munalvcrbände ihre Tätigkeit künftig nur auf Artikel, die der Zwangswirtschaft unterliegen, zu erstrecken hätten. Wollte aber der Kommunalverband gleichwohl versuchen, auf die Preisgestal tung Einfluß zu nehmen, so würde ihm Loch jedes Machtmittel fehlen, die Einhaltung der etwa festgelegten Preise zu erzwin gen. Ueberdies bestehe, wennschon für die Verbraucher an sich ein möglichst niedriger Kartoffelpreis erwünscht fei, im Falle der Festlegung besonders niedrigerer Kartoffelpreise für einen ein zelnen Bezirk die Gefahr, daß dieser Bezirk von Kartoffeln ent blößt werde, daß die Kartoffeln aus dem Bezirke hinausgingen und dafür keine Kartoffeln hereinkämen. Wenn übrigens das Gewcrkschaftskartell Bezug auf Zeitungsnotizen nehme, nach denen die Kartoffelpreise im Rochlitzer Bezirk durch den Be zirksausschuß aus 30 bis 35 Mark für den Zentner festgesetzt worden seien, so sei festzustellen, daß diese Zeitungsnotiz, wie sich bei einer Anfrage bei der Amtshauptmannschaft Rochlitz er geben habe, irrtümlich sei. Man habe sich im Rochlitzer Bezirks ausschuß nur unverbindlich über die Kartoffelpreise unterhalten. Eine Preisfestsetzung könne ja auch angesichts der jetzt geltenden Bestimmungen gar nicht in Frage kommen. — In der Aus sprache führte Bürgermeister Benndorf aus: Da eine Rege lung der Preisfrage behördlicherseits nicht erfolgen könne, müsse die Bevölkerung, insbesondere die Minderbemittelten, durch Sicherstellung der notwendigen Mengen Kartoffeln vor einer größeren Notlage geschützt werden. Zu diesem Zwecke sollten sich die einzelnen Gemeindeverwaltungen mit den Verbraucher- Organisationen zum Abschluß von entsprechenden Lieferungen in Verbindung setzen. Landtagsabgeordneter Gutsbesitzer Schrei ber erklärte, die Landwirtschaft des Meißner Bezirks werde selbstverständlich alles tun, um den Bedarf au Kartoffeln zu decken. Sie sei bereit, jederzeit zur .Lieferung von Kartoffeln an die Verbraucher-Organisationen, besonders an die Konsumver eine, Verträge abzuschließen. Man möge aber von feiten des Bezirks auf weitere Maßnahmen verzichten, da eine so wichtige und umfassende Frage nur im großen sür das Land oder Reich gelöst werden könne. Sachsen sei ausgesprochenes Zuschutz gebiet; wenn die Kartoffelpreisstage allein sür den Bezirk ge regelt würde, so würde eine Abwanderung der Kartoffeln im Gebiete mit höheren Preisen zu erwarten sein. — Geschäftsfüh rer Trepte wies daraus hin, daß Preis- und Lieferungsver einbarungen, wenigstens was Konsumvereine angrhe, bereits ge troffen worden seien, er wisse das besonders von Weinböhla. Gutsbesitzer Schreiber warnte nochmals vor gewaltsamen Eingriffen, dadurch würde in die Bevölkerung, sowohl in die Kreise der Erzeuger wie auch der Verbraucher, nur unnötige Be unruhigung gebracht werden, was leicht zu einer Erhöhung der Preise führen könnte. Nach dieser Aussprache beschloß der Be zirksausschuß einstimmig, der Anregung des Gewerkschaftskar tells auf Festlegung von Kartoffelpreisen oder Herbeiführung einer Aussprache der beteiligten Kreise zurzeit nicht nachzugchen, sondern zunächst das Ergebnis der Verhandlungen der Zentral- organisattonen des Landes abzuwarten. . , Den letzten Punkt der öffentlichen Tagesordnung bildete die auf dem letzten Bezirkstag angeregte Erhöhung der Ent schädigung für die Beisitzer des Bezirksmiet einigungsamtes. Regierungsassessor Dr. Müller be richtete über das Ergebnis der Umfrage im Lande, das ein buntes Bild zeige, Lie Höhe der Gebühren sei fast überall ver-
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