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6enenslodei*8l von Seevlrl gesßonken. Der Schöpfer der deutschen Reichswehr -s- Berlin, 27. Dezember. Am Sonntagnachmittag »er starb nach kurzer Krankheit ganz unerwartet Generaloberst a. D. Hans von Seeckt. Der Führer richtete an die Witwe des Generaloberst von Seeckt folgendes Telegramm: „Euer Exzellenz bitte ich anläßlich des schweren Verlustes, der Sie und das ganze deutsche Volk betroffen hat, meine aufrichtigste Teilnahme entgegennehmen zu wollen. Der Generaloberst von Seeckt wird in unserer Geschichte als großer Soldat weiterleben." * Berlin, 27. Dezember. Der am Sonntagnachmittag nach kurzer Krankheit unerwartet verstorbene Generaloberst a. D. Heinz von Seeckt war der Gründer der deutschen Reichswehr, die er aus dem Durcheinander der verschie denen Freikorps herausführte. Auf der von ihm geschaf fenen Grundlage konnte der nationalsozialistische Staat militärisch aufbauen. Der Führer hat die Verdienste des Generalobersten von Seeckt als außerordentlich hoch an erkannt. An seinem 70. Geburtstage ernannte der Führer und Oberste Befehlshaber der deutschen Wehrmacht den Generalobersten von Seeckt zum Ches des Infanterieregi ments 76 in Spandau. Die Ehrungen, die dem Jubilar an diesem Festtage zuteil wurden, galten einem der ver dienstvollsten deutschen militärischen Führer. Noch kurz vor seinem Ableben hatte Generaloberst von Seeckt in voller Gesundheit im Kreise seiner Soldaten auf einer Weihnachtsfeier geweilt. Generaloberst a. D. von Seeckt wurde am 22. April 1866 als Sohn des nachmaligen Generals der Infanterie von Seeckt in Schleswig ge boren und auf dem Gymnasium zu Detmold und Straß burg im Elsaß erzogen. Im Alexander-Garde-Grenadier- Regiment begann er als Fahnenjunker seine militärische Laufbahn, die ihn im Jahre 1899 erstmalig in den General stab führte. Nach den üblichen Frontkommandos als Kom paniechef und Bataillonskommandcur des Füsilierregimenls Nr. 39 (Düsseldorf) und des Badischen Leibgrenadierregi ments Nr. 109 (Karlsruhe) kam er 1913 als Chef des Stabes zum III. Armeekorps nach Berlin. Gleichzeitig erfolgte seine Beförderung zum Oberstleutnant. Als Chef des Stabes des III. Armeekorps unter General von Lochow rückte er im August 1914 aus, nahm an dem Vormarsch der Armee Kluck und dann an den Stellungskämpfen an der Aisne teil. Die Kämpfe bei Soissons vom 9. bis 12. Januar 1915 waren von ihm vorbereitet worden. Ende Januar 1915 wurde er Oberst und einige Zeit später Chef des Stabes der 11. Armee (von Mackensen). Als solcher bereitete er den Feldzug in Galizien und Rußland vor, der mit der Durchbruchsschlacht bei Gorlice am 3. Mai 1915 begann. Seine Verdienste hierbei wurden durch die schon im Juni 1915 erfolgte Beförderung zum Generalmajor anerkannt. Unter Mackensen war er dann später der geistige Leiter des erfolgreichen Feldzuges vom Herbst 1915 gegen Serbien. Im Feldzug gegen Rumä nien im Sommer und Herbst 1916 hatte er als. Chef des Stabes der Hoeresfront des Erzherzog-Thronfolgers Karl die Aufgabe, deren Zusammenwirken mit den Armeen von Falkenhayn und von Mackensen sicherzustellen. Schließ lich wurde von Seeckt zum Chef des Generalstabes der türkischen Armee ernannt, deren Erliegen er mit seinen geringen deutschen Streitkräften nicht zu verhindern ver mochte. Nach der Novemberrevolte Ivar Seeckt zunächst im Ja nuar 1919 beim Grenzschutz im Osten Generalstabschef beim Führer des Armeeoberkommandos Nord, bald daraus trat er als Chef des Allgemeinen Truppenamtes in das Reichswehrministerium ein. Als Leiter der militärischen Vertretung mußte er die deutsche Abordnung auf dem schweren Gang nach Versailles begleiten. Anfang 1919 übernahm er an Stelle Groeners die Leitung des General stabes, und im Herbst 1920 wurde er zum Chef der Heeresleitung ernannt. In dieser Stellung gelang es ihm, die neue Armee, die Reichswehr, Schritt für Schritt wieder zu einem brauchbaren, seinen Zweck erfüllenden Instru ment zu machen. Anfang Oktober 1926 nahm General oberst von Seeckt seinen Abschied, weil es zimschen ihm und dem damaligen Reichswehrminister Geßler zu einer Meinungsverschiedenheit gekommen war. Während seiner kurzen Zugehörigkeit zum Reichstag hat Generaloberst von Seeckt stets eine Regierungsbeteilung der NSDAP, ge fordert. Im Frühjahr 1935 kehrte er von einer langen Chinareise nach Deutschland zurück. Die chinesische Regie rung verlieh ihm später einen ihrer höchsten Orden. Gene raloberst a. D. von Seeckt hat sich auch als Militär schriftsteller einen Namen gemacht. Seine Werke „Ge danken eines Soldaten", „Die Zukunft des Reiches", „Moltke, ein Vorbild" und seine im November 1932 er schienene Abhandlung „Die Reichswehr" fanden außer ordentlich große Beachtung und Anerkennung. Zu seinem 50. Militärjubiläum am 4. August 1935 und an seinem 70. Geburtstag am 22. April 1936 wurden dem Gründer der deutschen Reichswehr dankbare Ehrungen der ganzen deutschen Nation dargebracht, die nun in Trauer an der Bahrs eines Mannes weilt, der sich in seinem langen Soldatenleben viele große Verdienste nm sein Vaterland erworben hat. „Besprechungen" in Berchtesgaden. Eine Tataren-Meldung und ihre Hintergründe. Berlin, 28. Dezember. Unter der Ueberschrift „Bespre chungen in Berchtesgaden — eine Tataren-Meldung und ihre Hintergründe" schreibt das „Zwölf-Uhr-Abendblatt" am Montag u. a.: Die Korrespondenten zahlreicher französischer und eng lischer Blätter erhielten von ihren Schriftleitungen Tele gramme, in denen sie aufgefordert wurden, unverzüglich nach Berchtesgaden zu reisen. Der Führer halte dort, so versicherte man, wichtigste Besprechungen ab. Man wußte von London und Paris den überraschten Berliner Korre spondenten sogar noch mehr zu melden: daß nämlich Ministerpräsident E öring, Reichsaußenminister Freiherr vonNeurath.der Oberbefehlshaber des Heeres, Gene raloberst Fritsch, Generaladmiral Raeder und Reichs bankpräsident Dr. Schacht an diesen Besprechungen teil nähmen. Die Wichtigkeit der Beratungen ginge daraus eindeutig hervor. Bevor wir auf diese Tataren-Meldung ein gehen, sei uns eine Feststellung erlaubt. In Deutsch land herrsch tim Augenblick völlige poli tische Ruhe. Die Reichsregierung hat deshalb auch keinen Grund, ausgerechnet in den Weihnachtstagen zu Be ratungen zusammenzutreten oder Notmaßnahmen irgend welcher Art zu erlassen. Der Führer selbst hat das Fest da mit zugebracht, sich Ruhe zu gönnen und Erholung zu suchen. Keiner seiner Mitarbeiter, weder Göring noch Neurath noch Fritsch noch Raeder noch Dr. Schacht, haben während der Weihnachtstagc in Berchtesgaden geweilt. Sie sind weder vom Führer gerufen, um an Beratungen teilzu nehmen, noch sind sie ohne Aufforderung beim Führer er schienen, um ihm ihre politischen Sorgen vorzutragen. Ein Telephongespräch hätte den Zeitungen, die für eine Verbreitung der Lügenmeldungen gesorgt haben, jederzeit Klarheit verschafft. Man hätte sowohl die Telegramme nach Berlin wie auch die Reisespesen nach Berchtesgaden sparen können, hätte man nut ein solches Telephongespräch geführt. Man hat das nicht getan. Man hat entgegen journali stischen Gepflogenheiten wieder ein Gerücht verbreitet, ohne es vorher auf seine Richtigkeit hin nachgeprüft zu haben. Und damit berühren wir die Hintergründe dieser neuen Lügenmeldungen. Wie die Dinge beweisen, gibt es immer noch eine gewisse hysterische Journaille, die versucht, künstliche Beunruhigung in das volitische Leben Europas zu tragen. Kein Verweis, nicht die schlechtesten Erfahrungen mit den bis herigen Neinfällen haben ihr das Handwerk legen können. Diese Journaille hetzt in aller Gemütsruhe weiter. Oder sollte hinter diesen Erfindungen, die reinsten Wassers sind, etwa eine amtliche Stelle stehen? Wenn man überlegt, daß sich sogar große und angesehene Blätter nicht gescheut haben, den Unsinn wiederzugeben, so möchte man diesen Verdacht fast aussprechen. Dann aber erhebt sich um so nachdrücklicher die Frage: Wer ist diese Stelle, die durch solche kurzsichtigen Manöver versucht, Unsicherheit und Unordnung in das politische Leben Europas zu bringen? Betrachtet man es jenseits der deutschen Grenzen als eine Arbeit am Frieden und an der Verständi gung, in dieser Weise zu schüren? Auch die „BZ am Mittag" nimmt am Montag unter der Ueberschrift: „Weihnachtliche Ladenhüter" zu den aus ländischen Lügenmeldungen über „wichtige Aussprachen in Berchtesgaden" u. a. wie folgt Stellung: Die deutsche Politik setzt, wie eben bekannt gegeben worden ist, erstnachNeujahrwiederein, nämlich mit dem Neujahrsempfang beim Führer Adolf Hitler am 11. Januar in Berlin. Und da glauben ausländische Nachrichtenschwindler, uns die Ruhepause zwischen Heiligabend und Neujahrs empfang argwöhnisch, ja böswillig und verleumderisch ver derben zu sollen? Die Herren irren sich sehr. Seit fünf Jahren, seit es eine geordnete, glücklich geleitete und mit Weitblick angelegte nationalsozialistische Reichspolitik gibt, sind wir ohne „W eihnachtskris e". In manchen anderen Staaten unter anderen Verhältnissen gibt es das zwar noch, daß unstete, mit Machenschaften arbeitende Po litikaster ihren Völkern die Weihnachtsmuse schmälern. Aber jene Drahtzieher, die hierbei im Trüben fischen, schlie ßen fälschlich von ihren Zuständen auf die unsrigen, wenn sie meinen, daß, weil sie es nicht kennen, auch wir nicht ohne die alljährliche „Weihnachtskrise" auszukommen ver möchten. Bei uns fanden und finden jetzt keine „wichtigsten Besprechungen" statt. Es wäre gut, wenn die Greuelhetzer im Auslande sich endlich darüber klar würden, daß sie, die unsere politische Ordnung nicht begreifen, jenseits der Zeit leben. Ihre Tatarenmeldungen geben uns in diesen Tagen lediglich Anlaß zu der Feststellung, daß sie genau fünf Jahre zu spät hinter uns herlaufen. Ist es aber Dienst an der fortschritt lichen Befriedung der Welt, anachronistische Märchen gegen uns aufzuwärmen? Wer steht überhaupt hinter solchen Lügen? Derartige weihnachtliche Ladenhüter nehmen wir weder vor noch nach dem Fest entgegen und auch die inter nationale Politik muß im Interesse der Klarheit der Ent wicklung ihre Annahme verweigern. Der Führer feierte mit seinen alten Kämpfern Weihnachten. München, 27. Dezember. Seit dem Heiligabend des Jahres 1930 verlebt der Führer Jahr um Jahr die Mit tagsstunde des 24. Dezember inmitten seiner alten Münchner Garde. Auch in diesem Jahr hat Obergruppen führer Brückner und der Adjutant von Gauleiter Wagner, SS.-Obergruppeuführer Höflich, zusammen mit der Münchner Frauenschaft im Löwenbräufaal den alten Kämpfern in München eine wunderschöne Weih nachtsfreude bereitet. Der große Saal war ganz in frisches Tannengrün gehüllt, die langen Tischreihen mit Tannen girlanden und roten Kerzen geziert, und jeder Gast,fand an seinem Platz die festlich verpackte Gabe, die ihm der Führer gewidmet hatte. Musikklänge des Musikzuges der SS.-Stnndarte Deutschland erhöhten die festliche Stim mung. Bis zum lebten Winkel füllten über 1100 SA.-, SS.-- und NSKK.-Männer den Riesensaal. Biele von ihnen ausgezeichnet mit dem höchsten Orden der Partei, dem Blutorden. Der Dank an Adolf Hitler fand seinen sichtbaren Ausdruck schon in der Begeisterung, mit der der Führer, der von Obergruppenführer Brückner begleitet war. bei seinenr Erscheinen begrüßt wurde. Gauleiter Adolf Wagner und die Führer der Münchner Gliederungen der Bewegung empfingen den Führer vor dem Löwenbräu keller und geleiteten ihn in den weihnachtlich gestimmte!: Saal. Gauleiter Wagner sprach im Namen aller, wenn er in herzlichen Worten die Freude der alten Gard zum Ausdruck brachte, daß der Führer wiederum einig Stunden in ihrem Kreis weile und in diesen Stunde! ganz allein ihr gehöre. Wie immer richtete der Führe eine kurze, von Herzen kommende und zu Herzen gehend Altsprache an seine alten Mitkämpfer, in der er insbeson dere einen Rückblick auf das vergangene Jahr gab und di Aufgaben der Zukunft skizzierte. 40s «Nachdruck verboten.! Er ging hinaus, hob den Hörer auf und sagte grob: „Wer ist denn da?" „Ist dort Herr Regesa?" „Ja, wer soll denn sonst hier sein?" „Sie sind ja ein sehr höflicher Zeitgenosse, Herr Regesa. Hier ist Fräulein Charly. Seit einer halben Stunde bemühe ich mich bei der Auskunft, die Telephon nummer Ihrer Wirtin festzustellen." Conrad nahm vor Schreck den Hörer vom Ohr und starrte auf den Block, aus dem die Telephongespräche mit Strichen markiert waren. Das Telephonieren mußte jetzt auch aufhören, das waren ja mindestens fünfzig Ge spräche. Blödsinn, diese Telephoniererei. Zögernd legte er den Hörer wieder ans Ohr. „Hallo, hallo — sind Sie noch dort?" schmetterte Fräulein Charly mit einer sonderbar Hellen Stimme. „Ja doch - ja doch. Ich bin ja hier. Was ist denn los?" „Ich mutz Sie dringend sprechen. Können Sie zwischen acht und neun hier in der Bar sein? Dann sind wir noch ungestört." „Gut, ich werde kommen. Ist etwa Herr — der Herr da?" Sein Herz begann plötzlich in einer ärgerlichen Art zu klopfen. Fräulein Charly antwortete nicht mehr. „Dumme Gans", sagte Conrad und warf den Hörer wütend in die Gabel. Vor dem Schreibtisch, der schräg zum Fenster stand, hatte sich inzwischen Jesco niedergelassen. Jesco war ein schwarzer, zottiger Grönlandhund; er war von einer Erpedition mitgebracht worden und genoß den Ruhm, keinerlei zivilisierte oder prämiierte Ahnen zu haben. Er war urwüchsig und vollkommen unverdorben. Conrad nannte ihn den „dritten Augapfel" von Fräulein Schwarz. „Daß du dich immer da hinlegen mußt, wo andere ihre Füße hinlegen wollen", fuhr ihn Conrad an. „Komm her, Jesco", rief Fräulein Schwarz vom Korridor her und öffnete ein wenig die Tür. „Komm, Jesco, das Herrchen hat schlechte Laune." Jesco trottete durch das Zimmer, wandte sich noch einmal mißbilligend um und ging dann hinaus. „Ein herrlicher Tag", brummte Conrad, setzle sich an den Schreibtisch und zählte sein Geld. Er beschloß, in der Bar nich, mehr als zwei Mark auszugeben. Dann schrieb er einen langen Brief an den Uhrmacher, den jetzigen Besitzer des väterlichen Hofes, und fragte an, ob er ihn irgendwie gebrauchen könnte, da er doch mit den örtlichen Verhältnissen gut vertraut sei. Als er den Brief umschlag verschloßen hatte, fand er, daß der Bries voll kommen unsinnig sei. Aber er steckte ihn doch in die Tasche. Eigentlich war alle« unsinnig und ohne Zweck, was er tat. Wie hatte er sieb hloß vorgestellt, Christa und Schlehwe helfen zu können. Er hatte an Kamps mit Koerber gedacht, an Behüten und Beschützen, aber es gab gar nichts zu kämpfen, es lauerten irgendwo dunkle Ge fahren, die man nicht kannte, die man nur ahnte. Als er mit Christa zu Abend aß, war er vor lauter Grübelei über ein paar gute Worte völlig einsilbig ge worden; alles, was er sagte, klang trocken und gleich gültig. Christas Sprachschatz Ivar auch auf Ja und Nein zusammengeschmolzen. Er war froh, als er endlich in seinem Wagen satz und in einem selbstmörderischen Tempo durch die abend lichen Straßen Lichterfeldes fuhr. Morgen würde er alles wiedergutmachen, tröstete er sich. Die Bar siel zwischen den erleuchteten Läden gar nicht auf. Er wäre beinahe daran vorbeigesahren. Lediglich ein buntes Schild unter einer auffallend niedri gen und schmalen Tür wies auf ihre Existenz hin. Es ist Wohl nur eine Bar für Kenner und Stamm gäste, dachte Conrad, als er zögernd und mit einem ge wissen Unbehagen die Tür öffnete. Er war vielleicht zweimal mit Bekannten in einer Bar gewesen, es hatte ihm beide Male nicht gefallen; es hatten ihm weder die scharfen Getränke geschmeckt noch hatte er mit dieser Arr von aufgeputzten, anscheinend ewig durstigen Frauen etwas anzufangen gewußt. Er trat in einen kleinen Raum, der mit einem ge dämpften Licht angefüllt war und wohnlich aussah. „Guten Abend, mein Herr", sagte jemand. Hinter dem Hohen Bartisch tauchte eine Weiße, schiefsitzende Mütze, wie sie amerikanische Matrosen tragen, auf. Conrad erwiderte den Gruß und sah sich ein wenig ratlos in dem leeren Raum um. „Suchen Sie jemand, mein Herr?" „Ich möchte gern ein Fräulein Charly sprechen", sagte Conrad und runzelte die Stirn. Es war ihm pein lich, bei diesem Mann mit der weißen Mütze in den Ver dacht zu geraien, in irgendeiner vertraulichen Beziehung zu einem Fräulein dieses Unternehmens zu stehen. „Es handelt sich um eine geschäftliche Angelegenheit", setzte er deshalb streng und gewissermaßen als nicht mißzudeu- tende Erklärung seiner Anwesenheit hinzu. Er blieb mitten in dem Raum stehen und sah den Mixer ein wenig herausfordernd an. „Wollen Sie vielleicht ein Angebot machen, mein Herr? Dann kommen Sie am besten mittags zwischen zwölf und eins her und sprechen mit dem Geschäftsführer. Es ist die beste Zeit", sagte der Mixer freundlich und hilfsbereit. Er hatte ein eingefallenes Gesicht. Hinter einer randlosen Brille, die ihm ein gelehrtes Aussehen gab, standen zwei brennende Augen, ihre Lider waren entzündet. „Ich will kein Angebot machen, ich möchte Fräulein Charly sprechen, die Angelegenheit ist zwar geschäftlich aber sie hat nichts mit Ihrem Geschäftsführer zu tun ' Conrad geriet langsam in Zorn. Die Unannehmlichkeiten fingen schon wieder an. Für wen? Weshalb nur? „So, das ist etwas anderes. Dann habe ich Sie miß verstanden, mein Herr. Nehmen Sie doch, bitte, Platz.' Der Mixer wies auf einen der kleinen Sessel, seine Freundlichkeit schien unerschütterlich zu sein. Dann riei er laut: „Charly!" „Ich komme!" rief eine Helle Stimme aus der Ferne, die hinter einem blauen Schirm mit silbernen Reihern anzufangen schien. Ehe Conrad sich entschlossen hatte, ob er sich setzen sollte oder nicht, erschien hinter dem Schirm ein blonde Kops. „Guten Abend. Und . . .?' „Der Herr will Sie sprechen, Charly", sagte de Mixer. „Ah, Herr Regesa, nicht wahr?" Charly trat nun hinter dem Schirm hervor. „Jawohl", sagte Conrad und musterte mit einige! Erstaunen Fräulein Charly. Sie trug ein schwarze Seidenkleid und darüber eine weiße, zierliche Schürze. E machte einen hausmütterlichen Eindruck. Aber Conra war mißtrauisch und neigte zu der Ansicht, daß diese wohl besonders raffiniert und für eine bestimm: Wirkung berechnet sei. «Fortsetzung folgt.)