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Ein eihnachtsgmß der Heimat Onkel Emil und mein alter Schulkamerad Franz wohnen schon lange nicht mehr in unserer Stadt. Onkel ging als junger Mann auswärts in Stellung, wo er nicht nur berufliche Fortschritte machte und zu Ehren kam, sondern auch sich verliebte, verlobte und ver heiratete und in das Geschäft der Schwiegereltern ein trat. Und heute ist er da schon Mitinhaber. Franz ging zur Hochschule und ist heute Ingenieur an einem großen Werk im Industriegebiet des Westens. Es sind nicht die einzigen aus meinem Jugendkreis, die ander wärts eine neue Heimat fanden. Beruf oder Neigung, Zufall oder besondere Umstände haben viele in die Ferne geführt. Aber die wenigsten von ihnen haben deshalb unsere liebe Stadt, die Heimat ihrer Jugend, vergessen. Wenn irgendwo draußen im Reich sich zweie treffen, die hier ausgewachsen sind, ist die Freude groß und es gibt ein langes Fragen und Plaudern, was aus diesem und jenem geworden sei und wie es zu Hause aussehe und wann jeder zuletzt einmal wieder hier gewesen sei. Denn die Fremde kann uns zur neuen Heimat werden, aber niemals lieber werden als die Stadt, als der Gau, wo wir jung waren. In das schönste Hochdeutsch, ja in fremde Sprache, klingt plötz lich Anklang von Mundart hinein, wenn die Erinne rung über uns kommt und frohe Sehnsucht weckt und unsere Sprache färbt. Und wenn wir Weltenwanderer werden, als Kaufleute oder Techniker oder Künstler, wir bleiben doch immer Bürger jener Stadt, die un sere erste Heimat war, die immer unsere Heimat bleibt. In wenigen Tagen knüpfen zum Feste wieder Hun derte Briefe die Verbindung zwischen denen, die zu Hause blieben und jenen, die in die Welt hinauszogen, bringen Berge von Paketen denen, die in der Ferne eine zweite Heimat fanden, den Gruß der alten Hei mat, Besonderheiten örtlicher Prägung, würzigen Wohlgeschmack überlieferter Familienrezepte, Bilder von lieben Verwandten und alten Freunden. Und aus der Fremde ergießt sich eiu gleicher Strom zu uns, Bilder vor allem, die uns zeigen sollen, wie un sere einstigen Kameraden jetzt anssehen, wie sie wohnen, was sie treiben, und zu den Bildern manche Gabe, die eine Besonderheit ihres Gewerbes oder ihres neuen Wohnbezirkes ist, oder solche, die uns zeigen soll, wie gut der Absender unsere besonderen Liebhabereien im Nie Vteimeite. Von Josef Hübner. (Nachdruck verboten.) Vor dem Dorfe lag ein bäum- und strauchloses, rund drei Tagwerke großes Stück Ödland, die Steinleite. Sie galt bei den Dorfbewohnern als Niemandsland, und das um so mehr, als der Eigentümer in der Stadt wohnte. Zu ihm begab sich eines Tages der Gütler Sebastian Schröder und lauste ihm die Steinleite um etliche Mark ab. Als dies die Bauern und Weber des Dorfes erfuhren, schüttelten sie die Köpfe; denn sie konnten sich nicht denken, was der Gütler mit der Steinwüste anfangen wollte. Er hatte den kühnen Entschluß gefaßt, sie aufzu forsten. Seine Mitbürger machten sich im „Dorfkrug" über ihn lustig. Wie? Die Steinleite wollte er aufforsten?... Du lieber Himmel! Sebastian Schröder mußte nicht mehr recht bei Sinnen sein. Der kümmerte sich aber den Teufel um die spöttischen Reden der Bauern und Weber. Und auch das Gezeter und Gebelfer seiner Frau, daß er doch nichts erreichen, sondern nur Zeit und Geld vergeuden werde, ließ ihn kalt. Er wußte, was er wollte, und damit basta! Wenn die Nachbarn des Gütlers an den Sommer abenden nach vollbrachtem Tagewerk den Lindenwirt aus suchten oder bei schlechtem Wetter und im Winter in der Gedächtnis behalten hat, wenn auch viele Stunden Bahnfahrt jetzt zwischen uns liegen, viele Jahre oder Jahrzehnte vergangen sind, seit diese Liebhabereien uns gemeinsame Freude waren. Gerade darauf kommt es ja an, daß trotz der Trennung der Beschenkte merken soll, daß die Gabe nicht einfach gekauft, sondern mit Bedacht und Ver ständnis gerade für ihn ausgesucht wurde, um ihm eine besondere Freude zu sein, eine Freude, die so groß nur deshalb sein kann, weil der Geber verstand, was dem Empfänger besonders liebe Ueberraschung sein würde. Man sage nicht, daß das so schwer sei. Am Nächstliegenden gehen wir oft vorbei. Wie wird sich Onkel Emil freuen, wenn er eine hübsche Aufnahme von seinem Vaterhaus vor und nach dem Umbau, der eben fast vollendet ist, bekommen wird. Mag auch heute längst ein anderer Name auf dem Firmenschild stehen, es bleibt doch sein Vaterhaus. Franz bekommt von mir ein kleines Album von Aufnahmen und Post karten unserer alten Schule und der Plätze, wo wir uns als Jungens Herumgetrieben haben, abschließend mit einem Bild des alten Gasthauses und seines ein fachen kleinen Saales, wo wir die erste Tanzstunde hatten. So bekommt jeder von meinen Freunden, der jetzt nicht mehr hier wohnt, eine kleine Gabe, die ihm Stütze der Erinnerung an Heimat und Jugend sein soll. Die größte Ueberraschung aber soll dann für einige sein, daß sie wieder laufend Bericht bekommen über das, was bei uns vorgeht und unser Städtchen be- megt. In einer rheinischen Stadt haben sie voriges Jahr mit Erfolg den Versuch gemacht, dafür zu wer ben, daß Bürger dieser Stadt auswärtigen Freunden, die dort geboren sind, einen halb- oder ganzjährigen Bezug der Heimatzeitung zu Weihnachten schenken. Der Erfolg hat unter anderem darin bestanden, daß eine ganze Reihe von Leuten, die viele Jahre lang die alte Heimat nicht mehr ausgesucht hatte», im Sommer dort hin reiste», und daß andere, die draußen zu Geld gekommen wäre», Aufträge dorthin legte», die für die Arbeitstage sehr i»S Gewicht sielen. So werde ichs auch machen! Und wenn Onkel Emil erst wieder un sere Zeitung liest, wird er auch endlich mal wieder zu Besuch kommen. Darauf freuen wir uns alle schon! warmen Stube hocken blieben, ging er zur Stetnlette hin aus und grub mächtige Felsblöcke aus dem Boden und zerschlug sie mit schwerem Hammer und türmte die Stein brocke» zu gewaltigen Haufen auf und schaffte mit dem Karren Erde herbei. Steine fort! Erde her! Drei Jahre lang schuftete er so Tag für Tag. Und immer stand er mutterseelenallein inmitten der Steinwüste. Mutterseelenallein. Kein Wunder, wenn ihm manchmal der Mut sinken wollte und er nahe daran war, die Reuthaue beiseitezuwerfen und davonzulaufen. Aber da meldete sich jedesmal in ihm der alte Frontsoldat zu Wort: „Unteroffizier Sebastian Schröder, vier Jahre warst du im Schützengraben ge standen und in Granattrichtern gelegen und hast Trommelfeuern und Tanks und Fliegerbomben und Gas angriffen und Nahkämpfen gegenüber stets die Nerven behalten. Mit einem Male willst du dich von Steinen, Sonne, Sturm und Wetter kleinkriegen lassen? Lächerlich?" Was hat der blutjunge, schneidige Leutnant immer gesagt? „Kameraden, Kopf hoch! Wir strecken die Waffen nicht, wir halten durch!" Jawohl, durchhalten!, schwor der Gütler in Gedanken; denn die Freude durfte er den Bauern und Webern unter keinen Umständen antun, daß er die Steinleite wieder Steinleite sein ließ. Sebast.un Schröder spuckte in die Hände, und seine schwieligen Finaer leaten kick wieder fest um den Hauenstiel. Er schasste weiter. Steine fort! Erve yeri Eines Tages bekam er einen Gehilfen. Sein Sohn Wilhelm war so weit herangewachsen, daß er kleine Hand langerdienste leisten konnte. Als noch zwei Jahre ins Land gezogen waren, konnte der Gütler die ersten Pflanzen setzen. Die Dorfbewohner waren gespannt, was daraus würde. Eigentlich wußten sie es schon im voraus. Die zweihundert Pflanzen verdorrten samt und sonders. Sebastian Schröder trug in der Butte Wasser den Hang hinan und sein Bube verteilte es mit der Gieß kanne. Wenn nur einige Bäumlein, ja, wenn selbst nur ein allereinziges Wurzeln in die Erde schlug, wollten Vater und Sohn schon zufrieden sein. Und wenn es nicht geschah? Gut, dann fingen sie eben wieder von vorne an. Und als im nächsten Sommer die Sonne heiß aus die Leite herniederbrannte, sank ein Bäumlein um das andere zusammen. Der Gütler schleppte dreimal des Tages Wasser herbei: früh, mittags und abends. Aber es half nichts. Die Pflanzen verdorrten massenweise. .Hundert — hundertfünfzig — hundertachtzig — hundert- ueunzig — hundertdreiundneunzig — hundertfünfund- neunzig zählte der Gütler in wenigen Tagen. Das Herz tat ihm weh, und Wilhelm schaute den Vater mit tränen feuchten Augen an. Sie gingen etliche Tage nicht zur Leite hinaus. Und als sie wiederkamen, entdeckten sie — o Wunder! — hinter Felsbrocken fünf aufrechtstehende, frischgrüne Fichtlein. „Fünf!" jauchzte der Gütler und sprang vor Freude deckenhoch. Nun streckte er nie und nimmermehr die Waffen! Denn wenn fünf Pflanzen sich im Boden verkrallen konnten, dann mußten sich auch zweihundert und zweitausend verkrallen können. Nicht aus einmal, und nicht in einem Jahre, verstand sich, nein, im Laufe der Zeit. Und die hatte der Gütler Sebastian Schröder. Bis zu seinem Lebensende wollte er im Kampfe mit der Steinleite durchhalten. Und wenn er sie nicht ganz bezwang, dann bezwang sie sein Wilhelm gar. Am Sonntag kamen neugierige Bauern und Weber anspaziert. Wenn sie auch nicht mehr lachten, so zuckten sie doch wie Zweifler die Schultern. Fünf Bäumchen waren noch kein Wald. Zudem blieb abzuwarten, ob sie auch im nächsten oder übernächsten Jahr noch standen. Sie standen noch und waren mit ihren frischen Trieben über die umliegenden Steiubrocken htnaus- gewachsen. und in ihrer Nähe batten bereits wieder zwanzig neue, lebensfähige Kameraoen m der Erde Halt gefunden. Jetzt schulterte auch die Frau des Gütlers Reuthaue und Schaufel und ging mit zur Steinleite hinaus. Ein neues Stück von ihr wurde in Angriff genommen und Meter uni Nieter urbar gemacht. Und als wieder etliche Jahre verflossen waren, ragte einem Inselchen gleich ein junger Fichtenschlag aus dem Steinmeer. Unermüdlich schafften die drei Menschen weiter. Bald schloß sich ihnen eine frische Arbeitskraft an: die Frau des jungen Schröder. Als sie etwa ein Tagwerk Wald ihr eigen nennen konnten, war Sebastian Schröder ein alter Mann mit schlohweißem Haar geworden. Früher, als er gedacht hatte, war der Tag gekommen, da er nicht mehr mit seinem Sohne Wilhelm, seiner , Frau, seiner Schwieger tochter und seinem Enkel zur Steinleite hinausgehen konnte. Das Fieber schüttelte ihn und er mußte sich ins Bett legen. Der Gütler fühlte sein Ende nahen, und er ries seinen Sohn und sein Enkelkind an sein Lager. Sie mußten ihm in die Hand versprechen, das begonnene Werk fortzusetzen und zu vollenden. „Du, ein Tagwerk, Wilhelm", sagte er mit verlöschender Stimme, „und eins mein Patenkind, und dann haben wir gesiegt!" Auf seinen Sarg sollten sie ihm einen Kranz pon Fichtengrün aus seinem Walde legen. Sonst hatte er keinen Wunsch und auch nichts mehr zu ordnen. Auf seinem zerknitterten Antlitz lag ein zufriedenes Lächeln. ^2» «I»« Mr bauen uns ein Windrad Wenn jetzt die herbstlichen Winde wehen, dann sehen Wir oft in den Gärten auf hohe» Stangen Windräder, die sich lustig im Winde drehen. Da mag mancher von uns Lust haben, sich auch so ein Rad zu bauen. Das ist nicht so schwierig, wie man sich denkt. Wer geschickte Hände hat, kann das nach der folgenden Anleitung leicht fertigbekom men. Zunächst beschaffen wir uns eine lange, dünne Holz- diese Stange in der Längsrichtung angebohrt, und in die Oesfnung stecken wir eine Stricknadel, die wir sicher von der Mutter bekommen. Dann bauen wir erst einmal das eigentliche Windrad. Zwei dünne Holzlatten von etwa KO Zentimeter Länge werden in der Mitte so zusammen genagelt, daß sie ein Kreuz bilden. Dann fertigen wir uns dier kleine Becher aus Pappe an. indem wir Pavvstückchen Die Gabe Willig etwas zu verschenken, was ich reichlich habe, ist ein kleines Angebinde, aber keine Gabe! Geben heißt: sich in des Nächsten Not hinein zu denken, um in allem, was ich bringe, selber mich zu schenken. Jst's auch wenig, was dem Bruder ich zu geben habe, ward es durch den Sinn geadelt und durch ihn zur Gabe. H. M. Heidrich. lvte Kegel zusammenkleben. Das steht dann so aus wie die spitzen Tüten beim Kaufmann, nur entsprechend kleiner. Diese Pappbechsr nageln wir seitlich so m. ^ie vier Enden unseres Kreuzes, daß die vier Oeffnungen alle nach einer Richtung hin zeigen. Nun bohren wir ein Loch in die Mitte des Kreuzes, das ein wenig größer als die Dicke der Stricknadel ist. Setzen wir jetzt unser Wind rad auf die Stange, dann kann es sich leicht drehen, und wir erleben, wie es vom Wind schnell herumgewirbelt wird. Noch hübscher ist die Wirkung, wenn wir ein zweites kleineres Windrad in entgegengesetzter Richtung aufsetzen, Das machen wir so, daß wir über das erste Windrad aus die Stricknadel eine kleine Pappröhre oder aber ein paar leere Garnrollen schieben. Darüber setzen wir nun das zweite Windrad so auf, daß die Kegel sich nach der ent gegengesetzten Richtung öffnen, wie die des unteren Windrades. Zuletzt noch ein Ratschlag, wie man das Wind rad hübsch ausgestalten kann: Wer sich mit weniger Arbeit begnügen will, der streicht die kleinen Becher bunt an, wer aber mehr Geschick hat, der sägt sich mit der Laubsäge Tiere oder Reiter aus und setzt sie neben die Becher an die Enden der Stangen des Windrades, malt das Ganze hübsch bunt an und bat dann beinahe ein Karussell. Jas Mader der Schallplatte Man ist immer wieder überrascht, wen» man über oasWunderderSch allplatte nachdeukl. Da ist in die schwarzglänzende Oberfläche des Lautträger-? eine spiralförmige Rille eingezeichnet, deren unendlich seine Ausbuchtungen nach links und rechts Schwingungen dar stellen, die bei der Wiedergabe entweder die erhabene Wucht eines Orchesterstückes oder die abgetönte Zartheit einer menschlichen Sopranstimme erklingen lassen. Es fehlt wirklich nicht mehr viel, um die Güte des Originals zu erreichen. Und doch weiß jeder aus eigener Erfahrung, daß beim Spiel der Schallplatte ein oft unangenehmes Nebengeräusch entsteht. Wer einmal Gelegenheit gehabt hat, zu verfolgen, mit wie empfindlichen Geräten Sprache oder Musik in die glatte Wachsschicht eingegraben werden, der kann sich leicht vorstellen, daß schon beim Transport nach der Fabrik oder bei der Weiterverarbeitung dieser Oberfläche Ge- fügeveräuderungen auftreten können, die trotz ihrer Fein heit das Gleiten der Abspielnadel später erschweren und dann als Nebengeräusch hörbar werden. Besonders schwierig war vor dem Galvanisieren das erforderliche Einstäuben der Oberfläche mit äußerst fein verteiltem Graphit. Um alle so für die Wiedergabequalität bestehen den Gefahren auszuschalten, hat eine deutsche Platten firma jetzt unmittelbar neben dem Aufnahmeraum eine Einrichtung aufgestellt, du .purch sogenannte Elektroden- zerstäubung eine Oberflächenversilberung gestattet und da mit die Graphitschicht überflüssig macht. In einem fast luftleer gepumpten Geyäuje werden Silberfäden unter eine elektrische Spannung von etwa 1800 Volt gefetzt. Dabei glühen die Fäden allmäh lich auf und verdampfen. D"r Silberdampf schlägt sich nun in feinster molekularer Verteilung auf der Wachsober fläche nieder und bildet dort innerhalb weniger Minuten eine hochglänzende Schicht von nur wenigen millionstel Millimeter Stärke. Anschließend wird der entstehende Silberhauch sofort galvanisch verstärkt, so daß bei diesem Arbeitsgang wirklich keinerlei Gelegenheit mehr geboten wird, Öberflächenveränderungen für das Nebengeräusch zu schaffen.