Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 25.11.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193611254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19361125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19361125
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-11
- Tag 1936-11-25
-
Monat
1936-11
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 25.11.1936
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rs Ober- n Sonn et Santa nen auch eschlagen ;r Flucht Truppen r in die >e gleich lote aus Kriegs russischer ckniversi- Eebäude tionalen verfolgt Waffen, len. cen reiste Zenerals :r Erün- afchisten- ? !det, daß von drei getroffen l Goldes ris ver- spa wurde, mäus - n Aus- tung der b sie in Terrors in rtionaler :ere jow- Angeb- irklichkeit fischer vrid wei- Mojes m er die t leisten. Auch die ten Vel- c katala' Abfahrt r Mann- chietzerei, das rote in Mad- Valencia tslos sei. rmmlung üen statt, nokraten, rnaltrup- ündlichen hüsse ge- seinen en, daß Linde- cich der lgesebcn r, wenn rtragcu in mir nie ge- r einem der war m, n a äi es war. > sebine vohl er Lunder- c?" v dachic einmal ngen so ngst da re. Er zetzt ge- dem ge- ter und hi mein ür mied chterncn erweckte en nm wieder n Stelle :ri ivai me nnd hlere sie mnastik >on dem umab- immerie rankbar. olglu n Veulsvken run» Ungeheuerlicher Willkürspruch in Nowosibirsk Sofortiger Protestschritt -es deutschen Botschafters. Moskau, 22. November. Im Nowosibirsker Schau- tozeg wurden am Sonntag sämtliche neun Angeklagten "ui Tode verurteilt, darünter auch der deutsche Berginge- 'ieur Stickling. Der Spruch des Gerichts ist als endgültig anzusehen N unterliegt keiner Berufung mehr. Die Angeklagten 'üben lediglich die Möglichkeit, ein Gnadengesuch einzu- 'üchen. , Der deutsche Botschafter in Moskau, Gras von der Eulenburg, hat darauf hin sofort bei der Sowjetregierung He Demarche unternommen, wobei er die Unglaubwürdig- uit der gegen Stickling erhobenen Anklagen hervorhob, und erste Maßnahme forderte, daß die Durchführung des Madengesuches rechtzeitig sichergestellt wird. Zweifelhafte Stützen der Anklage. , Nowosibirsk, 22. November. Das als ausgesprochener Hauprozetz durchgeführte Verfahren, dessen Urteil schon "liedergegeben wurde, richtete sich gegen die angebliche konterrevolutionäre Trotzistische Schädlingsgruppe des "emerower Bergwerks". Die ersten Sitzungen ergaben be- Hts das übliche Bild solcher Justizkonstruktionen nach dem Hema: „Gemeinsame Schädlingsarbeit des Trotzkismus des Faschismus". Nach dem Aufmarsch einer Reihe von rtachanoffarbeitern, die als Zeugen aussagten, daß die An- 'Magten Ljaschtschenko, Kowalenko, Andrejesf. Noskosf und Nere angeblich mit allen Mitteln unerträgliche Arbeits- Hingungen auf dem Bergwerk geschaffen hätten, wurde Ht dem Verhör der Angeklagten begonnen. In der üblichen mm von „Geständnissen und Selbstbezichtigungen" bekann- H sich dann die Angeklagten mit Ausnahme des Zutsche» Ingenieurs Stickling auch bereit- Migst der ihnen zur Last gelegten Verbrechen für schuldig, sich zwar angeblich Vergasung der Stollen, planmäßige Haftung ständiger Explosionsgesahr, Herbeisührung von '»glücksfällen mit zahlreichen Opfern usw. Hierin weicht Her neue Schauprozeß nicht im mindesten von bekannten Urbildern ab. Auch der deutsche Staatsbürger Ingenieur Rickling wird immer wieder von den Mitangeklagten be- htigt. Da diese ekelhaften Selbstbeschuldigungen sich Haar- Hau mit dem Wortlaut der Anklageschrift decken und daß He sich wiederum mit den bekannten Propagandathesen in Niger llebereinstimmung befinden, braucht nicht mehr Hvorgehoden zu werden. Die politischen Hintergründe Hes Prozesses sind völlig klar. Sowohl die Anklageschrift N die Presseveröffentlichungen lassen deutlich die Tendenz "kennen, die ungünstigen Wirkungen des letzten Trotzkisten- Hzesses wieder wettzumachen und daneben Siindenböcke "r die Mißerfolge der sogenannten Stachanoff-Bewegung K schaffen. , I. Die verheerenden außenpolitischen Auswirkungen des aotzkistenprozesses, der in der großen Politik ebenso versagt H wie die Einheitsfrontpolitik auf der Ebene der Komin- rn, bildeten für die Sowjets den Anlaß, diese Scharte wie- g auszuwetzen. Daneben haben die Moskauer Eewalt- Äer das dringende Bedürfnis, die Aufmerksamkeit der Helt vön ihren Machenschaften in Spanien und den daraus Meßenden Folgen abzulenken. Man erinnert sich, daß H gleiche Tendenz außenpolitischer Ablenkungsmanöver Heils dem Schachty-Prozeß und dem Vickers-Armstrong- "lozeß zugrunde gelegen hat. Berliner Presse weist den ungeheuer lichen Willkürspruch zurück Berlin, 23. November. Der ungeheuerliche Willkür- Nch in Nowosibirsker Schauprozeß wird von den Berliner Ngenblättern auf das allerschärfste kritisiert. Der ^Völkische Beobachter" schreibt unter anderem: Erstarken der Front der ordnungswilligen Staaten Hilft für Moskau der letztee Anstoß zu sein, den größten Matz in seinem blutigen Spiel zu wagen Die Berliner Hsse weist den ungeheuerlichen Willkür spruch in Nowosibirsk zurück. Denn Hand in Hand mit seinem Aufmarsch in Spanien geht eine Heraus forderung Deutschlands, die unter keineen Umständen ohne einen ganz besonderen Zweck in diesem Augenblick von Mos kau heraufbeschworen sein kann. In der Moskauer Rech nung ist nur ein Fehler enthalten, nämlich der, daß die Heraussorderunz an das national sozialistische Deutsche Reich und nicht an irgendeinen Staat gerichtet worden ist. Erst vor wenigen Tagen hat Deutschland bewiesen, daß es eine Grenze für die Wahrung der Ehre auch seines letzten Bür gers gibt, deren Ueberschrsitung es unter keinen Umständen dulden wird. Wir verlangen, daß deutschen Menschen und ihrem Recht an jeder Stelle außerhalb unserer Grenzen die gleiche Achtung entgegengebracht wird, die das Deutsche Reich als Ganzes für sich fordern muß. Wie wir bereit sind, jxden Ausländer auf deutschem Boden die Rechte zuzuer kennen, auf die er Anspruch erheben kann, so kann sich jeder Reichsdeutsche im Ausland darüber klar sein, daß die ganze Macht des Reiches hinter ihm steht, solange er es verdient. Der „Montag" bezeichnet den furchtbaren Spruch von Nowosibirsk als einen Willkürspruch, dem keinerlei sachliche und keinerlei rechtliche Motive zugrunde liegen. Ein Reichs deutscher wird zum Tode verurteilt. Er, der als Spezialist unter den „Rechtsschutz" der Sowjetunion ins Land kam, wird zum Saboteur gestempelt, weil jetzt Ausländer zu SUndenböcken für das völlige Versagen des bolschewistischen Prinzips gestempelt werden sollen! Aber in diesem Todes- „urteil" sehen wir mehr: Es ist der Ausbruch des Hasses gegen das zivilisierte Europa, das den Bolschewismus ab lehnt. Es ist der Ausdruck der Rache gegen den Kern des antibolschewistischen Widerstandes in der Kulturwelt, cs ist ohnmächtige Wut über das Versagen der bolschewistischen Experimente im Westen, nicht zuletzt des furchtbarsten und blutigsten Experiments Moskaus, des Mordens in Spa nien. Ganz Deutschland bäumt sich auf gegen den Mord spruch in Nowosibirsk. Es empfindet ihn als neue Heraus forderung als neue Kampfansage — nicht nur gegen sich selbst, sondern gegen ganz Europa. Europa und die Welt werden nicht eher zur Ruhe kommen, ehe sie nicht ent schlossen sind, sich mit ihrer ganzen Kraft aufzubäumen gegen die Mordbrenner des Bolschewismus! Die „Montagspost" erinnert daran, daß Prozesse wegen angeblicher wirtschaftlicher Sabotage für die bolschewistischen Machthaber in Moskau seit Jahr und Tag ein beliebtes Mittel gewesen sind, das völlige Durcheinander der Wirt schaft, das sie angerichtet haben, vor dem eigenen Volk zu verstecken und sich Siindenböcke für die eigene Schuld zu suchen. Wenn sie aber glauben, so fährt das Blatt fort, diese Siindenböcke unter Menschen finden zu können, die ihrer eigenen Gewalt nicht unterstehen, die den Schutz eines zivi lisierten Staates genießen, wenn sie glauben, gegen Reichs deutsche mit den Methoden ihrer berüchtigten, auf Willkür gestellten Blutjustiz vorgehen zu können, so werden sie er leben müssen, daß es Mittel gibt, ihnen Halt zu gebieten. Es sind in der Sowjetunion während des Novembers 25 Reichsdeutsche verhaftet worden. Der Nowosibirsker Pro zeß war von den Moskauer Gewalthabern jo aufgezogen, daß er als eine Art Musterprozetz für das Vorgehen gegen diese Verhafteten gelten sollte. Das ganze deutsche Volk ist einheitlich zusammengeschlossen in der Forderung, daß ein planmäßig vorbereiteter, durch Gerichtsverhandlungen verhüllter Mord an einem Reichsdeutschen nicht zugelassen wird. In der Sowjetunion sind während der letzten Tage auch die Angehörigen anderer zivilisierter Staaten verhaftet worden. Die ganze zivilisierte Welt wird sich zusammentun müssen, um eindeutig zu zeigen, daß sie politische Morde an ihren Bürgern nicht zuläßt. Die ganze zivilisierte Welt wird aber zugleich die Schluß folgerungen daraus ziehen müssen, daß es im Lande des Bolschewismus kein Gastrecht gibt, selbst nicht für Menschen, die die Sowjets selbst herangeholt haben, um ihre Unfähig, keit in der eigenen Wirtschaft, in der eigenen Industrie^ durch den Einsatz fremder Fachleute zu verschleiern. Das Urteil von Nowosibirsk wird und muß zu einem Signal für die zivilisierte Welt werden, der Willkür der Moskauer Machthaber, der Willkür einer auf befohlenem Mord ge richteten „Justiz" ein Ende zu machen. Aus aller Welt. * Postwechsel zwischen „Graf Zeppelin" und Luft- hansaflugzeug in Bathurst. Am Sonntag, morgens zwi schen 8.04 und 8.54 Uhr MEZ., fand, wie die Deutsche Seewarte mitteilt, in Bathurst (Westafrika) ein Postwechsel zwischen dem von Pernambuco kommenden Luftschiff „Graf Zeppelin" und einem Lufthansaflugzeug statt. Anschlie ßend fuhr das Luftschiff nach Südamerika zurück. 1 * In der Maschine totgequetscht. Als in einer Spinne ¬ rei in Neüdek (Böhmen) der 29 Jahre alte Arbeiter Jo hann Schreiber eine Maschine reinigte, geriet diese plötzlich in Gang. Schreiber wurde die Brust eingedrückt. Seine Arbeitskameraden konnten ihn nur tot bergen. * 15 Verletzte bei einer marxistischen Versammlung. Sonnabend abend sollte in Auschowitz bei Marienbad eine von der sozialdemokratischen Partei einberufene Ver sammlung stattfinden, auf der der marxistische Abgeordnete Jaksch über das Thema „Krieg oder" Frieden" sprechen sollte. Da an dieser Frage auch breite Schichten der Be völkerung Anteil nehmen, verlangten die beiden Abgeord neten der Sudetendeutschen Partei, Frank und Köllner als Gegenredner Eintritt in den Saal, der ihnen von den marxistischen Ordnern verwehrt wurde, obwohl die Ver sammlung ausdrücklich als öffentlich angeündigt worden war. Dieses Vorgehen der Marxisten erregte bei den an wesenden Mitgliedern der SDP. große Aufregung. Sie versuchten den beiden Abgeordneten Einlaß in den Saal zu verschaffen. Hierbei kam es zu einem Handgemenge mit den den Eingang versperrenden Marxisten, die dabei Sessel und Biergläser als Waffen benutzten. Der Regie rungsvertreter sah sich schließlich infolge des Zusammen stoßes genötigt, die Versammlung noch vor ihrem Beginn zu verbieten, woraus Gendarmerie den Saal räumte. 15 Verletzte mußten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. * Unglaublicher Kirchenfrevel in Wien. In der in einem Wiener Außenbezirk liegenden Heiligen-Geist-Kirche wurde am Sonntag ein bisher in Oesterreich noch nicht beobachteter Kirchensrevel verübt. Unbekannte Täter dran gen nachts in die Kirche ein, schichteten Meßgewänder und Altardcckcn aufeinander und entzündeten sie mit der Ampel, in der das Ewige Licht brennt. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, daß die Kirche vor schwerem Schaden bewahrt blieb. Mau vermutet, daß es sich bei den Tätern uin Kommunisten handelt, die sich das Wüten der Kirchen- brenncr in Spanien zum Vorbild genommen haben. * Französisches Wasserflugzeug abgestürzt. Der Be fehlshaber der Luftstreitkräfte in Tunis teilt mit, daß am 20. November ein Wasserflugzeug, das nach Bone unterwegs war, nicht an seinem Bestimmungsort eiugetrof- fen ist. Die Nachforschungen haben jetzt zur Entdeckung von Wrackstücken des Flugzeuges in der Nähe von Cap Serrat geführt. Die fünf Besatzungsmitglieder haben den Tod gefunden; ihre Leichen sind nicht ausgefmiden worden. * Goldschmuggel an der französisch-schweizerischen Grenze. — Zwei Juden gefaßt. Seit der Frankenabwer- tung und dem Verbot, Gold zu besitzen bzw. auszuführen, hat der Gvtdschmuggel an der französisch-schweizerisch Grenze lebhaften Aufschwung genommen. Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht größere Goldbestände beschlagnahmt werden, die geschmuggelt werden sollten. So sind am Sonntag wieder zwei Goldbarren von je ein Kilogramm Gewicht und insgesamt 19 Kilogramm Goldmünzen fmnzö sischer und ausländischer Währung den französischen Zoll- Wächtern an der Schweizer Grenze bei Perlh in die Hände gefallen. In Papierfranken umgerechnet, beträgt der Wer; dieses Goldbestandes rund 499090 Franken. "Die beiden Goldschmuggler sind zwei Juden tschechoslowakischer Staats angehörigkeit, Alexander und Otto Goldstein, die sich als Verwalter einer Finanzgesellschaft in Paris ausgaben. Die sauberen Brüder Goldstein wnrden sofort verhaftet und ins Gefängnis nach Annecy übergesührt. t8) i Nachdruck verboten.» „Das war eine mutige Tat", sagte Lindemann in die Hille. Auch sein Blick ruhte nachdenklich auf der Fliege Hr ihm. Sie war eigentlich genau so klein und so Wehr es wie das junge Mädchen, wie alle jungen Mädchen, Hnn sie sich plötzlich aus einer Obhut losreißen und in »s große, weite und gefährliche Leben fliegen. , „Ja, ja, ein tapferer Kerl, der Graf", fuhr Conrad Hort aus seiner Versunkenheit aus. Es sollte eine An- "kennung sein, denn Manner, die mutig und tapfer Meu, gefielen ihm unbesehen. Aber der Ton, in dem es sagte, war ein wenig mißlungen, es klang wie ein ^ufzer. Christa freute sich, daß die beiden Männer Lutz einen Meren und mutigen Mann nannten, aber sie wunderte H zugleich ein wenig darüber, daß keiner von ihnen von N Wunder sprach. Männer konnten so etwas wohl ganz verstehen. r. „Ich habe hier niedergeschrieben, daß Graf Schlehwe He unter eigener Lebensgefahr aus einem brennenden Mmer gerettet hat, Fräulein Schulthetz." Lindemann A von dem Protokoll auf. „Es wird für die Bvur- Hung des Grafen sehr günstig sein. — Hatten Sie nun An in jenem Augenblick den Entschluß gefaßt, nicht "eder ins Sacrck Coeur zurückzukehren?" . „Nein", sagte Christa mit einem mühsamen Lächeln, Ann ich auch gedacht habe, daß ich zu ihm gehöre, so Ae ich damit nicht gemeint, daß ich nun auch bei ihm Abe. Ich habe vielmehr, als ich später in einem Oberen Gastzimmer im Bett lag, über das Geschehene Mgedacht, und da wurde mir bewußt, daß das eigentlich ^ Abschied gewesen war, ein Abschied, wie ich ihn jabr- Hund jahrein im SacrS Coeur bei meinen Mitpcnsio- -Annen aus der Ferne erlebt hatte. Ich hatte endlich A" Menschen gefunden, zu dem ich gehörte, und ich in der gleichen Sekunde von ihm Abschied ge- Men." h „Es ist aber nun doch kein Abschied gewesen*, warf "kMann freundlich ein. N-Nein. Es kam alles anders, als ich mir vorgesiellt d- Ich stand am Morgen früh auf, weil ich um elf Uhr mil dem Wagen zur Bahn fahren mußte. Ich hatte mich mir dem Gedanken vertraut gemacht, daß wir uns vor Ursula und dem Vater und dem Kutscher die Hand geben und uns noch einmal genau ansehen würden, damit wir uns gegenseitig recht lange in Erinnerung behielten. Aber als ich in die unteren Räume kam, hörte ich von einem Mädchen, daß Ursulas Pater, der Freiherr von Rothemberg, verhaftet und in das Untersuchungsge fängnis der Kreisstadt gebracht sei. Gras Schlehwe war auch dorthin gefahren, weil er vernommen werden sollte. Ich verstehe nichts von Gerichtsdingen; ich hörte aus den Gesprächen, daß man Ursulas Vater der Brandstiftung verdächtigte, das Gut sei überschuldet gewesen, und am Tage vorher sei ein Zwangsverwalter eingesetzt worden.* „Wurde etwas von Versicherung gesagt?" „Ja, das auch. Die Gebäude seien hoch versichert ge wesen, aber es wurde immer wieder gejagt, daß bereits der Vater des Freiherrn die Versicherung ausgenommen hätte. Das mußte wohl von Bedeutung sein. Übrigens waren alle von der Unschuld des Freiherrn überzeugt. Niemand, der ihn kennt, wird ihm etwas Schlechtes zu trauen. Gras Schlehwe sagte, er sei einer der letzten wirk lichen Edelmänner." „Ja, ja, die Not, die furchtbare Not", murmelte Lindemann fast unverständlich. „Es war ein trauriger Abschied", fuhr Christa fort, „ich konnte meiner Freundin nur flüchtig die Hand drücken, sie hatte keine Zeit, alles lastete plötzlich auf ihren Schultern. Sie war sehr gefaßt und tapfer, ich glaube, sie hatte die Tür der Jugend mit einem Schlage hinter sich geschlossen und war eine Frau geworden. Als ich in der Bahn saß, überfiel mich doch Trauer, daß ich Lutz nicht mehr gesehen hatte, aber mein Verstand sagte mir, es müsse wohl so sein. Ich schlief dann vor Übermüdung ein. Auf einer kleinen Station schrak ich plötzlich aus, Lutz stand vor mir." 8s fiel niemand auf, daß sie Lutz sagte, es war selbst verständlich. „Ich glaubte wirklich zu träumen. Alles war so unwirklich, wie er den Koffer aus dem Gepäcknetz nahm, mich an der Hand faßte und mit sanfter Gewalt aus dem Abteil zog. Erst als ich neben ihm in seinem Wagen saß und der frische Wind auf der Fahrt in mein Gesicht schlug, hörte dieser Traumzustand auf. Lutz war nach seiner Vernehmung sofort zu der kleinen Station gefahren; er hatte sich irgendwo nach der Ankunft des Zuges erkundigt." „Wie hieß die Station?" „Das weiß ich wirklich nicht mehr, Herr Inspektor. - Lutz sagte dann, daß er nicht so ohne Abschied von mir hätte gehen können, daß heute der erste schöne Früh lingstag wäre, den wir unbedingt zusammen verleben müßten; er brächte mich rechtzeitig zu der Station, wo ich den D-Zug erreichen würde. Wir hätten etwa fünf Slun- den Zeit für uns. — Ich nahm diese fünf Stunden wie ein unerwartetes Geschenk hin." „Er sagte also nichts davon, daß Sie bei ihm bleiben sollten?" Christa schüttelte den Kops. „Es war eine herrliche Fahri. Es war das Schönste, was ich in meinem rieben erlebt habe. Vielleicht werde ich nie wieder etwas so Schönes erleben." Conrad, der bisher still zugehöri hatte, rausperle sich plötzlich, als wollte er damit andeuten, daß er auch noch da sei. Er war ärgerlich, daß Christa so etwas sagte. Wie konnte ein junger Mensch, der noch nichts vom (ieben wußte, ein Erlebnis als etwas Einmaliges und Nichl- wiederkehrendes hinstellen! „Am Spätnachmittag", fuhr Christa nach einer kurzen, versonnenen Panse fort, „blieb das Anlo plötzlich stehen." „Aha!" entfuhr es Lindemann wider seinen Willen. Christa entging die Bedeutung dieses Ausrufs. „Lutz untersuchte den Motor von allen Seilen, er kroch sogar unter den Wagen, aber er war nicht wieder in Gang zu bringen. Lutz war ratlos, er konnte sich das nicht erklären." „Das gibt es ja gar nicht", fuhr entrüstet der Fach mann Conrad auf. „Ein Motor ist doch kein Buch mit sieben Siegeln. Wahrscheinlich war das Benzin alle, dann muß man natürlich tanken. Das muß man allerdings rechtzeitig tun." „Sie als Flieger verstehen natürlich mehr von Motoren als Lutz", sagte Christa lächelnd. „Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie sofort gewußt hätten, was mit dem Motor los war. Aber Lutz ist eben kein Flieger. Er mußte zum nächsten Dorf gehen, um ein Gespann aufzu treiben, das den Wagen holte. Nach einer Stunde kam er mit einem Bauern und zwei Pferden zurück. Als wir endlich mit dem Wagen im Dorf anlangten, war es so spät geworden, daß ich den Zug nicht mehr c: konnte." «Fortsetzung solgl.»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)