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Ottendorfer Zeitung : 13.11.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193611131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19361113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19361113
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-11
- Tag 1936-11-13
-
Monat
1936-11
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.11.1936
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Sechs Anordnungen des Ministerpräsidenten Göring. Berlin, 10. November. Im Reichsanzeiger vom November sind sechs Anordnungen des Beauftragten für den Vierjahresplan, Ministerpräsidenten Göring, abge fuckt die die Durchführung des Vierjahresplanes hinsicht lich lrer Sicherstellung des Facharbeiternachwuchses, die -icherstellung des Bedarfes an Metallarbeitern für staats- «d wirtschaftspolitisch bedeutsame Aufträge der Eisen- und Aetallwirtschaft, die Rückführung von Metall- und Bau- iacharbeitern in ihren Beruf, die Sicherstellung der Arbeits- iriiste und des Bedarfs an Baustoffen für staats- und wirt- ichastspolitisch bedeutsame Bauvorhaben, die Beschäftigung »lterer Angestellter und schließlich das Verbot von Kenn- vortanzeige« für die Anwerbung oder Vermittlung von Metallarbeitern und Baufacharbeitern betreffen. Dies sind die e r st e n A n o r d n u n g e n für die Sicherstellung des Arbeitseinsatzes für die Durch führung des Vierjahresplanes. Während bei der Machtübernahme noch rund 7 Millionen Arbeitslose gezählt wurden, ist diese Zahl dank der in dischen geleisteten Aufbauarbeit auf etwa eine Million lurückgegangen. Hierdurch hat sich auch das Bild des Ar beitseinsatzes grundlegend gewandelt: Während also vor 1933 eine große Arbeitslosigkeit vorhanden war, ist heute bei wichtigen Arbeitsgruppen, so im Baugewerbe, im Me tall- und Eisengewerbe usw. ein ausgesprochener Fach arbeitermangel festzustellen. Diesem Facharbeitermangel .abzuhelfen dergestalt, daß die Aufgaben, die im Vierjahres- Mn vorgesehen sind, auch wirklich durchgeführt werden können, dienen die oben erwähnten Anordnungen des Ministerpräsidenten Göring. Die Anordnungen selbst enthalten keine Strafvorschrif- hen. Wer jedoch den Geboten und Verboten, die in diesen Anordnungen enthalten sind, zuwiderhandelt, wird nach der im Reichsgesetzblatt vom 6. November 1936 verkündeten „Zweiten Verordnung zur Durchführung des Vierjahres planes vom 5. November 1936" mit Gefängnis und Geld strafe, letztere in unbeschränkter Höhe, oder mit einer dieser Strafen bestraft. Vor Vertretern der Presse ging der Präsident der Heichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenver sicherung, Syrup, auf die einzelnen Anordnungen ein. Er wies darauf hin, daß in den Krisenjahren starke Lücken >n.dem Ausbau der Gefolgschaften gerissen wurden, die zu einer Verringerung der Lehrlingsausbildung führten. Be sonders im Eisen- und Metallgewerbe und im Baugewerbe «Nachte sich ein starker Nachwuchsmangel bemerkbar. Durch bie erste Anordnung des Ministerpräsidenten wird nun den genannten Gewerben zur Pflicht gemacht, eine Zahl von Lehrlingen auszubilden, die im angemessenen Verhält nis zu der Zahl der von ihnen beschäftigten Facharbeiter sieht. Dabei sollen diejenigen Betriebe, die aus irgend welchen Gründen Lehrlinge selbst nicht ausbilden können, durch finanzielle Zuschüsse zur Lehrlingsausbildung bei Aderen Unternehmungen herangezogen werden. Die Er- iahrung hat gezeigt, daß Facharbeiter nur durch eine geord- tete Betriebslehre herangezogen werden können — die Um- Hulungsverfahren haben sich bisher im allgemeinen als ziemlich problematisch herausgestellt. Es hat sich aber auch gezeigt, daß eine ganze Anzahl <wn fachlich ausgebildeten Metall- und Bauarbeitern nicht >» ihren Berufen, sondern in irgendwelchen anderen Be rufen beschäftigt wird. Gerade die Knappheit an Fach- »rbeitern aber zwingt uns, diese Kräfte wieder in ihren berufen dem Volke nutzbar zu machen. Dazu dient die An ordnung über die Rückführung von Metall- und Baufach- orbeitern in ihren Beruf, die die Unternehmer verpflichtet, den Arbeitsämtern mitzuteilen, wieviele dieser Fachkräfte fti ihnen berufsfremd beschäftigt werden. Dadurch wird es Itdem Facharbeiter möglich sein, wieder in seinem erlernten Beruf tätig seien zu können. Die Durchführung des neue« Vierjahresplanes kann aber nur gelingen, wenn keine Arbeitskraft dem deut schen Volke ungenützt bleibt. beute gibt es noch eine, wenn auch kleine Gruppe sogenann- ! ter älterer Angestellter (über 40 Jahre), die seit Jahren - außer Stellung und ohne Erwerb sind. Das Elend bei ! diesen absolut leistungsfähigen Angestellten, zumeist Fami- lienvätern, ist noch außerordentlich. Die Anordnung des Ministerpräsidenten geht also dahin, diese Arbeitslosen wieder in den Wirtschaftsprozeß einzugliedern. Die Unter nehmer sollen angehalten werden, einen bestimmten Pro zentsatz älterer Angestellter in ihre Gefolgschaft aufzu nehmen. Auch hier ist damit zu rechnen, daß die Unter nehmer genügend staatspolitisches Gefühl haben, um für diese Volksgenossen zu sorgen. — Der Stichtag für die An zeige an das Arbeitsamt ist in dem Januar kommenden Jahres gelegt worden, so daß bis zu diesem Zeitpunkt noch manches bisher Versäumte nachgeholt werden kann. Sollte aber der Appell an die Unternehmer nicht die richtige Wir kung haben, so könnten solche Eefolgschaftsmitglieder ziem lich energisch auf ihre Pflicht gegenüber der Allgemeinheit aufmerksam gemacht werden. Es ist selbstverständlich, daß dabei dem Unternehmer nicht Angestellte zugemutet wer den, die für die Arbeit nicht tragbar sind. Bei dem allgemeinen Aufschwung der Wirtschaft hat sich herausgestellt, daß für staats- und wirtschaftspoli tisch bedeutsame Aufträge der Eisen- und Metallwirt schaft nicht genügend Arbeiter zur Verfügung stehen. Mit diesem Problem beschäftigt sich die zweite Anordnung zur Durchführung des Vierjahresplanes. Präsident Syrup wies in diesem Zusammenhang auf die Bestimmungen dieser Anordnung hin, und betonte zugleich, daß durch das Verbot der Kennwort-(Chiffre)anzeigen der wilden Wer bung für die genannten Facharbeitergruppen gesteuert wer den soll. Dadurch soll auch der Abwanderung aus anderen Industrien Einhalt geboten werden. Die Zustimmung zur Eefolgschaftsvermehrung kann nunmehr nach der stagts- und wirtschaftspolitischen Bedeutung der hierzu führenden Aufträge erteilt werden. Wie also auf der einen Seite den staats- und wirtschaftspolitisch bedeutsamen Aufträgen der Eisen- und Metallwirtschaft der genügende Arbeiterstamm gesichert werden soll, so regelt endlich eine (vierte) Anord nung die Sicherstellung auch des Bedarfs an Baustoffen für staats- und wirtschaftspolitisch bedeutsame Bauvorhaben. Hier tritt vom 1. Dezember 1936 eine Regelung der pri vaten und öffentlichen Bauvorhaben ein. Die Verordnung soll ermöglichen, sich ein Bild über die kommenden Bauvor haben zu machen, so daß sie entsprechend ihrer Wichtigkeit — bei Wertung aller in Frage kommenden staatlichen, wirt schaftlichen, kulturellen usw. Faktoren — erteilt werden können. Präsident Syrup schloß mit der Hoffnung, daß dieser starke Appell an die Vernunft und das staatspolitische Ge fühl der Unternehmer nicht ungehört verhallen wird, und daß der Staat nur in den aller seltensten Fällen gezwungen sein wird, durch regelnden Zwang einzugreifen. v Himmler gegen Mitzbrauchldes Wortes „Alkazar". Der Reichsführer SS. und Chef der deutschen Polizei, Himmler, wendet sich in einem an die Polizeibehörden ge richteten Erlaß gegen den Mißbrauch des Wortes „Alka zar". Vergnügungslokale, insbesondere Kabaretts und Nachtlokale, führten vereinzelt noch die Bezeichnung „Al kazar". Nach dem heldischen Kampf des nationalen Spa niens im Alkazar mußte die Fortführung dieser Bezeich nung für derartige Betriebe in weiten Kreisen der deut schen Volksgenossen berechtigten Unwillen erregen. Der Runderlaß erinnert an die Aufforderung des Reichs- und preußischen Wirtschaftsministers an alle Vergnügungs stätten, den Namen „Alkazar" abzulegen. Wo diese Be zeichnung trotzdem noch weitergeführt wurde, trete ein Zustand ein, der die öffentliche Ordnung zu bedrohen geeignet sei. Der Reichsführer SS. ersucht daher die Polizeibehörden, die Weiterführung der Bezeichnung „Al kazar" für Vergnügungsstätten aller Art erforderlichen falls durch polizeiliche Zwangsmittel zu verhindern. Gegenangriff der Roten zurückgewiefen. Salamanca, 11. November. Nach dem Heeresbericht des Oebrsten Befehlshabers der nationalen Truppen haben die Roten südlich von Madrid Gegenangriffe ver- fucht, die jedoch zurückgewiesen wurden. 2m Gegen stoß konnten die nationalen Truppen weiter vordringen. Sie machten dabei 80 Gefangene und er beuteten fünf Maschinengewehre und einen Tank sowjet russischer Herkunft. Auch an den übrigen Frontabschnitten sind Gegenangriffe der Roten abgeschlagen worden. Nationale Truppen im südlichen Stadtteile Madrids vorgedrungen. Salamanca, 11. November. Der Sender Teneriffa be richtet, daß die nationalen Truppen den Angriff auf Madrid mit Erfolg vorwärts getragen haben. Nach diesen Meldungen ist der Madrider Westpark eingenommen worden. Der nördliche Brückenkopf der Toledobrücke wurde erobert und die nationalen Truppen drangen auf der Toledostraße bis zum Toledotor vor, wo wichtige Stellungen der Roten eingenommen wurden. Eine andere Kolonne überschritt den Manzanares auf der Prin- cesabrücke und stieß auf der Pasco della Delicial bis zum Antochplatz vor. Dort wurden Feldgeschütze in Stellung ge bracht. — Eine Bestätigung dieser Meldungen aus dem Hauptquartier liegt bisher noch nicht vor. Aus aller Wett. * Bluttat in Gelsenkirchen. In den Vormittags stunden des Dienstags trug sich im Gelsenkirchener Stadt teil Horst eine schwere Bluttat zu. Im Verlauf einer Aus einandersetzung schoß der 34jährige August Kyek seiner Ehefrau zwei Kugeln in den Kopf, die ihren sofortigen Tod herbeiführten. Nach der Tat brachte sich Kyek ebenfalls einen Kopfschuß bei. Er wurde von der Polizei mit der Waffe in der Hand zwar noch lebend angetroffen, starb aber kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus. Das Ehepaar, das zehn Jahre lang verheiratet war, hinterläßt zwei Kinder im Mer von sieben Monaten und zehn Jahren. Nach den getroffenen Feststellungen handelt es sich bei Kyek um einen jähzornigen Menschen. * Schiebung mit geschachteten Tieren. Der Polizei präsident des oberschlesischen Industriegebietes in Glei- witz hat gegen eine Reihe von Personen Ermittlungen ein geleitet, die Großvieh und Geflügel zur Lieferung an Juden außerhalb Oberschlesiens geschachtet haben. Ein solches Schächten ist als Vergehen strafbar. Beim ersten Zugriff in der Synagoge in Hindenburg am 26. Oktober konnten rund 300 Stück zum Teil schon geschlichteten Geflügels polizeilich beschlagnahmt werden. Mehrere Personen wur den in den letzten Tagen vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen dauern zur Zeit noch an. Sie haben bereits ergeben, daß ein weitverzweigtes Netz von Händlern aus strafbaren Schlichtungen ein dauerndes Geschäft gemacht hatte. * Die kommunistische Verseuchung der französischen Kriegsmarine. Wie jetzt in Paris bekannt wird, sind die am Sonntag in Toulon verhafteten fünf Matrosen eines französischen Unterseebootes festgenommen worden, weil sie ! sich mit erhobener Faust hatten photographieren lassen. Gegen die Matrosen wurde ein Disziplinarverfahren er öffnet. Ganzes Stadtviertel niedergebrannt. Paris, 1v. November. Ein ganzes Viertel der fran zösischen, 12VÜV Einwohner zählenden Alpenstadt Gap ist in der vergangenen Woche ein Raub der Flammen ge worden. Der Brand, der in einer großen Tischlerei aus brach, griff mit rasender Geschwindigkeit nm sich und in wenigen Stunden standen die umliegenden Häuser in Flam men. In aller Eile suchten die Bewohner das Weite. Erst am frühen Morgen gelang es den Feuerwehren, die weitere Ausdehnung des Brandes zu verhindern. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Der Sachschaden wird auf viele Millionen Franken geschätzt. ige genial habe ich mir beunruhig» n nun übel' ihm aufs»" ,wie könne» nicht. Da» Christa ei» m gesehen- Lhrista U»' ) anzusehe»' n im Sa«« -r ist?" , ht besonder» ffen." § men, sie Za, sonder» nicht konnte- zerknirs«» gen. — M» ressiert Ml« lnd die Ar» ahren. t eine sehe s geht dw t sehr wob' ja gar nW Sache.no« ' gi"g h wohl und n sein, w»s »eifellos M> eundinnen - s eine Er -n „strenge» ich in seines hatte. wj «Nachdruck verbalen.> „Nein, Herr Regesa. Es war nicht möglich, weil man keine Gelegenheit hatte, sich innerlich nahezukommen. Man war darauf bedacht, uns Zöglinge nie allein und uns selbst zu überlassen, damit der Sinn nicht ohne Kontrolle aus die allzu weltlichen und gefährlichen Dinge jenseits der Mauern gerichtet wurde. Deshalb gab es auch ein gewisses, streng gehandhabtes Redeverbot, dem sich sogar die Lehre rinnen unterordneten. Beim Mittagessen im Refektorium hatten wir zehn Minuten sogenannte .Konversation', aber auch die wurde überwacht." „Das ist doch tiefstes Mittelalter", rief Conrad aus. „Daß es so etwas noch gibt." Er konnte sich nicht be ruhigen; er schob mit einem ärgerlichen Ruck die Tischdecke Zurück, die zur Hälfte auf seinen Knien lag — das passierte lhm immer wieder, es war ein rätselhaftes Phänomen, über das er nicht mehr nachdachte. Christa lächelte über seine Empörung. „Für Sie mag das alles schlimm sein, aber ich habe das nicht empfunden, fteil ich es seit meinem siebenten Jahr nicht anders kannte. Übrigens konnte man, wenn man wollte, die strenge Haus ordnung umgehen. Ich habe es ja auch getan und eine Freundin, nämlich Ursula von Rothemberg, gefunden, bei »er ich bis vor drei Tagen war. Es war das erste Mal, daß ich seit meinem iEntritt in das Sacrs Coeur verlassen habe." . Conrad schüttelte den Kops. „Unglaublich. Gab es oenn nicht so etwas wie Ferien?" ,. „Natürlich, aber wo sollte ich denn hin? Ich habe doch owe Menschenseele." , „Haben Sie denn keine Verwandten? Die hat doch 'oder Mensch. Manchmal ist das sogar nicht übermäßig Mgenehm." ... „Ich weiß es nicht, es hat sich niemand uni mich ge- »wmert. Meine Mutter, die bei meiner Geburt starb, war ^tholikin, mein Pater war evangelisch. Anscheinend haben Zs Verwandten es beiden nicht vergessen, daß sie sich ge- oiratet haben. Ich erinnere mich noch, daß zur Beerdi- meines Paters eine Menge Menschen im Haus I « wen, die alle mit einem eisigen Gesicht aneinander vorbei- 1 '»den. Nur eine aanz alte Dame strich mir über das Haar und sagte: .Armes Kind', das weiß ich noch. Das ist sicher eine Tante gewesen. Sehen Sie, Herr Regesa, so bin ich nie aus dem Sacrö Coeur hinausgekommen, da ich nie manden hatte, bei dem ich meine Ferien hätte verleben können — und daher kenne ich auch keinen Film. Ich weiß überhaupt nichts vom Leben", setzte sie leise hinzu. „Sie sind wirklich ein armes Kind", sagte Conrad. Ihn überfiel plötzlich eine weiche Stimmung, wie er sie nie gekannt hatte, behutsam streichelte er ihre Hand, die ein wenig müde auf dem Tisch lag. Der Wirt brachte das Frühstück. Aus einem Holzteller lag eine dicke Scheibe dunkelgeräucherten, saftigen Land schinkens, die Butter auf dem geblümten Teller roch nach Sahne, das grobe Roggenbrot erweckte eine Vorstellung von Sonne und wogenden Ähren. Conrad betrachtete einen Augenblick die herrlichen Dinge mit einer tiefen Rührung, sie erinnerten ihn an seine Jugend, an ein einfaches, etwas düsteres Zimmer in einem langgestreckten Gutshaus an der Weser, an den guten alten Mann mit dem verwitterten Bauerngesicht, der sein Pater gewesen war. Er riß sich von diesen Gedanken los und sah auf Christa. Er wollte etwas Scherzhaftes und Leichtes über diese Herrlichkeiten sagen — etwa: Jetzt werde ich erst mal kriegsstark frühstücken, so etwas muß auch sein — um wieder aus der rührseligen Stimmung herauszukommen. Doch er sagte es nicht, denn er machte eine Entdeckung, die ihn bestürzte. Christa starrte mit einem seltsam abwesenden Blick auf das Brot und die Butter, als ging von ihnen ein magischer Zauber aus, der ihre Augen nicht mehr losließ. Dann schluckte sie plötzlich. Mein Gott, dachte Conrad, sie hat ja Hunger. Es fiel ihm jetzt erst aus, daß nur eine leere Tasse vor ihr stand, und nirgends Spuren eines Frühstücks zurückgeblieben waren, nicht einmal eine Brotkrume war zu entdecken. Er geriet mit einem Male in einen betriebsamen Eifer. Er schnitt ein Stück Schinken ab, zerlegte es kunst voll in große viereckige Würfel, strich fingerdicke Butter auf eine Scheibe Brot und verstreute darüber verschwenderisch die Schinkenwürfel. Befriedigt betrachtete er sein Werk und zerteilte das Ganze dann in fünf gleiche Teile, dabei sah er Christa auf den Mund. „Es wird gehen, sie sind vielleicht noch ein bißchen zu groß geraten", meinte er sachlich und schob ihr den Teller hin. „So, nun wird erst mal kriegsstark gegessen", er freute sich, daß er nun doch noch Gelegenheit hatte, diese Be- > merkung anzubringen. „Aber, Herr Regesa, ich ..." „Keine Widerrede, mein kleines Fräulein. Jetzt habe ich zu sagen. Das sieht doch ein Blinder, daß Sie Hunger haben." Christa sah ratlos aus die aufreizend appetitliche Scheibe Brot. Zögernd griff sie nach einem der mund gerecht geschnittenen Stücke und sagte leise: „Ich habe nicht gewagt, mir etwas zu bestellen." „Aber warum denn nicht? Hatten Sie kein Geld?" Sie nickte, während sie hastig einen Bissen hinunter- schluckte. „Doch, aber ich wollte doch nichts mehr davon ausgeben. Es gehört doch nicht mir. Lutz hat es sich ge liehen." Conrad stutzte. Was war das nun wieder? Der Graf reiste mit diesem wunderbaren Mädchen — er fühlte sich bei dieser Feststellung plötzlich von einer heißen Welle überflutet — in der Weltgeschichte herum und hatte kein Geld in der Tasche? „Lutz hat mir ein Kleid und einen Mantel gekauft. Ich könnte nicht in diesem Sacrö-Coeur-Kleid mit ihm fahren, es siele auf, meinte er." Conrad betrachtete Christa genauer und er sah jetzt, daß sie ein Kleid aus grober schwarzer Wolle trug. Schön heit schien im Sacrö-Coeur als ein körperliches Gebrechen angesehen zu werden, das tunlichst verheimlicht werden mußte. „Ganz praktisch, so eine Uniform", brummte er. „Be quem und leicht zu waschen. Es ist mir übrigens gar nicht ausgefallen, daß Sie heute ein anderes Kleid tragen." „Wirklich? Das freut mich aber. Lutz wollte mir so ein buntes Kleid kaufen, mit vielen farbigen Karos, aber ich suchte mir ein schwarzes mit einem Weißen Kragen aus, weil es diesem ähnelt. Ich hatte nicht den Hut dazu. Nun ist es ja auch gleich. Ich will nämlich die Sachen in das Geschäft zurückbringen, damit Lutz das Geld wieder bekommt. Er muß alles, was wir noch haben, zurückgeben." „Deshalb haben Sie also nichts gegessen? Wie war das eigentlich mit dem Geld? Von wem hat sich denn Graf Schlehwe das Geld geliehen?" „Von einem Herrn Prange in Lindenberg, wo wir zu erst übernachteten. Lutz überließ ihm seinen Wagen — es ist ein schöner großer Wagen — als Pfand. Herr Prange ist ein furchtbar anständiger Mensch. Er muß sein Geld wiederhaben." «Fortsetzung folgt.)
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