Volltext Seite (XML)
H/aAG" 27 Der Streifen-Polizist Willett stellte den Motor seines Wagens ab und bremste im Schatten eines großen Raumes Es war Hochsommer, und die Luft über der aroben Üeberlandstraße 66, auf der er hielt, flimmerte vor Hitze. Willett zündete sich eine Zigarette an und überlegte, wo Ralphson, sein Beifahrer, stecken mochte, mit dem er seit zwei Jahren diesen Patrouillenwagen ^^Vermutlich hielt Ralphson gerade jetzt einer Klasse in irgendeiner Militärschule einen Vortrag über Polizei und Amerikanertum! Willett schnaufte ärgerlich. Eine feine Art von Amerikanertum, mit der ein Polizist sich befassen mußte! Denn in neun von zehn Fällen waren es Ausländer oder Zugewanderte, die aus der Reihe tanzten. Immer, wenn es etwas Besonderes für einen Cop zu tun gab. konnte man wetten, daß ein Ausländer dahintersteckte! Das Radio in dem Patrourllenwagen sandte mtt einschläfernder Gleichmäßigkeit Meldungen und Berichte. Plötzlich aber stieg die eintönige Stimme des Ansagers ru scharfer Eindringlichkeit an: „Achtung — Achtung! An alle Wagen! Wichtige Mitteilung! Kennwort 77. An alle Wagen — Kennwort 77!" Kennwort 77 — das hieß: Straßenraub! Plünde rung! Willett startete seinen Wagen. — Aus der Üeberlandstraße 44, vier Meilen nördlich von lankershim —" Willett wendete, gab Gas und schoß davon. Nachdem er etwa fünf Meilen gefahren war, meldete der Lautsprecher sich wieder: „Lohntransport geplündert. Fahrer und Wächter getötet. Ver mutlich zwei Mann in ei nem dunklen Wagen. Vor sicht bei Be gegnungen. Waffen schuß bereit halten - sie sind ge fährlich! Wei tere Meldun gen später". Nach kurzer Zeit töntewie- der die Stim me des Ansa gers: „Ach tung — Ach tung — alle Wagen! Be fehle zu Kenn wort 77. Die Wagen 91, 83 und 105 an die Kreuzung der Straßen 66 und 44. Die Wagen 108 und 15 sichern die Straße 51 Ein kleiner Junge war bemüht, eine Frau aus den Trümmern zu befreien. VS" VS" nach Norden. Achtung — Wagen 27! Fahren Sie auf Straße 66 nördlich. Schärfste Wachsamkeit ist geboten!" Wagen 27 — das war Willetts Wagen! Sofort fuhr er in nördlicher Richtung an. Im 70-Kilometer-Tempo fegte er durch Bloomington. Zwei Meilen weiter bremste er plötzlich scharf. Die Räder blockierten, aber er brachte den Wagen richtig zum Stehen. Auf der Straße lag ein umgestürztes Auto, das gegen einen Ze mentpfeiler gerast war. Ein kleiner Junge war bemüht, eine Frau aus den Trümmern zu befreien. Sie war schwer verwundet. Die Uniform, die der Junge trug, die Uniform einer Militärschule, war zer rissen, und sein Gesicht zerschunden. „Was ist denn passiert, Junge?" fragte Willett, wäh rend er nach seinem Verbandskasten griff. Der Junge schluckte schwer. „Ich weiß nicht! Mut ter fuhr ziemlich schnell — auf einmal fingen wir an zu schleudern. Ist sie schwer verletzt?" „Ziemlich übel, Junge!", antwortete Willett kurz. „Wir müssen sie sofort zu einem Arzt bringen. Hilf mir, sie in den Wagen tragen!" Sie trugen die Frau zusammen in den Wagen. Wil lett sah ein, daß er jetzt diese schwerverletzte Frau nicht einfach verlassen konnte. Befehl oder nicht: er durfte sie nicht sterben lassen Er stieg in den Wagen: „Also los!" Der Junge war schon im Begriff einzusteigen, als er plötzlich zu dem umgestürzten Wagen zurücklief. Er griff hinein und zog einen großen Handkoffer heraus. Mit beiden Händen mußte ihn der kleine Bursche schleppen — er schien schwer zu sein. Sie starteten nach Lankershim, die bewußtlose Frau lag zwischen ihnen. Aus einmal begann das Radio wie der zu krächzen, und der Junge fuhr zusammen vor Schreck. „Nur unser Lautsprecher", beruhigte Willett ihn. „Wir suchen gerade eine Bande, die einen Lohntransport überfallen hat —!" Der Junge lachte gezwungen „So einen Schreck zu kriegen —!" Hinter einer Kurve sahen sie fünfhundert Schritte vor sich zwei große Wagen, die die Straße blockierten. Wil lst bremste und hatte seinen Wagen kaum zum Stehen gebracht, als Männer mit Gewehren hinter der Sperre hervorgelaufen kamen. Willett schrie: „Habe eine schwer verletzte Frau hier im Wagen. Muß sofort zu einem Arzt!" Die Männer ließen ihre Gewehre sinken, und einer von ihnen gab einen Wink. „O. K. Cop". Einer der großen Wagen wurde aus dem Wege gezogen, der Mann winkte Willett zu und schrie: „Wir erwarten jeden Augen blick die Banditen — sie müssen aus diesem Wege sein!" Willett gab Gas, und der Junge sagte: „Na, Mister, die sahen aus, als ob sie Ernst machen wollten!" „Tun sie auch, mein Junge, wenn's drauf ankommt! Die Kerle, hinter denen sie her sind, können von Glück sagen, wenn sie nicht in Stücke gerissen werden —!" Der Junge war eingeschüchtert: „Ihr Cops habt vor niemand Angst, scheint mir! Vielleicht werde ich auch einmal einer, wenn ich größer bin!" Willett lächelte: „Du bist in der Melvin-Militärschule, was?" fragte er. Der Junge nickte. Er legte den Kops der Frau bequem an seiner Schulter zurecht. „Ein Glück für uns, Mister, daß Sie Mutter herausgeholfen haben! Ich hätte nicht gewußt, was zu tun gewesen wäre." „Aber das ist doch selbstverständlich", gab der Polizist zu rück. „Uebrigens — wie kommt es, daß du heute nicht in die Schule mußt?" Der Junge zögerte einen Augenblick und legte noch einmal den Kops der Frau auf seiner Schulter zurecht. „Jetzt sind Sommerferien", sägte er leichthin. „Mutter hatte mich gerade abgeholt —!" In Lankershim hielt Willett vor einem zweistöckigen, roten Ziegelhaus an. „So, mein Junge, hier sind wir!" sagte er und gab mit dem Horn ein Signal. Er stieg aus und ging hinten um den Wagen herum. Er kam gerade zurecht, um den Jungen, der nach hinten davonlaufen wollte, mit eisernem Griff zu packen und festzuhalten. Zwei Polizisten kamen aus dem Gebäude, aus dem Ge fängnis von Lankershim. Der Junge suchte sich verzweifelt aus dem festen Griff des Polizisten zu befreien. Willett hielt ihn mit einer Hand fest und griff mit der anderen in seinen Rock, aus dem er eine automatische Pistole hervorzog. „Jones", sagte er zu dem Polizisten, „Paß auf diesen Straßenräuber und Mörder auf. Ich bringe inzwischen Zeichnungen (2): Grunwald — M. Er kam gerade zurecht, um den Jungen, der davon- lausen wollte, mit eisernem Griff zu packen und festzuhalteu. sein Mädel ins Krankenhaus. Vielleicht ist noch zu hel fen —!" Jones sah mit offenem Mund von einem zum anderen. „Dieses Kind — ?" fragte er verblüfft. „Schönes Kind, Teufel nochmal!" sagte Willett. „Der ist älter, als du! Er ist ein Zwerg — ein Liliputaner!" Der Zwerg gab seine vergeblichen Anstrengungen, sich frei zu machen auf und lachte rauh: „Gut, Cop! Sie haben gewonnen. Aber woher wußten Sie —?" „Sehr einfach: Die Jungens in den Militärschulen sagen niemals „Mister" sondern immer „Sir", wenn sic jemänd anreden! Sie wissen auch nicht, wie man eine Frau würgt, damit sie einen nicht bei einem Cop ver pfeifen kann. Und als Sie sagten, daß in Melvin Ferien seien, wußte ich, daß alles gelogen war! Mein Mit fahrer benutzt nämlich den heutigen Tag, um den Bur schen in Melvin etwas über Amerikanertum zu erzählen! Er hätte lieber mit mir zusammenbleiben und sich einen Anteil an der Belohnung verdienen sollen, die es wohl für das Geld geben wird, das Sie da in ihrem Köfferchen baben!" - - -» Antonie wanderte den Strand entlang. Ihr blondes Haar schimmerte in der Sonne, es glänzte goldgelb, gleich sommerlichem Korn. Sie blickte ernst und ruhig in die Ferne, — dann wendete sie um und schritt langsam dem Badestrand ent gegen, von dem sie gekommen war. Ihr Verlobter hatte versprochen, ihr am Strande entgegenzukommen, — war dort seine Gestalt nicht schon zu erkennen? Nun hob er den Arm und winkte. Sie tat das gleiche, ein Lächeln um den feinen Mund. Dann kamen sie sich näher, und nun standen sie voreinander und begrüßten sich. Die Bewegungen seiner langen Glieder hatten etwas Schlenkriges, er war erst Anfang zwanzig, Antonie war einige Jahre älter als er. Alfred erzählte, daß er soeben einen Brief von seinem Vater erhalten habe. Dieser würde am nächsten Abend ankommen, um von seiner anstrengenden Arbeit in der Großstadt anszuspannen. Er selbst, Alfred, gebe seinem Aufenthalt einige Tage zu, um mit Braut und Vater zu sammen noch ein paar sonnige Ausflüge zu unternehmen. Antonie und Alfred steuerten mit frischem Gang der Terrasse eines weißen Hotels zu. Er lachte sie an, fröh lich, herzhaft und unbekümmert. „Ein Knabe", dachte sie mit einem kleinen Lächeln, „ein großer, kindhafter Knabe, — ich komme mir vor, als sei ich seine Mutter." Ja, Alfred hatte ein Lachen wie ein Kind, und auch die unbefangene Art, wie er den Oberkörper reckte, und das zeitweilige abgehackte Heben und Senken der Schul tern hatten etwas Knabenhaftes. Antonie aber hatte nichts mehr vom Kind, und ihre schönen, schmalen Hände schienen schon die Hände einer jungen Frau zu sein. * Das Dampsschiss, mit dem Alfreds Vater kommen wollte, war in Sicht. Die Verlobten standen vorn auf der Landungsbrücke. Jetzt kam das Wehen eines weißen Tuches vom Bug des Schiffes, Alfreds Vater schwang es. Ein lebhaftes Grüßen durch die Luft Hub an, bis sich der Dampfer mit der Breitseite an die Brücke legte. Nachdem man sich begrüßt hatte, ging man die Brücke hinunter, drei große, blonde, aufrecht schreitende Men schen, in angeregtem Gespräch. „Du siehst gut aus", sagte der Vater zu Antonie, „so braun, so schlank, so leichten Schrittes. Ich bin abge arbeitet und sreue mich aus die paar Tage der Muße. Wir wollen heiter und sorglos sein." Zum Abendessen spendete der Vater eine Pfirsich bowle. Es war etwas Sprühendes in seiner Unterhal tung, und dabei waren doch immer der klare Ernst und oas gleichsam vurchleuchtete innere Maß seines Daseins zu erkennen. Antonie dachte: Ob Alfred auch einmal werden wird wie er? Sicherlich wird er nie so weltgewandt sein und von so maßvollem, gefestigtem Wesen. Nach der Bowle trat man auf die Terrasse und sah anfs Meer. „Morgen werden wir Westwind haben", sagte der Vater, „guten Segelwind, der uns hinaustragen soll. Und nun gute Nacht — und auf morgen!" Er begab sich sofort zur Ruhe. Das Brautpaar ging noch aus die Promenade und setzte sich auf eine Bank. „Dein Vater ist herrlich", sagte Antonie, „immer wie der bewundere ich ihn, er ist so schlicht und warm, so vornehm und gütig. So solltest du auch einmal werden." Alfred lachte. „Du schwärmst ja, Antonie", sagte er, „fast könnte ich eifersüchtig werden." „Vielleicht hast du ein wenig Grund dazu", entgegnete sie und lä chelte. Vor dem Schlafengehen stand sie noch lange amFen- sterkrenz und sah in die Nacht, in ei nem tiefen Gefühl der Einsamkeit. „Merkwür dig", dachte sie, „neben dem Sohn komme ich mir alt vor wie eine Mutter — aber neben dem Vater spüre ich die ganze Frische meiner Ju gend." * Sie stachen mit vollen Se geln in See, aus einer schlanken Jol le, Alfred be diente die Se gel, der Vater saß ain Steu- I erruder. Anto- Zeichnung: Grunwald — M. Der Vater sprang elastisch aus dem Boot und reichte Antonie die Hand In der Abenddämmerung saßen Antonie und Alfreds Vater auf einer Bank der hohen Küste. Sie waren in den Wäldern herumgestreift, nun ruhten sie. Schweigend sahen sie lange in die wogende Unendlichkeit. Dann sprach der Vater: „Antonie, ich muß dir etwas sagen. Ich glaube, dein Wesen verändert zu finden gegen früher. Vor allen: glaube ich, daß deine Beziehungen zu Alfred sich gewan delt haben, — oder täusche ich mich? Ich habe das Ge fühl, daß du ihm nicht mehr so nahe bist wie einst. Sag mir doch ehrlich, wie stehst du zu ihm?" „Aeußerlich gut," sagte sie, „aber innerlich schlecht- Der Rhythmus seines Daseins ist anders als der meiuc- Jch fühle immer mehr, daß er zu jung für mich ist. Ich glaube, ich kann seine Frau nicht werden . . ." Ein Schweigen folgte, inhalsschwer. Antonie lausch^ ängstlich, was der Vater erwidern würde. Endlich sprach er langsam: „Ich verstehe dich vollkommen, Antonie. Du sag» nur, was ich selbst schon längst empfunden habe. Alfre» ist nicht der Begleiter, den du für das Dasein brauchst." Nun war wieder ein Schweigen, dann nahm er ihre Hand und sagie: . „Du hast einen schönen Arm, Antonie, — und w>e schmal ist dein Handgelenk." Sie sah mit einem schnellen, verwirrten Seitenbua zu ihm empor, eine rote Welle schlug au ihr Herz, sie !">> ihm die Hand. , Nun führte er diese Hand an seine Lippen, und oa:» schmiegte er seine eigenen Hände warm um sie herum- „Willst du meine Frau werden, Antonie?", fragte "s „Ja, ja, ja", sagte sie leise aber schnell, „das will Nun legte er den Arm um sie, und sie lehnte Haupt an seine Brust. So saßen sie und sahen aus - kelnde Meer. . . ,.uc. „Wie schön - und wie warm", sagte er emmal Sie fuhr streichelnd mit der Hand über seine Sch» dann sprach sie mit einem seligen Lächeln: „Jetzt weiß ich, daß ich glücklich bin." I nie sah den beiden zu und stellte im stillen Vergleiche an- Es war Abend geworden, ehe man heimkam. Der Vater sprang elastisch aus dem Boot und reichte Antonie die Hand. „War's schön?" fragte er. „Das sind die schönsten Tage" sagte sie heiter und dachte: der Griff seiner Hand ist knapp und energisch; Alfred gibt länger die Hand — aber man fühlt sie nicht so- Dann kam die Stunde, wo Alfred reisen mutzte. An tonie reichte ihm zwei weiße Rosen zum Abschied. Als das Schiff um die Ecke der Landzunge bog, meinte Anto nie, etwas Gewesenes aus ihrem Dasein für immer ent schwinden zu sehen, doch war sie nicht unglücklich darüber. Lokc krscheinungstc ^schließlich ! Leitung, der Anspruch aus Diese I bauptschriftlei Pvstscheckkont ß - Am in 'Richte Kind. Der j Nlitt eine G: — Der Bahnhof Wei bei schwer vei Scharben. i000 SA.- , Am So i500 sächsisc lung Marim «in, wo sie Und mit ihn der Zeltstad: Zelte belegt. Jmgros Männer un auch 550 M rung von B stanoarte 3c Borbeimarsc Nnd zwar di Neichswettkc Sieg erst! Wurden der Sieger aus stellt; die dein vom K: wagen r wurde auch Urlaub zu Vom 3t «riegerkame sm Treffen 1S2. Infante >ret, daß Be Verwaltung, der Veranstl Erforderliche Anrechnung soweit es di Ne Vom 4. «aalhausen Haltepunkt Wg (Sachs, «chmalspurs den Bahnho Ehrenfrieds: Sutverkehr i .. Der Re dw auf Mä: mlgehalten Gehälter od durch Frem Megen durck ?arf die He: derartigen 2 Daumen er Mao und 15-Juli 19c Huwiderhan Geldstrafe b - Auf Gr Zchutz von ?Erband eh ^rtsgruvpe: M Verbote Mb (The ! °°r Hans 8 80 ooo ges l Die Sc di rund 9 'A 5916 ar ?°r auf E varen 724 Leipzigs 8m Ja