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12s Nachdruck Vorboten. Achtzehnte? Kapitol' Der alte Musiker bringt eine Neuigkeit Es wurde Sommer und wurde Herbst. Am Rhein waren die Trauben köstlich reif geworden und in den Wein bergen wurde fleißig gearbeitet. Da kam eines Tages Konrad Wilderling zu Bettina Hochwald. Frau Käte be fand sich im Laden und der Musiker ging zu Bettina ins Hinterzimmer, das die alten Biedermeiermöbel so heimisch und traulich machten. Er brachte eine Neuigkeit und begann, nachdem er Platz genommen: „Hören Sie, Eoldschmiedstöchterlein, ich habe doch, wie Sie wissen, meine Kompositionen nie verkaufen wollen und die Lieder ausgeschrieben für jeden, der Lust verspürte, sie zu singen. Nun singt man die leichten Weisen rheinauf und rheinab, die wenigsten aber, die sie singen und hören, haben eine Ahnung davon, wer sie eigentlich gemacht. Mir war das bisher immer gleichgültig, ich freute mich sogar meist diebisch, wenn man mir, falls ich nach dem Komponisten fragte, antwortete: Es wären alte Volks lieder. Und ich habe mir nie Kummer darüber gemacht, wohin meine Melodien flogen. Verlagsangebote schlug ich rundweg aus. Aber fetzt mar ein sehr angesehener Ver leger bei mir und der verlangt, daß meine Lieder in seinem Verlag herauskommen sollen. Ich habe mich ge sträubt, bin sogar ziemlich grob geworden, aber er ist noch gröber geworden, und schließlich fiel mir ein, ich habe bloß dreihundert Mark auf der Sparkasse, und soviel braucht man wohl ungefähr, um mich, wenn es mal so weit ist, an ständig unter die Erde zu bringen. Schließlich möchte ich aber auch noch ein Weilchen leben. Und manchmal möchte ich jemandem helfen. Ohne Geld ist man so entsetzlich hils- los. Na, kurz und gut, ich bin gar nicht mehr abgeneigt, meine Lieder drucken zu lassen. Der Verleger hat mich be kehrt." Er lachte. „Sie sehen, Bettina, wie schwach der alte Wilderling schließlich doch geworden ist vor den Silberlingen." Bettina erwiderte: „Es wäre sehr unklug, wenn Sie wieder, wie schon mehrmals früher, die Gelegenheit ver säumen würden, daß Ihre schönen Lieder gedruckt und er halten bleiben." Er nickte. „Gut, darüber sind wir uns einig. Doch mit dem, was ich bisher erzählte, ist noch nicht alles in Ord nung. Nein, Bettina, das ist nur der Kernpunkt der ganzen Geschichte gewesen, es gibt außerdem noch ein großes Drum herum. Der Verleger will die Lieder auch auf Schall platten festhalten. Außerdem soll in mehreren Konzerten verschiedener Großstädte eine Sängerin einige meiner Lieder singen. Die Nummer wird in ein Konzertprogramm eingeschoben. Propaganda sür meine Lieder nannte er das." Bettina machte eine lässige Handbewegung. „Sängerinnen gibt es doch übergenug/' Er schüttelte den Kopf. „Es gibt sicher viele Sängerinnen, die sehr gut vor tragen, aber keine würde meine Lieder so vortragen können wie Sie, und deshalb bitte ich Sie herzlich, mich nicht im Stich zu lassen und nicht nur unterwegs in all den großen Städten wie Leipzig, Köln, Frankfurt meine Lieder zu singen, sondern auch die Schallplatten zu be singen." Er hatte sich kaum herausgewagt mit seiner Bitte, und «ar froh, daß er nun alles hinter sich hatte. Bettina war wirklich erschrocken. Nicht im entferntesten hatte sie an so ein Angebot gedacht. Sie wollte mit einem Nein antworten, aber von vorhin, als der alte Herr die Städte aufgezählt, schien der Name Frankfurt am Main noch immer in ihr nachzuklingen. Frankfurt am Main! Dort lebte Hans Syden, wenn er nicht gerade für seine Firma verreist war oder Rennen fuhr. So eine ganz kleine törichte Sehnsucht war mit einem Male in ihr, Hans Syden könne, wenn sie sänge, ihren Namen in der Zeitung lesen und das Konzert besuchen. Sie durfte sich dann wenigstens einbilden, er säße im Saal und sie wollte dann wunderschön aussehen. Sie dachte an seinen Kuß und wie er danach gesagt: Nicht böse sein, Bettina, ich weiß nicht, warum ich das eben tun mußte. Bettina glaubte ein Bild vor sich zu sehen. Sich selbst in wertvollem eleganten Kleid in einem großen Saal, von Beifall umbraust, während irgendwo unter den vielen Konzertbesuchern einer saß Bettina wollte sich selbst verspotten, weil sie so törichtem Zeug in ihrem Kops Raum gab, aber das Bild wich nicht. Der alte Herr drängte: „Darf ich mit Ihren Eltern sprechen? Es würde außerdem eine gute Einnahme sür Sie sein, Sie könnten ein nettes Stück Geld mit nach Hause bringen." ^Bettina überlegte jetzt ganz nüchtern. Die letzte Aus sicht gefiel ihr nicht übel. Es war in letzter Zeit im Ge schäft nicht alles so gegangen wie sonst. Ihr Vater machte manchmal ein sorgenvolles Gesicht und hatte erst gestern gesagt: „Menn wir im Lause des Winters ein paar tausend Mark gewännen, oder erbten — denn aus andere Weise kommen wir ja nicht dazu —, könnte das nicht schaden." Bettina fragte: „Glauben Sie, lieber Herr Wilderling, daß ich ein paar tausend Mark verdienen könnte, wenn ich sänge?" „Selbstverständlich, und die Schallplattensache bringt doch auch gut ein", versicherte der Gefragte. „Uebrigens werde ich mich darüber genau bei dem Verleger erkundigen. Geschäft ist Geschäft! Er wohnt in der .Krone' und es wäre ihm lieb, wenn er Sie heute noch hören könnte, möglichst bald. Ich habe ihm aber auch allerhand von Ihnen vor geschwärmt." Bettina war plötzlich unternehmungslustig. Die Eltern würden ihr sicherlich kein Hindernis in den Weg legen, und sonst hielt sie hier nichts zurück. Sie sann: Es müßte sehr schön sein, etwas von der Welt zu sehen, zu reisen, heute hier zu singen und morgen dort. Eines Abends aber würde sie in Frankfurt am Main singen. Unten im Saal saß dann Hans Syden und sie wollte wunderschön aussehen. So schön, daß ihm ihre Schönheit weh tat. Sie fuhr sich über die Stirn. Sie war ja verrückt, solchen Unsinn zusammen zu phantasieren. Wunderschön könnte sie ja gar nicht sein, höchstens leidlich hübsch, und wenn sie das erreichen wollte, mußte sie sich noch ganz be sonders Mühe geben. Konrad Wilderlings Augen blitzten wie die eines Zwanzigjährigen. „Ich stelle mir die Reise quer durch Deutschland herr lich vor. Sie singen, ich begleite Sie. Ihr Mund streut meine Nheinlieder aus, wie der Wind weiße und rosige Blütenblätter ausstreut. So wie die weit übers Land wirbeln, so wirbeln meine Lieder über ganz Deutschland." Er wiegte den Kopf hin und her. „Ein Narr war ich, daß ich mich so lange gewehrt habe gegen das Berühmtwerden. Bettina, Sie liebes blondes Eoldschmiedstöchterlein, ich freue mich unbändig auf die Fahrt." Er sah sie an. Wie blaß und schmal ihr Gesichtchen war. Ganz durchsichtig vor Blässe. Sie krankte heimlich an ihrer Liebe zu Hans Syden und dachte, kein Mensch wüßte darum. Aber rühren durfte man an so etwas nicht. Be hüte - Er lächelte: „Wie würde auch Ihnen die Künstlerreise gut tun. Ich stelle mir vor, Sie treten in einem schwarzen oder weißen Samtkleide auf. Wissen Sie, es müßte eins von ganz fabelhaftem Schnitt sein, und in Ihrem Haar, neben dem Knoten, wie hingeweht hinter das Ohr, sollte eine brennende Rose liegen oder wenigstens etwas Flim merndes. Große Brillanten zmn Beispiel könnten gleich falls sehr wirkungsvoll sein." Bettina lächelte. Nun fing der liebe alte Herr auch schon an zu phantasieren. Sie meinte: „Vielleicht kaufen wir für mein Haar als Schmuck ein paar große Brillanten. Ich stelle mir vor, in der Größe von Taubeneiern dürften sie im Haar schon leidlich stark blitzen und funkeln. Was kommt es denn aus ein paar hunderttausend Mark oder meinetwegen auf eine halbe Million an. Bei den Aussichten!" Er mußte lachen. „Sie haben recht, Bettina, ich habe dummes Zeug geredet. Und wie Sie sich für die Konzerte kleiden, das wird sich schon finden. Die Hauptsache ist, sehr schön müssen Sie aussehen, darauf bestehe ich." Er nahm ihre Hand. „Darf ich jetzt mit Ihren Eltern reden?" Bettina schlug vor, das noch zu verschieben und erst abzuwarten, ob ihr Gesang auch den Erwartungen des Musikverlegers genüge. Er wurde fast böse. „Als ob daran zu zweifeln wäre! Entzückt wird er sein. Wenn ich sest davon überzeugt bin, es gibt keine bessere Sängerin für meine Lieder, dann stimmt das. Ich muß das wissen." Er bat: „Kommen Sie zu mir in un gefähr einer halben Stunde, Bettina. Ich hole inzwischen den Verleger ab, zu Hause bei mir wollen wir ihm zeigen, was wir können." Er fragte ängstlich: „Oder haben Sie jetzt etwa keine Zeit? Es wäre schade." „Ich habe Zeit und ich werde kommen", erwiderte Bettina. Er riet: „Machen Sie sich ein bißchen extra fein, tun Sie mir den Gefallen. Bei solch großen Tieren ist das angebracht, glaube ich." Er ging dann, sagte im Laden noch zu Frau Hochwald: „Ich habe Bettina gebeten, zu mir zu kommen, ich möchte, daß sie ein paar neue Lieder von mir singt." Frau Hochwald nickte: „Ja, ja!" aber als sie dann zu Bettina ins Hinterzimmer trat, meinte sie: „Ich gönne dir ja das Singen, Kind, und die Freude daran auch, aber Wilderling holt dich einfach hier weg, als wenn es sich um wer weiß was für wichtige Dinge handelt. Ich höre seine Lieder sehr gern, doch manchmal denke ich, wenn sie wirklich besonders wertvoll wären, würden sie doch gedruckt. Daß er das nicht will, kann ich nicht verstehen. Ich glaube eher, er sagt das nur, weil er niemand findet, der sie heraus geben will und mir fällt dabei die Geschichte vom Fuchs und den Trauben ein. Er konnte nicht heran, sie zu hoch, und da sagte er lieber verächtlich, sie waren sauer. „So wie du, Mutter, werden im Städtchen noch vn« denken", antwortete Bettina, „aber es ist wahr, er hatv> jetzt jedes Angebot zur Herausgabe seiner Lieder aus« geschlagen." Sie sprach nun ein wenig lauter: „Jetzig er wieder so ein Angebot erhalten, darüber hat er eben mit mir geredet. Das Angebot wird er aber nicht aus« schlagen, sondern annehmen. Wenn ich nachher wiedev komme, werde ich dir wohl mehr darüber erzählen können. Sie ging hinaus in ihr kleines Zimmer und zog hübschestes Kleid an. Es war noch nicht kalt, die ersten Herbsttage am Rhein sind oft so herrlich wie Frühlings' tage. Also konnte sie das leichte schwarze Tuchkleid nm dem großen weißen Kragen aus Glasbatist anziehen ohne Jacke oder Mantel. Das Kleid war ziemlich neu und gu gearbeitet. Das Haar hatte Bettina sehr lose ausgestellt und die schwarzen Jettnadeln, die den kleinen Knoten sest' hielten, hoben noch die Helle der seltenen Haarsarbe. Bettina betrachtete sich mit prüfenden Augen in den: Spiegel, der über der Nußbaumkommode hing. Sie übte scharfe Kritik an sich, fand, ihr Gesicht war zu schmal, die Augen fast zu groß und das Haar zu farblos. Mit golde> nem Pinsel müßte man darüberstreichen, damit es glänzte wie das Haar Gretel. Sydens, dachte sie. Gretel war schon seit Monaten fort. Mit EroWi Jutta auf Reisen. Die wollte alte Bekannte besuchen und der Enkelin ein Stück Deutschland zeigen. Manchmal kain eine Ansichtskarte von Gretel. Vom Bodensee, aus Mü"' chen, oder von sonst irgendwo. Sie hatte Gretel um dü große Reise beneidet, nun bestand auch sür sie die Aus' sicht auf eine längere Reise. Sie blickte noch einmal in den Spiegel. Sie gefiel gar nicht. Um ihre Lippen lag ein Zug, der war so eige"> der störte. Früher war er nicht dagewesen. Er mochte sich hier festgesetzt haben, seit Hans Syden sie geküßt, oh" Liebe geküßt. Nur so — in flüchtiger FrühjahrsstimmuG aus einer Laune heraus. Sie wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und M zu Konrad Wilderling. Einen Hut setzte sie nicht aus. Neunzehntes Kapitel Bettina singt Probe Konrad Wilderling wohnte schon seit langen Iah"" in der kleinen schmalen Gasse bei derselben Wirtin, die " manchmal ein bißchen großsprecherisch seine Wirtschafte"" nannte. Ein großes Zimmer nach dem gartenartige" Höfchen zu, dessen Hauptzierde ein mächtiger alter Linde"' bäum war, nannte er seinen „Musiksaal", daneben lag I"" schmales Schlafstübchen. Als Bettina bei ihm eintrat, stand mitten im Zinn"" Peter Starke. Groß war er, hatte mächtige Schultern dichtes blondes Haar, das schwer zu bändigen war. bißchen breitspurig stand er da, kniff, die hellblauen ein und sah Bettina musternd an. Nur den Bruchteil ei"" Sekunde brauchte er,, um zu wissen, wenn Bettina wald so gut sang wie sie aussah, entsprach sie vollst»^ seinen Erwartungen. War das ein apartes Menschenkind! Das Haar, blasse Bernsteinhaar, war schön und die schimmernden braunen Augen waren auch schön, das schmale Sphinxgesiä' aber hatte fast zu ebenmäßige Züge, die statuenhaft S" wirkt hätten, wenn nicht Klugheit sie belebt. Der M"" war nicht klein, aber die Lippen hatten kühnen kräftig Schwung. Konrad Wilderling ging um die Vorstellung herum. „Namen brauche ich wohl nicht mehr nennen", lachet er, „jeder weiß ja vom andern, wer es ist." Eine Niesenhand umspannte Bettinas Rechte und ei"" tiefe, sehr vergnügte Stimme sagte: „Ich habe von 2H"'" Lehrer schon so viel Lobendes über Sie gehört, Fräul"" Hochwald, daß ich äußerst gespannt bin, ein Lied von 2h""" zu hören." Ein paar flüchtige Sätze wurden noch gewechselt, da"" nahm Peter Starke Platz und Bettina trat neben Wild"' ling, der sich an das Klavier gesetzt. Noten waren nötig, keiner von beiden brauchte Noten bei den oft ist sungenen Liedern. Schon präludierte der alte Musil"' eine Melodie drängte sich leicht betont hervor. Die Bettina schon, welches Lied sie singen sollte. Nun wogi" Akkorde auf, es war, als rausche der Rhein gegen s>E Ufer und in die Akkorde hinein sang jetzt eine weiche A'. stimme von bezauberndem Klang eine Jubelhymne den stolzen herrlichen Strom. Peter Starke, der Platz genommen, hielt förmlich Atem an. Es schien ihm unbegreiflich, daß eine Künstle" wie Bettina Hochwald noch hier in dem alten klei"' Städtchen lebte und gar nicht zu wissen schien, wieviel" konnte. Mit dem Wort „gottbegnadet" wird oft Sch'^, luder getrieben, dachte er, aber das Mädel mit dem st nen Haar war gottbegnadet. , Das eine einzige Lied genügte, um sich darüber ' zu werden. Und wie natürlich sie sang. Kein Zi"^ kein Kopfverdrehen, ganz wunderbar waren Haltung" Stimme und der Vortrag erstklassig und eigenartig. Er rieb sich die Hände. Bettina Hochwald war richtige Sängerin für die Lieder des alten orig""' Kauzes, dem er zur Herausgabe seiner Lieder erst zureden müssen wie einem Schwerkranken, der Medizin nehmen soll, der aber, nachdem er sich zur Herausgabe schlossen, ganz aus Rand und Band geraten warnet Aussicht aus das Verühmtwerden, aus Reisen und e Noch zwei Lieder sang Bettina Hochwald, ehe Peter " gc' zufrieden schmunzelnd lobte: „Sie haben ganz reap^, habt, mein verehrter Herr Milderling, eine bessere künderin Ihrer Lieder dürften Sie kaum finden. Lokl Crscheinungst einschließlich Zeitung, der Anspruch auf Diese öauptschriftlc isiostscheckkon Numm E> So Unsere l ^artenbesitzei Klumen, vv Sarven zur n sichst beizutrc Die G von nachm. Gttend - Nut erwarteten ü Sonnabend rinen Tag d Baterlandsve »nd, obwohl daß die Fe wußte. 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