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O^ene knsgen eien ^selßpolililr Zwischen Gens und Montreux Zwei kommunistische Präsidentschaftskandidaten Versuche, eine durchgreifende einheitliche Organisation aller in der Stahlindustrie Beschäftigten herbeizuführen, haben zu eine einmütigen ablehnenden Erklärung der im .American Jron Steal Institute" zusammenge schlossenen Stahlindustriellen der Vereinigten Staaten ge führt. Sie erklären, daß sie allen diesen Versuchen und härte sten Widerstand entgegensetzen werden und daß sie „ihre Angestellten und deren Familien nach bestem Können gegen jede Einschllchterungsversuche und gegen jeden Zwang schützen und ihnen helfen werden, ihnen das Recht direkter Lohnverhandlungen zu wahren". — Das Stahlinstitut er klärt sehr eindeutig, es habe ganz und gar nicht die Absicht, sich mit den Gewerkschaften in irgendwelche Verhandlungen wegen Lohnerhöhungen einzulassen, da heute noch die Löhne in der Stahlindustrie 7 bis 8 v. H. höher seien, als im Pro speritätsjahr 1929. Es heißt weiter, daß das Stahlinstitut sich mit allen Mitteln gegen die Ansichten der Gewerkschaften stellen wird. Die Erklärung des Stahlinstituts ist eine glatte Kampfansage an den Gewerkschaftsführer, der für 500 000 amerikanische Stahlarbeiter Arbeitsschutz fordert und ein Veschäftigungsverbot für alle nicht in den Gewerkschaften organisierten Arbeiter verlangt. Das Stahlinstitut gibt in feinen Erklärungen bekannt, daß der Gewerkschaftsführer im Auftrage der Kommunisten handelt und von ihnen unter stützt wird. Eine klare Entwicklung ist wohl noch nicht vor auszusehen, aber man kann wohl annehmen, dah es zu Streiks und ernsten Unruhen in der Stahlindustrie kommen wird. der vollendeten Tatsache die Gestalt eines Entschließungsent- wurfes annehmen werde, oder nicht. Das hänge zum großen Teil von der Haltung Argentiniens ab, das bekanntlich die Einberufung der Vollversammlung beantragt hat, die Uber einen solchen Entschließungsentwurf abzustimmen hätte. 3. Für den Augenblick käme keine allgemeine Verhandlung mit Italien in Frage. Die englische Regierung wolle ihre Bewegungsfreiheit behalten, da sie keineswegs für einen Mittelmeerfreiheit sei, der sie zwingen könne, die Stärke der britischen Flotte im Mittelmeer zu begrenzen. 4. Es sei nur eine halbamtliche Zusammenkunft der Locarnomächte vor gesehen. Auf ihr würden sich die Teilnehmer darauf be schränken, festzustellen, dah es zwecks Prüfung des Rhein problems besser sei, die deutsche Antwort auf den englischen Fragebogen vom 6. Mai abzuwarten. In der Sonntagabendunterredung fei die Abrüstung nicht erwähnt worden. Eden habe nur bemerkt, daß die bri tische Aufrüstung energisch weiter verfolgt werde. Nach dem Genfer Vertreter des „Petit Journal" soll hinsichtlich der Konferenz von Montreux ausgemacht wor den sein, daß die Sowjetflotte die Erlaubnis erhält, durch die Dardanellen zu fahren und daß die Flotten der anderen Mächte die Erlaubnis zur Einfahrt in das Schwarze Meer erhalten können. Völkerbundsreform im Vordergrund. „Daily Herald" über Italiens Haltung. London, 29. Juni. Der Sonderkorrespondent des „Daily Herald" berichtet aus Genf, das abessinische Pro blem spiele dort nur die zweiteRolle. Die Völkerbundsreform beherrfche vielmehr die Situation. Es gäbe zwei Lager: Die einen wünschten aus Furcht vor europäischen Verwicklungen von ihren Verantwortlichkeiten befreit zu sein, während die anderen wüßten, daß ihre Exi stenz vom Völkerbund abhänge. Allen Anschein nach würden die Sanktionen dem Acht zehnerausschuß zur weiteren Behandlung überlassen. Eine Formel der Entscheidung, die sie aufheben, sei nicht zu er warten. Neuyork, 29. Juni. 25009 im Madison Square Garde« versammelte Kommunisten, unter denen sich Abge ordnete aller Staate« befanden, beschlossen die Ernennung des Generalsekretärs der kommunistischen Partei der Ver einigten Staaten, Browder, zum Präsidentschaftskandi daten und des Negers W. Ford aus Allabahma zum Vize präsidentschaftskandidaten. Der Neger Ford ist als kommu nistischer Oberhetzer des Neuyorker Negerviertels berüchtigt. Die beiden größten Radiogesellschaften der Vereinigten Staaten, Columbia und National Broad Casting übertrugen die Agitationsreden Browders und Fords über alle ameri kanische,, Sender. Browder bezeichnete den kommunistischen Parteitag ganz offen als Geburt der neuen Massenrevolu tion und kündigte die Errichtung einer Sowjetregierung in den Vereinigten Staaten an. Dann rief er zum Kampf gegen das oberste Vundesgericht, gegen Wallstreet, gegen die Re publikaner und ihren Kandidaten Landon auf. Tausende von Kommunisten füllten die Straßen um den Madison Square Garden herum, wo die Reden der Partei führer durch an allen Ecken aufgestellte Lautsprecher ver breitet wurden. Wilde Agitationsrufe wechselten fortwäh rend mit dem Gesang der Internationale ab. Gespannte Lage in der amerikanischen Stahlindustrie. Ncuyork, 29. Juni. Die in der letzten Zeit von den Ge werkschaftsführern besonders hartnäckig unternommenen iilch in KM- )cm FluMah eral der rllschaft Asti tnng befanden e und vom deutschen enningcr, nn mmodorc M erlin, Captain zm. Der fn>- stsbvxen M Sieg über den : AnwartD!' lNiabendmiM seiner Muti« Main in ildamerika nii> egangene M > in 'Franks^ der LufthaB von Brasilß" ; einer Strest und Devise"' sscs i» Ntc^ :eilt mit: Ai» rafkammevdie Mitglieder dä Weeze. AE Waldbreitbacher Ihnen wb Umfange Z"' askatastr-' (Banat) olge einer M rbcanntm """ nglücksautsbn^ u sein scheid 15 Fahrgäste" m. Knapp olge Versagen' böschung. Ltie' zin völlig »el' den erhaltene" Wagens lieg' >r Auftrage politische LE Die Note die Hälfte, "Z. n italienE Haile ZewE' lug stände u" rt des ViM gegebenen Oran. wird aus StreikbeiE ZusammEs tativnale ten FahllS" en 'r,vnen ve>M ein 12ME, zte Stimm'" nn die sollen rgermeistcr , ls MihM' " < binu-wewst^ ollen den nt haben- Wer IS! AiuM im W<hl MMWn. Seit Montagmorgen ist auf der Zeche „Shamrock I/II" in Herne der Hauer Schmidt durch das Zubruchgehen einer Strecke auf der siebenten Sohle eingeschlossen. Schmidt arbeitete allein in einem Querschacht. Trotz der unermüdlichen Bemühungen der unter Aufsicht der Berg behörde arbeitenden Rettungsmannschaft konnte der Ver schüttete bislang noch nicht geborgen werden. Vor der Rettung des Hauers Schmidt. Essen, 29. Juni. Die Bergung des 34jährigen Hauers Schmidt, der bis Montag früh 2 Uhr insgesamt 1K2 Stun de» mit bewundernswerter Tapferkeit sein Bergmannslos trägt, steht kurz bevor. Dem tapferen Knappen, mit dem man nun seit drei Tagen in ununterbrochener Verbin dung steht, geht es den Verhältnissen entsprechend gut. Die Rettungsarbeiten gehen schnell vonstatten. Am heu tigen Montag früh 1.30 Uhr war man nur noch knappe fünf Meter von dem Abgeschlossenen entfernt. Der Stellvertreter des Führers an Hauer Schmidt und an die Bergungsmannschaft. München, 29. Juni. Der Stellvertreter des Führers hat an den auf Zeche „Shamrock I/ll" in Herne ver schütteten Hauer Schmidt und an die Rettungsmannschaft folgende Telegramme gerichtet: An Hauer Schmidt: Wre Millionen Deutscher hoffe ich, daß Sie recht bald aus Ihrer mit so viel Tapferkeit ertragenen Lage befreit werden und nehme von Herzen Anteil an Ihrem Geschick. Heil Hitler! Rudolf Heß. — An die Bergungsmannschaft: Ihrem unermüdlichen Einsatz für unseren Arbeitskame raden Schmidt wünsche ich von ganzem Herzen rettenden Erfolg. Heil Hitler! Rudolf Heß. Hauer Schmidt wohlbehalten geborgen. Herne (Wests.), 29. Juni. Der seit vorigem Montag verschüttete Hauer Schmidt wurde am Montag um 17.10 Uhr wohlbehalten geborgen. Er wurde zur Beobachtung seines Gesundheitszustandes in das Krankenhaus „Berg mannsheil" in Bochum gebracht. Unter Tage wurde Hauer Schmidt von der Bergbehörde und den Kameraden herzlich beglückwünscht und über Tage von Frau und Mutter be glückt empfangen. Vor der Zeche hatte sich eine große Men schenmenge angesammelt, die den Geretteten herzlich be grüßte. . Die neue Woche übernimmt als Erbe der abgelaufenen kine Reihe aufgeschobener und vertagter Entscheidungen, Ad es sieht nicht einmal so aus, als sollte sie schlüssige Klar st in die in der Schwebe gebliebenen Dinge bringen. ? Selbst über die Form, in der die A u f h e b u n g der Sanktionen erfolgen wird, besteht noch Ungewißheit. Es war zu erwarten, daß als Auswirkung der für den öolkerbund vernichtenden Erfahrung der letzten N Jahre Reform seiner Verfassung angeschnitten Werden würde und es hat schon jetzt auf der Ratstagung eine Debatte gegeben, in der sich Litwinow und Titulescu sehr stark gegen den Umbau des Völkerbundes und seiner Satzung «ussprachen. Bei Titulescu entspricht das nur der Mischen Linie, die dieser Mann seit jeher verfolgt hat. Atwinom aber wußte vor dem Eintritt der Sowjetunion die Liga und namentlich vor dem französisch-sowjetrus- Wn Pakt anders zu sprechen. In seiner jetzigen Stellung- Ahme wird deutlich erkennbar, daß seit dem Abschluß "es Bündnisses zwischen Paris und Moskau der Kreml be- Sstsfen hat, welch, vortreffliches Werkzeug der derzeitige ^gestaltete Völkerbund für eine Machtpolitik nach Art der "anzösischen und jetzt von der Sowjetunion mitübernom- kenen ist. Auf der Tagesordnung der Ratssitzung stand auch die Erörterung der Locarnofrage. eie ist vertagt worden, weil Italien seine Beteiligung an diesen Besprechungen von der vorherigen Klärung der ihm häherliegenden Angelegnheiten abhängig machte. Es sieht im Augenblick noch offen, ob es die Aushebung der Auktionen als ausreichend ansehen wird. Eine Anerken nung der Annexion Abessiniens, für die wahrscheinlich die Nu Ron, für die Vollversammlung des Völkerbundes am "h. Zuni vorbereitete Denkschrift plädieren wird, ist in Gens W zu erwarten. Würde sie erfolgen, dann müßte man mit sMicher Sicherheit mit dem Austritt der südamerikanischen Junten rechnen, die zwar keinerlei Interesse an Abessinien Men, die aber die ausdrückliche Anerkennung des durch Negerische Gewalt errungenen Erfolges zum Anlaß neh men werden, um die vom Völkerbunde gebotene Sicherheit "ls völlig wertlos und damit für sie überflüssig hinzustellen. Parallel . mit Genf tagen in Montreux die "ara n t i e m ä ch t e des Lausanner Türkenfriedens. Sie selben die Wiederbefestigung der Meerengen zugestehen. Welche Entscheidung aber hinsichtlich des Durchfahrtsrechts Snider Kriegsschiffe getroffen werden wird, steht noch da- M. Die großen weltpolitischen Auseinandersetzungen, die '"die S a n kt i o n s f r a g e, in das Locärnopro- , in die, Re f o r m des Völkerbundes Hin spielen, machen-sich auch hierbemerkbar. Es ist im "'Ande gar nicht mehr die türkische Angelegenheit, die die Montreux vertretenen Mächte beschäftigt, sondern die "Age der Meerengen durch fahrt wird ganz und ftr Unter dem Gesichtspunkt ihrer Vedeutungfürdie ftn S e e st r e itkräften der Sowjetunion zu- ^Mmende Rolle angesehen. Wird ihnen in der Tat, wie der »Uommensentwurf das vorschlägt, imGegensatz zu de« den sMuferstaaten auferlegten Beschränkungen die ungehin- srte freie Durchfahrt eingeräumt, so bilden sie nicht nur Faktor, mit dem England im östlichen Mittelmeer Hhnen muß, dann werden sie auch, wie die japanische Hal- Ag in Montreux erkennen läßt, für den Fernen Osten "ler Umständen nicht belanglos. Englisch-französische Besprechungen. Paris, 29. Juni. Ueber die Unterredung, die die fran sen und englischen Vertreter am Sonntagabend in /As gehabt haben, meint das „Echo de Paris", man könne von einem Willen zur englisch-franzö- che« Zusammenarbeit sprechen, aber deren Ver- -'cklichung sci i)och noch etwas anderes. Im übrigen sei am ^""tagabend zwischen den Gästen Leon Blums und an- folgendes verabredet worden: 1. Eine Einigung über Verfahre« zur Aufhebung der Siihnemaßnah,«en; Anerkennung der italienischen Eroberung. Man "^jedoch noch nicht, ob die Weigerung zur Anerkennung wn HE) l UnwirkuA. 'rächt, so, ' , n, in Not ' , ell zuciE zeimsten LZ.,, agische F""^ ,er FristE.hl waren sie ' ;« als wärc>„-ii » wieder Bindung.» zwischen '"„ist SS'"' II"- filmcn, ungcn enster; >' ,^1 mschcn -cheu Zwo L, winandeM' z; sie Erst it, aber glaubte sist/ jing da»» 2en kannte! e beiden so"", ißverstehen^' e steckte i"^. Katrice w>"' ! sich aus """ en Zipfel, erschwcmu< t -VerM'^. eten schonst n. po/1 //-WS cK-is/ttt/s f/LE/r. kLf «Nachdruck verboten.) vultejus unterhandelte, auf Grund einer Vollmacht Beatrice, mit dem Polizeipräfekten, verschaffte sich ein Meft pes Chefarztes, begab sich zum Gouverneur, parla- ^niierte und erreichte endlich, daß aus Gründen der , enschltchkeit, und da der Kranke sowieso juristisch für ''Ne begangenen Straftaten nicht verantwortlich zu ^cheii war. Klaus Rüters alias Axel Moreen nach seiner ^Nesung ohne Verböre öder Protokolle, lediglich unter Ureter behördlicher Kontrolle, Jersey und somit eng- "ches Staatsgebiet verlassen durfte. Als Vultejus am Abend ins Hotel zurückkam, erfuhr N daß Beatrice bereits schlief, da sie noch unter den Nach- ?'rknngen der überstandenen Aufregungen zu leiden ge- M hätte. Er ging dann auf sein Zimmer, stand und hörte aber nichts. Er wußte, daß er heute nicht Mbergeheu könnte in ihr Schlafzimmer. Was gestern Z'e schöne Selbstverständlichkeit gewesen, war heute eine 'stahl. So geschah es, daß sie beide an diesem Abend, A klopfendem Herzen gegen zwei Seiten derselben Wand >'"hnt, lagen, bis endlich der Schlaf sie, eng an die bunte ^"ete gekuschelt, übermannte. Ein paar Tage vergingen, und Hermann und ß, " ri" hatten nicht viel voneinander gehabt. Beatrice Puu - ^on Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, und I^^lus hatte einen Pakt mit dem Wärter des Corbiere- ^"»rms geschlossen, der ihm dank einer Empfehlung py,p"uberneurs sowie auf Grund einer blanken Pfund- " "ls Legitimation vorwies, gestattet hatte, "ehe or wollte, in dem kleinen Turmzimmer " dem Lampenraum zu sitzen und zu arbeiten. fchg.^"ltejus kam am Nachmittag von dort zurück, und auf der Promenade kam ihm Beatrice entgegen. »Lallo, Sie Einsiedler, wir haben frei heute!" s ist fein! Ich wollte Ihnen immer schon mal -urm zeigen. Warten Sie: Jetzt ist es vier Uhr... ' ns ^lü: Gegen sechs ungefähr ist erst Wasserwechsel." ltzß^ottice holte ihren Slmantel und ihren roten Süd- ' und dann zogen sie zu dem kleinen Bahnhof. Es war ein herrlicher Sonnensturmtag. Die Bahn fuhr immer hart am Meer entlang, bis sie bei Saint Aubin nach Corbiere abbog. Sie saßen sich gegenüber, sprachen an den Dingen vorbei, die sie bewegten, flüchteten sich in belangloses Geplauder oder stießen manchmal Helle Freudenschreie aus, wenn es eine besonders schöne Aussicht gab. Vom Bahnhof aus gingen sie durch gelbe Ginster büsche an den Rand der steil sinkenden Küste und sahen den Turm von Corbiere vor sich. Der Leuchtturmwärter, ein sonderbarer Mann, der kaum ein Wort sprach und keinerlei Gemütsbewegung verriet, weder liebenswürdig noch unhöflich war, begrüßte Vultejus und musterte Beatrice prüfend niit seinen wasser blauen, klugen Augen. Natürlich musterte er auch die neue Pfundnote, die Vultejus ihm zusteckte. Dann nickte er: „60 cm, plsass!" Sie kraxelten die runde Wendeltreppe, die sich wie ein schwarzer Drehwurm an der weißen Wand langzog, hinauf, warfen einen Blick in die Lampenräume, wo ein unheimliches Geblitz und Gefunkel aus Prismen und Spiegeln sie blendete, und traten dann in die niedrige Stube. Schlossen die Tür. Waren allein. Im Ofen knisterte das Holz, und rotes Flackerlicht strahlte in die kleine Kammer. Eine Uhr pendelte sacht hin und her. Ein wackliger Schreibtisch, ein Telephon, ein paar wüste Öldrucke von Seenot und Seetod an den Wänden. Das war das sogenannte Büro des Leuchtturm wärters. Eine halbe „Etage" tiefer befand sich sein Schlaf gemach, daß er jedoch nur benutzte, wenn er am Tage von der Flut abgeschnitten war und wegen des Seegangs nicht an Land fahren konnte. Hermann und Beatrice traten ans Fenster. Zogen sich zwei schmale Holzstühle heran, rückten sie nebenein ander, legten ihre Arme aus die breite Fensterbank und blickten in die Weite und in die Tiefe. Die Sonne siel über das Meer. In Strahlenbündeln streute sie ihren Glanz über die See, war voll und purpurn, eine pralle Kugel. Weiß tanzten die Kämme über die smaragdenen Berge. Möwen kreischten in Hellen Schwärmem Flatterten, vom Sonnenlicht geblendet, gegen die Schutzvorrichtungen des Turms. Stiegen steil empor, fielen senkrecht herab, glitten davon. Vor dem Horizont, dem schwarzen, schmalen Reif am Ende des Wassers, zog ein Dampfer mit zwei Schorn ¬ steinen dahin. Das war die „New Fawn", derselbe Dampfer, der Kösters fortgebracht hatte und nun wieder zurückkam von Frankreich. Und dann war der Wind in dem Turm. . . Das Licht der Sonne fiel und siel. Ihre Strahlen deckten das Meer wie ein Fächer. Um die Klippen da vorn spülten schon die Spritzer. Das Rauschen wuchs näher; die Zeit verrann. Hermann und Beatrice saßen nebeneinander, stumm, versunken in diesen Traum von Meer und Sturmlied. Aber die Sonne ertrank im Wasser. Schon wurde die blasse Sichel des Mondes kräftiger; schon flirrten Sterne in dünnem, blassem Sil berblau; die Wellen leckten und zischten, schäumten heran. „Die Flut kommt!" sagte Hermann Vultejus erschrocken. „Sie ist schon gekommen!" antwortete Beatrice ruhig. Sie hörten zornvolles Tappen auf der Treppe. Es kam die Steinstufen heraufgeschlurst, es polterte an der Tür, riß sie auf und brüllte in das kleine Zimmer, daß die Stille zersprang: „Hol' Sie der Henker. Herr! Die Flut ist da, und Sie sind immer noch hier!" Der Leucht turmwärter stand im Zimmer. Er war wütend. Beatrice wandte sich um, und sein Gesicht glättete sich in leiser Beschämung. „Ich bitte um Verzeihung, Mylady — aber was wollen Sie nun tun?" „Hinüberfahren!" „Hahaha!" platzte der Biedere heraus, riß sich je doch zusammen und meinte: „Womit, wenn ich fragen darf? Dampfer verkehren hier nicht, und Boote können bei dem Seegang nicht fahren." „Hätten Sie uns nicht Bescheid sagen können, Herr? Sie wußten doch am besten, wann es Zeit war, aufzu brechen, nicht wahr?" Beatrice hatte ihn gefangen. Er hatte sehr gut ge wußt, wann es Zeit gewesen wäre zum Aufbruch, er hatte auch sehr wohl daran gedacht, aber er hatte diese Gedanken gewaltsam verdrängt, denn er sagte sich: Schick sal ist Schicksal und ein Trinkgeld ein Trinkgeld, und wenn die Herrschaften die Zeit verpassen, dann will das Schicksal eben, daß ich noch eine Pfundnote verdiene. . . . So hatte der Biedere sich in Wut geredet, bevor er vor Hermann und Beatrice erschien. Aber Beatrice hatte ihn durchschaut. Er brummte etwas von „Lampen klar machen und putzen", hatte aber seine Sicherheit verloren.^ «Fortsetzung folgt.) ,-st'st!- .