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Hermann Vultejus nahm Beatrices Hand in die seine, hielt sie fest. „Und nun müssen Sie mir erzählen, so viel und was Sie wollen, damit ich Ihnen helfen kann: denn darum bin ich doch hier!" Sie zog ihn mit einem kaum merklichen Druck ihrer Finger auf den Stuhl neben ihrem Bett, und ohne daß sie seine Hand losließ, begann sie zu sprechen. Und nun war nur noch ihre dunkle, leuchtende Stimme im Zimmer. Der Chefarzt des Jnselhospitals stand mit seinem Assistenten am Bett des von der Polizei eingelieferten Kranken. Mit wächsernem, von dem grellen Deckenlicht überleuchteten Gesicht lag Klaus in den Kissen. Die Qualen körperlicher und seelischer Erschütterungen hatten aus ihm ein Gespenst gemacht. Man hatte ihn gewissenhaft untersucht, und außer einer starken Unregelmäßigkeit des Herzschlags alle An zeichen einer schweren und vernachlässigten Gehirn erschütterung festgestellt. Durch einstweilen unbekannte Faktoren verschlimmert, hatte sie den Patienten in Dämmerzustände versetzt, die eine freie Willensbestimm ung seiner Handlungen völlig ausgeschlossen haben mußte. An der Vernarbung und Verschartung der Kopf verletzungen hatte man festgestellt, daß die Verletzungen zwar etliche Zeit zurücklagen, aber doch so erheblicher Natur gewesen waren, daß es wie ein Wunder schien, daß der Patient überhaupt so lange ausgehalten hatte. Ein Wunder, das man der kräftigen Konstitution des Kranken zuschrieb, wenn auch jetzt sein eingefallenes, hohlwangiges, grünlichblasses Gesicht schaurig-grotesk zu den Ausmaßen seines Schädels wirkte. In Klaus dämmerte das erste, ferne Bewußtsein. Er hörte weit und verschwommen das Rollen von Rädern und dünne, verfliegende Schritte. Er wollte die Augen öffnen, vermochte es aber noch nicht. Das Leben drang nur durch eine dicke Wand zu ihm. Er wollte denken, aber er hatte keine Kraft dazu. Er klammerte sich in seiner Ohnmacht an das leiseste Geräusch, als wollte er es festhalten. Denn sonst kam wieder die Nacht, vor der er sich so fürchtete. Er wollte aus diesem Traum heraus, sich aus dem wissenlosen Dämmern be freien, wollte wach sein, sehen, fühlen, hören können und erkennen, und sein Körper zuckte und bäumte sich, sein Mund verzog sich, aber er blieb stumm. Angst schnürte den Schlag seines Herzens ein. Die Schwester lief rasch hinzu. „Kampfer!" sagte der Chefarzt. lelesl ionalen Ee- Drei große Völker gemeinsam am Friedenswerk Ms 7 Millionen P Wn. Es sei mutiger, Musetzen. t unmittel- geschlossen it Deutsch- : nicht die l Block der s nicht den ; die PstW über seinen reifer z» ionalen Zu- le Regierun- Nach den üblichen Anklagen der Opposition erhob sich Innenminister, Sir John Simon, um Attlee r nd Mberg antworten. Daß der Völkerbund einen schweren Wchlag erlitten habe, sei bedauerlicher Weise richtig. Es !! nicht gelungen, die territoriale Unversehrtheit und poli- Re Unabhängigkeit eines Völkerbundsmitgliedes aufrecht- iMhalten. Die Frage sei aber, ob dieser Fehlschlag die Mld der britischen Regierung sei. Es werde gefragt, war- "i man die Sanktionen nicht fortsetze? Ob sie Schaden Nachten? Er erinnere hier daran, daß im Handel Eng- s^ds 7 Millionen Pfund Sterling Verluste entstanden die Sanktionen aufzuheben, als sie es Möglich land gegeben ntsprechenden rte Abgeord- ig in des betonte, daß ! der verschü- lnzösische Pe ¬ nner. ff nach Bei- Abgeordneie ischen Linke» seit M»- ibe und daß heit noch als nn man die rgland, Nch irde das sehr Der Mißtrauensantrag der Labourparty vor dem Unterhaus. London, 23. Juni. Das Unterhaus hat am Dienstag Aussprache fortgesetzt, die am Donnerstag durch Edens Mue eingeleitet wurde. Die Stimmung bei Beginn war Amtlich ruhiger. Die Aussprache wurde damit eröffnet, daß der Führer m Opposition, Attlee, den Antrag einbrachte, der Re- das Mißtrauen auszusprechen, weil ihr Mangel an Mchlossenheit in der Außenpolitik das Ansehen des Lan- "k? gemildert, den Völkerbund geschwächt und den Frieden Wrdet habe. Die Regierung habe immer nur daran Macht, daß sie Bündnisse schließen wolle und daß sie ' u ssolinifür diese Bündnisse brauche. Die Regierungs- Mik laufe auf Bündnisse solcher Art hinaus, wie sie 1914 Krieg herbeigeführt hätten. Neigung beinahe sämtlicher europäischer Nationen zurück- zuführen, militärische Sanktionen anzuwenden. Ministerpräsident V a l d w i n legte dann die zukünftige Politik der englischen Negierung dar. Die Negierung glaube immer noch, daß der Völker bund und alle ihm angehörenden Staaten einen schweren Rückschlag erlitten hätten. Er habe jedoch nie geglaubt, daß der Fehlschlag des ersten Versuches zur Anwendung der kollektiven Sicherheit den Tod des Völkerbundes bedeute. Das sei keineswegs der Fall. Man müsse nun versuchen, inwieweit die kollektive Sicherheit verwirklicht werden könne. Die englische Politik stütze sich immer noch auf den Völkerbund, und diese Angelegenheit müsse auf der Sep tembertagung aufgegriffen werden. Vis dahin würden ein zelne Länder diese Frage sehr ernstlich erwogen haben. Auch die englische Regierung habe sich seit kurzer Zeit damit befaßt; es sei eine äußerst schwierige Frage, und alle Völ kerbundsstaaten hätten die Pflicht, darüber nachzudenken. England sei zur Zeit nicht nur mit der Formulierung eige ner Ansichten beschäftigt, sondern stehe auch in einem Mei nungsaustausch mit den Dominien und den Regierungen anderer Völkerbundsstaaten. Insbesondere stehe England in Fühlung mit der französischen Regierung, mit der sie den Wunsch teile, aufs engste zusammenzuarberten. Baldwin knüpfte dann an eine Bemerkung des Führers der Arbeiteropposition, Attlee, über den kürzlichen Jahres tag der Schlacht von Waterloo an und sagte dazu, er glaube, daß Attlee eine sehr merkwürdige Schlußfolgerung aus dieser Tatsache gezogen habe. Waterloo sei eins Schlacht gewesen, die eine lange Zeit von Kämpfen abgeschlossen und Europa den Frieden auf ein Menschenalter hinaus gegeben habe. Er entnehme den Worten Attlees, daß dieser den Jahrestag von Waterloo dadurch feiern wolle, daß er einen Krieg in Europa beginne. Bei Waterloo habe Wellington die Hilfe der Preußen erwartet, um seinen Erbfeind, die Franzosen, zu besiegen. Hundert Jahre später hätten Eng lands Erbfeinde, die Franzosen, Schulter an Schulter mit ihm gegen diejenigen gekämpft, die Englands Verbündete gewesen seien Das lege ihm die Frage nahe, ob denn nicht die Zeit für diese drei großen Länder gekommen sei, sich zujammenzuschließen und eine Politik der Befriedigung Europas Herauszusinden. „Wir sind", so erklärte Baldwin, „äußerst bemüht, mit diesen Verhandlungen voranzukommen." Ich habe alle Hoffnung, daß wir, wenn es zu Verhand lungen zwischen unseren drei großen Ländern kommt, für die Sicherheit der Länder in Mitteleuropa ebenso Vorsorge treffen, wie wir das für uns selbst erhoffen." „Das ist die Politik, die uns in den kommenden Wochen beschäftigen wird. Wenn der September kommt, hoffe ich, daß Eden und seine Kollegen damit beginnen, die Grund lagen zu legen, auf denen ein großer lleberbau, wie wir hoffen, ruhen wird. Der Mißtrauensantcag vom Unterhaus abgelehnt. Lon d o n, 24. Juni. Nach Beendigung der Sanktions aussprache im Unterhaus wurde der Mißtrauensantrag der Arbeiteropposition gegen die Regierung Baldwin mit 384 gegen 170 Stimmen abgelehnt. Damit ist das Schicksal der Sanktionen besiegelt. * Delbos für kollektive Sicherheit. Paris, 24. Juni. Die Nachtsitzung der Kammer begann mit Ausführungen des elsässischen Abg. Wallach.' der Deutschland als sehr gefährlichen Gegner schilderte. Man müsse nämlich mitDeutschland sprechen und keine Gelegenheit versäumen. Man müsse ohne Mittler verhan deln, aber solche Verhandlungen seien nur möglich, wenn Frankreich stark sei und Freunde zur Seite habe. Der Vor- Deshalb verkehre England seine Politik der Verpslich- M auf den Völkerbund noch lange nicht in ihr Gegenteil. diene dem Völkerbund besser, indem man den Wirk- Miten ins Gesicht sehe und prüfe, wie der Völkerbund ^iirkt werden könne, um solche Schläge und Enttäuschun- >n Zukunft zu vermeiden. Welchen anderen Kurs wolle k Arbeiteropposition vorschlagen? (Beifall der Regie- 'Msmehrheit und Zuruse: „Krieg!") Die Arbeiteroppo- habe, so stellte Simon fest, kürzlich gegen den Ergän- ^shaushalt für die Unterhaltung der Streitkräfte im Melmeer und ebenso gegen die Ausgaben für diese Streit- Me überhaupt gestimmt. (Minutenlanger und stürmischer Mall der Regierungsmehrheit.) Keine Anerkennung der Annexion Abessiniens. London, 24. Juni. Ministerpräsident Baldwin, der gestrige Unterhausaussprache abschloß, erklärte zur Lage Abessinien, daß sowohl im Westen als im Süd- Mn außerordentlich verwirrte Zu stände sichten. England wolle einer Waffenzufuhr an irgend- verfassungsmäßige Behörde in Abessinien nicht im °ge stehen, aber das Haus müsse einsehen, daß die Schwie- Kiten einer Uebermittlung sehr groß seien. Es sei keine ^ijhr dafür vorhanden, daß Waffen, die über die Sudan- nach Gore in Westabessinien gesandt würden, mit Ortzeit nach anderen Gebieten in West- und Südabessi- weiterbefördert werden könnten. ° Es sei klar, so fuhr Baldwin fort, daß die Sank en nicht für alle Zeiten hätten fortgeführt werden Die Antwort auf die Frage des Oppositionsführers Mes, ob die Regierung die Angriffshandlung Italiens Mihen wolle, sei: „Nein!" Er wolle es betonen, daß Kritische Regierung nicht die Absicht habe, auf der bevor- Völterbundstagung eine Anerkennung der italie- A» Annektierung Abessiniens vorzuschlagen oder ihr zu- Mmen. Der Ministerpräsident führte weiter aus, daß die bri- M Regierung keine Vollmachten habe, den Italienern Mu leihen. y Der Ministerpräsident ging dann noch einmal auf die Mggründe für den englischen Beschluß, die Sanktionen Meben, ein, Ihr schließlicher Fehlschlag sei auf die Ab- agte darüber rrtragsbefE abe. der Abg. rete. Er ver penst der »len und ich seiner M achen. ^eri. Er sckW te dessen menprall »tz er geglaA es franzLM rief de KE it gehen, Abgeol"' z ochen und von dem.-,!, hlafen M ' geweü^l? ' ihEsfM . Sie "Eu chmcrzes,^ 'er M Mc' del m»t jU enoinEM» lsdruch sar 2 b das Minister der abessl"' »tte dort eine ZtE 'er Negus richten, einznnelM. u, daß E 'lk ansehc cht ausge^ nstand bE ch im t, dat es stellte getan,^ »it er ein» „ ms war >"' ?ers-rviK s das »w Morgens tanwalt N stehn ja sich mit I Büro, d«'< 'aß der SM und biM troffen w „ desmal. ne Nacho nmer a"'^ g, da sie ch, n Gesich^u üt gefalte „i z. Dann M nd dann ,, alt sicher ^öl «Nachdruck verboten.) . Aber dann kam der Mann, den sie noch niemals so U gesehen, auf sie zu, und sie fühlte einen langen, zag- Men Druck, der ihre Hand umschloß. Die sommerbraune Mt seines mageren, markanten Gesichts war leise ge- Mt, und von ihm strömte die kühle Frische von Wind Luft. Noch immer hatten sie nicht ein Wort gesprochen. Mr da sie ja nicht auf die Dauer schweigen konnten, Mivohl sie sich so glänzend verstanden und ihnen kein M dieses stummen Liedes verlorcnging, begann Mice: „Wie schön, daß Sie gekommen sind!" „Das war doch selbstverständlich!" u, „Das ist ja gerade das Schöne, daß es Ihnen so verständlich war. Sie kannten mich ja gar nicht!" h „Doch! Sie wissen nicht, wie gut ich Sie kannte. Ich M Sie spielen sehen und gewußt, wie Sie sind, und M waren schon in meinem Gedankentraum, als Sie M.gar nicht iu meinem Leben waren. Als ich Ihren Ms bekam, habe ich ihn zehn-, zwanzigmal gelesen, und Mn wieder klang es anders . . . Aus dahingeworfenen Sätzen spürte ich Geheimnisse auf, aus der jMsie eines S, aus der Linie eines Wortes. Als ich obrer Wohnung, in diesen festlich-schönen Räumen, jM M ich umhergewandert, verzückt zwischen Pali- jMrholz und grünbespannten Samtwänden, und aus Stückchen noch sprang mich Ihr Wesen an. Das der DLruchette drang aus mich ein: Es wurde Ihr es formte sich aus dem unwirklichen und doch M'M' greifbaren Bild. Als Ihr Telegramm kam, M ' MH "icht gewundert — nur gefreut; denn es M za"- Zeichen, daß auch Sie empfanden, wie tief MMesen in mich eingedrungen war, so, daß Sie diese ^lsiel" ""s einem kleinen Lied überraschte und iiehMeMice hatte die Augen geschlossen und nur zu- Mw '„."Nm ersten Male trafen sie einander, und sie ver- ,Mtzj,e Sprache, wie sie sonst nur aus einer Gemsin- rüt ^wachsen kann: klar und offen, ohne Verlegen- MKonvention, ohne Hemmung und tastende Vor- Mlcht und freimütig. sitzende der Republikanischen Vereinigung, Marin, sprach ebenfalls über die angebliche „deutsche Gefahr". Ebenso befaßte sich der radikalsozialistische Abgeordnete Margaine in seinen Ausführungen lediglich mit Deutschland, mit dem man nützliche Verhandlungen führen könnte, um ihm die gewünschten Ausdehnungs möglichkeiten in derWelt zu geben. Dann bestieg Außenminister Delbos erneut die Tribüne, um auf die Ausführungen der Redner zu antworten. Delbos appellierte an das Vertrauen des Hauses und erklärte, hinsichtlich der nationalen Verteidi gung werde nichts vernachlässigt werden, was notwendig sei, um die Sicherheit Frankreichs zu gewährleisten und um Frankreich zu erlauben, seinen Verpflichtungen nachzu kommen. Die Negierung werde der Wahrheit ins Gesicht sehen und bestrebt sein, den Frieden zu stärken auf dem Wege der kollektiven Sicherheit. Der Gedanke von der Un teilbarkeit des Friedens sei nicht von allen Ländern aner kannt worden. Dieser Tatsache müsse Rechnung getragen werden, wenn sie auch zu keiner besonderen Beunruhigung Anlaß geben dürfe. Der Minister wandte sich dann dem Völkerbund zu. Was schlage man hinsichtlich Genf vor, so fragte er, die Isolierung in der zahlenmäßigen Unter legenheit oder einSystem derVündnisse, wie es früher bestanden habe? Die Regierung wolle auf keinen Fall etwas von einem Zurückgleiten in bie Vergangenheit wissen. Weit davon entfernt, auf die kollektive Sicherheit zu verzichten, müsse inan sie organisieren, indem man der Tatsache Rechnung trage, daß verschiedene Na tionen kein Risiko übernehmen wollten. Delbos glaubte dann auf die angeblichen Gefahren infolge des „Dynamis mus Deutschlands" Hinweisen zu sollen, betonte aber, dcß Frankreich ruhig bleibe. Es werde nichts vernachlässigen, was zu seiner Sicherheit beitragen könne. Frankreich wünsche eine Verständigung mit Deutsch land gemäß dem Recht und der Gerechtigkeit für alle. Zum Schluß verlangte der Außenminister das einstim mige Vertrauen der Kammer. Unter der roten Fahne. Der Hafenoerkehr in Marseille lahm gelegt. Paris, 24. Juni. Der „Matin" berichtet, daß sich die Streikbewegung im Marseiller Hasen weiter ausgedehnt habe. Ueber K8 Schiffen weht die rote Fahne. Rund 4800 Streikende hielten die Schisse, die von ihren Kapitänen und Offizieren verlassen worden sind, besetzt. Der Hafenverkehr ruhte völlig. Ein einziges Schiff, das Feuerwehrboot „Alerte", das der Handelskammer gehört, habe nicht die rote Fahne gesetzt. Einige wenige Schiffe die noch im Laufe des Tages ohne Schlepperhilfe in den Hafen eingelaufen waren — die »neisten ausländischen Schiffe werden auf andere Häfen r.m- geleitet — konnten ihre Postladung, leichtverderbliche Lebensmittel und Passagier noch abladen, woran sich aber sofort die Arbeitsniederlegung und Besetzung der Schiffe anschloß. Die Verpflegung der Streikenden wird, soweit möglich, aus Schiffsvorräten beschafft, wobei es, wie der „Matin" weiter meldet, sogar zu gewaltsamein Aufbrechen der Türen zu den Vorratskammern gekommen sein soll. Dem Streik haben sich nicht nur die Matrosen der Hafenrundfahrt selbst, der Schlepper und auch der kleinste» Boote angeschlossen, sondern sogar die Schiffsreparatur arbeiter, die Schiffsanstreicher und die Dockarbeiter. Regierungsfeindliche Kundgebungen in Graz. Wien, 24. Juni. Anläßlich des Steyrifchen Volkstages kam es am Dienstagabend in Graz zu politischen Zwischen fällen. Als der steyrifche Landeshauptmann Stephan vor dem Denkmal des Erzherzogs Johann einen Kranz nieder- legte, brach eine große Menschenmenge in laute Rufe aus, die sich gegen die Regierung und gegen die Habsburger richteten. Als die Alarmmannschaften der Polizei gegen die Menge vorgingen, kain es zu heftigen Zusammenstößen, bei denen auch eine Anzahl von Personen verletzt wurden. 60 Kundgeber wurden festgenommen. Die Spritze spürte Klaus nicht, wohl aber ein Gefühl der Befreiung, so, als ströme ein kalter, frischer Zug gesunder Luft durch ihn und gleichzeitig bei aller Wach heit eine klare, gute Müdigkeit. Der Chefarzt hielt seinen Puls, wartete. Eine halbe Stunde saß er aus dem Rand des Bettes. Dann sagte er, seines Patienten Hand leicht drückend: „Hallo, Mister Moreen — Und langsam, schwer hoben sich die Augenlider, und der Mund formte ein leises, fragendes: „Wat?" Aber, als wäre es eine ungewöhnlich schwere Arbeit gewesen, klappten die Augen wieder zu, und der Mund schloß sich. Der Atem ging regelmäßig, der Puls ruhig. Klaus schlief. „Sollte irgend etwas überraschendes eintreten, so rufen Sie mich! Aber ich glaube, der Patient ist über den Berg." Die Arzte gingen. Still und geduldig saß die Schwester an Klaus Rüters' Bett, war ihm eine treue, unsichtbare Begleiterin auf seinem Wege aus dem Dunkel ins Licht. An diesem Nachmittag, schon spät, so gegen sechs Uhr, stand Felix Köster aus der langen, hellen Promenade und suchte den verhängten Himmel nach einem Flugzeug ab, horchte hinauf in das undurchdringliche Grau der Wolken, wartete auf das Gebrumm eines Propellers. Auch an seinen Nerven rissen die Aufregungen; seine Sinne waren bis zum Zerreißen angespannt: Die Kata strophe mit Beatrice hatte ihm den Rest gegeben. Aber er war nun den Weg seiner Sühne — denn auch Beatrices Rettung, so spontan er sie unternommen hatte, gehörte dazu — so weit gegangen; jetzt hieß es, die letzte Strecke dieses Weges mit demselben klaren und unerbitt lichen Mut zurücklegen. Da —: Über Elizabeth Castle dröhnte dumpf ein Geräusch, das Köster als alter Flieger sofort erkannte. Er rannte ein Stück vorwärts, als sähe er so das Flug zeug eher. Aber da schälten sich auch schon zwei Trag flächen nahe und tief aus dem trüben Grau. Der schmale Rumpf sauste in niedrigem Gleitslug über die Promenade hinweg, schoß davon. . . Felix wußte nicht, wo das Flugzeug niedergehen würde. Er horchte hinaus. Der Lärm wurde leiser, dünner, matter; erlosch. Jetzt rollte der Apparat wahr scheinlich stuckernd über eine Wiese. Er konnte nicht weil von hier gelandet sein. , , (Fortsetzung folgt.)