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Ottendorfer Zeitung : 21.06.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193606218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-06
- Tag 1936-06-21
-
Monat
1936-06
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.06.1936
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Es war noch nicht ausgesprochen, aber es war da, lag im Naum: die unerbittliche Anklage gegen den Chef. Und als Willi Hammer, der Oberheizer, hart und scharf sagte: „Eine Lumperei war die ganze Sache vom Chef!", da widersprach niemand. Felix Köster wußte, was sie dachten, denken mußten, als er den Naum betrat. Es schien ihm, wie er auf den Kreis unter der dämmernden Lampe blickte, als säßen dort lauter Gespenster: Gespenster einer verflossenen Zeit — so unwirklich sahen die Leute aus in ihrer Kostü mierung, mit ihren maskenhaft unbeweglichen Gesichtern- „Guten Abend!" sagte Felix Köster laut. Niemand antwortete. Das Schweigen traf ihn schlim mer als ein Peitschenhieb. Es war eine Demütigung, wie er sie noch nie empfangen hatte. Doch er hatte sie verdient. Er biß die Zähne zusammen und ging bis zum Tisch. Alle, die dort saßen, blickten an ihm vorbei. Felix Köster aber zog sich einen kleinen Hocker heran und setzte sich einfach mit an den Tisch, und dann, so zwischen ihnen sitzend, begann er zu sprechen. Seine Stimme zitterte ein wenig, war weich und bittend. „Ich kann und will mich nicht vor euch vertei digen. Wenn wir auch annähmen, wir hätten Ladung nach Jersey gehabt und wären dabei kaputtgegangen, so ist das nicht einmal ein Argument, denn wir hatten eben keine Ladung nach Jersey. Wir hatten hier nichts zu suchen. Die See war zu rauh, die Gegend zu gefähr lich. Nichts blieb mir übrig, als zu gestehen, daß ich in verdammtem Leichtsinn das Schicksal herausgefordert habe, das sich ge^en mich entschied. Und diese Schuld muß ich tragen wie eine schwere Strafe. Ich hatte auch die Ladung nicht versichert, sie ging auf meine eigene Rechnung, und ich weiß heute noch nicht, ob das meinen Ruin bedeutet oder nicht. Das ist meine zweite Strafe. Ihr seht, ich habe hart zu büßen für eine sträfliche Dummheit, und glaubt nicht, daß man solche Dinge ab streifen könne wie einen Verlust im Spiel oder der gleichen! So etwas frißt. So etwas ist eine Wunde, die immer eine tiefe Narbe bleibt. Nun zu euch, meine lieben Kameraden! Zuerst zu Ihnen, Harmsen! Ich werde mich vor Sie stellen, Sie verteidigen, Sie schützen. Ich kann das aber nur, wenn auch Sie sich für mich entscheiden und bereit sind, die seeamtliche Anklage dadurch zu schwächen, daß wir unter Beseitigung des Persönlichen versuchen, das Schicksalhafte herauszuschälen. Nur so können wir hoffen, einen Freispruch oder wenigstens ein mildes Urteil zu erzielen." r SanktioM md EngM kin 8lüvk keivksi'esoi'm. UsMWW des WsWers 88. DM W A. Ulk. ieren. ;n die en. meldet wird- äerhaus mit der Sühnt' mdsvcrtretel Ischen Regis' ü nstig W' e Times" b"' eine derF- tischerAM legierung des VöM den er jem^ c Eden- rterhaus italirrM ckannt, dM n Kreisen bc> der englische» ühlbaren d. Der AM rüestehcn de' n getrossenc" sein, daß EE s FlottenE sen will ma» :n Textes W aus einer g»' mnkte Italic» erde. 1 WM n DonnerM der Republ» enminister die Auslösu^ KampsbiM verden da»»" Feuerkreuzl" ll. genannten >as Gespräch" sich allgeE betrosscn stische 7E alle in 'h^ ssung der S ' »ratter iE j cho de Par", ierung vM, en. das M tärischen sich dabei 2 'Urse sich mnerstag neu Verbüß t. Die Fühl' an den üül . de la RE itz seine OW Lhle, sofort ., 'Ust werd- wr franzoM teilnehmer ü' ide Ähnlich chte es: E hlen sollte- , Ml ich mcht. W md wagte us Eisen tary nutiW Paar :m Tatort-, ", einem llänncr g-"^, blieb a" ' Auto bclat „ pe. Jn.L rst gewahr'„ rar. Aber), was es S'pi wand Hälsen, sE surrendes" r rechten cheibe am eke. Der AÜ lockerte -enden mdeSM'^ Polizist Z"' ji» fort. die G-l Fremdes ior sich llenschennn er haftet. Aus aller Welt. ! ' Am 28. Juli Tcilstreckeueröffnung der Nord—Süd- ^ahn in Berlin. Am 28. Juli wird nach knapp zwei- Mibjähnger Bauzeit, also gerade rechtzeitig zu den Mpischen Spielen, der nördliche Streckenabschnitt der V^Süd-8-Bahn Stettiner Bahnhof—Bahnhof Fried- Wraßc dein allgemeinen Verkehr übergeben werden, sbnit wird insbesondere für die Bewohner des Berliner Mens und der nördlichen Vororte, die bisher mit der Msbahn nur bis zum Stettiner Bahnhof fahren können, erheblich weitergehende Verbindungslinie nach der Emitte geschaffen, zumal auch auf dem Bahnhof Fried- Araße eine ausgezeichnete Umsteigemvglichkeit zur Stadt- W gegeben ist. Bei Inbetriebnahme der Teilstrecke wird heurige Stettiner Vorortbahnhof aufgehoben, und sämt- Züge der drei Nordstreckcn von Bernau, Oranienburg d Belten Werden in den O-Bahn-Tunnel eingeführt. * Luftschiff „Hindenburg" von der Deutschlandfahrt Wlk- Das Luftschiff „Hindenburg", das, ime berichtet, im kWluß an seine Fahrt von Friedrichshafen am Donnms- Um 8.10 lihr im Flughafen Rhein-Main zu einer WZchlandfahrt gestartet war, ist um 19.08 Uhr wieder lo n ukfurt am Main gelandet. Auf seiner Fahrt besuchte Euftriese unter anderem Köln, Essen, Oldenburg, Ham- 8. Hannover, Kassel, überall begeistert begrüßt. f/scz/k/L. «Nachdruck verboten.) K Als Felix Köster an diesem Morgen ziemlich spät auf- W, da hatte er das Gefühl, als wäre er durch das Fege- hindurch. Es war eine Nacht gewesen, die er nie ver- M würde. Vieles war in seinem Leben an Unrechtem, Wichern, Leichtsinnigem, zuweilen Unverantwortlichem Shen. Niemals aber war die Vergeltung so un- Ebar an ihn herangetreten, um mit Zins und Zinses- We Schuld einzufordern. „ und daß er seine schwer sühnbare Schuld nicht durch Ä doch größere zu löschen versucht hatte, daß er, aus- MÜNd tapfer, das Kreuz auf sich nahm, das er sich aufgeladen hatte, das war Beatrices Werk. Ihn nun eine tiefe Dankbarkeit mit dieser Frau. Denn W allein die Worte, die sie ihm cntgegengeschleudert h- - Mit der Hellen Kraft eines Fanfarenrufs, nein, auch zwingende Macht ihres lauteren Menschentums war ihn gewandelt hatte. M r. Felix Köster zog der Abend vorüber ... Er sich, als xr an das Gesicht dachte, das ihn angestaunt hatte, und er spürte: Es war meine den todbringenden Schritt hinter mir zu ., z,°amit ich gutmachen konnte, was ich Schlechtes rat war noch nicht der schwerste Augenblick Sondern der, da er vor Kapitän Harmsen und trat. -wem ehemaligen Seemannsheim waren Harm- d'e Schiffbrüchigen der „Dithmarschen" unter- E'e saßen alle zusammen um einen runden, W a Holztisch. Das Essen hatten sie kaum berührt. ihnen kameradschaftlich gespendeten Whisky ^MkpW rauchten dazu Virginiatabak und sprachen mit , h°j- Stimmen über ihr verlorenes Schiff. Trimmer, Kochmaat, Matrosen und Steuerer, unge und der junge Offizier — sie hockten in ü liE trockenen Kleidern, die ihnen zu weit oder zu ä lang oder zu kurz, um den Tisch und spür- As «m-, ys natürlichen Egoismus ein tiefes, brüder- s Gefühl für ihren Kapitän. Der würde vors All. Wurmen; ihm würde vielleicht sein Patent ent- Mllde?un war er wie ein deklassierter Offizier; »Lautete das für diesen alten, ehrlichen See- 'd Brotlosigkeit dazu. Berlin, 18. Juni. Der Reichs- und preußische Minister »es Eimern, Dr. Frick, führte heute vorinittag in einem machen Staatsakt den durch Erlaß des Führers W Reichskanzlers vom 1. Juni mit der einheitlichen Zu- Muncnfassung der polizeilichen Aufgaben im Reich beauf- lwgten Reichsführer SS. Himmler in sein Amt ein. Auf dem Hof des preußischen Innenministeriums unter den Linden hatten die Offiziere, Beamten und An- Wellten der Polizeiabteilung vor dem Hoheitszeichen des ^'nhes Aufstellung genommen. Reichsminister Dr. Frick Wist das Wort zu einer Ansprache. Der Führer und Reichskanzler habe gestern mittag einen Erlaß vollzogen, W dein er eine geschichtliche Tat vollbracht habe, men Bedeutung gar nicht überschätzt werden könne. „Es V das erstemal während der tausendjährigen Geschichte Deutschlands, daß für das ganze Reich eine einheitliche Wizeileitung eingesetzt wird, ein Führer der gesamten putschen Polizei, der die Einheitlichkeit der Exekutive in Deutschland verbürgt. Das ist wieder ein gutes Stück Wichsreform, an der wir seit drei Jahren mit Er- W arbeiten. Es ist eine staatspolitische Notwendigkeit Wesen, so sagte der Reichsminister, zu dieser Regelung E kommen, weil es für ein einheitliches Reich aus die Wer unerträglich ist, keine einheitliche Exekutive zu "Hitzen." Reichsminister Dr. Frick verlas hierauf den Brief des Führers und Reichskanzlers an General Daluege ""d richtete darauf folgende Worte an diesen: „Mein lieber Parteigenosse Daluege! Es ist mir ein Wres Herzensbedürfnis, mich den ehrenden Worten des Wrers und Reichskanzlers anzuschließen. Ich danke Ihnen W Herzeil für das, was Die in diesen drei Jahren für Tchlagkraft der Polizei getan haben. Ihre Verdienste W unvergänglich. Insbesondere wird die Wehrmacht Wklmr anerkennen, daß Sie ihr in der Landespolizei W» so gutausgebildeten Truppenkörper zur Verfügung Rcn können." Hierauf wandte sich der Reichsminister an Reichs- Wrer ZS. Himmler und stellte den versammelten Wziemi, Beamten und Angestellten der Polizeiabteilung W neuen Chef der deutschen Polizei vor. .Zu Reichsführer SS. Himmler gewandt fuhr Reichs- Wister Dr. Frick fort: „Ich setze Sie hiermit jn Ihren ^en Wirkungskreis als Chef der gesamten deutschen Poli ¬ zei ein. Es ist eine ungeheuer große und schwere, aber auch schöne und dankbare Aufgabe, die Sie damit übernommen haben. Sie haben von Anfang dem Führer treu und hin gebend gedient und Sie besitzen sein volles Vertrauen. Sie haben in der politischen Polizei ein Instrument auf- gebaut, das die Stabilität der inneren Sicherheit in Deutsch land absolut garantiert. Sie werden in Ihrer neuen Stel lung noch eine weit höhere Machtfülle haben. Nicht nur die politische Polizei wie bisher, sondern daneben die ge samte uniformierte Polizei, sowie die Kriminal- und Der- waltungspolizei steht nunmehr unter Ihrem Befehl. Damit ist endlich der Zustand hergestellt, der staatsrechtlich und staatspolitisch auf die Dauer allein möglich ist. Reichsführer SS. Himmler richtete hierauf an die Versammlung eine Ansprache, in der er u. a. sagte: Im Lause der vergangenen drei Jahre wurde von verschiedenen Seiten her aufbauend ein Gebäude errichtet, dem lediglich der Schlußstein gefehlt hat. Wir sind ein Land im Herzen Europas, umgeben von offenen Grenzen, umgeben von einer Welt, die sich mehr und mehr bolsch ewisiert. Wir haben damit zu rechnen, daß der Kampf gegen den alles zerstörenden Bol schewismus ein Kampf von Menschenaltern sein wird. Dar auf ein ganzes Volk einzustellen, und, wie die Wehrmacht zum Schutz nach außen ist, die Polizei zusammengeschweißt mit dem Korps der Schutzstaffeln zum Schutz des Reiches nach innen aufzubauen, darin sehe ich meine Aufgabe. Auf die Treue, den Geist und die Pflichterfüllung dieses soldatischen Korps kommt es an, ganz gleich, wo der ein zelne steht, ob er Bote ist oder Ministerralrat. General^der Polizei, Daluege, ergriff hierauf das Wort zu einer für die Zukunft der deutschen Polizei bedeutsamen Ansprache, in der er u. a. sagte: Wir können stolz darauf sei», daß in dieser» Augen blick ein Traum in Erfüllung geht, den ich als TS.-Führer seinerzeit vor der Revolution Leträumt habe, nämlich zu verbinden die Polizei der Bewegung mit der Polizei des Staates durch die Person des Reichsführers SS. Himmler. Es ist nun endlich möglich, zwei Teile, die zusammenge- hören, zunächst einmal organisatorisch zusammenzufügen, um sie dann auch ideell zu einem Korps nationalsozia listischer Ueberzeugung zusammenzuschweißen. Wenn die Schutzstaffel den Stolz hat, Garde der Bewegung zu sein, so soll die Polizei im Deutschen Reiche den Stolz haben, Garde des Staates zu werden." * Großfeuer auf der Adolfbaude im Rie se ngebirge. Jn der bekannten Adolfbaudc im böhmi schen Riesengebirge entstand am Donnerstagnachmittag ein Brand, der infolge Wassermangels große Ausdehnung annahm. Nach Mitteilung des Gendarmeriepostens in Spindlermühle ist der Brand wahrscheinlich infolge Ent zündung alter Farben an den Fensterrahmen der Baude entstanden. Unter dem Dach gerieten Hobelspäne in Brand und bald darauf stand die Adolfbaude in Hellen Flammen. An der Brandstätte hatte» sich die Fenerwehrsn aus Spind- lcrmühle und Umgebung eingesunden. Es gelang ihnen, die Einrichtungsgegenstände zu retten. Trotzdem ist der Schaden sehr groß. Verletzt wurde niemand. Nach Mit teilung der Gendarmeriestation in Spindlermühle dürfte der Brand, der um 23 Uhr noch andauerte, erst in den Morgenstunden gelöscht werden. " Schwere Gewitter im Staate Neu York. — Drei Todesopfer durch Blitzschlag. Die schweren Gewitter und Wolkenbrüche, die bereits zur Ver schiebung des Boxkampfes Schmeling—Louis geführt haben, haben im Stadtbezirk Neuyork sowie in den mittleren Teilen des Staates Neuyork erheblichen Sachschaden verur sacht. Vielfach ist die Ernte völlig vernichtet. Jn der Umgebung von Ncuyork wurden durch Blitzschlag drei Personen getötet und zahlreiche weitere mehr oder weniger schwer verletzt. WWW MW» WWen WW Mnim M Mumie. Zwei Tote. Brüssel, 19. Juni. Zu einem Feuergefecht zwischen streikenden Arbeitern und Gendarmerie ist es am Don nerstagabend in Mvnsville im Bezirk Borinage gekommen. Die Arbeiter hatten die Zufahrtsstraßen zu dem Ort durch Barrikaden versperrt und zur Behinderung der Gendarme rie Glasscherben ausgestreut. Am späten Nachmittag wurde ein größeres berittenes Gendarmerieaufgebot nach Mons- Ville geschickt, um die Ordnung wiederherzustellen. Als die Truppen auf der Chaussee anritten, wurden sie zunächst mit Steinwürfen empfangen. Dann fielen von feiten der Arbeiter Schüsse. Es entwickelte sich ein regel rechtes Feuergesecht. Die Arbeiter mußten schließlich die Flucht ergreifen und liefen in das nahegelegene sozialdemo kratische Volkshaus. Die Gendarmerie drang mit schuß bereiten Karabinern nach und verhaftete alle Insassen. Später wurde vor dem kommunistischen Parteilokal ein 26jähriger Arbeiter tot anfgcfunden. Er hatte einen Bauch- schnß. Aus Erregung über die Vorfälle fiel auf der Straße kurz darauf eine 51jährige Frau tot nieder. Streikausschreitungen in Barcelona. Madrid, 18. Juni. Jn Barcelona dauert der Streik im graphischen Gewerbe mit unverminderter Heftigkeit an. Von den Streikenden wurde auch am Mittwoch wieder eine Reihe von Sabotageakten verübt, Arbeitswillige wur den verprügelt und in mehreren Werkstätten, deren Beleg schaften sich nicht der Streikparole «»geschlossen hatten, wurden die Inneneinrichtungen und Maschinen zerschlagen und die Arbeiter mit vorgehaltenen Pistolen zur Niedev- legung der Arbeit gezwungen. Jn Tarrasa in Katalonien wurden ohne triftigen Grund mehrere führende Persönlichkeiten der Katholischen Bewegung, darunter der Vorsitzende der Jugendorganisa tion der Katholischen Volksaktion, verhaftet. Da trotz eines richterlichen Freispruches die Haft weiterhin aufrechterhal ten und die Ueberführung nach Barcelona angeordnet s wurde, vermutet man, daß es sich bei diesen willkürlichen Maßnahmen um einen Racheakt des Bürgermeisters von Tarrasa handelt. Reue Streiks in Spanien. Madrid, 18. Juni. Jn Barcelona ist am Donnerstag der größte Teil der Arbeiter und Angestellten des Handels in den Ausstand getreten. Die Geschäfte sind bis auf die Apotheken geschlossen. Auf dein Großmarkt wird lediglich Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst verabfolgt. An einigen Stellen der Stadt kam es zu kleineren Zwischenfällen. Die Polizei führt einen nmfangreichen Sicherheitsdienst durch. Jn Cadiz erklärten die marxistischen Arbeitergewerk schafte unerwartet den Generalstreik, da der seit einigen Wochen andauernde Fischerstreik, von dem viele tausend Familien betroffen werden, noch immer keine Lösung ge funden hat. Vierhundert Verhaftungen in Kowno. Ab flaue» der Unruhen. Kowno, 18. Juni. Die Kownoer Arbeiterausschrei- tungen dauerten Donnerstag bis gegen 19 Uhr an. In den ersten Nachmittagsstundcn drohten sic den Charakter einer Revolte anzunehmcn. Die meisten Geschäfte hatten geschlossen, weil Ueberfälle zu befürchten waren. Trotzdem durch Schreckschüsse und den Gebrauch von Tränengasbom- bcn immer wieder Ansammlungen in den einzelnen Straßen zerstreut wurden, rottete sich die Menge sofort wieder an anderen Stellen zusammen. Die Polizei verhaftete über 4vv Personen. Die Arbeiterschaft der meisten Betriebe ist in den Streik getreten, so daß es auch keine Zeitungen gibt. Die Stadtverwaltung versuchte, nachmittags einige Wagen für den Verkehr einzusetzen, mutzte dies aber aufgeben, da die Streikenden die Wagen mit Steinen bewarfen. Um 18 Uhr ruhte der Autobusverkchr vollständig. Die größte Gefahr für ernstliche Ausschreitungen scheint jedoch im Augenblick behoben zu sein, da es der Polizei gelungen ist, das Zentrum der Stadt abzuricgeln. Das Stadtviertel, in dem sich der Palast des Staatspräsidenten befindet, ist ebenfalls äbgeriegelt. Nach einer Pause fuhr er fort: „Ihr habt euer Brot, euer Hab und Gut verloren. Ich brauche euch wohl nicht zu sagen, daß ihr alles ersetzt bekommt, daß ich alle Beziehungen aufbieten werde, euch gegebenenfalls neue Stellungen zu verschaffen. Aber ich will und werde, ich muß die Firma retten. Noch habe ich Vermögen, Besitz und Kredit — trotz alledem. Aber ich kann es nur, wenn ich weiß und fühle, daß nicht euer Fluch aus meiner Arbeit, meinem Handeln liegt. Ich mache euch den Vor schlag: Falls alles gut geht, zahle ich euch bis zur Fertig stellung des neuen Schiffes volle Gehälter, ohne daß ihr zu arbeiten braucht, weil ihr ja nicht könnt, und dann übernehmt ihr, so, wie ihr seid, das neue Schiff, die neuen Posten. Ich bitte euch also: Verzeiht und vertraut mir und geht weiter mit mir!" Alles hatten sie erwartet — das nicht. Sie hatten Ausflüchte, Entlastungsversuche, Verzweiflung vielleicht oder Zerbrochenheit erwartet, feiges Verkriechen, Drum herumreden. Nicht aber die klare, tapfere Formulierung von Schuld und Sühne. Er hatte gesprochen wie ein Mann zu Männern. Und sie hatten ihn begriffen: Jeder hat seine Schwächen, und jede Schwäche ist menschlich; jeder hat seine Fehler, und jeder Fehler ist verzeihlich. Nur muß man dann auch seinen Kopf Hinhalten, sich nicht verstecken vor den Konsequenzen. Es war ein stumm verabredetes Signal der Herzen, als Kapitän Harmsen aufstand, auf Felix Köster zpging und mit seinem brummenden Baß rollte: „Gut, Herr Chef! So ist's richtig: Einer für alle — alle für einen!" Der junge Offizier kam, Matrosen, Heizer, Schiffs junge, und noch nie in seinem Leben war ein Händedruck so viel für Felix Köster gewesen wie jeder dieser seiner Leute. Als er sich dann erhob und allen danken wollte, da spürte er ein Kitzeln in der Stimme, fühlte, wie ein feuchter Strom in seine Augen schoß, brach mitten im Satz ab und rannte hinaus. Dann saß er im Zimmer des Grand-Hotel die halbe Nacht wach. Das eine hatte er hinter sich. Das zweite stand bevor: Leonie. Wie er es mit seinen Leuten ge macht hatte, würde er es auch hier machen: Dieses Mal würde er nicht, wie früher immer, mit flüchtigen Aus reden, Verlegenheiten, überschwenglichen Versprechungen, der Nervenzerschmetterung eines Haltlosen vor Leonie treten. Klipp und klar würde er von Anfang bis Ende erzählen, und dann mußte seine treue, gute Frau wissen, daß es nicht ein Spiel der Worte, sondern die Tapferkeit der Einkehr und Umkehr war, die aus ihm sprach. (Fortsetzung folgt.) j
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