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. . . Sommerhäuser glitten vorbei und Riffe wie schwarze Korallen, und Fischerhütten kamen und endlich die ersten flachen Ufer und niedrigen Dächer voll nesthafter Friedlichkeit. Ragna gewann die klare Besinnung wieder. Sie er kannte Sörensens Landungsstelle, bezeichnet durch dort lagernde Fässer und Kisten. Dann dies Gewirr kleinerer Anlegestellen, denn zu jedem Haus gehörte eine solche. Von weitem sahen die Menschen wie schwarze Raben aus, die munter durcheinander liefen. Es roch nach Teer und Fischen und dem warmen Rauch der Herdfeuer. Da überall saß eine Mutter am Tisch und schöpfte den Kindern die Suppe aus. Nur sie hatte es nie so gut gehabt. Au Sörensens Ufer machte Ragna ihr rapferes kleines Boot fest. Es hüpfte und sprang und tauchte in das hier träge, trübe und mit wunderlichen Dingen übersäte Wasser. Ragna schüttelte sich, als sie den wie mit dunklem Firnis überzogenen Steg betrat. Ihre Fußsohlen Prickel ten; ihre Röcke klatschten vor Nässe um die schlanken Knöchel. In der Nähe arbeitende Männer hielten in ihrem Schaffen inne und sahen sie an. Sie kannten das Mädchen nicht, das ohne Hut und feine Kleider ankam und doch wie eine richtige Dame aussah. Kaum an Land, wußte Ragna genau, was sie zu tun hatte. Das sie bedrängende Gewirr der Phantasien beiseiteschiebend, handelte sie bei vollem, klarem Ver stände, und ein Teil des rücksichtslosen Zielbewußtseins ihres Vaters schien auf sie übergegangen. Ohne ihres absonderlichen Aufzuges zu achten, begab sie sich schnurstracks in Sörensens Haus; der herrliche Schal schleifte wie eine Schleppe hinter ihr her. Ragna hielt sich nicht lange mit Anmeldungen auf, erstieg die Treppe und klopfte an die Tür der Wohn stube, wo Liv ihre Tage verbrachte. Liv stieß eiuen schwachen Schrei aus, denn Ragna hatte etwas verstört Verwahrlostes an sich, und das Kindergesichl zeigte scharfe Linien und eine leichte Hager keit. Außer Liv war noch Gunnar Sörensen im Zimmer, doch Ragna bemerkte ihn nicht. Bei ihrem Eintritt hatte er sich erhoben und starrte fortwährend auf den Schal, von dessen Enden das Wasser troff. „Guten Tag, Liv", sagte die Herrenhoftochter mit fremder Stimme. „Ich wollte dich bitten, ihn holen zu lassen. Ich muß ihn dringend sprechen." ppe der beilnokt wen? r. penteilen üben vor dem n die neue» Vereidigung tkriegsschulen, em zuvor ei» ms die Heilig irze Ansprache uf die Bede»' r sie sich ihrem ooren hätte» den heutige» t seine junge» ichen deutsche» nn Richthose» lich sein! isten durstet. Führer. Di ät ist die Pa- ieren sich zu>» der Luftwass- n ersten Mal- imitihre» Vorbeimarsch l die Trupp-» Der Parade- wurde abg-- ei Dessie? gten Meld»»- nkrieg den 2» platz, auf dei» Die Flugzeuge te, daß sich ui» vorgetrieben. tlichte Heeres r Somalisraw ganzen Lin'^ Kilometer vo» e Abteilung-» lachdem sie d>- hatten ein-» ch verwundet' völkerung i»" Addis Abeba- am Diensts der britisch-» en dem engö Gesandten " rndelt sich "» das Eintretl» lich: außerd^ ät mancherlei kostet. de ain Dicu^ zen Kosten m Konflikts er und in d- s Schatzamt-' ähernd 7 M, um 31. 'M--' u es aus eine Geschiß , llc von seim, bis heutig, le Fremde »» äsen. .. >er ich wer» abfinden, d»' 'ig in ein "» anfspringe^ , Jngrc! M»' um es wi-^ unden." rd vou zart-' er Heilige" ,, le von rh»^ er entstelle" Haar - A ndcn hein'l wer ergrub., :, streichelt- ,, er, bis ste Augen sah r sein als » alles ih" Z irdische E, r die g^. i» wir Rag' i die Wand § den langLl werden. , ö» n. Sie gibst Stube. re empor , daß die loch , Schnitzwe „ rschcr Hal blähte UW WOW» W Mm iU WWW. London, 22. April. Die Morgenpresse findet den neuen Haushaltplan, den der Schatzkanzler vorgelegt hat, enttäuschend und nicht volkstümlich. In der kurzen Aussprache im Unterhaus wurde der Haushalt des Schatzkanzlers zum Teil scharf kritisiert. Major Attlee (Arbeiterpartei) erklärte, es handele sich u m -inenHaushalt, der schließlichzumKriege Wren würde. Der aus dem Wiederaufstieg der englischen -Wirtschaft erzielte Gewinn werde voll und ganz zur Auf- -ustung verwandt. Der Haushalt beweise den völligen Fehlschlag der Außenpolitik der Regierung. . Cir Archibald Sinclair (Liberal) erklärte, die Finanzaussichten seien schlechter als seit dem Jahre 1931 »nd dem Weltkriege. Der Teezoll sei für die Masse der Bevölkerung eine große Härte. Sinclair nannte die Vor ige einen Haushalt der betrogenen Erwar - 'ungen. Gründe der „Sicherheit". Chamberlain im Rundfunk über den Haushaltplan. London, 22. April. Schatzkanzler Neville Lhamber- »in hielt einen Rundfunkvortrag über den Haushaltplan, s-hamberlain sagte, es sei nicht seine Schuld, daß der dies- Wige Haushalt weniger angenehm sei als im Vorjahre, »°-r man dürfe ausEründen der Vorsicht die Reorganisation der Verteidigung Eng- '»nds nicht weiter hinausschieben. Die Rüstung werde England ein gutes Stück Geld kosten und man könne nicht die ganzen Lasten dafür der kommenden Generation aufbürden. ^->t vielen Jahren sei für die Rüstung Englands nur ein Örtliches Mindestmaß von Ausgaben gemacht worden, was M geführt habe, daß jetzt die Kriegsschiffe veraltet seien, Armee keine modernen Waffen und Ausrüstungen be- und bis vor kurzem die Luftwafse äußerst klein ge geben sei. Kritik am Haushaltplan. London, 22. April. Die „Times" bezeichnet den neuen Wüschen Haushaltplan als orthodox und gibt zu, daß er Öffentlichkeit nicht gefallen werde. In einer Zeit, in sich dunkle Wolken am Horizont des europäischen Kon- L-nts zusammenballen, sei es jedoch die selbstverständliche Mcht der Regierung, die Nation in einen genügend um- .ü">chen Verteidigungszustand zu versetzen ohne Rücksicht O die finanziellen Lasten. Obwohl der „Daily Telegraph" , -"okhebt, daß die Erfordernisse der Zeit wichtiger seien, -ine Unbequemlichkeit, fragt er doch den Schatzkanzler, " es notwendig gewesen sei, dem Volke eine Sonder- steuer aufzuerlegen. Die „Morningpost" ist der Ansicht, daß sich der fünfte Haushaltplan Chamberlains als der dramatischste herausgestellt habe. Unter dem Druck der rie sigen Ausgaben für die nationale Verteidigung habe er wichtige fiskalische Reformen eingeführt, die allgemeinen Beifall ernten sollten. Das Blatt ist jedoch mit der Er höhung der Einkommensteuer gleichfalls nicht zufrieden, und meint, diese völlig unerwartete Belastung würde vom Lande mitSchrecken betrach tet werden. Der „Daily Herald" bezeichnet den neuen Haushaltplan als ein schlechtes Omen für die Zukunft des Landes und es sei nicht abzusehen, wie in künftigen Jahren der Haushalt ausgeglichen werden könne, der bisher durch die Gesundung des Handels und der Industrie günstig ge staltet werden konnte. Der „Daily Expreß" hat auszu setzen, daß nur eine Million Pfund Sterling für die Ver besserung der Lage in den Notstandsgebieten vorgesehen sei. Von den Finanzzeitungen schreibt die „Financial Times", daß man in der City die Voranschläge aus den regelmäßigen Steuereinnahmen als irrig betrachten werde. Zweifellos aber werde Großbritannien in seiner Einschätzung durch die Welt steigen, weil es eine Höchstleistung in der Besteuerung dem Borgen vorziehe. Die „Finan cial News" macht darauf aufmerksam, daß der neue Haus haltplan nur der Vorläufer weiterer Haushalte sei, in denen an die Steuerzahler große Anforde rungen gestellt würden. Eine Erhöhung der Einkommensteuer. Für das neue Haushaltsjahr hat der Schatzkanzler einen Betrag von 2V Millionen Pfund für weitere Nüstungsbedürfnisse (davon 10 Millionen Pfund für die Luftstreitkräfte) bereitgestellt. Hinzu kommen dann noch die eigentlichen Voranschläge für die drei Waffengattungen. Chamberlain kündigte eine Erhöhung der Einkommensteuer um 3 Pence für das Pfund an. Hieraus würde sich eine zusätzliche Einnahme von zwölf Millionen Pfund ergeben. Weitere 3,5 Millionen Pfund erwartet der Schatzkanzler aus der Erhöhung der Zölle für in- und ausländischen Tee, die 2 Pence je Pfund beträgt. Der hieraus veranschlagte Ueberschuß beläuft sich auf 484 000 Pfund. Auch eine verschärfte Besteuerung nicht britischen Lagerbiers ist vorgesehen. Ferner beabsichtigt die Regierung, dem Straßenbaufonds 5,25 Millionen Pfund für anderweitige Zwecke zu entnehmen. Unter Berücksichtigung der genannten Maßnahmen würden somit einer Gesamtausgabe von 797,9 Millionen Pfund eine veranschlagte Einnahmen von 798,3 Millionen Pfund gegenüber stehen. Aussprache über die Mandatsgebiete im Unterhaus. «London, 22. April. Im Unterhaus fand am Dienstag- noch eine Aussprache über dieFragederMan- tz/sgebiete statt. Der konservative Abgeordnete >?ie forderte von der Regierung eine eindeutige Erklä- A Ueber die Kronkolonien habe sich die Regierung zwar O^ert, nicht aber über die Mandatsgebiete. Es handele ^sonders um T a n g a n j i ka. I, Der konservative Abgeordneten und frühere Ko tz ,.>.a lminister Amery widersprach der usssassung, daß Deutschland einRecht auf der Mandatsgebiete habe. Der konser- Abgeordnete Hauptmann Guest betonte, daß Kenia U Tanganjika heute eine verwaltungsmäßige Einheit steten. Der oppositionelle Arbeiterführer Grenfell wider- der von Wise vertretenen Auffassung, daß England ü??anjika auf friedlichem Wege erworben habe. Der Red- tzlMlte sich auf den Standpunkt, daß die Frage dieser V^Ngen auf dem Wege einer freundschaftlichen Verein- zyischen den Nationen der Welt geregelt werden n Über AolaealM^ 1 (Nachdruck verboten.) i^^belfrauen kamen weit über die Fjorde her und weit über die Fjorde hin. der Landungsstelle dunkelte blank das Wasser; d^as kleines Boot „Lysning" schaukelte an leise klirren- Dtte. Die Salzlippen der See beleckten seine Flanken «h Mmersatter Gier, sie nagten an der eisernen Fessel, "es Mädchens Hände jetzt kraftvoll lösten. einziger Trieb beherrschte sie: Hinaus auf das Hz »' Nicht mehr diesen Boden unter den Füßen — nur ^schwankende, drängende, ewige Unrast kündende Ele- von allen Ufern, fern von Helgegaard und 7 Treulosigkeit. - der steifen Brise schnitt „Lysning" leicht und die wie blaue Flammen ihm entgegenzüngelnden führte die Ruder mit der angeborenen Sicher te Seemannskindes. Und wie sie über die Wasser- dahinfuhr, wurde das im Winde nachflatternde ihres farbigen Schals weithin gesehen in seinem Ä 'Mau und dem königlichen Scharlachrot des kuust- Uq°zwe,bten Musters. Wenn es sich mit Wind füllte, zur Freude gehißten Flagge, die in maje- Schwingen über dem kleinen „Lysning" wallte. Aber die Ufer liefen doch nebenher, denn das dt wollte sich nicht von der gewohnten Bahn H lük, "nd „der sonst sommergrünen, jetzt noch winter- d Nähe der Landhausbuchten. Ä rannen der stolzen Herrenhoftochter die glühen- "Avss-dpf-n der Anstrengung über das herbe und ver- . ,-ächt. MH.^ohin fäh^ du? — Ich fahre meiner Mntter Mutter — die Luft, das Meer erfüllt vou briill/l,?-- alle dies eine Wort raunten, brausend, ja h, To l "ns tiefster Verzweiflung verkündeten. — Lesi^e hatte das Wort geschlafen. Nun war es ' w der Brandung, lebte in dem schrillen Schrei ? WAdheil und Zärtlichkeit war es nnd doch so "Usam neu und ungewohnt. Zur Begründung der kolonialen Forderungen verwies er aus die Ueberbevölkerung in Japan, Deutschland und England sowie den Wunsch nach einem Zutritt zu den Rohstoffen. Amery scheine zu glau ben, daß England sich nicht von einem Quadratzoll britischen Gebietes trennen könne, obwohl 27 v. H. der Bevölkerung der Welt unter britischer Flagge lebe. Seiner Ansicht nach sei für die Negierung die Zeit gekommen, der Welt zu erklären, daß die britischen Gebiete jedermann offen ständen. Ottawa und andere Abmachungen hätten die Politik der offenen Tür von Grund auf geändert. Der Minister für die Dominions, Thomas, der vor der Unterhaussitzung zwei Unterredungen mit Baldwin hatte, erwiderte, daß er die Opposition vor Gedankengängen, wie sie Grensell vorgebracht habe, warnen müsse. Deutschland dürfe keinen falschen Eindruck bekommen. Es könne seit der Uebernahme der Mandatsgebiete durch England jeden Rohstoff heute zu genau den gleichen Bedingungen erhalten, wie England. Für die Erschließung Tanganjikas seien 9 Millionen Pfund ausgegeben worden. Er habe einer großen Firma, die jetzt ein weiteres Kapital in Höhe von 1 Million Pfund in Tanganjika anlegen wolle, geantwortet, daß er, soweit es sich um die politische Lage handele, keinen Grund sehe, hier von abzuraten. Dies habe er auch mit Zustimmung des Schatzamtes erklärt. Es werde weder die Aushändigung der Kronkolonien noch der Mandate erwogen. Sollte ein Land — Deutschland oder ein anderes — irgendwie behaupten, so führte er weiter aus, daß es sich — soweit es sich um die Mandatsgebiete handele — nicht sämtlicher Vorteile und Vorrechte erfreue, deren sich Eng land erfreue, so entspreche diese Behauptung nicht den Tat sachen. England habe das seiner Obhut anvertraute Gebiet fair und gerecht verwaltet. Die Eingeborenen, für die England jetzt verantwortlich sei, begrüßen seine Verwal tung. Wenn die Frage der Uebertragung irgendeines Man dates jemals auftauche — bis jetzt sei es nicht der Fall und er möchte klar machen, daß England diese Frage nicht an schneiden werde — so werde England nicht allein zu ent scheiden haben, da Australien, Neuseeland und Südafrika Mandate hätten und die britische Regierung die Ausliefe rung irgendwelcher ihrer Mandate nicht erwägen werde, so länge nicht gleichzeitig die ganze Frage der Empire-Man date überprüft werde. Darüber hinaus gehe diese Frage auch Frankreich und Belgien an. Das Unterhaus, so hoffe er, werde diese Frage nicht nur vom Gesichtspunkt des Tauschhandels ansehrn, sondern sich auch daran erinnern, daß es ein großes mensch- Neue Zusammenstöhe in Palästina. Jerusalem, 22. April. Der Polizeibericht teilt mit, daß bei neuen Zusammen st ößen am Dienstagabend 14 Araber und 5 Juden verwundet worden sind. Zwei jüdische Verwundete vom Vortage sind gestorben. Die Araber ver suchten die jüdische Siedlung Hatikwah bei Tel Aviv anzu greifen. Sie wurden von der Polizei abgewiesen. Generalstreikbeschlutz für ganz Palästina. Ierusalem, 22. April. Am Dienstagabend sand in Jaffa eine Versammlung von Vertretern aller Araber parteien Palästinas statt, in der die Ausrufung des allge meinen Generalstreiks am Donnerstag beschlossen wurde. In Haifa soll der Streik schon am heutigen Mittwoch be ginnen. Ausgeschlossen von der Streikbewegung sind nur die Bäcker. In arabischen Blättern wird im Zusammenhang mit den letzten Zusammenstößen auf kommunistische Machen schaften zur Verhetzung der Bevölkerung hingewiesen. Von der Regierung wurde an die Bevölkerung Jaffas und Tel Avivs ein Aufruf gerichtet, in dem auf die Not wendigkeit der Aufrechterhaltung der Ordnung hingewiesen wird. Der Oberkommissar beries die Parteiführer zu sich und forderte sie auf, beruhigend auf die Bevölkerung ein zuwirken. Es herrscht sanfte Pressezensur. Das Verbot des Waffentragens und andere Verordnungen ähn licher Art wurden verschärft. In Tel Aviv trafen 4000 Flücht linge aus den Randgebieten ein, die von der Verwaltung versorgt werden müssen. Die Abreise der arabischen Abord nung nach London zu den Verhandlungen über die Frage des Gesetzgebenden Rates ist infolge der letzten Ereignisse fraglich geworden. Der Führer an Generaloberst von Seeckt. Ernennung zum Chef des Infanterie-Regiments 87. Berlin, 22. April. Der Führer und Oberste Befehls haber der Wehrmacht hat an Generaloberst von Seeckt anläßlich dessen 70. Geburtstages ein Glückwunsch schreiben gerichtet, und darin mit Dank und Anerkennung der großen Verdienste gedacht, die sich dieser um den Auf bau des Reichsheeres erworben hat. In Würdigung der ge schichtlichen Leistung, mit der die Grundlage zum heutigen Volksheer geschaffen wurden, hat der Führer den General oberst von Seeckt zumChef desJnf. -Rgts. 67 er nannt. Am heutigen Vormittag überbrachte der Reichs kriegsminister dem Generaloberst, vor dessen Wohnung Doppelposten einer Ehrenwache ausgezogen sind, die Glück wünsche der Wehrmacht. In Begleitung des Reichskriegs ministers befand sich General der Infanterie von Rund- stedt als Vertreter des durch seinen Unfall verhinderten Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst v. Fritsch. Mittags erfolgte die Paradeaufstellung und der Vorbei marsch einer Ehrenkompanie des Infanterie-Regiments 67 vor Generaloberst von Seeckt. Sie sagte „du!" Sie bat Liv, jemand holen zu lassen. — Liv ging sofort auf ihren Ton ein, wie man bei plötz lich Jrrsinniggewordenen tut. „Gern, liebe Ragna. Aber zuerst mußt du mir sagen, wen ich holew lassen soll." „Assessor Rosenhjelm natürlich. Er weiß, was aus ihr geworden ist — ich kehre nicht nach dem Herrenhof zurück, bis er mir nicht alles gesagt hat." „Gewiß", begütigte Liv sanft, „aber sieh mal Kleine, das geht nicht so ohne weiteres, einen Herrn holen zu lassen. Es ist nicht schicklich. Aber wir wollen Papa um Erlaubnis fragen." „Oh ... Ragna bückte sich nach ihrem Schal und wickelte sich in das nasse Zeug, dessen Kälte ihr durch alle Poren drang. „Es schickt sich nicht! Dann werde ich selber zu ihm gehen. Adieu, Liv." „Um Gott nicht!" wehrte Liv erschrocken, verzweifelt über ihre Hilflosigkeit. „Gunnar, kannst du sie nicht fest halten? Wir wollen ja alles tun, Ragna, aber nur setze dich hier ans Feuer, und du, Gunnar, schelle nach dem Teebrett, wahrhaftig, mir klappern die Zähne aufeinander und Ragna gewiß auch." So schwatzte Liv, nur um Ragnas Aufmerksamkeit zu bannen, und Gunnar, der nordische Bür, trat aus seiner Fensternische auf Ragna zu und herrschte sie an: „Augenblicklich setzen Sie sich! Hier in diesen Lehn stuhl! Streifen Sie die Schuhe ab! Die sind ja wohl festgefroren?" Mit seinen großen, warmen Händen drückte er die wie Birkenlaub zitternde Gestalt an den Schultern in den Sessel nieder. Sie spürte die Wärme wie eine Wohltat und gehorchte mit dem dumpfen Instinkt des Schwächeren unter dem Willen des Starken. Gunnar kniete vor ihr, wie schon einmal, und zog ihr die Schuhe von den nassen, eiskalten Füßen und wider stand nur schwer der Versuchung, die armen Dinger in seinen mächtigen Tatzen zu wärmen. „Hier sind Vaters Pelzpantoffel. Schlüpfen Sie hinein. Sie werden den Tee trinken, den unsere alte Minna Ihnen reicht." „Und Sie werden Axel Rosenhjelm holen", beharrte Ragna mit eigensinniger Stirn. „Ich bin nicht gekommen, um Tee zu trinken. Und ich werde ihn sprechen, da seien Sie gewiß." tFortjetzung solgt.)