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Ottendorfer Zeitung : 16.02.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193602163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360216
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-02
- Tag 1936-02-16
-
Monat
1936-02
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.02.1936
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Kleuen Lunelslosß in psnis. Die „Action Francaise" verboten! Paris, 13. Februar. Der zu einer außerordentliche» Sitzung zufammengetretene Ministerrat hat die Auflösung der Liga das Action Francaise des Studentenverbandes der Action Francaise und der sogenannten Camelots du Roy, dex eigentlichen Kerntruppe der Action Francaise be schlossen. Ministerpräsident Sarraut hat auf Grund des Gesetzes vom 10. Januar 1936 eine entsprechende Verordnung dem Präsidenten der Republik zur Unterzeichnung vorgelegt. Eine Haussuchung bei der Liga der Action Francaise ist bereits im Gange. Der Hauptschriftleiter der „Action Francaise", Pujo, erklärte einem Pressevertreter gegenüber, daß das Ergeb nis der Haussuchung der Action Francaise in keiner Weise abträglich sein könne. Man könne Männer verhaften, Bünde auflösen, aber nie werde es gelingen, eine Idee zu unterdrücken. Die Mitglieder der Action Francaise seien Monarchisten seit 30 Jahren, und ihre Haltung sei genau bekannt. Die Acton Francaise stelle keinen Bund im Sinne des Gesetzes dar. Er sei also über den Ausgang der Unter suchung völlig beruhigt. Verfahren wegen Aufforderung zum Mord gegen Charles Maurras eingeleitet. Paris, 14. Februar. In der Umgebung des Minister präsidenten versichert man, Sarraut sei entschlossen, dafür zu sorgen, daß die Auflösung der Action Francaise nicht nur auf dem Papier stehe. Jede öffentliche Kundgebung der Camelots du Noi werde künftig nicht nur verboten, sondern unterdrückt werden Zur Zeit sei keine Rede von der Verhaftung politischer Per sönlichkeiten. Die Regierung werde erst zusehen, wie das Gesetz befolgt werde und entsprechend handeln. Das ge richtliche Verfahren sei eingeleitet worden und müsse erst abgeschlossen werden. Das Pariser Gericht hat gegen Charles Maurras und den Herausgeber der Tageszeitung „Action Francaise" ein Verfahren wegen Aufforderung zum Mord aus Grund eines am 13. Januar, und zwar unmittelbar nach Verab schiedung des Gesetzes über die Bestrafung solcher Heraus forderung erschienenen Artikels eingeleitet. * Die verbotene Action Francaise entstand im Jahre 1905 als Grundorganisation der royalistischen Bewegung: drei Jahre später wurde die bis dahin als Halbmonatszeit schrift erscheinende „Action Francaise" zur Tagszeitung umgestaltet. Die „Action Francaise", deren geistige Füh rung in den Händen von Leon Daudet und Charles Maurras liegt, kämpft für die Wiedereinfüh rung der Monarchie. Jedes Mitglied muß eine längere Erklärung unterzeichnen, in der es sich u. a. ver pflichtet, jedes republikanische Regime zu bekämpfen und mit allen Mitteln für die Wiederherstellung der Monarchie zu arbeiten. Die Action Francaise lehrt ferner unbedingten Nationalismus und treibt in diesem Sinne einen ausge sprochenen Jeanne d'Arc-Kult. lieber die Stärke der „Action Francaise" fehlen genaue Zahlen. Der Streit mit dem Heiligen Stuhl, der von meh reren Jahren zur Exkommunizierung der Action Francaise führte, hatte zunächst einen Rückgang der Mitgliederzahl zur Folge: sie hat sich aber mit der zunehmenden System krise in Frankreich wieder gehoben, besonders in Zusam menhang mit den Februarereignissen. Vor dem mit der Prüfung der Februarereignisse betrauten parlamentarischen Untersuchungsausschuß gab der Direktor der Pariser Poli- lei die Mitgliederzahl der Action Francaise mit 60 000 an: diese Zahl wurde jedoch allgemein als zu niedrig beur teilt. Die Camelots und die Studenten der Action Fran caise sind 15 000 bs 17 000 Mann stark. Der Grund der Auflösung, LeonVlum wurde blutig geschlagen. Paris. 13. Februar. Als der sozialdemokratische französische Abgeordnete Leon Blum nach Abschluß der Vor mittagssitzung der Kammer in seinem Kraftwagen den Boulevard St. Germain entlang fuhr, wurde sein Wagen in der Nähe des Kriegsministeriums von einer Gruppe Royalisten angehalten, die sich dort versammelt hatten, um der Beisetzung des Royalisten und Akademiemitgliedes Jac ques Bainville beizuwohnen. Die jungen Royalisten schlu gen mit Stöcken die Fensterscheiben des Wagens ein und verletzten Leon Blum am Kopf. Ergänzend wird zu dem Ueberfall gemeldet, daß Leon Blum schon kurz nachdem er die Kammer zu Fuß verlassen hatte von vier Mitgliedern der Action Francaise angehal ten und mißhandelt worden sei. In diesem Augenblick sei zufällig ein Fraktionsmitglied der sozialistischen Partei in seinem Automobil vorbeigefahren, habe angehalten und den Sozialistenführer mit in seinen Wagen genommen, in dem sich außerdem die Frau des Abgeordneten befand. Als das Auto am Trauerhause des toten Schriftstellers Jac ques Bainville angelangt war, wo die Straße wegen der Trauerfeierlichkeit abgesperrt war, gingen die anwesenden Studenten sofort gegen die Insassen des Kraftwagens vor. Die Fensterscheiben des Autos wurden zertrümmert. Leon Blum versuchte, sich durch die Flucht zu retten. Er wurde jedoch in wenigen Sekunden von etwa 100 bis 200 jungen Leuten umzingelt und mit allen zur Verfügung stehenden Gegenständen niedergeschlagen. Blutüberströmt rettete sich Leon Blum in eine Neben straße, wo er an einer Haustür klingelte. Als die Portiersfrau jedoch einen blutüberströmten Mann vor sich sah, schlug sie die Tür sofort wieder zu, so daß Blum weiter flüchten mußte. Im Nebenhaus, wo einige Arbeiter beschäftigt waren, wurde ihm die Tür geöffnet, so daß er vorläufig in Sicherheit war. Erst als der Chef der Pariser Sicherheit polizei mit einem stärkeren Polizeiaufgebot eintraf, konnte Blum ins Krankenhaus llbergeführt werden. — Augen zeugen der Schlägerei behaupten, daß von einem Ueberfall keine Rede sein könne. Leon Blum habe vielmehr versucht, mit dem Auto die Absperrung zu durchfahren, die anläßlich der Beisetzung von Jacques Bainville vor dem Trauerhause vorgenommen worden war. Man habe zunächst nicht ge wußt, daß es sich um den Sozialistenführer handele. Er sei erst erkannt worden, als man ihn aus dem Auto Heraus getrieben hatte. Eine gerichtliche Untersuchung hat bereits stattgefun den. Es wurde festgestellt, daß Blum mehrere Wunden im Gesicht und auf dem Kopfe davongetragen hat, die von Schlägen mit einem harten Gegenstand herrühren. Einer dieser Schläge hat die Schläfengegend verletzt und ein Blut gefäß zerrissen, was zu einer inneren Blutung geführt hat. Ein kleiner chirurgischer Eingriff ist notwendig geworden. Wie später bekannt wurde, ist auch die Frau des Abgeord neten Monnet, die sich ebenfalls in dem Auto befand, niedergeschlagen und verletzt worden. Dieser blutige Zwischenfall gab den unmittelbaren Anlaß zu dem Verbot der Action Francaise Der tätliche Angriff auf Leon Blum rief in der Kammer einen Stur m der Entrüstung hervor. Nachdem sich die Gemüter wieder etwas beruhigt hatten, nahm die Aussprache über den Ruffenpakt ihren Fortgang. Der linksunabhängige Abgeordnete Mon- tigny (Mitte) erklärte, daß die Aussprache den Bestand des französischen Volkes aufs Spiel setzen könne. Der sowjet russisch-französische Pakt erhöhe die bereits weitreichenden Verpflichtungen erheblich, die Frankreich Sowjetrußland gegenüber dadurch übernommen habe, daß die Sowjetunion in den Völkerbund eingetreten sei. Der gegenseitige Bei standspakt setze Frankreich der Gesahrt aus, daß es im Osten Europa? allein handeln müsse, ohne England, Bel gien und Italien. Es handele sich also nicht mehr um eine Frage der kollektiven Sicherheit. Für Frankreich werde es sich darum handeln, festzustellen, ob gegebenenfalls Deutsch land eines Angriffs schuldig sei. Wenn die Antwort der Locarnomächte nicht einstimmig ausfallen sollte, wäre Frankreich dann noch Herr seiner Entschlüsse? Die Regie rung müsse zu diesem Punkte Aufklärung geben. Der Berichterstatter Tores erklärte, Frankreich habc Sowjetrußland gegenüber nicht mehr Verpflichtungen als Polen und der Tschechoslowakei gegenüber. Montigny be tonte, daß Frankreich seine Freiheit der Beurteilung del Lage aufgeben würde, sobald ein Militärvertrag außerhalb des Parlaments zwischen Frankreich und Sowjetrußland abgeschlossen werden würde. Der französisch-russische Ver trag bringe mehr Gefahrenmomente als Friedensgaran tien. Die Kammer müsse den ausländischen Mächten, die bestrebt seien, die Ratifizierung des Vertrages durchzu setzen, Widerstand leisten, da dieser Vertrag für Frankreich die Verpflichtung zur Folge haben könnte, in einen Krieg verwickelt zu werden, den es vermeiden könne. Als ehema liger Kriegsteilnehmer fordere er die Regierung auf, un verzüglich mit Deutschland zu verhandeln. Dieser, letzte Ver such müsse gemacht werden, um eine Katastrophe zu ver hindern. ' * kg well, Tokio, 1 Presse in Tol stoße an der stark beunrul oor, sondern kinq und Bui unter dem Ei seligen erfolgt lei ein Batai heftigen Wid Truppenabtei Erregte Gemüter m Paris. Paris, 14. Februar. Die innerpolitische Erregung nach dem Ueberfall auf Leon Blum und der'Auflösung der Gliederungen der Action Francaise findet in der Presse einen lebhaften Widerhall. In Zeitungen der Rechte» kommt die Meinung zum Ausdruck, daß ein Politiker, del sich in Gefahr begebe, auch mit Zwischenfällen rechne» müsse, und zwar erst recht, wenn er, wie Leon Blum, vo> wenigen Tagen erst den Studenten des lateinischen Vier tels einen „Besuch" von 15ÜV0 Arbeitern angedroht hab«, falls sie die Vorlesungen von Professor Jeze weiter störte». Die Blätter der Linken hingegen drohen offen mb Selbsthilfe, falls die Regierung, die von ihr be schlossenen Maßnahmen nicht tatkräftig und wirkungsvoll durchführe. Am vorsichtigsten in ihrer Stellungnahme ist die Zei tung „Action Francaise", die, um ein mögliches Verbol zu vermeiden, nur einen — allerdings sehr einseitigen Bericht von den Ereignissen des Donnerstag gibt, von einel unverschämten Herausforderung durch Leon Blum und oo» Angriffen der Polizei spricht. Das Blatt überschrieb seine» Bericht ironisch: „Majestätsbeleidigung". Die Mong, geführt ger Die weitere t 'n den Melk snongolische L '"richt allgem Nachdem seit "ergangenen "ng und Ur unterstützt rw l°wjetrussische Vereinigung Man hä! "ns dem dipl Moskau eine ^I!es w« E Das „Echo de Paris" schreibt: Wenn man die Trag' weite der Zwischenfälle übertreibe und sie zum Ausgangs punkt für eine allgemeine Unterdrückung, schass' man eine Erregung, deren Entwicklung nicht abzusehen ft- „Ami du peuple" erklärt, Leon Blums Auftreten bei Vst Trauerfeier für Bainville sei eine gewollte öder ungewollt' Herausforderung gewesen. Die „Ere nouvelle" ist zufrieden, daß die Regierung so schnell gehandelt habe. Dl' ausländischen Aufwiegler, von denen sich die einflußreich sten nicht innerhalb des französischen Staatsgebietes a»l- hielten, müßten nunmehr endlich begreifen, daß' das rep» blikanische Regime nicht länger ihre'Einmischung in d" inneren Angelegenheiten Frankreichs dulde „Schluß mit den Mördern" schreibt siebenspaltig aus gerechnet'die kommunistische „Humanite", die sich die Ge legenheit zu einem revolutionären Vorstoß nicht entgehe" läßt. Sie veröffentlicht eigen Aufruf des kommunistische» Parteisekretariats, in den den Gliederungen der Partei bel Selbstschutz zur Pflicht gemacht wird. Außerdem wird der Beschluß mitgeteilt, daß den Gliederungen der Volks front vorgeschlagen werden soll, „die republikanische Ver teidigung zu organisttreN", falls die Kampfbunde aufgelöst würden. ' Die Büros der „Action Francaise" versiegelt. Paris,. 14. Februar. Nach der Haussuchung im Gebaut der aufgelösten Action Francaise wurden die Büros ver siegelt und zahlreiche Dokumente beschlagnahmt. Unter del Beschuldigung, am Ueberfall auf Leon Blum beteiligt ge wesen zu sein, ist am späten Abend eine Person verhafte' worden. t ' Am Donnerstagabend drangen Anhänger der Volks front in ein Verkehrslokal von Mitgliedern der Actio* Francaise ein. Es entwickelte sich eine lebhafte Schlägen" - Paris, 1 Winisterpräsi! '"g in Vegle '^getroffen ' frist Betracht« mtikel, der, eutschla -Oeuvre" znc hn, was mai 'ahr" hinzu) Ane gemeinst Die Peunruh "chen Kreisen „.Im „Jor ! 'kössnete sich ' Un der Orga "iaßnnhm Amen müssi ^e in Pa verrichtet u Agischen Fül defensive, seit, daß mai "Vf der Mass Insten Wille ^baut sei, di Eliten. Von '"mmengehör Nküßen. 2n > ch .starkem Al bern bereite: ftrn stehe mc ^aftskrise. L Wertvolle Wi "er G'e l d e n Korns« r/o« 32s «Nachdruck verboten.) May war kein Weidmann, und wenn ihn auch die unangebrachte morgendliche Redefreudigkeit der Schwester nicht in Erstaunen setzte, so mußte er als logisch denkender Mensch die unglaublichen Angaben über den König der Wälder doch für einen Trugschluß oder zumindest für übertrieben halten. „Nicht möglich!" sagte er. „Auf dreißig Schritt Entfernung nicht gesehen? Das gibt's doch gar nicht! Vielleicht hat es von den anderen Ständen so aus gesehen? Da muß doch etwas dazwischen gewesen sein — ein Felsen oder Buschwerk oder so . , ." „Nebel war dazwischen!" verteidigte sich der Be schuldigte schwächlich. „Nix war dazwischen!" belferte Höfelmaier. „Seine geschlossenen Augenlider waren dazwischen!" mutmaßte Ringelstein. „Die Marianne war dazwischen!" grollte der Jagd herr und traf mitten ins Schwarze. „Fahren Sie jetzt in Gottes Namen los, Sie Patzer! Ich will endlich früh stücken." Der Gast duckte sich unter dem Befehl und schaltete gehorsam den Motor ein. Kein Abschiedswort, kein freund- licher Blick traf die Unheilstifterin, und Paul May, der dem abfahrenden Wagen mit den Augen folgte, war über rascht, als er, sich umwendend, seine Schwester durchaus ruhig, ja heiter fand. Ihre Augen glänzten wie blank geputzt, das Zucken ihrer Mundwinkel ließ leichtfertige Lachlust erkennen, und sie scheute sich nicht, ihren übel belohnten Wirt als komische Figur hinzustellen. „Du scheinst ja die Geschichte auf die leichte Schulter zu nehmen, Kleines?" bemerkte Paul, nachdenklich hinter ihr ins Haus gehend. Er war nicht blind. Mancherlei Erfahrung hatte seinen Blick geschärft, und eine gewisse bohemienhafte Weitherzigkett erlaubte ihm, klar zu sehen, daß die Fröhlichkeit der eigenen Schwester gewöhnlich von denselben Faktoren ausgelöst wurde wie die vou anderer Leute Schwestern. „Es scheint wenig ratsam zu sein, dich einzuladen; du nützest solches Entgegenkommen etwas zu ergiebig aus. Das habe ich erfahren, als ich dich seinerzeit zum Akademieball mitnahm; und heute hat der alte SixtuS alle Ursache, seine Gutmütigkeit zu bereuen." „Was ist denn schon geschehen?" erkundigte Marianne sich verlegen. „Weil wir ein bißchen zu laut geplaudert —" „Der erste, der dir — vermutlich in wehrlosem Zu stand — in die Hände fiel, war Gustav", fuhr Paul schonungslos fori. „Mit dem hast du dich, ohne überhaupt hinzusehen, sozusagen verlobt . . ." „Das war nur eine Dummheit, die er ebensowenig ernst nahm wie ich. Er hat sich während der ganzen zwei Jahre nicht einmal um mich gekümmert, und ich denke nicht daran, ihn zu heiraten." „Ich gebe zu, daß dieser Gustav, leichtsinnig und un zuverlässig, sich jetzt fünf Wochen lang um seine Angelegen heiten überhaupt nicht kümmert, das schlägt dem Faß den Boden aus. Dieser Entschluß ehrt dich. Aber wie wird sich Vater dazu stellen? Und was hat's heute zwischen dir und Reithoff gegeben?" Marianne stand, dem Bruder oen Rücken zuwendend, am Fenster und blickte trotzig auf die Straße, wo Stanzl mit einem angebissenen Apfel spielte. „Gar nichts hat's gegeben!" sagte sie, sich schlau zu einem halben Einver ständnis herbeilassend. „Er hat mir ein bißchen die Cour gemacht — das ist alles." „Das habe ich schon bemerkt, und es paßt mir ganz und gar nicht!" Paul setzte sich nieder und begann, seine Pfeife zu stopfen. „Versteh mich recht, Kleines! Ich bin kein Narr, der einem jungen Mädel ein bißchen Ab wechslung mißgönnt. Es ist an sich schon bedauerlich, daß man über Reithoff keine solide Auskunft erhalten kann... Was mir nicht paßt, ist die Problematik seiner Existenz, die sich von der Problematik der mir sonst vertrauten Existenzen auf ganz sonderbare Art unterscheidet. Ich bin nämlich daraufgekommen, daß Reithoff, obwohl er sich wie ein Vagabund benimmt, Geld besitzt; wahrscheinlich nicht viel, aber doch genügend, um die Veitschhofener Post beamtin mit einer erheblichen Menge von Chiffredepeschen zu ärgern ..." „Chiffredepeschen?" Marianne hob den Kopf. „Ja. Ich wollte dich nicht noch mehr beunruhigen, als du es schon bist. Neulich hab ich mit Ringelstein, der seinerseits herumschnüffelt und sich ganz unglaublich gut unterrichtet zeigt, auf Tod und Leben gestritten. Er war es, der mir dies mitteilte. Was hältst du davon?" Sie dachte nach. „Er wird Verhandlungen haben, Paul. Er ist doch Kaufmann, und, wie es scheint, kein untüchtiger." „Natürlich hat er Verhandlungen zu führen!" May blies dicke Rauchwolken in die Luft. „Aber warum tat er dann so, als ob ihn die versprochenen zwanzig Schib ling und drei Tage freie Station veranlaßt hätten, all» Risiken und Wagnisse aus sich zu nehmen? Neulich hörst ich von einem Vorarbeiter merkwürdigerweise, daß Rest- Hoff mit den Holzschlägern gegessen und getrunken und den Leuten dafür einen Hunderter geschenkt habe, über raschend, was?" Sie zuckte die Achseln. „Entweder ist's nicht wahr, eine Erzählung aus dritter oder vierter Hand, bei der di' Summe lawinenartig angeschwollen ist,'oder aber er ha' in letzter Zeit gut verdient und wirft das Geld jetzt nach seinem Geschmack hinaus, wie du das deine hinauswerft" wirst." „Ich werde mein Geld Hinauswersen?" „Vermutlich. Du wirst ein bißchen.in Italien Herm"' kutschieren und deinen Freunden Geld pumpen'und Orgie" feiern ..." . . , : „Sprechen wir", erklärte der Bruder heftig, „von anderem! Ich reise noch in dieser Woche ab." „Du fährst fort? Du hast Robert — ich meine, du hA Reithoff in die Patsche gebracht und läßt ihn jetzt dari" sitzen?" Marianne funkelte vor Zorn. Aber ihr Brüder verfügte bereits über die typisch' Hornhaut eines Kapitalisten und begegnete den'Anwürft" mit Gelassenheit. „Beiß mich nicht, mein Kind!" meinte st kühl. „Ich reise ab und lasse Reithoff in der Patsche. D'j hast ganz richtig gehört. Ich bin nämlich zu' dem Schluß gekommen, daß sich dein Robert — du sagtest vordem do"' ,Robert'? — sehr gut allein verteidigen kann. Übrig vertraue ich auf seinen Stern — auf seine ver eufelte GH schicklichkeit — was weiß ich! Ein Mensch, der sich in solche Lage nahezu fünf Wochen lang behaupten kann, dem gh schieht in der sechsten Woche auch nichts." Mit diesen Wort?' zog Paul sich zurück und warf die Tür knallend zu. Marianne ging zum Fenster und beschaute d» Gegend, die während der letzten Stunden unendlich mH an Reiz und Wärme gewonnen hatte. Da war das lamh gestreckte Kanzleigebäude mit den verschnörkelten FenM„ gittern aus Schmiedeeisen, die noch aus einer Z", stammten, da die vollen Kassen der Herdegens sichest Schutz verlangten; schwerfällig hing das Dach über dH altertümliche Schmiede; das Schloß stand wie aus Pap" vor dem blauen Himmel, und Tirols Berge zogen eim' engen Kreis um den stillen Flecken Welt, auf dem bisheriges Leben abgelaufen war und wohl bis zum EM ablaufen würde. «Fortsetzung folgt.) Ko 33s Diese A verloren zr sich so fest u vermochte, v Und Musto Warten auf danken an d Neithoffs w ist war eisei eine Handln friedlich lebe '»gl, daß sic 'W, daß ih lich werden 'denn man , Äatz zum A hü die erste letzt nach M "erg überne "der später "eigerten Ar „Du del stimme, unk dabe auch na Gescheites ei . „Gott- ?"n weitgest Ar rot. „2 "opft wie v „Darf ic „Rein!" „Gib m "erhungert." . „Nein!" Mst! Jetzt Er ersta . „Eine L Hen und rec
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