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Ottendorfer Zeitung : 04.03.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193603042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360304
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-03
- Tag 1936-03-04
-
Monat
1936-03
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 04.03.1936
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„Dies blutige Remitier kleidete Sie abscheulich! Sie finden aber rohes Fleisch wohl wunderschön?" Sörensen alt enthob seinen Sohn der Antwort, denn schon nahte er lächelnd mit einem Likörglase voll einer starken, süßen Flüssigkeit. „Willkommen in Sörensens Haus! Die Tochter meines alten Freundes Helle Gröndal wird mir doch die Ehre antun." Ragna konnte nicht widerstehen. Der süße Wein jagte ihr wie Feuer durch die Adern. Der galante alte Herr be äugte sie zärtlich und bewundernd. Dann wiederholte er die Frage nach ihren Wünschen. Sie war wie vom Donner gerührt. „Ich habe keine Oere bei mir", gestand sie, blaß und rot vor Scham. „Ich bin nur spazieren gegangen." Gunnar hatte es eilig, ein paar späte Kunden zu be dienen, und des Vaters Blick flog plötzlich sehr aufmerk sam von seinem Sohn zu der Herrenhoftochtei hin. „Ra, da ist es nur gut, daß Ihr Spaziergang Sie an den rechten Ort geführt hat", meinte er harmlos, „denn wir haben den schönsten Schneesturm von der Welt — ich fürchte, heute gibt es kein Nachhausekommen mehr für Sie, kleines Fräulein von Helgegaard." Ragna schoß in die Höhe. „Ich muß heim! Jetzt, sofort! Jomsru Koren ängstigt sich zu Tode!" „I, es ist besser, sie ängstigt sich ohne Grund, als daß sie Ursache dazu hätte. Wir haben einen Wirbel, einen regelrechten Wirbel. Es gibt einen rasenden Tanz heute Nacht. Und wissen Sie was? Meine Tochter Liv feiert heute Geburtstag. Sie ist lahm", setzte er still hinzu. Ragna zupfte an ihren Handschuhen, doch schon fuhr er heiter fort: „Die ganze Stadt ist bei ihr versammelt. Sie müssen hinauf in die Stube, sie sind gerade beim Punsch. Fürchterlich lustig geht es dabei zu, das können Sie glauben." Ihre Mienen erhellten sich. Jomfru Koren ver schwand aus ihrem Gedächtnis, und Sörensen alt, ihr Zögern gewahrend, winkte seinen Sohn herbei: „Gunnar, komm einmal her und ziehe dem Fräulein die Pelz- schuhe ab." Gunnar gehorchte mit steinernem Gesicht, ließ sich auf die Knie nieder, und . . . Ragna konnte es nicht lassen, sie trat ihm heimlich auf die Hand. Er verzog keine Miene, ging aber dann hin und wusch sich an einem kleinen Waschbecken, das hinter dem Ladentisch ausgestellt war. ?u8smmenbnuvk «lei* sbessinisvken Die Armee -es Ras Kaisa vernichtet Hitler. sauste, die ort. ider. n, wäre ver- aus Gewi»' . Die SM- i mit einem ahezu allen frühe Sein ötzlich ihre ^and. es kommen bog sie vcn rmerten die rs. IN Leipziger er Leipziger illung ihrer ige sie daz» n Fabrika»- chungen der h Im Halbdunkel standen sie beide, in einer Lache von -^»geschmolzenem Schnee und fußhohem Straßcn- mg auf vic auf Vaterä bessere niM ringen? Nesse. csmesse 1936 zustrom und ens nüch ain Nachkriegs sein dürfte iellosen A»- erwarteten r Voranmel- anden diese ingetretene» r der 2nne»- cmesse besin- iur schweres )en Mittags werte Ent- den Frieden zige Kriegs- is 1918 end- von Phrase sich um die ben sich als klung immer die Aufgabe Schon haben -führt. MG hr endgültig ternationalc rmun. Aber kau beseitigt Sand steckt lge des welt- d ihr Haupt tageakte an der kommu- id warnende n diesem ge- cen? Eewis! stonferenzen nzen haben thomen der Ursachen z» auf stabiler dverstrickun- igen Schuld- gutes Geld Stimmen in ren nennen Wischender erschlaffend rit eigenem tgen. Hier n. emde Lust, icreizt, das bstverstänt" nnenhügel' ckichkeit des ncte sich ab m, wurde» Schwer lag wtes wert? sirafgerjcht ichtend z» rkannte ei» öckiges Ge' ) voll Guck- r mit einer senster des Freien a»! r einem i» nar Sören- mschjacke. Italienische Truppen im Vormarsch aus den Aschangi-See. Asmara, 1. März. (Vom Kriegsberichterstatter des DNV. an der Nordfront.) Die italienischen Truppen rücken über den Amba Aladschi südwärts auf den Aschangi-See vor, dessen Gebiet bereits von Flugzeugen mit Bomben be legt worden ist. Ras Kassa auf der Flucht. Asmara, 1. März. (Funkspruch des Kriegsberichterstat ters des DNV.) Ueber den Verlauf der letzten Kämpfe in Tembien werden folgende Einzelheiten bekannt. Nach dem vergeblichen Versuch einer Zurückeroberung des Work Ambas nördlich von Abbi Addi zog sich die abessi nische Armee, die nur 15 000 Mann stark war, auf Abbi Addi zurück, wo sie von dem von Süden herankommenden 3. Korps gepackt und mit Hilfe der vom Norden her nach rückenden Eingeborenenkorps eingeschlossen wurde. In der Nacht vom 28. auf den 29. Februar gelang es Ras Kassa mit einem Rest seiner Truppen den Kreis zu durchbrechen und südwestlich in der Richtung nach dem Takazze zu entfliehen. Seine Verfolgung wurde von ita lienischen Bombenflugzeugen, die unter den Flüchtenden starke Verheerungen anrichteten, sofort ausgenommen. Am Sonntag wurde der Kreis um die bei Abbi Addi eingeschlossene Armee, die sich verzweifelt wehrt, immer enger gezogen. Soweit sie nicht gefangen waren, werden die abessinischen Soldaten in blutigen Einzelkämpfen nieder gemacht. Die Zahl der abessinischen Toten beträgt viele Tausende, die Zahl der Verwundeten ist ungeheuer. Genaue Ziffern lassen sich im Augenblick jedoch noch nicht angeben. Die italienischen Verluste sind verhältnismäßig gering. Ob Ras Kassa mit heiler Haut ins Innere Abessiniens entkommen kann, ist noch nicht abzusehen. Die abessinische Nordfront ist jedenfalls bis aus den äußersten linken Flügel zusammengebrochen Dieser von etwa 30 000 Mann gehaltene Flügel ist aber derart exponiert, daß seine Lage als völlig hilflos anzu sehen ist. Viele flüchtende Soldaten der Tembienarmee haben ihre Waffen fortgeworfen, um als friedliche Bewohner gel ten zu können. Die italienische Beute an Waffen und Muni tion ist sehr groß. Die Tembien-Schlacht ist der zweite Akt des groß angelegten Manövers, das Marschalls Badoglio vorberei tete. Der erste Akt war die Vernichtung der Armee des Ras Mulugeta am Aradam-Berg mit der Möglichkeit des Vor marsches gegen den Amba Aladschi und dessen Besetzung. Der dritte Akt dürste sich in Kürze auf dem äußersten rechten italienischen Flügel abspielen und das militärische Schicksal des Negus endgültig besiegeln. Heute treffen bereits zuver lässige Nachrichten über Aufstandsbewegungen im Reich des Negus ein, und zwar von Völkerschaften, die sich stets nur unwillig dem Zoch von Addis Abeba gebeugt haben und die Vernichtung der abessinischen Nordarmee als willkommenen Anlaß zur Kühlung ihrer Rachegelüste nehmen. Selbst wenn sich der Negus mit seiner Leibgarde in einen letzten Ver zweiflungskampf der unaufhörlich zuschlagenden italie nischen Armee entgegenwerfen wollte, wird er vielleicht durch Unruhen in Abessinien in Anspruch genommen werden. Ganze Abteilungen streckten geschlossen die Waffen. Rom, 2. März. Heeresbericht Nr. 143. Marschall B a - doglio drahtet: „Die zweite Tembienschlacht, die am 27. Februar mit dem Vormarsch des Eingeborenenkorps vom Norden und dem des 3. Armeekorps von Süden aus begon nen hatte und in erbitterten Kämpfen ihren Fortgang nahm, ist mit einem glänzenden Sieg zu Ende geführt wor den. Die Streitkräfte des Ras Kassa und des Ras Seyoum versuchte» verzweifelt, in heftige» Gegenangriffe» teils in der Richtung des Weri-Ueberganges. teils bei der Flanke des 3. Armeekorps durchzubrechen und sich so aus dem zer malmenden Druck der Zange zu befreien. Die feindlichen Truppen wurden überall in die Flucht geschlagen und er Rom, 1. März. Die „Agenzia Stefani" meldet amtlich aus Asmara: Die am 27. Februar in Tembien begonnene «chlacht kann als gewonnen betrachtet werden. Der Feind fchlug sich erbittert, um sich der Einschließung zu ent ziehen. Die Armee Ras Kassas ist vernichtet. Die Verluste des Feindes sind sehr schwer. Es wurden riesige Mengen Waffen, Tiere und Material erbeutet. Das Schicksal Ras Kassas ist das gleiche wie das des Mulugeta. Die Flug- wasse ist daran, den Weg auszuwerten. Vollständig ausgerieben. Asmara, 1. Mrz. (Funkspruch des Kriegsberichter statters des DNB.) In den dreitägigen Kämpsen in Tem bien wurde die Armee des Ras Seyoum und des Ras Kassa völlig vernichtet. Das Groß der Truppe wurde, soweit es ücht ausgerieben ist, bei Addi Abbi umzingelt. Ras Kassa befindet sich mit einem kleinen Rest der Truppen aus der Flucht über den Takazze nach Südwesten, wobei er von ita lienischen Bombern verfolgt wird. Die italienischen Ver luste in den letzten Kämpsen waren gering, dagegen sollen bie abessinischen Verluste ungeheuer sein. Durch den italienischen Sieg ist die gesamte abessinische Aordsront mit Ausnahme der kleinen Armee des Ras 3mmru aus dem äußersten, stark bedrohten linken Flügel zusammengebrochen. Erfolg hat in Asmara großen Zubel ausgelöst. Auch Marschall Badoglio gab im Hauptquartier seiner Genug- luung Ausdruck. Der Funkspruch des Kriegsberichterstatters des DNB. besagt: Seit Freitag ist an der abessinischen Nordfront eine SsM italienische militärische Aktion im Gange, die zum cÜele hat, die Armeen des Ras Kassa und des Ras Sey- "UINS einzuschließen. 2m Hauptquartier ist man der An- bcht, daß dieses Ziel so gut wie erreicht ist und daß damit die abessinische Nordsront als zusammengebrochen gelten könne. Gleichzeitig mit dem Vormarsch des 1. Korps, der zur Setzung des Amba Aladschi führte, hat das Eingeborenen- lvrps, unterstützt vom 3. Korps im Tembienplateau eine großzügige Aktion gegen Ras Kassa und Ras Seyoum ein geleitet, die fortwährend Durchbruchsversuche in Richtung Vousien unternahmen. Während das 3. Korps sich südwestlich vom Ghewasluß Erfühlte, trat das Eingeborenenkorps zum Vormarsch "ördlich von Abbi Addi in südlicher Richtung an und konnte "vi 28. Februar früh die stark befestigte abessinische Stellung "vf dem Work Amba, was Goldberg bedeutet, durch über- 'vschenden Sturmangriff nehmen. Erbitterter Nahkampf. , Alpenjäger und Schwarzhemden, die dem Eingeborenen- !°kps beigegeben sind, erstiegen vom Gegner unbemerkt de» !"it 2vüv Meter hohen Bergkamm und warfen den völlig !Mrraschten Gegner in blutigem Bajonettkamzs hinunter, "otz stärkstem Artillerie- und Flugzeugbombardement, Mer dem die Abessinier reihenweise fielen, suchten sie, die Stellung den ganzen Tag hindurch wieder stürmen, mußten aber abends unter italienischem Druck /s Feld räumen, aus dem sie über 3Ü0V Tote, darunter On Oberführer und fünf Unterführer, zurücklleßen. Die 'vliemschen Verluste des Tages werden mit etwa 50Ü Toten ""gegeben. Das 3. Korps hatte inzwischen die Ghewalinie jomU de» rückslutenden Gegner im Rücken zu packen ^»nne». . Am 29. Februar haben die Italiener ihre militärische Mion fortgesetzt, sie ist aber noch nicht völlig abgeschlossen. Mgemein ist zu jagen, daß in der Nordfront nur noch die ""Aee des Ras Jmmiru kampffähig ist. z Bei meiner Rückkehr vom Hauptquartier nach Asmara voe ich dies festlich erleuchtet. Der Vizegouverneur hat an '" begeisterte Menge vom Pressehaus aus eine Ansprache Balten, in der er die erfolgreichen Kämpfe feierte. , Die hiesigen militärischen Stelle» erklären, Abessinien A vom rein militärischen Gesichtspunkt aus heute bereits °v Krieg verloren. - begrübe» üße, ^ Gunnar, wie vor die Stirn geschlagen, erwiderte As. Sein Gesicht nahm einen abweisenden und stolzen Adruck an. Ragna suchte verzweifelt nach Worten, ihn A mehr zu verletzen. Da ging eine Tür, eine Schelle 1 v'Mclte hell und geschäftig, und ein behäbiger Herr heraus, rundbauchig, kahlköpfig, die neue Kundin ' einer Reihe kleiner Diener bewillkommnend. ..»Darf ich bitten?" Mit einer Handbewegung forderte vlsauf, einzutreten, und Ragna konnte nicht anders, h_, >hm in die Wärme und Helle des mit Waren ganz "gestopften Ladens zu folgen. hy --Womit kann ich dienen?" Der Kaufmann trat ein "v Schritte zurück und seine Augen wurden groß. „Sind Sie — sind Sie nicht . . "Sörensen alt ist mein Name!" tz^Agna wurde fast schwindlig vor Hitze und dem "O von Gewürz und Fischen. Kinas diesem Augenblick gab es ein fürchterliches im ganzen Hanse: Türen und Fensterläden niet-. Zu und ein Wirbelsturm erfaßte, was nicht khen i nagelfest war. Sörensen alt ließ seinen Gast den "tten, was zu retten noch möglich Tchns? „ schon flogen Flaschen und Krüge von einem "vr dem Ladcnfenster, und das tote Renntier MO an seinem blutigen Strick, als sei es noch lebendig geworden. benutzte die Gelegenheit, um dem ganz K d^^und verlegen hinter ihr stehenden Gunnar eins (Nachdruck verboten.) . Ragna stand fast das Herz still, als sie ihn so sah, .Ms vor Wut, teils vor Enttäuschung über ihr Aben- Aer. Ihr wurde so gräßlich nüchteru zumute; er aber, und über rot, sprang zu, ihr die Skier abzunehmen. tz. „Sie kommen selber! Wegen der paar Kleinigkeiten! '"cht der Rede wert, wir haben genug von dem Zeug." Ragna blitzte ihn mit grausamem Hohn an. „Sie halten mich wohl für sehr gefräßig?" litten große Verluste an Mensch und Material. Der gesamte feindliche Troß wurde erbeutet. Zum ersten Male haben ganze Abteilungen der Abessinier geschlossen die Waffe« gestreckt. Die Reste der feindlichen Armee luchen ihr Heil in der Flucht. Sie werden ohne Unterlaß von Hunderten von Flug zeugen verfolgt und mit Bomben belegt. Die Flieger geben dadurch der Schlacht eine weite Ausdeh nung und erhöhen ihre Wirkung. Unsere Verluste sind nicht nennenswert: sie werden mitgeteilt werden, sobald sie einwandfrei feststehen Die AuflöjungbeimFeinde ist vollständig. Nach der Niederlage des Ras Desta und des Ras Mulugeta mußten nunmehr zwei andere hervorragende Führer des abessinischen Heeres die entschiedene Ueberlegenheit der italienischen Wassen anerkennen. * Obwohl Addis Abeba in ständiger Verbindung mit dem Hauptquartier der Truppen an der Nordfront steht, sind dort Einzelheiten Uber die Schlacht am Antba Aladschi noch nicht zu erhalten. Berichte, die verschiedenen Quellen entstammen, geben allerdings zu, daß seit Tagen schwere Gefechte am Amba Aladschi in Gange sind, in die nicht nur die Heeresgruppe des Ras Mulugeta, sondern auch die des Ras Kassa verwickelt sind. Gerüchte, nach denen Ras Kassa Selbstmord begangen haben soll, werden von der Regie rung amtlich dementiert. 2n den Gerüchten war auch be hauptet worden, daß seine Armee eingeschlossen sein soll. Demgegenüber wird darauf hingewiesen, daß erst am Sonn tagabend Telegramme Ras Kassas im Hauptquartier des Kaisers eingetroffen seien. Die Italiener setze» bei de» Kämpfen an der Nord sront alle verfügbaren Truppen und Kriegsmittel ein. Vombenflieger und Jagdflieger sind besonders stark an den Eesechtshandlungen beteiligt. Führer des japanischen Aufstands aus dem Heer ausgestotzen. Tokio, 29. Februar. Der japanische Militärputsch, der seit Mittwoch die Welt in Spannung hielt, ist als be endet anzusehen. Einzelne Abteilungen der Putschisten kehrten freiwillig in ihre Kasernen zurück, die anderen wur den aus kaiserlichen Befehl durch andere Truppen ohne Blut vergießen dazu gezwungen. Die Führer der Bewegung, drei Hauptleute, sieben Leutnants und fünf Unteroffiziere, wur den, nach einer Londoner Meldung, aus der Armee wegen Meuterei ausgestoßen. Die japanische Botschaft in Berlin teilt hierzu mit: Die jüngsten Ereignisse in Tokio sind endgültig zu Ende ge kommen. Am 29. Febreuar um 13 Uhr japanischer Zeit (5 Uhr mitteleuropäischer Zeit) sind die Truppen in die Ka sernen zurückgekehrt. Die Offiziere, die an den Vorgängen beteiligt waren, etwa 15 an der Zahl, sind vorläufig in der Dienstwohnung des Kriegsministers bis zur weitere» Ent scheidung ausgenommen worden. Ein zusammenfassender Bericht des Ostasiendienstes des DNB. über die letzten Ereignisse besagt: Nachdem sich die Aktivisten geweigert hatten, in ihre Kasernen zurückzukeh ren, erließ der Militärkommandant von Tokio, General leutnant Koshi, eine Verlautbarung, in der er feststellte, daß die Putschisten durch ihre Weigerung sich eines Verstoßes gegen einen kaiserlichen Befehl schuldig gemacht hätten. Ob wohl der Kampf zwischen kaiserlichen Truppen dem japa nischen Geist zuwiderlaufe, müsse nun die Lage durch den Einsatz militärischer Kräfte wieder in Ordnung gebracht werden. Um 11.30 Uhr Tokioter Zeit wurde amtlich bekannt gegeben, daß sich die meisten Unteroffiziere ergeben hätten und bald mit dem Abschluß der Aktion zu rechnen sei. 2n einer gegen 14 Uhr Tokioter Zeit erschienenen amtlichen Verlautbarung wurde die Einnahme sämtlicher Stützpunkte der Aufständischen gemeldet und festgestellt, daß die Aktion damit, ohne einen Schuß, vollkommen beendet sei. Tokio wird jedoch weiter militärische Sicherung behalten. Ueber das Schicksal der inhaftierten Offizere, deren Zahl auf 29 gestiegen ist, liegen bisher keine genaue» Mit teilungen vor, insbesondere auch keine amtliche Bestätigung der Meldung, das sie freiwillig aus dem Leben geschieden sind. „Jetzt noch die Jacke", lächelte der Ältere, und faßte sie mit zwei Fingern am Ärmel. „Ich kenne sie; es ist die Jagdjoppe ihres Herrn Papas." Ragna stand nun in der prächtigen Tracht da, die Helle Gröndal eigens für seine Tochter in Trondhjem arbeiten ließ — bildschön und wütend. Gunnar schenkte ihr keinen Blick. Er war eifrig da mit beschäftigt, mit einem schmalen, haarscharfen Messer blattdünne Scheiben von einem riesigen Schinken zu schneiden. Die Scheiben waren so dünn, daß sie sich roll ten; und in Ragnas Augen stand der Appetit zu lesen, den sie darauf hatte. Herr Sörensen alt spießte mit einer langen Gabel eine der zarten Rollen auf: „Bedienen Sie sich, bitte." Und Ragna bediente sich. Sie war also doch gefräßig. Sörensen alt schob sie nun vor sich her wie eine alte Bekannte. Die Treppe hinaus, die breit und bequem war mit einem seltsam gewundenen Geländer. Der tiefe Gang, voll dunkler Schlupfwinkel und Nischen, erinnerte Ragna etwas an Helgegaard. Sie bekam allmählich Respekt vor Sörensens Haus. Fröhlicher Lärm, Lachen und Schwatzen drang ihr ent gegen. Aber an den Flursenstern rüttelte der Sturm mir unheildrohendem Gebrüll. „Je unheimlicher es draußen ist, desto gemütlicher finden wir es bei Liv", tröstete der Kaufmann, und wieder siel es Ragna auf, mit welch eigentümlicher Betonung er diesen Namen nanme. Fast als spräche er von einer Prinzessin oder Heiligen. Gunnar war zurückgeblieben, und Ragna dachte er bittert: „Nun, meinetwegen." Die Stube war voll Menschen, alten und jungen, viele Damen und wenig Herren; eigentlich nur einer, der auf diese Bezeichnung Anspruch machen konnte. Man saß um einen runden Tisch herum, in Sofaecken und am Ösen, ganz zwanglos. Eine grünbeschirmte Lampe schus eine milde Dämmerung, wie in einem Sommergarten unter Buchenlaub. Der Ofen barst vor Hitze; die Menschen ließen sich braten und fanden es himmlisch. Händereibend stellte Sörensen alt seine neueste und seltenste Errungenschaft vor: „Das ist das Fräulein von Helgegaard." Weiter nichts. Aber seine Worte wirkten, als sei jedes einzelne dreifach mit roter Tinte unterstrichen. Sie er regten ungeheures Aufsehen. (Fortsetzung folgt.)
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