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Ottendorfer Zeitung : 08.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193601083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360108
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-08
-
Monat
1936-01
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 08.01.1936
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Noosvvsll-Volsvkstt nn6 Ssnktionen. Ms doppelte WA der «MW MMsMW. Die in der Roosevelt-Botschaft angekündigte Erweite rung des amerikanischen Neutralitätsgesetzes hat in mehr als einer Beziehung gemischte Gefühle ausgelöst. Die neue außenpolitische Linie, die damit ausgezeichnet wurde, be deutet ebensowenig wie die erste Fassung des amerika nischen Neutralitätsgesetzes ein Einschwenken in die Sank tionsfront, obwohl es aus den ersten Blick den Anschein hat. als würde sie beispielsweise eine Verhängung von Oelfank- tionen gegen Italien begünstigen. Denn: entwickelt sich aus den Oelfanktionen ein Krieg Italiens gegen die Sanktionsländer, dann würde sich aus dem erweiterten amerikanischen Neutxalitätsgejetz aller dings auch eine Liefersperre gegen diese Staaten ergeben. Roosevelts Politik bezweckt die Isolierung der Vereinigten Staaten von den europä- ischenKonflikten, und zwar geht sein Bestreben dar aus hinaus, nicht wieder ein zeitlich begrenztes, nur auf den einen akuten Fall zugeschnittenes Gesetz vom Kongreß zu erhalten, sondern er will die außenpolitische Linie der Vereinigten Staaten dauernd festlegen. Das wird im Kon greß vielleicht noch Schwierigkeiten Hervor rufen. Die Bezüge Italiens und Abessiniens zusammen genommen stellen nur einen kleinen Bruchteil der Lieferun gen dar, die im Sinne des erweiterten Neurralitätsgesetzes unterbunden werden müßten, wenn es sich eines Tages gegen die an einem neuen europäischen Kriege beteiligten Mächte richten würde. Und die Mißstimmung ggen die Eingriffe des Staates in die freie wirtschaftliche Betätigung, wie sie im Zuge des Rooseveltschen Aufbau- proramms erfolgten, ist ohnedies im Wachsen. Die Gegner des Präsidenten arbeiten mit der Forderung, der Wirt schaft müsse endlich „freie Bahn" gegeben werden. Hier be steht ein Auseinandersallen der außenpolitischen Ressenti ments und des nüchternen amerikanischen Geschäftsgeistes. Geteilte Beurteilung der Noosevelt- Botschast in England. London, 6. Januar. Die Botschaft Roosevelts an den Kongreß, die im Vordergrund der gesamten Presse steht, hat eine entschiedene Spaltung in den Ansichten der führenden Blätter veranlaßt. Ein Teil der Presse erklärt mit Be stimmtheit, daß Roosevelt der geplanten Oeljperre den Todesstoß versetzt habe, während der andere Teil ebenso bestimmt behauptet, daß der Völkerbund nun mehr beruhigt zur Anwendung der Oeljühne- maßnahme schreiten könne. Ganz besondere Beachtung verdient eine Stellungnahme des bekanntlich der Regierung nahestehenden „Daily Telegraph". Der diplomatische Be richterstatter dieses Blattes erklärt, „Der erste Eindruck der Rooseveltrede in London ist der, daß es jetzt nicht mehr tunlich für den Völkerbund ist, eine wirksame Oelsanktion gegen Italien anzuwenden. Der Berichterstatter fährt fort, in London seien Be richte aus verschiedenen Quellen eingelaufen, daß die ver antwortlichen Kreise der italienischen Bevölkerung wach sende Kritik am Abessinien-Feldzug üben. Aus Abessinien zurückkehrende Beobachter berichten ihrer seits, der Negus sei durchaus überzeugt, daß er den italie nischen Angriff zurückschlagen könne. Man jage, daß die Wirkung der Luftangriffe auf den Kampfgeist der abessi nischen Streitkräfte nicht mehr erheblich sei. Die fortgesetz ten Nachtüberfülle seien überdies eine schwere Nervenprobe für die italienischen Truppen. Der Genfer Mitarbeiter der „Morningpost" meldet, viele an den Sühnemaßnahmen beteiligten Länder hätten festgestellt, daß diese Maßnahmen eine beinahe uner trägliche Schädigung ihrer Wirtschaft dar stellten. Diese Länder, von denen einige im Völkerbundsrat ver treten seien, würden aber gerade aus diesen Gründen die Anwendung schärfster Sühnemaßnahmen fordern in der Hoffnung, daß dadurch der ganze Fall schnellstens erledigt werde. Die „Times" meint, daß zwar ein himmelweiter Unterschied zwischen der Rooseveltschen Absonderungspolitik und der Völkerbundspolitik bestehe, das aber im gegenwärtigen Augenblick das geplante Neutralitätsgesetz den Völker bundsmächten großen Spielraum bei der Anwendung der wirtschaftlichen Sühnemaßnahmen gewähre. Bei der Er örterung weiterer Möglichkeiten dürfe man aber nicht etwa von der Annahme ausgehen, daß der bereits ausgeübte Druck wirkungslos sei, denn alle Beweise deuteten auf das Gegenteil hin. Das Blatt begrüßt schließlich die Angriffe Roosevelts gegen die „Politik des Schwertes". England sei indessen bereit, mit jedem Lande, welches auch seine poli tische Verfassung sei, zusammenzuarbeiten und zu verhan deln, das seine Bestrebungen, Bedürfnisse und Beschwerden im Rahmen von Verhandlungen und Besprechungen vor bringe. Neutralität mit Vorbehalt. Neue französische Pressestimmen zur amerikanischen Neutralitätsvorlage. Paris, 6. Januar. Die amerikanische Neutralitütsvor- lage wird in der Pariser Morgenpresse ausgiebig be sprochen. — Der Außenpolitiker des „Journal" sieht keine Aenderung der amerikanischen Außenpolitik voraus, Das neue Gesetz sehe ausdrücklich vor, daß der Staatspräsident und der Kongreß zwischen den kriegführenden Staaten wäh len und denjenigen vom Ausfuhrverbot befreien könnten, der ihnen gefalle. Das bedeute nichts anderes, als daß Amerika von der Neutralität nur Gebrauch machen werde, wenn es ihm passe. Der „Matin" ist der Ansicht, daß die Neutralitätsvorlage einen schweren Schlag gegen den Völkerbund bedeute, da in Zukunft diejenigen Staaten, die Krieg führ ten, um dem Völkerbundspakt zur Achtung zu verhelfen, auf die gleiche Stufe gestellt wurden wie diejenigen, die diesen Krieg unter Verletzung des Völkerbundspaktes führten. — Das „Oeuvre" stimmt mit der Auffassung des „Journal" überein, und spricht von einer Neutralität mit Vorbehalt. * Die katholische Kirche beteiligte sich nicht. London, 7. Januar. Der Leiter der evangelischen Frei kirchen in England, Dr. Berry, teilte in Croydon mit, daß die römisch-katholische Kirche sich geweigert habe, an dem Friedensaufruf der protestantischen Erzbeschöfe, der am Sonntag in vielen Kirchen Englands verlesen wurde, teil zunehmen. Man habe den Papst nicht nur zur Mitarbeit eingeladen, sondern ihm sogar die Führung übertragen wol len. Der Papst habe aber abgelehnt und erklärt, daß er seine Stellungnahme bereits genügend klargelegt habe. Jährlich 8VV neue Flugzeuge. Amerika will die größte Luftflotte der Welt haben. Washington, 4. Januar. Nach einer Konferenz des Eeneralstabschefs Malin Craig und des Vorsitzenden des Militärausschusses des Abgeordnetenhauses, McSwain, wurde hier bekannt, daß der amerikanische Eeneralstab die Schaffung der „größten Luftflotte der Welt" beabsich tigt. Das gesamte Luftaufrüstungsprogramm soll, wie ver lautet, 525 Millionen Mark kosten, und zwar hat Kriegs minister Dern den Bau von 800 Flugzeugen jährlich für eine Zeit von drei Jahren vorgesehen. Das Kriegsministerium verfügt zur Zeit nur über einen Rüstungsfonds von 17 500 000 Dollar. Davon ist be reits ein Kontrakt für 100 Bombenflugzeuge im Werte von 2,5 Millionen, Dollar vergeben worden. Die zur Durchfüh rung des neuen Vauprogramms jährlich erforderlichen 70 Millionen Dollar müßten vom nächsten Kongreß, der im Januar zusammentritt, bewilligt werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Befürworter dieses Programms im Kongreß viele Anhänger finden werden. M LMmr MeMsmnz M Mn zchmm London, 7. Januar. Die Londoner Flottenkonferenz tritt am Montagnachmittag nach der Weihnachtsvertagung erstmalig wieder unter dem Vorsitz des britischen Marine ministers Lord Monsell zusammen. Sie wird zunächst die Beratungen über die britischen, japanischen und ameri kanischen Flottenvorschläge sortsetzen. Der Flottenberichterstatter des „Daily Telegraph" mel det, daß Aussichten auf ein neues Abkommen für mengen mäßige Begrenzung nach den Richtlinien der Londoner und Washingtoner Flottenverträge kaum mehr vorhanden seien. Man könne jedoch hoffen, daß eine Vereinbarung über eine Herabsetzung der Tonnage und der Kosten zukünftiger Kriegsschiffe zustande komme. Eine zweifelhafte Angelegenheit. Paris, 7. Januar. Der „Figaro", der sich am Montag mit der bevorstehenden Aufnahme der Londoner Flottenkon- ferenz befaßt, äußert hinsichtlich eines befriedigenden Ergeb nisses erhebliche Zweifel. Man dürfe nämlich nie vergessen, daß das Washingtoner Abkommen, das Japan augenblick lich bekämpfe, sich nicht nur auf die Festlegung der einzelnen Flottenstärken beschränke, es enthalte außer dem technischen auch einen politischen Teil und sehe beispielsweise auf dem Gebiete der Flottenstützpunkte und der Küstenbefestigungen zwischen Hawai, Singäpoore und Japan die Beibehaltung des bestehenden Zustandes vor. Sein Ziel sei gewesen, das Gleichgewicht im Stillen Ozean herzustellen. Dieses Gleichgewicht sei aber durch das japanische Vorgehen rnChinage stört, und die Frage sei da her, ob diese ganze Angelegenheit in London ebenfalls be sprochen werden würde. Man werde ferner auch über das Mittelmeer und die Nordsee sprechen müssen, und gerade in diesem Zusammenhang müsse man sich fragen, ob die Londoner Tagung geeignet sei, so wichtige politische Fragen zu lösen. Fluten schrecken Frankreich. Paris, 5. Januar. Die Ueberschwemmungen nehmen in ganz Frankreich von Tag zu Tag ernstere Ausmaße an. Aus allen Provinzen werden ungeheure Sachschäden gemel det uud es besteht vorläufig noch keine Aussicht, daß die Was sermassen zurückgehen. 2n Chateau bourg in der Nähe von Rennes wurde ein kleines Mädchen von den Fluten fortgeschwemmt und ertrank. Ueberall ist zahlreiches Vieh umgekommen. In verschiedenen Gegenden steht das Wasser bis zum ersten Stockwerk der Häuser. Viele Dörfer ragen wie einsame Inseln aus den Fluten hervor und sind von der Außenwelt vollkommen ab geschnitten. Besonders gefährlich ist die Lage in Ost- und Südost- Frankreich. Der Wasserstand derLoire hat bei Nantes 8,5 Meter überschritten. Sämtliche Fabriken der Umgebung werden wahrscheinlich ihre Tore schließen müssen. In der Gegend von Rochefort-sur-mer haben die Stau dämme dem Druck des Wassers nachgegeben, so daß weite Strecken überschwemmt sind. Die Bewohner zahlreicher Ort schaften mußten mitten in der Nacht aus den Wohnungen fliehen und konnten mit Mühe und Not das nackte Leben retten. Seit 1910 hat man ein derartiges Unglück nicht mehr erlebt. Der Sachschaden gehr in die Millionen. Auch aus der Normandie lauten die Berichte sehr trostlos. In der Gegend von Orbec mußten jämtlicheFabri- ken wegen Ueberschwemmung der Krafi- undLichtzentralenihrenBetriebstillegen. Bei Pontaudemer sind sämtliche Zufahrtsstraßen über schwemmt. Der Fluß Risle, der ein unwichtiger kleiner Wasserarm ist, hat sich in einen reißenden Strom verwan delt, der Hunderte von Weintonnen und totes Vieh ins Meer wälzt. Aus Lyon lauten die Nachrichten etwas zuversicht licher. Die Rhone hat ihren Höchststand erreicht und ist seit gestern im Sinken begriffen. Die Seine steigt dagegen immer weiter, und Parisi st bereitsimAlarm zu stand. Die Hafenanlagen sind infolge der Ueberschwem- mungsgefahr schon von allen noch aufgestapelten Waren frei- gemacht worden. Iisl>eni5 ..Die Rom, 5. Canktionsve sich das röm Leitartikel fachen Angri England, di Völkerbund der italienis untergraben vernichtet w amtliche Bll schiedenen S im Völkerbu werde solang um nicht nö Verwirrung abessinischen Italien auf i Das Bll Wendungen Luftbombari Aerzte verw, bedauere. E ligen Zwisch der i n S ch i und eine hi verwandelt i nähme der vischen Staa die Haltung Cowjetrußla Aber über di eine Sanktio zige unschuld dem in ba schlagen: tigt werde, l die Angriffe nommen Hal nien als O; sei auf der aufgebaut ui Eründgedan zusammenfal Ansturm be werbe nicht Der Bon London, einen Berich abteilung, T Abeba befin Dolo erstatte des schwedisü worden sein. Zwei Ver, Da? Jamme gewesen. VH bedeckt gewe schleudert wt sei das Dröl den, und eil die Zelte gei getötet word Stockhol Roten Kreu der schwedi seinen bei de Lagers in A Erhö Addis A gegangenen 3 1s (Nachdruck verboten.) „An die Leitung der Gräflich Sixtus Maria Herdegen- Veitschen Papierfabrik Veitschhofen (Tirol). Sehr geehrter Herr May! Sie werden mit mir zufrieden sein. Es ist mir end lich gelungen, bis zu Herrn Greyfish aus Philadelphia vorzudringen und ihm klarzumachen, daß Ihre Papier fabrik gar keine so schlechte Kapitalsanlage ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich erklärte, daß die Übernahme der Fabrik, die doch inmitten des Herdegenschen Grund und Bodens läge, nur eine Maßnahme zur Sicherung seiner eigentlichen Interessen darstelle; in fremder Hand könne diese Fabrik leicht zu einem Stein des Anstoßes werden, und es sei gar nicht ausgeschlossen, daß er sich in nicht allzulanger Zeit dazu verstehen müsse, einen doppelt so hohen Preis als den jetzt geforderten zu bezahlen — nur, um den Dorn aus dem Fleisch zu reißen. Mr. Greyfish ist nunmehr entschlossen, Schloß Vettsch- berg mit allem, was dazu gehört, zu erwerben. Und er wird infolgedessen — ich glaube, es Ihnen bereits heute mil ziemlicher Gewißheit versichern zu können — auch die Fabrik übernehmen. Er wird handeln, er wird den Preis drücken, aber er wird schließlich kaufen, und Sie werden Ihre Fabrik, die Sie zwanzig Jahre lang unter Graf Herdegen führten, voraussichtlich in ebenso aus gezeichneter Weise weitere zwanzig oder dreißig Jahre lang unter einem neuen Besitzer leiten. Und nun zu einer Mitteilung persönlicher und erfreu licher Natur! Mein Neffe Gustav ist wieder im Lande, und ich darf wohl sagen, daß er als geläuterter, ernster Mann zurückkehrte. Die beiden harten Arbeitsjahre in England haben ihm die ungesunden Dünste und Einfälle der Mün chener Künstlerkneipen aus dem Hirn geblasen; sie haben ihn — ich bin doppelt froh darüber, denn mein Entschluß, ihn zu enterben, stand bereits fest — zu dem gemacht, was er heute ist: zu einem pflichtbewußten, ernsthaften Kauf mann, dem sogar hier im geschäftigen Berlin der Rock zu eng wird. Er ist jetzt an großzügiger Tätigkeit jeder Art gewöhnt. Mr. Greyfish will nur noch einen allgemeinen über blick Uber die Möglichkeiten der kleinen und leider so weit abseits vom Eisenbahnnetz gelegenen Fabrik gewinnen, und er beauftragte mich daher, ihm ein aus Grund meiner persönlichen Eindrücke zustandegekommenes Gutachten vorzulegen. Nun steht aber der September vor der Tür, die Zeit des stärksten Geschäftsganges, wie Sie Wohl wissen, und ich habe mich daher, da ich hier unabkömmlich bin, entschlossen, meinen Neffen zu Ihnen zu schicken. Seien Sie überzeugt, daß es seiner Tüchtigkeit gelingen wird, das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen! Mein Neffe reist bereits Samstag ab. Da er über München fährt, wird er dort mit Ihrem Sohn Zusammen treffen und die Reise in dessen Begleitung fortfetzen. Zum Schlüsse gestatte ich mir noch, auf meinen beson ders niedrig gehaltenen Provisionssatz von 2,2 v. H. des Kaufpreises, zahlbar bei Abschluß des Geschäfts, zu ver weisen. Ihr ergebener E. Schmitz.* * Der Bildhauer Paul May las diesen Brief, der an seinen Vater gerichtet war, immer wieder. Jedesmal kam er ein paar Zeilen weiter. Derartige Briefe sollte man nicht morgens früh um sieben Uhr lesen, wenn man eben mit einem brummenden Schädel von einem Bummel durch das nächtliche München nach Hause gekommen war . . . Mit dem Freunde Gustav Schmitz, von dem in dem Schrei ben in so lobenswerter Weise die Rede war, konnte nicht mehr gerechnet werden: zwei Polizeibeamte hatten ihn vor einer Stunde wegen ruhestörenden Lärms zu Wache gebracht. In einer Sekunde einer dämmernden Erleuch tung hatte Gustav ihm den Durchschlag des Briefes, den sein Onkel ihm zur Kenntnisnahme geschickt hatte, zu gesteckt . . . Die Buchstaben tanzten vor Pauls Augen, als er endlich bis zur letzten Zeile vorgedrungen war. Außer dem war ihm hundeelend zumute. Die Wirtin kam herein und brachte schwarzen Kaffee. „War schon jemand da?" erkundigte er sich mit matter Stimme. „Hai man mich gesucht?" „Niemand hat Sie gesucht. Wer sollte Sie denn suchen? Ihre Bekannten stehen doch erst zu Mittag auf. .. Um elf Uhr nachts kam eine Depesche für Herrn Schmitz." „Geben Sie her!" „Aber sie ist für Herrn Schmitz!" „Geben Sie her!" mit einer Hand riß Paul das Tele gramm aus, während er sich mit der andern am Fenster brett festhielt. „Warum Reise nicht fortgesetzt? Drahtet Ursache unbegreiflicher Verzögerung — stop — wenn Gut achten nicht bis Wochenende ferliggestellt, Geschäfts abschluß fraglich Onkel Sckmitz." Und heute war Mittwoch! Und Gustav in Poljzei- gewahrsam! Und es würde zumindest einen Tag dauern, bis er vernehmungsfähig war! Und dann mußte er wahr scheinlich wegen ruhestörenden Lärms, wegen Beamten- beleidigung und aus wer weiß wieviel Gründen seine Strafe abbrummen! Und der Onkel würde ihn enterben! Und das Veitschhofner Geschäft war beim Teufel! Vater und Schwester liefen Gefahr, auf die Straße gesetzt zu werden. Paul preßte die Fäuste an die Schläfe und rannte verzweifelt in sein Zimmer. Alles gemahnte hier an den Freund, der so tief in der Patsche saß. Da stand Gustavs leerer Koffer — da lag seine Garderobe — da lag sogar sein Paß. Das Brummen im Innern des Schädels verklang all mählich, als er den Paß in der Hand hielt. Ihn beruhig,e eine trostreiche Möglichkeit, die Katastrophe doch noch aus zuhalten. Kein Mensch in Veilschberg kannte Gustav Schmitz. Warum sollte nicht ein anderer dieses Gutachten abgeben, das in Anbetracht von Gustavs absoluter Urteilslosigkeit ohnehin nur eine schmähliche Farce dar stellte? In höchster Not entfaltet der Mensch ungeahnte Kräfte. Es handelte sich nur darum, binnen 95 Minuten einen willfährigen, brauchbaren Menschen aufzutreiben, der genügend Intelligenz und Geistesgegenwart für die ihm zugedachte Rolle besaß. Gelang die Komödie — und warum sollte sie nicht gelingen? —, dann war alles ge rettet: dann machte die Firma E. Schmitz das Geschäft, dann wurde der alte Herdegen seine ausgeholzten Wald bestände und alle Ruinen, einschließlich der Papierfabrik, los, dann behielt sein Vater die Stelle als Leiter der Papierfabrik, dann blieben die Folgen von Gustavs Aus schweifung im Dunkel verborgen. Mit zurückgeschobenem Hut und offenem Überrock saß Paul May am Tisch und schrieb Instruktionen für Gustav auf. „Passen Sie jetzt gui auf, Frau Kuffler!" befahl er der herbeigerufenen Wirtin. „Wie ich Ihnen schon gestern mitteilte, reise ich um neun Uhr ab. Herr Schmitz be gleitet mich vorläufig nicht, weil er — eh — anderwärts festgehalten wird. Er kehrt aber bereits in den nächsten Tagen zurück. Dann geben Sie ihm diesen Brief! Ver standen?" Die Witwe bejahte ohne Zögern. „Gut! Herrn Schmitz' Koffer bleibt vorläufig hier. Und nun machen Sie, daß Sie hinauskommen! Ich must mich umziehen." (Fortsetzung folgt.) M, 21 Und di Paul May Bis zu dies begriffsstutz Bekanntenki diesem Mo: nuten insge sünsundzwa tür wartete steigender keil eines z> Nur ei> der Musiker des Gärtne' während de „Der Elfen Schöpfer er wung gebra „Wie ü er sich, behei vom Kleide Tage? War Fähigkeit n vZch werde ! S»nze Bran , „Ich bi ^u, daß du der Hand a . "Wir k Lederhose u ftäger an. ( einen gebl Taschentüche vach einem „Bist di „Meine nur ganz wl «nen Blick i „Warur Jahre lang „Ich w den Deckel d
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