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Ottendorfer Zeitung : 22.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193601221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360122
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-22
-
Monat
1936-01
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.01.1936
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mit sogenannten Wunderkerzen, die sie an einem glühenden Oken entzündeten. Plötzlich fingen die Haare des fünfjäh rigen Mädchens Feuer, das rasch auf die Kleidung der Kleinen Übergriff. Die gellenden Hilferufe der Unglück lichen alarmierten die Mutter der Mädchen und andere Nackbarn, die in die verschlossene Wohnung eindrangen und die Flammen erstickten. Das Mädchen hatte jedoch derart schwere Brandwunden davongetragen, daß es auf dem Wege ins Krankenhaus starb. ' Die beiden anderen Kinder blieben unverletzt. * Explosionsunglück in einer italienischen Schwefel- sabrik. In einer italienischen Schwefelfabrik in Bari er eignete sich ein folgenschweres Unglück. Aus bisher noch unbekannten Gründen explodierte ein Kessel, wobei mehrere Mauern einstürzten und ein Brand entstand, der die Explosion weiterer Kessel zur Folge hatte. Glücklicherweise konnte der größte Teil der etwa 200 in der Fabrik Be schäftigten rechtzeitig flüchten. Aus den Trümmern barg man zwei Tote und 16 Schwerverletzte. besitzt. Nie zuvor Hai mir ein Mädchen seine Absicht, mich auszunutzen, mit derart schlichter Aufrichtigkeit kund getan . . . Seit jeher spürte ich, daß ich ein prächtiges Ausbeuteobjekt für eigensüchtige Leute bin. Bitte, be dienen Sie sich meiner nur recht ausgiebig — je hemmungsloser, desto besser!" Der Stöpsel flog mit einem Knall heraus, und Marianne schenkte dem Gast mit augenscheinlicher Über windung ein. „Sie haben leicht Witze machen", meinte sie. „Wenn ich in achtundvierzig Stunden abreisen dürfte, wäre ich auch geneigt, alle Dinge heiter zu finden." Er schüttelte den Kopf und schaute zum Fenster hin aus. Der winzige Fleck Welt, den man von diesem Fenster überschaute, sah unordentlich und vernachlässigt aus. Aber dahinter standen tannendunkle, tiefe Wälder; in glas dünner Lust reckten sich Felsen zum Himmel, mit Zacken fingern nach den fliegenden Wolken greifend, und kühl glitzerten die Schneefelder in der Sonne. „Bitte, schauen Sie jetzt nicht so hungrig nach den Bergen hinüber!" verlangte Marianne. „Und denken Sie lieber an das Nächstliegende! Morgen abend reisen Sie ab ..." „Ihr Bruder vergißt bei keinem Zusammentreffen, mich daran zu erinnern. Die Gastfreundlichkeit scheint keine Familieneigenschaft der Mays zu sein." „Wollen Sie noch Bier?" „Nein." „Ich würde mithalten." Sie nahm lächelnd neben ihm Platz. „Danke, Sie Evastochter! Mit oder ohne Bier sehen Sie mich zu allem bereit. Was soll ich tun? Soll ich mit Oppenberg kämpfen oder die Berliner Grundstücksmakler knockout boxen?" „Um Gottes willen!" „Bitte, verfügen Sie über mich! Wie jene schöne Fürstin über den Ritter mit dem geschlossenen Visier ver fügte, -der alle Feinde in die Flucht schlug und zuletzt unbedankt und unbelohnt davonritt: ,Jch heiße Alfons, und morgen bist du wiederum die Herrin Aragons!' . . ." „Ich will nicht die Herrin Aragons sein! Ich möchte durch Ihre Vermittlung irgendeine Bürostelle in einer großen Firma in Berlin oder sonstwo haben . . ." „He?" fragte er, aus dem Mittelalter zur Wirklichkeit zurückkehrend. „Ihre Nüchternheit wirkt erkältend, aber schließlich haben Sie mich ja aus derartiges vorbereitet. Ja, wenn ich überlege, springt Ihre kaufmännische Ver- ein Ieben6iges islentum Kut Aus aller well Ruhe" fÄ ,Dtt ) am väteu nil Worte" l bis ruw fli? Sie mir eben sagten, eine Frechheit; aber es ist er verfehlte ich.Mich vorteilhafter, darüber hinwegzuhören, weil rm Vorbild tzh/Mt keinen Nutzen daraus ziehen kann. Hier ist -vier!" "Eine geschlossene Flasche? nicht gaw s folgende" >, wollte el mertribüne am sich ver- ihn gerich- ' nur lache" orte Burg- aße bezeich- ifeuille aus- Wenn aber ute das die Minister- llnfchuldi- er Negie- heim. alten El Ju ¬ chen. Libenberg- z i. B. Die ätslosigkeit hre Kinder licht in der r ein Stück ne meisten und ihren nnen. kei kam , es rbeitslofen Lebensmit rie mußten er Bezirks- t darf dar- rn Gebiete, mischen Teil, c bedeutend jen Gebiet, n Arbeits- zu keinen rung zu be- dem Wege ister zusaw- würde ma" arückgerufe" a durch Ei nen der Ta- Zetter sonst« - Genick ge« k eingehend, Zusammen- mit Herrig nahmen ge- >e Lage dc§ ung wieder . Es bleibt det sich erst zenscheinlick! 'ein Walte" Ar ReithosI sei!" sag« gtK Schluß nach Haust nntes Glück -eite beläßt rlöst Abck lich ver nicht vurck er hält M U-eber seine Stellung zu den Konfessionen sagte Wister Kerrl dann weiter: „Bezüglich der Religions- Usübung besteht völlige Freiheit. Die Kirchen Uder Konfessionen erfahren in jeder Beziehung staatliche Me und Förderung; sie haben sich jedoch auf ihr reli- «sez Gebiet zu beschränken. msschuß del versuchte jo- überzeuge", lebendige Tat Jesu zu dienen. Weniger Dogmen st reit sollten sie dabei in den ^rdergrund stellen, vielmehr die Religion der Gesinnung M des Einsatzes für die Nächsten und die Gemeinschaft Volkes, denn das ist wirklich positives Christentum. Rdcnzen, die zur Gottlosigkeit führen, bekämpft der Rionalsozialistische Staat aus das schärfste, weil er sie den Feind jeder Ordnung und Kultur betrachtet. Da- M der Kampf gegen den Bolschewismus, daher der Schutz U Kirchen; daher aber-auch die Forderung an die Kirchen, M sie diesen Staat bejahen und aus völliger innerer Freiheit zu ihm kommen. Hy, „Er ist der bequemste!" sagte Marianne kühl. „Sie einen guten Blick . . . übrigens war das. Hannover, 19. Januar. Der Reichsminister für die Wlichen Angelegenheiten, Pg. Kerrl, behandelte in ^er längeren Unterredung mit dem Hauptschriftleiter der »Uederjächsischen Tageszeitung" eine Reihe grundsätzlicher religiöser und kirchenpolitischer Gegenwartsfragen, wobei rr auch aus die Lage in der evangelischen Kirche einging. Zu der Frage, wie er die gegenwärtige Lage beurteile Ud was er unter positivem Christentum verstehe, erklärte R Minister unter anderem: Das Ringen unserer Zeit ist M großen und ganzen gesehen, nicht ein Ringen gegen die Migion, sondern ein Ringen «m die Religion. Der Nationalsozialistische Staat bejaht die Verlebendigung des Rnubeuswcsens, weil er den religiösen Menschen zur mmdlage seines Staatsbanes macht. Ein Nationalsozia- üt muß religiös sein, er muß Ehrfurcht vor der religiösen Überzeugung eines anderen haben, aber die Form seines Ulv- e _.cbens bleibt ihm frcigcstcllt; jeder „kann nach Rier Fasson selig werden". Alle Behauptungen, die llehgiousausübung sei in irgendeiner Form behindert wor- Ub stellen eine unerhörte Verleumdung dar. siit der Machtübernahme ist niemals irgendwo oder Irgendwann dergleichen vorgekommen. Die deutsche Glau- Rsbeweqmtg ist keine Gottlosenbcwcgung, sie hat aber nichts mit der NSDAP, zu tun. . Der Staat steht diesen Dingen durchaus objektiv gegen- Rr, er hat jedoch dafür zu sorgen, daß im kirchlichen ^ben Zucht und Ordnung herrscht, daher wendet er sich !rgen religiöse Versammlungen öffentlichen Charakters Merl,alb der Kirche, denn Religion ist nach unserer Auf- Rung kein politischer Massenartikel, sondern Sache der ^zu berufenen ^meinschaften. Der Streit unter den Konfessionen ist rein negativ, positiv dagegen ist es, dem Wollen und Handeln des -Osters der christlichen Kirche praktisch nachzueifern, um in wahrhaft christlicher Gesinnung durch die Osch, en." >. ' Glückwünsche des Führers an Abt Schachteiter zum Geburtstag. Der Führer und Reichskanzler hat an Abt Alban Schachleiter, der am Sonntag seinen üj lNachdruck verboten.) . „Sie sehen schon richtig. Wollen Sie eine Tasse ^ufsee trinken?" „Mit Freuden!" „Oder lieber Tee?" „Bitte!" „Sie können auch Bier bekommen." .. „Gut! Geben Sie mir Kaffee, Tee und Vier! Geben Sie Ur überhaupt alle Nahrungsmittel, die sich im Hause Rinden! Ich möchte so lange wie möglich bleiben." „Das ist recht, Herr Reithoff!" . „Fräulein May", versetzte er mißtrauisch, „ich bin als ,Ritzter Bridgespieler daran gewöhnt, in der Frcundlich- R des Gegners den Hinterhalt zu suchen . . ." „Bin ich denn Ihr Gegner?" ,. „Sicher! Und es war riesig nett, daß Sie das sofort 'Ren ... In letzter Zeit bin ich ein bißchen — nun, Kn wir — faul geworden, und ich habe, fürchte ich, ^ge Leute enttäuscht, die meinten, ich müsse unbedingt ? ersten Zug tun." Er ging in der Küche herum und d.« alle Stühle aus den dunklen Ecken. „Der da dürfte 'bequemste sein?" Das Ringen um Religion. Reichskirchenminifter Kerrl über religiöse und kirchenpolitische Fragen. . * Ehrung einer Hundertjährigen. Der Führer und Rchskanzler hat der Frau Auguste Twiefel in Wolgast K Anlaß der Vollendung ihres 100. Lebensjahres ein Rsönliches Glückwunschschreiben und eine Ehrengabe zu- ^en lassen. v / Ein Kind bei lebendigem Leibe verbrannt. In Groß- .Kinrade bei Lübeck ereignete sich am Sonnabend ein Ketzliches Unglück. Drei in einem Hause allein gelassene Ader — ein vierjähriger Junge und zwei Nachbarskinder, Rdchen im Alter von fünf bis sechs Jahren — spielten mit Jhm> Dabei „ «Aufmachen müssen Sie sie selbst!" auses lugte .„Warum muß ich? Bin ich hier Gast oder Sie? Mens hab ich einen verstauchten Daumen . . ." trüger Ge- ^.'Also, geben Sie schon her!" Marianne langte nach ne unglaud Korkzieher. „Mit einem Griff ist's getan!" f ich »KlMe sich tief in den schwarzen Großvaterstuhl, ichelt. c ÄH " Polsterung durch den fadenscheinigen Überzug ans M Drängte, und strahlte vor Zufriedenheit. „So wohl Ziyg A mich schon lange nicht gefühlt!" bekannte er, die Mund. „Und ich gestehe offen, daß die üon für mich in hohem Maße den Reiz der Neuheit Der Staat kann keinesfalls dulden, daß die Kirchen auch heute noch da und dort in mehr oder weniger versteckter Form eine politische Einflußnahme erstreben und damit die nationale Einigkeit und Disziplin un seres Volkes untergraben." Zu dem bedauerlichen Bruderstreit in der evangelischen Kirche betvnte der Minister, daß die deutsche evangelische Kirche bekanntlich selbst nicht einig in ihren Ueberzeugungen ist. Der Streit sei dadurch so scharf geworden, daß sich die Parteien selbst als rechtmäßige Kirchen proklamierten. Weder Kirchenrecht noch Staatsrecht aber erkennen eine Möglichkeit an, daß sich eine Partei innerhalb der Kirche als die Kirche betrachte und entsprechende Ansprüche äußere. Der Staat als Garant der öffentlichen Ordnung und des kirchlichen Friedens müsse da eingreifen, denn er habe dafür zu sorgen, daß keine Gruppe unterdrückt werde. Er habe es in einer treuhänderischen Form getan, indem durch Bildung des Reichskirchenausschusses die bisher vor handenen sich streitenden kirchlichen Fronten ihrer macht politischen Position entkleidet worden zeien. Heute sei der Kirchenausschuß die kirchlich legitimierte Leitung der Kirche und als solche im Kirchenvolk anerkannt. Wir hoffen zuversichtlich, daß eine geeinte und starke evangelische Kirche ein religiöses Bollwerk gegen Gott losigkeit und Bolschewismus sein wird: Die Stellung des deutschen Protestantismus in der evangelischen Welt hängt davon ab, ob er sich wieder auf seine Aufgabe besinnt, um damit die ihm naturgegebene Position seit Luther zu behaupten, andernfalls läuft er Gefahr, zur Bedeutungs losigkeit herabzusinken. Während in anderen Ländern, beispielsweise in Eng land, in Italien und auch in Frankreich, die Kirchen durchaus auf nationaler Grundlage stehen, haben sich in Deutschland leider nur allzuhäufig Tendenzen gezeigt, die nationalen Belange des eigenen Volkes in bezug auf die Kirchen als etwas zweitrangiges zu betrachten. Die evan gelische Kirche würde sich jedoch damit von dem Vorbilde Luthers mehr und mehr entfernen. Zu der letzten Frage, ob die Bekenntniskirche in protestantischen Kreisen des Aus landes, zum Beispiel in der Schweiz, eine gewisse mora lische Unterstützung finde, stellte Minister Kerrl dann fest, daß man im Auslande, veranlaßt durch eine unzureichende und tendenziöse Berichterstattung, das Aufbauwerk des Reichskirchenausschusses in der deutschen evangelischen Kirche oft falsch beurteilt habe. In letzter Zeit sei aber auch hier ein begrüßenswerter Wandel eingetreten. Ich bin überzeugt, so schloß der Minister, in dem Augenblick, wo sich irgendwo im Auslande eine Richtung als die Kirche bezeichnet, und eine illegitime Kirchcn- leitung einrichten würde, würden Staat und Kirche selbst derartige Erscheinungen sehr schnell unterdrücken, und zwar in völlig legitimer Ausführung ihrer Aufsichts pflicht. ml, der sick wrt Chatcl- —, „„ „ , rtreter des Geburtstag beging, folgendes Telegramm gerichtet: innenposi .'M Ihrem heutigen 75. Geburtstage spreche ich Ihnen ug in Gen! L dankbarer Erinnerung an Ihre bewährte und treue chterstatters, Marbeit herzlichste Glückwünsche aus. Adolf Hitler." er Minister- u seien alb Schon 200 Kilometer italienischer Geländegewinn. Angeblich 5ÜÜÜ Tote der Abessinier. „Der Sieg der Truppen des Generals Graziani bei Ganale Doria äußert sich in immer entscheidenderen Er folgen. Die Verfolgung wurde am ganzen gestrigen Tage forgesetzt, ohne auf nennenswerten Widerstand des in der Flucht befindlichen Gegners zu stoßen. Am Mittag des 17. Januar sind unsere motorisierten Truppen im ganzen etwa 200 Kilometer von ihrem Ausgangspunkt aus vorgerückt. Ueberall treffen unsere Truppenabteilungen aus Gefangene und auf Kriegsmaterial des Feindes. Die bis gestern festgestellten Verluste des Feindes belaufen sich auf övüll Tote. Die Luftwaffe wirkt tatkräftig bei der Zerstreuung des Feindes mit und hat die Waffenlager des Ras Desta bei Neghelli bombardiert." Die Lage au der Nordfront Nach in Addis Abeba eingetroffenen Meldungen von der Nordfront machen die abessinischen Truppen in der Ge gend von Aksum weitere Fortschritte. Gerüchten zufolge, die allerdings noch gänzlich unbestätigt sind, soll sogar die heilige Stadt Aksum bei einem Nachtangriff den Abessi niern in die Hände gefallen sein. In der Eeralta-Provinz sollen die Abessinier ebenfalls im Vorrücken begriffen sein. Nach zuverlässigen Meldungen sollen 20 Kilometer nördlich von Makalle heftige Kämpfe im Gang sein. Die Stadt Makalle selbst ist, wie die Abessinier behaupten, von italie nischen Truppen frei, jedoch halten sich noch stark verschanzte italienische Streitkräfte in einer ausgebauten Bergstellung einige Kilometer nördlich von Makalle. In abessinischen Kreisen glaubt man, daß der Fall von Makalle nur noch eine Frage von Tagen ist. Die starke Kampftätigkeit an der Südfront hält auch nach den abessinischen Berichten weiter an. Die Abessinier geben an, daß sie dort aus taktischen Erwägungen und unter dem Druck überaus starker, moderner Kampfmittel ihre weit vorgeschobenen Stellungen zurückgenommen hätten. Die abessinischen Verluste der zehntägigen Kämpfe an der Südfront werden als nicht unbedeutend bezeichnet. Abessinische Flugblattpropaganda. Addis Abeba, 18. Januar. Zum ersten Male seit Be ginn des Krieges hat Abessinien jetzt eine Aufklärungspro paganda durch Flugblätter in den von den Italienern besetzten Gebieten an der Nordfront und in Eritrea von Flugzeugen aus durchgeführt. In den letzten drei Tagen wurden Zentnerlasten von weißen, roten und gelben Flug blättern von abessinischen Fliegern abgeworfen. Die Flug blätter richten sich in blumenreicher amharischer Sprache an die Bevölkerung von Eritrea und der von den Italie nern besetzten Gebiete. Im Stil und in der Aufmachung sind sie der Eigenart der einfachen Bevölkerung angepaßt. In den Flugblättern wird darauf 'hingewiesen, daß Italien schon seit der Zeit nach dem Frieden von 1896 ver suche, Abessinien zurückzudrängen. Die Italiener hätten bei den Versuchen einer wirtschaftlichen Durchdringung des Landes die Bevölkerung bewaffnen und gegen das Stamm land aufhetzen wollen. Schon der Vater des jetzt über gelaufene Haile Selassie Eugsa habe Versprechungen er halten, daß er gegen die kaiserliche Regierung kämpfen sollte. Der von Italien geförderte Eintritt Abessiniens in den Völkerbund habe Abessinien nur sichermachen wollen. Am Schluß wird dann darauf hingewiesen, daß im Gegen satz zu den italienischen Behauptungen die Bevölkerung der besetzten Gebiete und Eritreas unter der italienischen Herr schaft viel weniger Freiheit hätte, als sie die Abessinier im eigenen Lande besäßen. Abessinien bestreitet die italienischen Behauptungen über große abessinische Verluste. Addis Abeba. 9. Januar. 2n einer amtlichen Erklä rung der abessinischen Regierung werden die Mitteilungen des italienischen Heeresberichtes von einem italienischen Siege an der Südfront, bei dem viertausend Abessinier ge tötet worden und 120 Kilometer abessinisches Gebiet besetzt sein sollen, als jeder Grundlage entbehrend bezeichnet. Die Nachricht solle offenbar lediglich dazu dienen, die Stellung Italiens bei den kommenden Völkerbundsverhandlungen zu stärken. anlagung direkt ins Auge. Sie sind geizig, berechnend, stets auf den eigenen Vorteil bedacht; Sie besitzen Scharf blick und einen gewissen Hang zur Unehrlichkeit . . " Marianne zog es vor, auf dieses zweifelhafte Lob nicht weiter einzugehen. „Herr Reithoff", sagte sie bittend, „Vater war über Ihre Geschäftstüchtigkeit geradezu ver blüfft — ja, es kränkte ihn sogar ein wenig, daß Sie die Krebsschäden unserer Wirtschaft auf den ersten Blick her aushatten." „Seine Gekränktheit war nichts gegen die meine. Es läuft mir kalt über den Rücken, wenn ich daran denke, daß ich darüber ein begeistertes Gutachten abgeben mutz." „Es handelt sich jetzt nicht um Ihren Rücken, sondern um meine Zukunst. Ich will hier nicht versauern. Ich habe eine Menge gelernt. Ich verstehe etwas von Buch führung . . . Allerdings; Bilanz machen — das kann ich nicht . . ." „Dazu bleibt Ihnen noch fünfzig Jahre Zeit!" meinte Reithoff. Er saß mit übergeschlagenen Beinen da und sah sie lächelnd an, indes sie, wie ein Schulmädchen, mit ineinandergeflochtenen Fingern vor ihm stehend, ihre Kenntnisse herzählte. „Ich kann", renommierte Marianne, „stenographieren und Maschine schreiben.—Ich spreche fast fließend Franzö sisch und Englisch . . ." „Alle Hochachtung!" Reithofss Stimme sank noch tiefer als gewöhnlich. „In dem Geschäft, in dem ich arbeite, war mal ein junger Italiener angestelli, der sich, geradeso wie Sie, nur auf jene Dinge etwas zugute tat, die so und so viele Konkurrenten besser machten als er. Er war stolz auf Arbeitsleistungen, die jeder dressierte Affe fertiggebracht hätte; nur auf seine Stimme hielt er nicht das geringste. Und dabei sang der Bursche wie Orpheus; er besaß eine Stimme aus Gold und Erz, wie sie kaum einmal in zehn Jahren vorkommt. Als man ihn überall hinauswarf, ging er aus Not zur Bühne, und jetzt ist der Mensch seine vierzigtausend Mark im Jahre wert. Daraus sollten Sie eine Lehre ziehen!" „Was soll ich?" forschte sie niedergeschlagen. „Von einem singenden Italiener lernen?" „Sie sollen jenen Fähigkeiten und Anlagen Ihr Augenmerk zuwenden, die mehr Aussicht auf Erfolg bieten als nickst ^rhandene kaufmännische Talente!" «Fortsetzung folgt.)
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