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Ottendorfer Zeitung : 05.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193601051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360105
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-05
-
Monat
1936-01
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 05.01.1936
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Eine eigenartige Begründung. Genf, 2. Januar. Der Flüchtlingskommissar des Völ kerbundes, der Amerikaner James MacDonald, hat arw31. Dezember v. I. sein Amt niedergelegt. In einem langen Schreiben an das Völkerbundssekretariat legt Herr MacDonald die Gründe dar, die ihn zu diesem Entschluß gebracht haben und für die er die deutsche Rasfen- gesetzgebung verantwortlich macht. MacDonald regt eine neue Prüfung des gesamten Emigrantenproblems durch den Völkerbund an. MacDonald spricht dabei von der ständigen Loyalität der deutschen Juden während der Kaiser zeit und während des Krieges. Die jüdischen Wirtschaftler und Geschäftsleute hätten in hohem Matze dazu beigetra gen, daß Deutschland den Kampf fortsetzen konnte. Der Völkerbundsbeamte versteigt sich weiter zu der Behauptung, datz unter der Republik die jüdischen Führer einige der schlimmsten Wirkungen der Niederlage von Deutschland hätten abwenden helfen (!). Nun sei es Zeit, datz das mo ralische Ansehen des Völkerbundes und der ihm angehören den Staaten zum Ausdruck komme in einem Appell an die deutsche Regierung, im Namen der Menschheit und der Grundsätze des internationalen Rechts zu handeln. * » * 17 Jahre nach Abschluß Les Weltkrieges besinnt sich eine maßgebende Stelle im Völkerbundssekretariat auf die Pflichten der Menschlichkeit. Die hunderttausende von An gehörigen der im Weltkrieg unterlegenen Staaten, die nach Kriegsende teilweise unter brutalen Umständen heimatlos oder existenzlos gemacht worden sind, haben trotz des Be kenntnisses aller Völker zu den Wilsonschen Grundsätzen — kein Mitleid in der Welt zu erregen vermocht. Weil Deutschland endlich einen inneren Ausgleich gegenüber Mißbrauch und Ueberfremdung zu schaffen sucht, glaubt Man mancherorts in der Welt, deswegen zu einer abfäl ligen Kritik und entsprechenden Ratschlägen Deutschland gegenüber befugt zu sein, während die gleiche Welt geschwie gen hat und noch schweigt zu all jenen mit ausdrücklichen internationalen Verpflichtungen nicht zu vereinbarenden Verfolgungen deutscher Menschen von Versailles an bis zu der kürzlichen Ausweisung und Ausbürgerung von Eupen- Malmedyern aus ihrer angestammten Heimat. In Deutsch land ist man überdies der Auffassung, daß der Völkerbund zunächst einmal allen Anlaß hätte, sich darum zu kümmern, wie innerhalb der Völkerbundsstaaten selbst die Minderhei ten und Konfessionen behandelt werden, bevor er eine Aktiv legitimation für sich in Anspruch nehmen kann, sich darum zu kümmern, wie Deutschland aus den materiellen und moralischen Erfahrungen seines Zusammenbruchs heraus den inneren Aufbau seines Volkes vollzieht. Eine englische Richtigstellung. London, 2.. Januar. In London wird Preß Association zufolge in Abrede gestellt, daß die französische Regierung das britische Kabinett um die Versicherung militärischer Unterstützung für Fälle ersucht hat, die nichts mit den Möglichkeiten zu tun haben, die sich unter Umständen aus der Erzwingung der Sühnemaßnahmen im italienisch abessinischen Konflikt ergeben könnten. Die Besprechungen, Pr Zeit zwischen den französischen und britischen Behörden vn Gange seien, bezögen sich einzig und allein auf den c.Uvähnten Konflikt und auf den Fall, daß ein Land, das die <Lnt,cheidung des Völkerbundes ausführe, fjür Ver geltungsmastnahmen herausg-esucht werde. Der türkische Außenminister kommt nicht nach England. London, 2. Januar. Der türkische Außenminister Tewfik Rüschtü Aras, der während der Weihnachtstage in Paris Milte, hatte ursprünglich beabsichtigt, nach London weitcchureisen, um hier über das türkische Angebot einer militärischen Zusammenarbeit mit England zur Verteidi gung der Genfer Grundsätze zu verhandeln. Merkwürdiger weise hat er jedoch jetzt von dieser Fahrt nach London Ab stand genommen. In diplomatischen Kreisen nimmt man an, daß der Besuch englischerseits abgewinkt worden sei, weil er in Rom vielleicht Argwohn erregt haben würde. (Nachdruck verboten.) Rydi fragte nicht eben höflich, denn er konnte nicht, wie Thea, sich zu einer verzeihenden Milde entschließen. Mit müder Kraft lachte Dusolina auf. .„Den Stein?! — Kennt ihr mich so schlecht, daß ihr glaubr, daß ich euch nun treu und brav den Stein aus händige? Der Stein liegt mit dem dazu gehörenden Ring nun bestimmt auf dem Grund des Canale Grande." Hermann und Rudi wollten in empörenden Worten ihrem berechtigten Zorn Ausdruck geben, aber Thea winkte ihnen mit einer Geste ab, denn wieder begannen bei Dusolina die Kämpfe ihres gesunden Körpers gegen das genommene Gift. Rudi begnügte sich damit, nicht eben sanft mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und vor sich hinzumurmeln: „Dann war es also wieder nichts!" Rudi ging wie ein gereizter Löwe durch die weite Halle, und Thea war um Dusolina bemüht. Nur Robert schien von etwas Eifriges beschäftigt zu sein, denn er hatte auf Lie letzten gewechselten Worte nicht mehr gehört. Warum, wußte er sich selbst nicht zu sagen, aber ihn inter essierte bei der ganzen Angelegenheit mehr Bridge als Dusolina, die für ihn schon erledigt war, denn so viel ver stand er als Gelehrter doch, um mit Bestimmtheit zu sehen, daß Dusolina vom Tod gezeichnet war. Als Dusolina sagte, daß sie den Ning mit dem Stein in den Canale Grande geworfen hatte, bemerkte er bei Bridge eine unwillkürliche Bewegung nach ihrer Tasche und ein triumphierendes Aufblitzen ihrer Froschaugen. Ohne sich auffällig zu machen, näherte er sich Bridge, tat. als ob er sehen wolle, daß der Ledergürtel noch genügen den Halt bot und fuhr dann, schnell wie ein Gedanke, in die Tasche der unangenehmen Person. Und was brachte er da zutage? Wütend wie eine Katze wollte Bridge ihm fauchend seine Beute entreißen, aber sie hatte ja keine Bewegungs freiheit und er hielt sich in respektvoller Entkernung von chr, ging an den Tisch, an dem Dusolina saß und breitete seine Herrlichkeit aus. „Marchesa, Sie werden noch von Ihrer Dienerin übertroffen!" Aus aller Well. * Fünf Wilderer festgenommen. Aus Zöschen (Kreis Merseburg) wird berichtet: In der Frühe des Silvester tages gegen 3 Uhr stieß der Jagdaufseher Mons im Jagd revier mit Wilderern zusammen. Er hatte schon einige Zeit beobachtet, wie die Burschen mit Taschenlampen die Bäume ableuchteten. Als dann in der Nähe des Jagdhauses einige Schüsse sielen, gelang es dem Jagdaufseher, einen der Wilderer zu stellen. Auf den Anruf: „Waffen nieder!" legte der Wilderer das Gewehr nicht fort, so daß der Jagd aufseher von seiner Schußwaffe Gebrauch machen mußte. Der Wilderer wurde durch einen Schuß schwer verletzt. Da er noch vier Helfer hatte, benachrichtigte der Jagdauf seher zunächst die Gendarmeriestation, ehe er sich um den Verletzten kümmerte. Als Gendarmeriebeamte und ein Arzt an die Stelle des Zusammentreffens kamen, war der Ver wundete verschwunden. Er wurde dann aber in einer Gastwirtschaft in Raßnitz ermittelt. Einige Zeit darauf konnten auch seine Helfershelfer festgenommen werden. Die fünf Wilddiebe, die aus Döllnitz stammen, wurden dein Untersuchungsgefängnis in Merseburg zugeführt. * Eine Familie am Neujahrstag ermordet. Eine furcht bare Bluttat wurde am Neujahrstage in einem an der let tischen Grenze gelegenen litauischen Dorfe des Kreises Janischki verübt. Der 60jährige Landwirt Briedis, seine Frau, sein Sohn und sein Enkelkind wurden in der Woh nung des Landwirtes ermordet aufgefunden. Von dem Täter fehlt bisher jede Spur. Die Leichen der Ermor deten waren bis zur Unkenntlichkeit durch Axthiebe ver stümmelt. Ob es sich um einen Raubmord handelt, steht bisher noch nicht fest. * Noch ein Todesopfer des Marseiller Attentats. Der bei dem Anschlag auf den jugoslawischen König und den französischen Außenminister Barthou in Marseille am 6. Oktober 1934 schwerverwundete französische Pvlizei- bcamte ist am Donnerstag an den Folgen seiner Ver letzungen verstorben. * Folgenschwerer Erdrutsch auf einer französischen Landstraße. Infolge der andauernden Regenfälle und der durch den starken Auto- und Lastkraftwage uv erkehr verur sachten Erschütterungen ereignete sich am Mittwochabend auf der Landstraße zwischen Versailles und Le Pecq ein Erdrutsch, wobei zwei Personen verschüttet wurden. Erst nach längeren Anstrengungen konnten die beiden Ver schütteten von herbeigeeilten Helfern als Leichen geborgen werden. Truppenteile aus den Garnisonen Versailles und St. Germain wurden sofort eingesetzt, um die durch den Erdrutsch gesperrte Straße wieder freizulegen. * Anschläge gegen jüdische Geschäfte in Polen. In der polnischen Stadt Kielce wurden von unerkannt ent kommenen Tätern in eine Reihe jüdischer Lebensmittel geschäfte Bomben mit einer übelriechenden Flüssigkeit ge worfen, die die ausgestellten Lebensmittel unbrauchbar machten. * Angebliche Ursachen des Absturzes des Flugzeugs „City of CHartum". Der Absturz des brtischen Groß flugzeuges „City of Chartum" bei Alexandria, bei dem zwölf Personen ums Leben kamen, hat in England großes Aufsehen hervorgerufen. Da die Ursache des Ünglücks noch nicht einwandfrei festgestellt werden konnte, ergehen sich die Blätter in einem Rätselraten. Einige wollen wissen, daß die Benzinzufuhr für alle drei Motoren plötzlich ausgesetzt habe. Nach anderen Berichten soll der Höhenmesser nicht gearbeitet haben. Im Augenblick des Aufschlages der Ma schine auf das Wasser habe er eine Höhe von 75 Metern an gegeben. „News Chronicle" gibt an, daß der Flugzeug führer, der bekanntlich gerettet werden konnte, aus dem Flugzeug geschleudert worden sei, bevor dieser das Wasser berührte. Der Flugzeugführer konnte bisher nicht ver nommen werden, da sein Zustand es bisher unmöglich machte. Am Mittwochabend konnten zwei Leichen der Ver unglückten geborgen werden. * Beunruhigende Ausmaße der Nebcrschwemmungen im Süden Englands. Die Ueberschwemmungen im Süden Eng lands nahmen im Laufe des Donnerstags beunruhigende Ausmaße an. Die Themse, die schon feit Tagen Hochwasser führt, steigt beständig weiter, und die Wetterberichte vom Atlantischen Ozean kündigen neue Regeufälle au. Im unteren und mittleren Themsetal stehen weite Siedlung gebiete unter Wasser; der Verkehr wird notdürftig mit Flößen und Kähnen aufrechterhalten. Einige Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten. In der Umgegend von Oxford ist weit und breit nur Wasser zu sehen. Besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen ist die Grafschaft Kent, die Obstkammer Englands, wo viele Gärten überschwemmt sind. * Ausweisung ehemaliger Offiziere der Wrangelarmce -aus der Türkei. Die türkische Regierung hat die Aus weisung zahlreicher Weißrussen verfügt, die sich in der Türker seit 1920, seit dem Zusammenbruch der kaiser treuen Armeen im Bürgerkriege gegen die Sowjets auf gehalten haben. Es handelt sich um etwa 160 ehemalige Offiziere der Armee des Generals Wrangel, die als Staatenlose mit dem sogenannten Nansenpaß des Völker bundes versehen waren. Die russischen Emigranten müssen bis zum 4. Januar den türkischen Boden verlassen haben. Die meisten ausgewiesenen Russen haben den Wunsch geäußert, nach Frankreich zu gehen, jedoch ist ihnen die französische Einreisebewilligung noch nicht erteilt worden. * Todesstrafen im Picracki-Prozeß beantragt. In dem Prozeß gegen die ukrainischen Terroristen, die wegen Er mordung des Ministers Pieracki angeklagt sind, hat der Staatsanwalt Antrag auf Todesstrafe für drei Angeklagte und lebenslängliches Zuchthaus für zwei gestellt. * Amerika verzichtet auf eigenes Botschaftsgebäude in Moskau. - Das amerikanische Staatsdepartement gab am Donnerstag die Pläne für einen Neubau des amerikanischen Gesandtschaftsgebäudes in Montevideo und des General konsulats in Schanghai bekannt. Gleichzeitig wurde be stätigt, daß der Plan, ein eigenes Botschaftsgebäude in Moskau zu errichten, aufgegeben worden ist. * Neue Studentenunruhen in Kairo. Seit einigen Tagen steht Kairo wieder im Zeichen ernster Studenten- nnruhen. Die Kundgebungen steigerten sich am Donnerstag zu solcher Heftigkeit, daß die Polizei sich zu scharfem Feuern veranlaßt sah. Zehn Hochschüler wurden dabei schwer verletzt. Die Studenten hatten die Beamten vorher durch einen wahren Hagel von Steinen und anderen Wurfgeschossen arg in die Enge getrieben, aus der sie sich durch die Schußsalve wieder befreien konnten. Neueste Nachrichten. Unsaubere Elemente werden nicht geduldet. Sonneberg, 3. Januar. Die Justizpressestelle beim Amtsgericht Sonneberg teilt mit: Gegen zwei Fabrikanten aus Mengersgereuth-Hämmern ist der Verdacht aufgetaucht, daß sie sich bei der Lieferung von Plaketten für das Winter hilfswerk Unregelmäßigkeiten haben zuschulden kommen las sen. Die zuständigen Parteistellen und die Strafversolgungs- behörde haben die Untersuchung der Angelegenheit sofort eingeleitet. Da die beiden Fabrikanten des Betrugs drin gend verdächtig sind, wurden sie in Untersuchungshaft ge nommen. Einer von ihnen, der Mitglied der Partei war, wurde sofort ausgeschlossen. Die verschollenen französischen Rekordflieger in der Wüste aufgefunden. Paris, 3. Januar. Die beiden französischen Flieger De Saint-Exupert und Provost, die auf einem Fernflug Paris—Tunis—Saigon (Indochina) seit vier Tagen in Nordasrika verschollen waren, sind am Donnerstagabend ohne ihr Flugzeug in Kairo eingetroffen. Nach ihrem Be richt hat ihr Flugzeug in der Nacht zum 30. Dezember bei sehr unsichtigem Wetter und bei völliger Dunkelheit den Boden berührt. Dabei wurde der Wasserbehälter des Flugzeuges gestört. Die beiden Flieger ließen ihr beschädig tes Flugzeug zurück und machten sich zu Fuß auf den Weg nach Kairo. Nachdem sie drei Tage durch die Wüste gewan dert waren, trafen sie völlig erschöpft und fast verdurstet auf Beduinen und auf einen Ingenieur, der sie nach Kairo geleitete. Kirche verweigert einem Ritter der Ehrenlegion die kirch liche Beisetzung. Paris, 3. Januar. Einem 84jährigen Mitglied der Action francaise in Nantes, einem Major, Ritter der Ehrenlegion und Kriegsfreiwilligen von 1870, der vor einigen Tagen gestorben war, hat die Kirche die Beisetzung versagt. Der Trauerzug hielt vor der geschlossenen Kirchen tür, und das Gefolge sang das Credo. Durch diese Worte wurden alle auf ihn aufmerksam und traten neben ihn. Auf dem Tisch lagen in wildem Durcheinander einige kostbare Ringe aus Dusolinas Privatbesitz, ein ansehnlicher Packen Papiergeld und nach lässig in Seidenpapier eingewickelt der so heiß gesuchte Brillant. Dieser Anblick peitschte Dusolina mit ihrer letzten Kraft in die Höhe, und sie raste zu Bridge hin, ihr mit aller zu Gebote stehenden Macht ins Gesicht zu schlagen. „Du! — Du Natter, du! — Du bringst mich um meine Genugtuung! Du hast mich bestohlen! — Du bist ja noch viel gemeiner, als ich je geglaubt hätte! Wann — wann hast du das getan!?" Dusolina krallte sich mit ihren feinen Spinnenfingern in den fetten Hals der Bridge, deren hervortretende Froschaugen starr auf Dusolina sahen. Mit der letzten Kraft schlug Dusolina ihre Finger tief in das fette Fleisch des Halses, aber ehe sie noch ein Wort reden konnte, sank sie mit einem furchtbaren Schrei zusammen und lag vor Bridge am Boden, welche nur höhnisch lachte. Aber im nächsten Moment hatte ihr Rudi eine der artige Ohrfeige gegeben, daß sie für Minuten nicht wußte, was oben und was unten war. Robert und Hermann betteten Dusolina, deren Herz schon stille stand, auf einem langen Diwan und deckten sie mit einer Decke zu, nachdem Hermann die gebrochenen Augen geschlossen hatte. Dann löste Hermann die Binde der Bridge, packte sie wie ein schmutziges Tier im Genick und zerrte sie nach dem Ausgang, Bacco zurufend: „Sofort raus mit der Person! Achten Sie darauf, daß sie mit einer unserer Gondeln wegfährt." „Wo soll ich denn hin mitten in der Nacht, ohne Geld und Koffer?" hatte Bridge noch die unerhörte Frechheit zu fragen. .Fahren Sie zur Hölle, aber möglichst schnell, Sie un verschämte Person! Danken Sie Ihrem Gott auf den Knien, daß wir Sie nicht zur Anzeige bringen!" Bridge hielt es doch für besser, lieber still mit Bacco zu gehen, dem es ein Hochgenuß war, diese ihm so ver haßte Frau hinauszubefördern. Thea und Julia saßen ganz erstarrt an dem Tisch und sahen nur immer den klaren, reinen Brillanten an, der so viel Unglück, so viel Verbrechen und aber auch viel Glück verursacht hatte. Wie eine große Träne lag er auf dem Purpurtuch des Tisches, kühl, unnahbar und unwirklich, wie jeder un- gesaßre Brillani wirkt. Schaudernd schob Thea ihn bei seite und sagte leise zu Hermann: „Ich mag nichts von ihm haben, keinen Anteil daran! Komm, Rudi, er soll dir ganz allein gehören!" Sie gingen alle hinaus aus den Hof. „Thealein, ich habe das Herz nicht, abzulehnen, denn meine kleine Julia muß ihren Palazzo wiederhaben, und da brauche ich Geld, viel Geld! Und in ein schönes Haus umgewandelt, wird der Stein uns noch viel Glück und Freude bringen, nicht wahr, Julia?" „Willst du denn wirklich den Palazzo Doriano kaufen?" Julia wagte sich mit ihrer Freude noch nicht heraus. „Aber sicher, Engelein, allerdings wird der Schwager heftig mit zusteuern müssen, aber das tut er gern, wie ich ihn kenne." Rudi legte den Stein in seine Tasche und schüttelte dann Robert fest die Hand. „Du, alter Junge, hast doch das meiste Talent von uns allen zum Detektiv! Denn ohne deine Beihilfe segelte die Bridge bald mit unserem Kohinor nach England. — So — und nun, Kinder, laßt uns gehen, denn hier ist mir der Aufenthalt nicht eben gemütlich." Er sprach damit allen aus dem Herzen und schnell verließen sie, nachdem sie mit Bacco die nötigen Formali täten erledigt hatten den Palazzo Frarari, der seine Pforten schloß hinter dem Drama der letzten der Frararis. Thea gab am nächsten Morgen sofort ein Telegramm an ihren Onkel auf, der in diplomatischer Mission in Deutschland weilte. Dann blieben sie alle noch bis zur Beerdigung der Marchesa von Löbell in Venedig. Rudi erledigte mit seinen begeisterten Schwiegereltern noch den Rückkauf des Palazzo Doriano, der mit Zustimmung des Herrn von Löbells an den Amerikaner gegen den Palazzo Frarari ausgetauscht wurde. Und einige Wochen später war auf Damin eine herr liche Doppelhochzeit, und Damin hatte wie zu den besten Zeiten, viele Gäste. Rach der Trauung fuhren zwei Autos vor, und in dem einen fuhr Rudi mit seiner Julia auf die Hochzeits reise nach Schweden, das seine kleine Italienerin noch nicht kannte, und Thea und Hermann fuhren nach Florenz, um dann einige Wochen später sich von Genua aus nach Süd amerika einzuschiffen. Ende.
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