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Ottendorfer Zeitung : 12.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193601129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360112
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-12
-
Monat
1936-01
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.01.1936
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rer r, sie Wähl ¬ er >s Diploma- vertretenen l und dem rächt haben, rus. Worte, die geoölkerung veralt einen das Jahr itte ge- ahl arbeits- und dadurch reraden die ng und Fa- irtschaft hat rs verständ- !r Arbeit — :n gegen die Hern, ist im mrden. So asere Ardelt en mit dem fortzusetzen, en Völkern lf allen Ee- zusammen- Menjchheit, che Streben itiger Nück- sehen. Ich utsche Volk us, in der artete lkern nit freund- chen Korps des Reichs- igungen straße cnt- Führer zur enkcmpanie von der lhelmstraße men. Trotz eine große t herzlichen Begleitung raüeulnant i Wachregi- u Gilsa, los; sich ein bersten Be- f Hitler. H schon in >. „Wozu Tage sind Sache, ob tun!" rief gkeit zum ; peinliche n Freund ist leider ine Stelle „Gern — terkomme. Juristen?" ß ihn der m Augen- lung auf- Findling Der spär- ilich nicht rte straffe rn streckte rtd Regen zu retten, te in auf- -eutungs- Hand auf die Zügel wegungs- ;t hatten: ein übel zerplatz- das Auto da hatte -en hatte; rmen her Mtschbockl Lin Wunden «len I-ußlfaki-Kr Mes Ml-MflWW mt W-M.4DSWsWMW. Ein Geburtstagsgeschenk für die Lufthansa Am Donnerstagnachmittag konnten die Ernst-Heinkel- Nugzeugwerke G m. b. H. der Oeffentlichkeit das neue deutsche Schnellverkehrsflugzeug kke 111 vorstellen, das sie für die Deutsche Lufthansa in zweijähriger Arbeit gebaut haben. Das neue Flugzeug ist eine Erweiterung der im Dienst befindlichen Blitzflugzeuge und wird als erstes Ver kehrsflugzeug der Welt die 400-Std.-Kilometer-Erenze im Luftverkehr überschreiten. Damit ist eine gewaltige tech nische Schöpfung gelungen, zumal bei diesem schnellen Luft verkehr nicht wie bisher nur vier Passagiere befördert wer den können: das neue deutsche Schnellflugzeug tie 111 er möglicht durch technische Vollendung und Ausnützung aller moderne Erfindungen die Mitnahme von zehn Fluggästen und 200 Kilogramm Gepäck und Post. Die Entstehungsgeschichte des neuen deutschen Schnell slugzeuges begann mit dem erfolgreichen Einsetzen der Heinkel-Blitzflugzeuge im deutschen Luftverkehr Es erwies sich, daß der Andrang zu dem Schnellverkehr im deutschen Luftnetz sehr stark war und damit neue Verkehrs bedürfnisse hervorrief. Die Lufthansa regte deshalb den Bau einer gleichschnellen Maschine an, die jedoch eine größere Transportkapazität besitzen sollte. Die technischen Borarbeiten, die von Dr. Heinkel und seinen Ingenieuren geleistet wurde, nahmen die letzten beiden Jahre in An spruch. Fest stand schon vor längerer Zeit, daß dieses neue Flugzeug zwei Motoren erhalten sollte von je 800 bis 000 98. Ferner war selbstverständlich, daß auch diesmal wieder ein Flugzeug mit einziehbarem Fahrgestell und einzieh barem Spornrad zu bauen war. Geringster Luftwiderstand. Das Flugzeug, daß die Heinkel-Werke nun am Don nerstag mit Vertretern der Presse auf dem Tempelhofer Flughafen vorführten, war schon in seiner Form ein Wun der an Einfachheit und Zweckmäßigkeit. Es ist bei der Kon struktion und beim Bau des „tle 111" größter Wert darauf gelegt worden, einen möglichst geringen Luftwiderstand zu erzielen. Das neue Flugzeug ist ein Tiefdecker mit völlig glatter Außenhaut. Die Jnnenkonstruktion des Flugzeuges, die Beplankung von Flugzeugrumpf, Tragflächen und Leit ¬ werk sind aus Leichtmetall. Die Inneneinrichtung, die von dem Architekten Professor Breuhaus entworfen wurde, bietet den Fluggästen weitestgehende Bequemlichkeit. Das Innere ist in zwei Abteile für Raucher und Nichtraucher geteilt. Im Rumpf befinden sich Toiletten, Wasch- und Ge päckräume. Die beiden Motors sind an den beiden Flügeln angebracht, sie liegen fast einen Meter hinter der Nase des Flugzeuges — der Spitze des Rumpfes — vor dem Flug gastraum zurück, und die Konstrukteure glauben mit dieser Anordnung alle noch vorhandenen Unannehmlichkeiten für die Fluggäste, wie Benzingeruch und Vibration, ausgefchai- tet zu haben. Verdreifachung der Reisegeschwindigkeit. Mit dem neuen Heinkelflugzeug wird es der Deutschen Lufthansa möglich sein, die Flugzeit bis zu 40 Prozent zu beschleunigen. Gerade in diesen Tagen, in denen die Deutsche Lufthansa auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblickt, ist der Fortschritt, den die neue Heinkel-Maschine bringt, klar er sichtlich. Vor zehn Jahren noch war die Reisegeschwindig keit 120 bis 140 Stundenkilometer. Die neue Heinkel „bte 111" ermöglicht die lleberwindung von durchschnittlich 350 Kilometer in einer Stunde. Die neue Maschine hat eine Spannweite von 22,60 Meter und eine Länge von 17,10 Meter. Die Höhe ist 3,90 Meter. Das Flugzeug, das am Donnerstag erstmalig der Presse auf dem Tempelhofer Felde vorgeführt wurde und auf den Namen „Dresden" getauft ist, lief noch mit den Motoren der BMW von je 660 L8, wird jedoch in Kürze neue Motoren von je 880 ?8, eingebaut bekommen und dann bei einem Fluggewicht von 7600 Kilogramm eine Höchstgeschwindigkeit von 410 Stundenkilometer besitzen. Der Aktionsradius dieser Maschine ist 1500 Kilometer groß, die Steigzeit aus 1000 Meter nur 2,5 Minuten. Bei den Probeflügen in Berlin imponierte besonders das technisch vollendete, einziehbare Fahrgestell und die enorme Wendig keit und Steigfähigkeit dieser immerhin schon schweren Ma schine. Der deutsche Luftverkehr erhält in ihr ein Flugzeug von unerreichter Leistungsfähigkeit, über die hinaus es vorerst wohl keine weitere Verbesserung geben kann. Unzufriedene Sanktionschauvinisten London, 9. Januar. Der liberale „Star", ein Blatt, dem stets auf dem Gebiet der Sühnemaßnahmen nicht genug geschieht, befaßt sich mit den französischen Flottenbewegun- gen in durchaus abfälliger Weise. Es bezweifelt ihren tät lichen Wert und meint, daß diese Maßnahme keinerlei Ein druck auf diejenigen machen werde, die eine ehrliche Anwen dung von Sühnemaßnahmen wünschten. „Star" erlaubt es sich sogar, von einem „Bluff Lavals" zu reden, der nichts anderes be deutet, als daß das Oelaussuhrverbot in noch weiterer Ferne liege als zuvor. Das britische Eesamtkabinett müsse noch eine formale ^b'cheidung in dieser Frage treffen; indessen hätten so wohl das Kabinett als auch das Foreign Office bereits den Gedanken fallen gelassen, daß England auf dem Gebiete der Ciihnematznahmen von neuem die Initiative ergreife. Das fei der Grund, warum Laval in dieser demonstra tiven Form England die Unterstützung der französischen Flotte anbiete; denn er wisse, daß die Dienste der Flotte nicht benötigt würden. Es werde daher in Genf Sache der kleineren Mächte fein, mit oder ohne Unterstützung Sowjet- rußlands das Oelausfuhrverbot vorznschlagen. Südafrikas Antwort an die Sanktionskonferenz. Genf, 9. Januar. Die Südafrikanische Union hat als -rstes Land ausführlich zu dem von der Sanktionskonfereng ausgearbeiteten Vorschlag Nr. 5, der sich auf die gegenseitige Unterstützung der an den Wirtschaftsmaßnahmen gegen Jta- uen teilnehmenden Staaten bezieht, Stellung genommen. . 2n einem Schreiben an den Generalsekretär des Völ- ttrbundes erklärt die südafrikanische Regierung, sie werde sicherstellen, daß kein Land, das nach Artikel 16 vorgehe, die ihm aus der Meistbegünstigungsbestimmnng zustehenden Vorteile einbüße. Andererseits sei Südafrika bereit, einen Verzicht auf seine Rechte aus der Meistbegünstigung zu er wägen zugunsten eines Landes, das durch seine Teilnahme an den Sühnemaßnahmen Einbußen in seinem Handel mit Italien erleide. Voraussetzung sei jedoch, daß andere Län der bereit seien, der Südafrikanischen Union in einem ge eigneten Fall eine entsprechende Behandlung zuteil werden zu lassen. Südafrika werde ferner mit Völkerbundsmitglie dern, die an der Durchführung von Sanktionen nicht teilneh men, kein Handelsabkommen auf der Grundlage von Tarif zugeständnissen oder der Meistbegünstigung abschließen. Morgan finanzierte 84 v. H. der amerikanischen Waffenausfuhr. Washington, 9. Januar. Vor dem Senatsausschuß für Rüstungsuntersuchung wurde am Donnerstag die Tat sache enthüllt, daß die Waffenausfuhr der Bereinigten Staaten nach Europa von einem Betrag von 125,7 Mil lionen Dollar in den drei letzten Jahren vor Ausbruch des Weltkrieges auf 2187,3 Millionen Dollar" in den Jahren 1915 bis 1917 anstieg. Von diesem Ausfuhrwert wurde ein Betrag von 84 v. H. von der Morganbanh finanziert. Im gleichen Zeitraum stieg, wie der Senats-- ausschuß weiter feststellte, die amerikanische Ausfuhr von kriegswichtigen Rohstoffen, wie Kupfer, Messing, Zink usw., von 166 Millionen auf 1202 Millionen Dollar. Der Untersuchungsausschuß des Senats beabsichtigt anscheinend, das Ergebnis seiner Feststellungen für die bevorstehende neue Neutralitätsgesetzgebung zu verwerten. Orkan über dem Rheinland. Düsseldorf, 10. Januar. Düsseldorf wurde am Freitag um 13.30 Uhr von einem schweren Unwetter heim gesucht. Verbunden mit starkem Hagelschlag und einem ge waltigen Sturm ging ein Gewitter nieder, das in verschiede nen Stadtvierteln schwere Schäden verursachte. Zahlreiche große Schaufensterscheiben wurden eingedrückt. Ein Blitz schlag zerriß die Oberleitung der Straßenbahn, Kioske wur den umgeworfen, das Dach der Städtischen Tonhalle wurde teilweise abgedeckt, zahlreiche Bäume wurden entwurzelt. Bei vielen Häusern wurde der Stuck abgerissen. Durch das herabfallende Gestein erlitten verschiedene Passanten Ver letzungen. Bei dem Sturm handelt es sich um eineWindhose, die mit ungeheurer Wucht über einzelne Stadtteile hinweg fegte. Sie kam von Düsseldorf—Heerdt über Oberkassel, den Rhein hinweg und setzte sich dann in der Innenstadt fort über die Schadowstraße bis an die Städtische Tonhalle, und ebbte in Richtung vom Worringer Platz ab. In den Stadt teilen und Straßenzügen, über die die Windhose hinraste, sind zahllose Bäume entwurzelt, in Oberkassel sind Bäume von einem Meter Durchmesser wie Streichhölzer umgeknickt. Die Dachziegel wirbelten überall in die Luft und rasselten zur Erde. Es sah manchmal so aus, als entblät tere ein starker Herbstwind die Bäume, so dicht war an vielen Stellen das Durcheinanderwirbeln der Dachziegel. An zahllosen Geschäftshäusern wurden die großen Fenster scheiben einfach eingedrückt. Der Leiter der Düsseldorfer Feuerwehr, Branddirektor Riede, gab bekannt, daß im ganzen 2 Tote und 15 Schwerverletzte zu verzeichnen sieien. Die Zahl der Personen, die durch her- abfallende Trümmer Verletzungen davongetragen haben, ist ziemlich groß. Auch der Sachschaden, der sich bisher noch nicht annähernd abschätzen ließ, ist sehr bedeutend. Die Windhose hatte eine Breite von etwa 150 Metern. Die Auf- rüumungsarbeiten an den größeren Schadenstellen setzen sich, zum Teil im Licht von Scheinwerfern, Lis in die späten Abendstunden fort. Fabrikhalle umgeweht. Besonders schweren Schaden richtete das Unwetter in der Schamottefabrik Koppers in Oberkafsel an. Eine langgestreckte Fabrikhalle wurde umgeweht. Die großen Schornsteine fielen um und stürzten auf die benachbarten Privathäuser. Nicht weniger als 6 Personen wurden schwer und 6 leicht verletzt. Auch im Heerdter Hafen waren die Wirkungen des Wirbelsturmes verheerend. Dort stürzte ein Loko motivschuppen ein, wobei eine Person getötet und zwei schwer verletzt wurden. Hart an der Stadtgrenze an der Bocholter Straße stürzte ebenfalls eine Fabrikhalle ein. Die Zahl der Opfer betrug in diesem Falle: ein Toter, fünf Schwerverletzte und eine ganze Reihe Leichtverletzter. Die Wucht der Windhose läßt sich daraus ersehen, daß Mauern von 50 Zentimeter Dicke einfach umgeworfen wurden. In der Städtischen Tonhalle in Düsseldorf wurde das Da ch d es g ro tz e n Ka i s e rs aa les abg ed e ck t, von dem Sturm weggetragen und über Häuser und Gärten nie dergeworfen. Hier sind glücklicherweise keine nennenswerten Unfälle hervorgerufen worden. Ein Kirchturm abgedreht. Köln, 10. Januar. Eine zweite Windhose brauste am Freitag etwa 17 Uhr in einer Breite von 15 Metern über den Ort Hamm an der Sieg hinweg. Die benachbarten Orte und Seitentäler der Sieg wurden nicht berührt. Da gegen hat der Sturm in Hamm schwere Verwüstungen an gerichtet. Der 45 Meter hohe gotische Turm der alten evan gelischen Kirche wurde von der Windhose gepackt und in 30 Meter Höhe glatt abgedreht. r Die hochragende Spitze sauste dann auf das Dach der Kirche, das schwer beschädigt wurde. Von den auf die Straße stürzenden Trümmern würde glücklicherweise niemand ge troffen. Der 25 Meter hohe Feuerwehrturm des Ortes wurde von dem gewaltigen Sturm, der etwa vier Minuten an hielt, umgekippt und liegt aus dem Gerätehaus. Sämtliche Dächer des Ortes sind beschädigt und eine große Zahl vollständig abgedeckt. Die Feuerwehr nahm mit der SA. die Aufräumungsarbeiten auf. kj «Nachdruck verboten.) Der Bildhauer mußte Atem schöpfen. Die Entdeckung, dieses gefährliche und doch wertvolle Objekt in der Hand Zu halten, wie eine gefangene Fliege, überwältigte ihn. Er brauchte nun nicht mehr mit zusammengebissenen Zähnen zu lächeln; seine zerrütteten Nerven ertrugen keine weitere Belastung durch Mißverständnisse und Fehlschläge wehr. Das Antlitz, das ei seinem Nachbar zuwendete, be stand ausschließlich aus Glitzeraugen und einem gefletsch- ün Gebiß. „Sie scheinen an Größenwahn zu leiden?" rief und ließ die Stimme unbekümmert brodeln. „So also sehen die Leute aus, die man in der Nacht in sein Haus dufnehmen soll? Schweigen Sie!" schrie er, als der andere uufmucken wollte. „Schweigen Sie! Und hören Sie zu! Ich werde Ihnen jetzt einen Vorschlag machen . . . Sie können ihn annehmen oder ablehnen Wenn Sie ihn an- «ehmen und Ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit durch- mhren, erhalten Sie nicht nur drei Tage freie Station, Essen und Quartier, sondern auch zwanzig Schilling. Im Adern Fall werfe ich Sie augenblicklich aus meinem ^agen, und Sie können im Straßengraben übernachten!" „Was wollen Sie von mir?" „Es handelt sich um folgendes: Graf Herdegen, der Esther von Veitschberg, will sein Gut verkaufen . . . Ich orucke mich da unklar aus: er will nicht — er muß ver- ^ten, weil er weder weiterkann noch imstande ist, aus heruntergewirtschafteten Besitz die Hypothekenzinken ö^uszuholen. Also: Er muß verkaufen, und es hat sich auq ein Narr gefunden, der augenscheinlich geneigt wäre, , " ganzen Krempel auf den Buckel zu nehmen: ein Ameri- mner, der seinen beginnenden Gehirnschwund in Europa behandeln läßt . . . „Wie meinen Sie das?" „„Reden Sie nicht dazwischen! Sie werden also die blle meines kranken Freundes übernehmen ..." „Was heißt das: Ich werde? Vielleicht werde ich < Sie wollten mir doch die Sache als Vorschlag unterbreiten?" wollet— werden — sage ich jetzt! Wenn Sie nicht muß ich im Straßengraben übernachten! Das rch nun schon." „Wenn Sie nicht wollen —?" Pauls Angesicht zeigte sich im spärlichen Lichi unter dahinjagenden Wolken derart wild entschlossen, daß der Fremde zu ahnen begann, diese Begegnung bedeute für ihn so etwas wie eine zu geschnappte Falle. „Wenn Sie nicht wollen, dann werde ich ein kleines Gespräch mit dem Gendarmeriekommando führen — von der Auffindung jenes Autos dort drüben!" Er deutete mit dem Daumen nach hinten. „Werde Meldung erstatten und eine Beschreibung unseres Zu sammentreffens geben, das ja unmittelbar nach dem Platzen des Reifens erfolgte . . ." Der andere schwieg. Der Wind heulte stark. „Also", fuhr Paul fort, „also: Sie begreifen, daß es nicht nur für mich, sondern auch für Sie nicht unvorteilhaft ist, acht undvierzig oder zweiundsiebzig Stunden lang meinen Freund Gustav Schmitz darzustellen?" Hier machte die Straße eine Wendung, von dem stall witternden Pepi in flottem Tempo genommen, so daß der Fremde mit seinem ganzen Gewicht auf Paul fiel. „Schmitz —?" flüsterte er. „Ich soll Gustav Schmitz sein? Warum? Wie komme ich dazu? Ich bin doch nicht Ich verstehe Sie überhaupt nicht " „Sie verstehen mich ausgezeichnet! Ich habe gar nicht zu hoffen gewagt, daß Sie mich so gut verstehen würden. Wir haben noch einen knappen Kilometer bis nach Hause; diese Zeit können wir nicht mit Herumreden vergeuden. Ich werde Ihnen nun Anweisungen geben. Passen Sie gut auf!" * * Das langgestreckte Gebäude des Gutshofs erweckte in der Finsternis den Eindruck, als habe es der Regen noch ein paar Meter tiefer in die Erde gedrückt. Von der Höhe des Wagens gesehen, wirkten die Fenster hinter den ge bauchten Barockgittern, als führten sie in unterirdische Räume. Ein Hund mit hoher Stimme kläffte wie besessen, und dann schlug die Tür auf, und ein Mädel schrie: „Vater — Katl — kommt doch heraus! Sie sind da!" Die Familie hatte sich wie die sieben Schwaben auf den bekannten Bildern aufgebaut. Ganz vorn stand Marianne, zweifellos die mutigste Persönlichkeit der Kampftruppe, mit flammend blauen Augen unter unglaub lich schwarzen Haaren; dann die Köchin Katl, eine Mischung von Mißbilligung und unterdrückter Rührung; dahinter, die anderen weit überragend, das strenge Antlitz Direktor Mays; und im Hintergrund das alte Haus, das seine Dachbalken auf eine Art vorstreckte, als wehre es sich instinktiv gegen den Eintritt der beiden halb erfrorenen Männer, die noch immer neben dem Wagen standen. Nach und nach kam die Geschichte in Schwung: Marianne fiel dem Bruder um den Hals, indes der Hund Stanzl unter irrsinnigem Gebaren Anstalten traf, ihm die Hosen auszuzichen; Katl bemächtigte sich schluchzend des Gepäcks, und der Vater Hub an, ihm kraftvoll auf die Schulter zu klopfen „Also seid ihr doch noch herauf gekommen!" äußerte er dabei anerkennend. „Wir fürch teten schon, ihr würdet dieser Fahrt durch die Finsternis ausweichen und lieber im Dorf übernachten. Unangenehme Reise gehabt — was?" „Ja", stöhnte Paul unter der Schwester massiver Wiedersehensfreude, „es war ziemlich scheußlich." „Lieber Herr Schmitz —!" Direktor May streckte die Hand aus. „Ich brauche Ihnen wohl nicht zu versichern, daß mir Ihr Besuch herzlich willkommen ist. Nicht nur, weil Sie in einer für unser aller Schicksal so bedeutungs vollen Mission kommen, sondert! auch aus rein persönlichen Gründen mancherlei Art . . ." Es erfolgte keine Antwort. Das Händeschütteln schien des neuen Gastes Geisteskräfte vollauf in Anspruch zu nehmen. Er gehörte offenbar zu den Denkern, die zu gleicher Zeit nur eine einzige Sache erledigen können. „Treten Sie ein!" sagte Vater May gütig. „Unser Haus ist klein und altmodisch. Es wird Ihnen bei uns recht eng Vorkommen; Sie sind an größere Maßstäbe ge wöhnt ..." „Durchaus nicht!" erwiderte der Bewillkommie höflich. „Soviel sich in der Finsternis erkennen läßt, hat hier alles gerade die richtigen Ausmaße. Sie sehen mich entzückt!" Paul bekam wieder Luft. Marianne hotte des Bruders Hals plötzlich losgelassen und drehte sich um. Sie gewahrte einen langen, hageren Menschen, der sie mit offensichtlichem Wohlwollen betrachtete und diese Tätigkeit derart hingegeben ausübte, daß er gar nicht bemerkte, wie bedrohlich sich die die Farbe ihrer Augen veränderte. Wenn sie vorher blauen Enzian, Bergsonne und Wärme wider strahlten, so gemahnten sie nun an Gletschereis. Wiederum trat ein längeres Schweigen ein, das schließlich vom Sohn des Hauses unterbrochen wurde, der, schwere innere Widerstände niederringend, seinen Kame raden mit freundschaftlichem Grisi bei der Schulter packte. „Das ist also mein Freund Gustav Schmitz, Marianne!" sagte er jovial. „Jetzt ist er leider ein bißchen schmutzig ... Wir mußten immerzu absteigen, um den steckengebliebenen Wagen wieder flottzumachen, und dabei hat Gustav auch seinen Hut verloren... In gewaschenem Zustand präsen tiert er sich aber ganz nett." (Fortsetzung folgt.)
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