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er habe sich das Türschild mit dem Doktortitel seinerzeit in Er wartung der Promotion anfertigen lassen. Als später die Pro motion ausblieb, habe er aus Unachtsamkeit die Entfernung des Türschildes versäumt. Zu erklären bleibt nun noch, wie der Doktortitel vor Hillers Namen in das Leipziger Adreßbuch ge kommen ist. Neichstagssitzung am 20. Febrnar. Berlin, 11. Febr. Der Aeltestenrat des Reichstages trat am Montag nachmittag zu einer Beratung über die Wieder- «inberusung des Reichstages zusammen. Er beschloß, die nächste Plenarsitzung aus Mittwoch, den 20. Februar, nachmittag 3 Uhr anzuberaumen. Die Tagesordnung wird erst später am Ende dieser Woche festgestellt werden, diese hängt in erster Linie davon ab, ob die dritte Steuernotverordnung in die Form des Gesetzes umgeändert wird, das vom Reichstag zu beschließen ist. Nicht wahrscheinlich ist es, daß dem Reichstag noch die Wahlgesetz vorlage unterbreitet wird. Vor der Erhöhung -er Beamtengehälter Berlin, 11. Febr. Im Fünfzehnerausschuß des Reichs tages wurde eine Verordnung zur Abänderung der 12. Ergän zung des Besoldungsgesetzes behandelt, wonach der Reichssinanz- minister ermächtigt wird, anderweitige Sätze für die Grund gehälter festzustellen. Die Verordnung gibt dem Reichssinanz- minister die Möglichkeit zu einer Erhöhung der Goldgrund gehälter der Beamten, sobald es die wirtschaftliche Lage irgend wie gestattet, ohne daß technische Schwierigkeiten hindernd ent- gegenstehen. Der Ausschuß ersucht die Regierung, bei einer «v. Neuregelung der Gehälter die Frauen- und Kinderzulagen weiter zu erhöhen. Der Verordnung wurde zugestimmt, ebenso dem Entwurf einer Beamtensiedelungsverordnung. Das Ergebnis der Thüringer Wahlen. Weimar, 11. Febr. Nach dem Ergebnis der Thüringer Landtagswahlen verteilen sich die Sitze folgendermaßen: Ord nungsbund 32 Mandate, Völkische 7, Mehrheitssozialisten 13, Kommunisten 12, zusammen 64. Das Verhältnis wird sich wahr scheinlich noch so verschieben, daß der Ordnungsbund mit einer Abgeordnetenmehrheit zu rechnen hat. Die Wahl ging unter sehr starker Beteiligung vor sich, etwa 84—100 Prozent. Die von demokratischer Seite propogandierte große Koalition ist nicht unbedingt notwendig, auch eine Mchrhelt von Landbund, Deut scher Volkspartei, Deutschnationaler Volkspartei und Völkischen könnte die Linke in Schach halten. Urteil im Münchener Sprengstoffprozetz. München, 11. Febr. In dem Sprengstoffprozeß gegen die in der Villa Flora bei einer geheimen Versammlung ver hafteten 11 Kommunisten siel heute nachmittag um 5 Uhr durch das Volksgericht das Urteil. Die Hauptangeklagten Schlosser Erich Steinfurth und Christian Kammerer wurden zu je 2 Jahren Zuchthaus wegen eines Verbrechens gegen das Spreng- stoffaesetz in Tateinheit eines Verbrechens des Hochverrates ver urteilt. Zwei weitere Angeklagte wurden zu je einem Jahr Zucht haus, die übrigen zu Gefängnisstrafen und Festungshaft von 6 Monaten bis zu einem Jahr verurteilt. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Als die Angeklagten abgeführt wurden, sanken kommunistische Anhänger auf der Straße die kommunistische Internationale. Geplante kommunistische Demonstrationen verhindert. — 85 Kommunisten verhaftet Königsberg i. Pr., 12. Febr. Der politischen Abtei lung des hiesigen Polizeipräsidiums ist es mit Hilfe der Polizei gelungen, am 11. Febr. abends eine Versammlung von kommu nistischen Führern bei der Beschlußfassung der für den 13. Febr. geplanten Demonstration zu überraschen und auszuheben. 85 Teilnehmer der Versammlung wurden verhaftet. Es ist zu hoffen, daß mit diesem Zuge die geplante Demonstration ver eitelt wird Trotzdem werden alle Vorsichtsmaßregeln getroffen. Macdonald beim König. London, 11. Febr. Ministerpräsident Macdonald hatte heute eine lange Audienz beim König. Wie verlautet, hat er über die während seiner dreiwöchentlichen Amtstätigkeit erzielten Erfolge der englischen Politik Bericht erstattet und ihm sein künf tiges politisches Programm vorgelegt, das er morgen dem Unter- Hause mitteilen wird. Der deutsche Botschafter bei Poincare. Ueberreichung der deutschen Antwort auf das letzte französische Memorandum. Paris, 11. Febr. Der deutsche Botschafter Herr von Hoesch wurde heute nachmittag um 2,15 Uhr von Poincarö empfangen, um ihn die Abschrift seines Beglaubigungsschreibens und den Entwurf feiner Rede vorzulegen, die er bei seinen dem nächst stattsindenden Empfang durch den Präsidenten Millerand halten soll. Die Aussprache mit Poincare nahm 40 Minuten in Anspruch. Herr von Hoesch hat PoincarS die Antwort der deutschen Regierung auf das letzte französische Memorandum überreicht und eine Reihe mündlicher Erläuterungen daran ge knüpft. Ueber den Inhalt des deutschen Schriftstückes wird Still schweigen bewahrt. Im Verlaufe der Unterredung wurden die Reparationsfragen erörtert und die französisch-deutschen Bedin gungen allgemein zur Sprache gebracht. Das Problem der Rheinpsalz ist dagegen, wie man in den Kreisen der deutschen Botschaft erklärt, nicht gestreift worden. Sachverständige und Reparations- Kommission. Puris, 11. Febr. Der offizielle Bericht der Sachver ständigenausschüsse in Berlin ist am Nachmittag hier noch nicht oingetrvjfen. Die Reparationskommission will ihn vorläufig nicht veröffentlichen. Die nächste Sitzung der Sachverständigenaus- schüsse in Paris findet voraussichtlich am Montag statt. An ihr wird auch Dr. Schacht teilnehmen, um die Verhandlungen über die Goldbank fortzuführen. Französisches Dementi über die Höhe der Besatzungskosten. Paris, 11. Febr. Von berufener französischer Seite wird die Meldung eines Morgenblattes dementiert, wonach die fran zösischen Bösatzungskosten sich auf 493 Millionen Goldmark belaufen. Es wird behauptet, daß die Besatzungskosten der ge samten Alliierten nur 220—225 Millionen Goldmark ausmachen. Clemenceau bei Millerand. Paris, 11. Febr. Clemenceau ist am letzten Mittwoch von Millerand empfangen worden. In den Kreisen des Elyses wird versichert, dieser Besuch stehe mit der Veröffentlichung des angeblichen Geheimvertrages im Zusammenhänge. Diese Version wird aber in parlamentarischen Kreisen angezweifelt, man er klärt es für sicher, daß die auf Millerands Veranlassung zustande- gekommene Unterhaltung die gegenwärtige innerpolitische Lage und die Möglichkeit ihrer wachsenden Verwicklung betraf. Paris leugnet Paris, 11. Febr. Zu der angeblichen geheimen Denk schrift, die Lord Curzon Macdonald über die Intriguen der fran zösischen Regierung und des französischen Botschafters in London sowie über die Schwierigkeiten, die ihm feine eigenen Beamten im Londoner Auswärtigen Amt bereiten, übergeben haben foll, wird am Quai d'Orfay erklärt, von einem derartigen Schriftstück sei in Paris nichts bekannt. Die Abstimmungen in der französischen Kammer. Paris, 11. Febr. Die Kammer hat heute nachmittag nach kurzer Debatte Artikel 2 der Regierungsvorlage angenom- 5»Spkeris»r kst. Von Kurt Engelbrecht. Kein Zweifel, trotz der Gesundung unserer wirtschaftlichen Lage, trotz der Kursbeständigkeit unserer Mark, trotz des Zu stroms von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen, tritt die Not unserer Gegenwart klarer und eindrucksvoller zutage, als in den Monaten und Jahren der fast von Minute zu Minute höher steigenden Papiergeldflut. Damals verbarg sich die Not hinter den hohen Zahlen, dem Dutzend von Nullen, das man hinter jede Zahl zu. denken benötigt war, hinter dem ewigen Multiplizieren und Umrechnen. Wir wußten alle gar nicht, wie arm wir eigentlich geworden waten. Heute ist solch Selbsttäuschen und Selbstbelügen einfach nicht mehr möglich. Dem Billionenrausch hat uns die wieder zu Ehren gebracht« Friedensmark mit einem Ruck entrissen. Aber wir wissen nun auch, wie leer unsere Hände sind. Keine von Milliarden- und Dillionenscheinen ausgetriebene Brieftasche täuscht uns mehr über unsere wahre Lage. Unvernünftig aber wär« es, wenn wir da- rüber jammern wollten. Der Spekulant mag klagen, und die verwichenen Zeiten wieder herbeiwünschen. Beamter und Ar beiter, Kaufmann, Landwirt und Handwerker jedoch werden, wenn sie irgend vernünftig sind, sich freuen, daß die Zeiten des Billionenschwindels vorüber sind — trotz geringer Löhne und bescheidnen Verdienstes, trotz aller empfindlichen Geldknapp heit. Wie heißt es doch im „Faust"? „Vernunft fängt wieder an zu sprechen." Und alsbald zeigte sich die bildnerische, schöp ferische Macht der Not. Alles Verschleiern und Selbstbelügen hilft nicht mehr; es heißt jetzt ehrlich sein gegen sich selbst. Und damit erwacht das Gefühl gewisser Verpflichtungen und Ver antwortlichkeiten, von denen man in den Schwindeltagen nichts mehr wissen mochte. Man muß wieder Vernunft gebrauchen, um durchzukommen und sein Leben anständig und auskömmlich zu führen. Man muß von neuem lernen, bescheiden und mäßig zu sein, sich in Bedürfnissen und Genüssen Beschränkungen auf zuerlegen. Man spürt wieder die Verpflichtung, für die Zukunft der Seinen, auch für die eigene Zukunft zu sorgen und — zu scharen. Wir finden die offensichtliche Not unserer Tage nm Werk, den Leichtsinn wieder auszurotten, der so üppig Blüten trieb, und das Volk zu einer Gesinnung des Lebensernstes und der gedie genen Lebensauffassung zu erziehen. Und wo Vernunft zu sprechen beginnt, da fängt auch „Hoff ¬ nung wieder an zu blühen." Man hat nicht mehr das trostlose Gefühl, daß alles Arbeiten und Schaffen vergeblich sei. Mit neuer Zuversicht, mit wiedergewonnener Freudigkeit wird die Arbeit wieder ausgenommen, auch wo sie zunächst vielleicht nur kargen Lohn verheißt Man weiß, daß man dem Ganzen dient, man hofft, daß durch die treue Pflichterfüllung des Einzelnen einmal die Not beseitigt und eine Zeit der Sorgen freiheit für Kind und Kindeskind heraufgeführt werde. Mit einem Wort, man denkt nicht mehr nur an sich selbst. Und damit ist unendlich viel gewonnen. Schöpferische Not schafft neue Menschen, ein Geschlecht mit Hellen, von Schaffensfreude leuchtenden Augen, das mutig den Kampf mit den Widerwärtigkeiten des Lebens aufnimmt, sein Vaterland wieder von ganzem Herzen liebt und an der Zukunft nicht kleinmütig verzweifelt. Unsere Spruchweisheit ist über die ! schöpferische Macht der Not sich ganz klar. Da heißt es: „Not ' lehrt beten", „Not bricht Eisen", „Not kennt kein Gebot" usw. Wo man sie, wie wir heute in der Gegenwart, einmal in ihrem ganzen Ernst erkannt hat, da beginnt sie alsbald auch an uns ihr umwandelndes, umschaffendes Werk. Wir können ganz getrost sagen: Nun ist noch nicht alles verloren, denn die Not, die selbst empfundene und mitgefühlte, kommt uns zu Hilfe, die Not, di« der Feind herausbeschwor und der ins Antlitz zu schauen wir endlich, endlich den Mut ge funden haben! ver vankerott Ser ZASnbett. Im Mercure de Franc« veröffentlicht Anne der Salo eine Studie über die Schönheit in der Literatur und kommt zu dem Ergebnis, daß die moderne Zeit den Begriff „Schönheit" im Sinne der Antike nicht mehr schätze. Die ältere europäisch« Literatur ließ bei einer Frau nur die Schönheit gelten, wenn sie fähig sein sollte, Liebe einzuslößen. Durchschnittsmenschen verlangen auch noch heute Schönheit, versichert Madame de Salo, und im täglichen Leben kann man beobachten, daß schöne Men schen einen Empfehlungsbrief an der Stirn tragen, während alle anderen von den Zeitgenossen streng beurteilt werden. Seitdem sich aber die Literatur von den antiken Vorbildern freimachte, schätzt sie nicht nur die Schönheit, sondern auch die geistige Vor züge bei der Frau, die imstande sind, unschöne Körperformen zu verdecken. Bereits Stendhal sagt in seinem Buche ,Jeder die Liebe": Man gelangt dazu, die Häßlichkeit vorzuziehen und zu lieben. Balzac, der die gereiften Frauen für die erotische Literatur entdeckte, sagt sogar: „Glücklich sind die Unschönen, denn ihnen gehört das Königreich der Liebe." Anatol France scheut sich nicht, den Satz zu schreiben: „Verblüht, hübsch, müde, unermüdlich, war sie das Entzücken ihres Kreises." Und in der men. Dieser Artikel besagt, daß bis Ende des Geschäftsjahres 1924 in 'den Staatsdienst keine neuen Beamte eingestellt werden dürfen. Ein Amendemt zugunsten einer Ausnahmebehandlung der Kriegsbeschädigten fand gleichfalls Zustimmung mit 518 gegen 52 Stimmen. Als dann unter dem Beifall der äußersten Rechten und der äußersten Linken ein Antrag auf Annahme eines Zusatz artikels einlief, wonach laufende Zuschüsse an Schiffahrtsgesell schaften aushören, stellte der Finanzminister de Lasseriey die Ver trauensfrage. Das Amendement wurde mit 373 gegen 300 Stimmen abgelehnt. Dasselbe Schicksal erlitt ein kommunistischer Antrag auf sofortige Einziehung der rückständigen Steuern. St. Aulaire bei Macdonald. London, 11. Febr. Heute nachmittag wurde der fran zösische Botschafter Graf St. Aulaire von Macdonald empfangen. Die japanische Wiederaufbauanleihe. London, 11. FeNr. In hiesigen finanziellen Kreisen bringt man der Auflegung der großen japanischen Anleihe das größte Interesse entgegen. Sie stellt die größte Transaktion auf dem Londoner Geldmarkt seit dem Weltkriege dar. In London sollen 25 Millionen Pfund Sterling und ebensoviel in Newyork aufgebracht werden. Baldwin wieder Parteivorsitzender. London, 11. Febr. Die konservative Partei hielt heute, am Vorabend der Wiedereröffnung des Parlaments, eine Kon ferenz ab, in der Baldwin den Vorsitz führte und eine längere Rede über die künftige konservative Politik hielt. Er erklärte: Die Partei werde ihre Schutzzollpolitik, um deretwillen sie bei den letzten allgemeinen Mahlen eine Niederlage erlitten habk, bis zu einem Zeitpunkt sollen lassen, an dem das Land selbst danach verlange. Trotzdem weide die konservative Partei in ihrer zukünftigen Politik stets das Interesse der Industrie vor nehmlich im Äuge haben. Das Prinzip der innerrechtlichen Be vorzugungen und Meistbegünstigungen müßte immer wieder ge wahrt werden, sonst werde die Zukunft Englands auf das Spiel gesetzt. Nach der Rede schlug Lord Balfour die Wiederwahl Baldwins zum Vorsitzenden vor. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Wiederaufnahme der deutsch-polnischen Staatsangehörigkeitsverhandlungen Berlin, 11. Febr. Halbamtlich wird mitgeteilt, daß, um die zwischen Deutschland und Polen noch ungeklärten Staats angehörigkeitsfragen zu regeln, die Verhandlungen, die seit Mitte vorigen Jahres geruht haben, unter Vermittelung des Völker- bundsrates am 12. Februar in Genf wieder ausgenommen werden. Für die daneben vom Völkerbundsrat vorgeschlagenen unmittelbaren deutsch-polnischen Verhandlungen, die parallel mit den Genfer Verhandlungen geführt werden sollen, ist Warschau als Verhandlungsort bestimmt. Das Verhandlungsprogramm im einzelnen hierfür ist noch nicht festgelegt. Aussperrung im rheinischen Textilgewerbe. Köln, 11. Februar. Die Arbeiterschaft in der oberbergischen Textilindustrie ist anSgefperrt worden, weil sie die Anerken nung des Hagener Schiedsspruches über die 57-Stunüenwoche ableynte. Es handelt sich um etwa 2000 Arbeiter. Versammlungsschutz in München. München, 11. Februar. Im Hinblick aus in letzter Zeit Wiederholt unternommene Versuche, öffentliche politiiche Ver sammlungen zu stören und zu sprengen, gibt die Münchener Polizeidirektion bekannt, -aß, wer nichtverbotene Versamm lungen, Umzüge oder Kundgebungen mit Gewalt oder Be drohung verhindert oder sprengt, mit Gefängnis oder Geld strafe oder mit einer dieser Strafen besttast wird. Gegen Ruhestörer werde die Polizei nachdrücklich vorgehen. ! IM»»!!»»!!! „Emile", der berühmten Erziehungsgeschichte des 18. Jahrhun derts von Rousseau sicht zu lesen: „Sophie ist nicht schön, aber neben ihr vergessen die Männer die schönen Frauen. Sie be zaubert, und man weiß nicht, warum." Die gelehrte Dame de Salo stellt sest, daß bereits Lukrez von einer Liebe zu den Fehlern sprach, meint aber, daß im Altertum Charakterschler eher übersehen wurden als heute, wo gerade das Seelenleben eine bedeutendere Rolle spielt als die Erscheinung. Wenn Frau de Salo recht hat, so steht ein vollkommener Untergang der Schön heit durch den Wandel des ästhetischen Geschmackes bevor. Kein moderner Maler, heißt es, ist imstande, ein« schöne Frau zu malen, geschweige denn, eine Frau schön zu malen. Das liegt aber letzten Endes daran, daß die moderne Welt auf Schönheit keinen Wert legt und selbst die Frauen, die doch in dieser Rich tung tonangebend sind, nicht mehr den Ehrgeiz besitzen, unter allenUmständen schön zu sein. — Das ist, so viel Wahres in den Behauptungen auch steckt, doch leicht übertrieben, denn man be denke nur, worauf die Suggestionskraft des Kinos beruht: einzig auf der Schönheit der Filmschauspielerinnen. (N. G. C.) **»»»»»»»»«»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»»,,„»»»„^ Goethe in China. Während wir seit mehr als einem halben Jahrhundert be strebt sind, uns die Literatur der Chinesen zu eigen zu machen, ist von europäischer Dichtkunst nur verschwindend wenig in das Chinesische übersetzt worden.. Goethes Gedichte haben zwar auf die wenigen Chinesen, die der deutschen Sprach« mächtig sind, einen tiefen Eindruck gemacht, aber zu llebertragungen ist es nur in geringem Maße gekommen. Außerdem sind die Gedichte so großen Veränderungen unterworfen gewesen, daß man sie bei «einer Rückübersetzung nicht mehr wiedererkennen würde. Wenn der „Gesang der Geister" zu einer Verherrlichung des Ahnen kultus wird und die Geister den Sohn, der am Grabe des Vaters die Opfergaben darbringt, mahnen, daß seine Seele dem Wasser und sein Schicksal dem Südwinde gleiche, der den Bambusbaum entwurzele, so ist von Goethe in den Versen noch kaum etwas übrig geblieben. (N. G. C.) Aus der Urzeit. In einer Kiesgrube bei Sangeryauien pno wissenschaftlich bedeutsame Altsteinzeitfun-c gemacht wor den. In ungestörten Schichten zeigen sich übereinander die Ur kuliurstufen: Jüneste Steinzeit, frühe Steinzeit, Aurignacien und darunter di« Knlturfunbc. Auf fünf Meter Tiefe verteilen sich die vier Fundhorizonte aus einem Zeitraum von 2000 bis 70 OVO Jahren. Es ist dies zum erstenmal, daß man in Deutsch land an ein und derselben Fundstelle vier übereinanderliegende Entwicklungsstufen aus dem Werdegang der Menschheit sielst.