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irunst. cveater Das Theater soll der leidenden Mensch heit mancherlei bieten. Es soll uns eine Bildungs-, es soll uns aber auch eiue Erholungsstätte sein. Manche dieser Institute vereinigen beides in sich, manche nur das eiue oder das andere, wiederum dritte kränkeln an keiner dieser beiden vortrefflichen Eigenschaften. Aber alles Gute ist ja bekanntlich niemals bei sammen und wie wir Menschenkinder das an unsern« eignen Ich am besten ersehen — wer wäre wohl egoistisch genug das Gegenteil zu behaupten — so geht es auch in andern Dingen. Wer nach mühevollen Stunden sich des Abends den Staub von den Füßen schüttelt, der Tageswust - Atmosphäre glücklich entrückt ist, der sucht sich oft mals in den der Göttin Thaleia ge weihten heiligen Hallen für des Tages Last und Arbeit zu entschädigen — nicht um völlig zu ersticken, sondern um wohlgefällig anfznatmen. Man geht nun einmal nicht ins Theater, um lediglich sein Geld los zu werden sondern man will eben auch etwas dafür haben. Daß daher die seitens des Zuschauers au ein Stück gelegte kritische Sonde oftmals eine scharfe ist und eine häufig unangenehme Beigabe wie einen nickt zn verkennenden sondern wohl zu be- Wenden Faktor für den Leiter eines Theaters bildet, dürfte erklärlich sein. Er ist die Seele des Geschäfts, st in Standpunkt ist kein leichter und sein Geschmack soll über alle Zweifel erhaben sein. Er muß stets mit richtige" ständnis das herauszufinden wisst der Mensch — für ihn das Publikum — kraucht, und wo ran er Gefallen findet. Daß sich natürlich für einen der artigen schwierigen Posten nicht ein Jeder eignet, das weiß nicht nur Lehmanns Kutscher, und daß nicht einzig und allein die Herrlichkeit dazu quatificiert ist, sondern auch ine holde Weib lichkeit dieses Recht des Empfin- dens für sich in Anspruch nimmt, dafür haben wir untrügliche Beweise. Bekanntlich hat Deutsch land nach letzter Richtung hin damit den Anfang gemacht; denn es ist noch nicht gar lange her, daß Nuscha Butze, die jetzt wieder als allbeliebtes und hochge- jchätztes Mitglied am Königlichen Schauspielhanse zn Berlin wirkt, die Direktion des „Neuen Thea ters" in Berlin nicdergelegt hat. Daß sie es verstanden, mit tat kräftiger Hand die Bühne aus der Höhe der Zeit zu erhalten, Hai sie seinerzeit bewiesen, wenn auch manch widrige Umstände sie veranlaßt haben mögen, die Leitung nach wenigen Jahnn wieder abzutreten. Nunmehr ist ihr eine Nachelgcrin er- standen. Betti) Nansen, die be kannte dänische Schauipielcrin, welche unsere obige Abbildung darstellt uud die unsern obigen Ausspruch bezw. holder Weib- lichkeit nach jed.r Richtung hin bestätigt, hat in Kopenhagen das Direktions-Szepter ergriffen und ist somit die erste und einzige Theater-Leiterin Dänemarks. Wenn jemand heutzutage ein Denk mal gesetzt bekommt, so ist das -nichts verwunderliches, auch nichts neues. Diese über allen Zweckel erhabene edle Leidenschaft der Uebcrlebendcn datiert schon seit dem granen Allertume. Be- reits die bewußten Griechen und Römer lagen ihr mit Eifer ob. Wenn wir die Devise des alten Lateiners: „8uum ouiguo" betrachten, so kann man sie nicht nur leicht mit der Errichtung von Denksteinen in Einklang bringen, son- dern sie stehen sogar in sehr engem Zu sammenhänge mit ihr. Nicht die Masse soll cs bringen, sondern die Qualität des Dahingeschiedcnen muß für die Ehrung maßgebend sein. Wenn wir erst — abgesehen von Schiller und Goethe auch andere, neuere berühmte Man- ner in Ueberlebensgröße und mit reich haltig ausgestattelem Rondell versehen, den Ramschbazaren entnehmen können — bei Abnahme von einem Dutzend be deutende Preisermäßigung — dürfte sich die Sachlage allerdings anders gestalten. Bor der Hand aber bleibt cs bei der guten alten Zeit: Also Qualität und nicht Quantität. Im großen nnd ganzen ist inan bei der Errichtung von Denk mälern von dem Grundsatz ausgegangcn, nicht den nächsten Leidtragenden zu Liebe, sondern, gilt es einen Ver- blichenen seiner Verdienste wegen zu ehren, ihn der gesäurten Menschheit, sei cs in Stein, sei es in .Marmor, in Bronce oder in sonst einer kompakten Masse für ewig zu erhalten. Bis auf den heutigen Tag hat man auch an dem alten Brauche festgehalteu, daß nur der Nachwelt diese Ehren bezeugung des lieben Nächsten Vorbehalten bleiben dürfe, ein Prinzip, daß seine großen Vor- teile für sich hat. Was würde es andernfalls zeitigen? Man kann nicht in die Zukunft schauen, wenigstens wir gewöhnliche Sterb lichen nicht! Aber die Konse quenz liegt klar zu Tage. Ab- geseheu von der Größe der Figur — Brustbild schon ausgeschlossen — Medaillon verpönt — würde die Platzfrage allein den Stein des Anstoßes bilden, der Hader und Streit aufs höchste ent fachen dürfte. Die Preise für Bronce würden ins inunense steigen, es würde eine Marmor not einlrelen — kurz das Facit würde nicht abznseheu sein. ' Professor Dr. H. Landois, welchen unsere nebenstehende Ab bildung darstellt, scheint in diesen« Punkte zum Teil anderer Mei nung. Als geschätzter Zoologe und Direktor des Zoologischen Gartens in Münster, hat er sich sein Denkmal selbst gesetzt. Ein Gesichtspunkt, dein die. Logik insofern nicht abzusprechen ist, als man nicht erst bis zu seinem Tode zu warten braucht, um berühmt zu werden, sondern es auch zu Lebzeiten sein.kann. Jedenfalls hat Professor Dr. LandoiS offenbar viel Hunior, und daß er sich auf Tier und Mensch vorzüglich versteht, brau- chen wir nicht erst definieren.