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2. Anlage zu Ar. 41 des Wochenblattes für Wilsdruß. Rurze Lhrsnik. In Ludwigshafen hat man den „richtigen Jack" noch nicht gefaßt. Bekanntlich wurde vor einigen Tagen ein Schlächter unter dem Verdacht verhaftet, die nächtlichen Angriffe auf Liebespaare verübt zu haben. Inzwischen dauern aber die Ueberfälle fort. So wurde in Oggersheim die 24jährige Frau eines Bahnbeamten von drei mas- kirten Männern im Bett überfallen und trotz ihres ge segneten Zustandes in barbarischer Weise mißhandelt. Die Staatsanwaltschaft hat nunmehr endlich für die Er greifung der Thäter eine hohe Belohnung ausgeschrieben. In der Münze zu Petersburg brach ein Brand aus; die Maschinen sind verdorben, ein Theil des Ge bäudes ist verbrannt. Der Schaden beläuft sich auf 600000 Rubel. Straudung eines Schiffes. Das 1287 Registertons große Schiff „Australia" ist auf der Fahrt vonCordiff nach Rio de Janeiro an der englischen Küste gestrandet und völlig wrack geworden. Ein Theil der Besatzung ist ertrunken. Untergang eines türkischen Transportschiffes. Djed- dah, 1. April. Das türkische Transportschiff „Aslam" ist in der Nähe von Aembo untergegangen. Einige zwanzig Soldaten find ertrunken. Die neuen italienischen Briefmarken werden demnächst erscheinen. König Victor Emanuel III. hat die Clichss zu den neuen Briefmarken besichtigt und deren Druck bereits genehmigt. Es werden täglich etwa eine Million der verschiedenen Sorten gedruckt. Die neuen Marken tragen — ein Curiosum — nicht das Porträt des Königs, sondern das seiner jungen Gemahlin in einer Blumenumrahmung. Frau v. Tungeln, die Tochter Treitschkes, die in Geisteskrankheit ihre drei Töchter vergiftete und selbst Gift nahm, ist, wie der„K. Z." aus Lüneburg, 1. April, gemeldet wird, auch gestorben. Breslau, 2. April. Das Oberkriegsgericht des sechsten Armeekorps verurtheilte in seiner letzten in Brieg abgehaltenen Sitzung den Unteroffizier Paul Warzecha vom 157. Infanterieregiment wegen Beleidigung in 40, vorschriftswidriger Behandlung in 16 und Mißhandlung von Untergebenen in 47 Fällen zu einem Jahre Gefäng- niß und Degradation. Der Rekrut Süszenbach, der am meisten unter der Behandlung des Unteroffiziers litt, hatte Selbstmord verübt. Eine heroische That vollführten die 15jährige Tochter des Lehrers Schmidtke und der Besitzerssohn Karl Prill aus Skitten in Ostpreußen. Die beiden sechs und acht Jahre alten Söhne des genannten LehrerS hatten sich auf die noch sehr schwache Eisdecke des tiefen, in der Nähe des Dorfes gelegenen Teiches gewagt. Sie brachen ein und gingen unter. Mehrere Leute, die sich an der Unfall stätte befanden, wagten nicht, zur Rettung der Kinder et was zu unternehmen. Nur die Schwester derselben und der vorher erwähnte Besitzerssohn sprangen in die Fluthen und retteten beide Knaben mit knapper Noth. Letztere konnten nur mit Mühe ins Leben zurückgerufen werden und liegen noch heute ebenso wie ihre Retter schwer krank darnieder. Metz, 30. März. Der Oberleutnant Rüger, welcher den Hauptmann Adams erschoß, wurde heute vom Ober kriegsgericht wegen thätlichen Angriffs eines Vorgesetzten mit der Waffe, wodurch der Tod herbeigeführt wurde, ge mäß § 97 des Mil.-Strafgcsetzbuches zu 6 Jahren Zucht haus, unter Anrechnung von 6 Wochen Untersuchungshaft, und Ausstoßung aus dem Heere verurtheilt. Lausanne, 2. April. Ein Complice BresciS. Das Bundesgericht bewilligte die Auslieferung des Anarchisten Vittorio Jaffei, der von der italienischen Behörde wegen Theilnahme an der Ermordung des Königs Humbert verfolgt wird. Amtlicher Bericht über die am 28. März d. I., Nachmittags 6 Uhr, stattge- fuudene öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Anwesend waren sämmtliche Herren Stadträthe und 9 Herren Stadtverordnete. Entschuldigt fehlte Herr Stadtverordneter Adam. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Kahlenberger. 1. Herrn Kaufmann Seemann wird die Prüfung der 1899er Rechnung der Gemeindekrankenversicherung um die geforderte Entschädigung von 15 Mk. — Pf. übertragen. 2. Von der Annahmeerklärung des zum Stadtkassirer gewählten Herrn Bezirksfeldwebel Major wird Kenntniß genommen. 3. Dem deutschen Hilfsverein für Ostasien wird auf Ansuchen ein Beitrag von 10 Mk. aus der Stadtkasse verwilligt. 4. Berathung einer Armensache. 5. Herrn Landwirt!) Frosch wird Abtheilung I der Parzelle 919 gegen den zeitherigen Pachtpreis von 30 Mk. — pro Jahr auf weitere 6 Jahre pachtweise überlassen. 6. Man beschließt, 200 Stück Haushalt-Pläne gegen den geforderten Preis von 161 Mk. drucken zu lassen. Der Druck soll derart eingerichtet werden, daß die Haus- Halt-Pläne auch für die nächstjährige Aufstellung noch verwendet werden können. 7. Die Gesuche der Herren Redakteur Berger und Genossen und der Herren Hotelier Metzelt und Genossen um Ermäßigung der Strompreise für Kraft und Licht ge langen zum Vortrag. Nach Kenulnißnahme der von einer Anzahl auswärtiger Elektrizitätswerke geforderten Strom preise wird gegen zwei Stimmen, welche für 1,8 Pf. sich erklärten, beschlossen, den erst kürzlich auf 2,2 Pf. für die Hektowattstunde erhöhten Kraftstrom vom 1. April 1901 ab auf 1,9 Pf. pro Hektowattstunde herabzusetzeu. Der Preis von 6 Pf pro Hcktowattstunde Lichtstrom wird einstimmig vom gleichen Zeitpunkte ab auf 5 Pf. pro Hektowattstunde ermäßigt. Por dem 1. Juli 1902 soll in beiden Fällen, wie gegen eine Stimme beschlossen wird, Etwas nicht geändert werden. 8. Ein weiteres Gesuch des Herrn Redakteur Berger um Ermäßigung einer Lichtstromrechnung aus dem Mo nat Januar d. I. kommt nochmals zum Vortrag. Der Antrag des Herrn Stadtverordneten Schlichenmaier, das Gesuch der Consequenzen wegen abzuweisen, wird gegen 6 Stimmen abgelehnt, vielmehr gegen 2 Stimmen das Gesuch an die Elektrizitätswerksdeputation zur Vorbe- rathung zurückverwiesen. 9. Den Nachtwächtern Lehmann und Schönberg wird auf ihr Gehaltscrhöhungsgesuch die Entschädigung vom 1. April t1901 ab auf 1 Mk. pro Nacht erhöht mit der Bedingung, daß sie von jetzt ab für ihre Bekleidungs- und Ausrüstungsstückx selbst zu sorgen haben. Dem Nacht wächter Lehmann wird außerdem noch zu dem vor einiger Zeit angetansten Mantel 12 Mk. — Pf. Beihilfe nach gewährt. 10. Von dem Gutachten des Herrn Schuldirektor Gerhardt über eine Beitrittseinladung des Sächsischen Fortbildungsschulvereius wird Kenntniß genommen. Gegen 5 Stimmen lehnt man es ab, dem genannten Vereine beizutreten. 11. Stadtwachtmeister Philipp hat um Erhöhung seines Feuerungsäquivalents von 50 Mk. nachgesucht, auch weiter darum gebeten, ihn noch vor dem Monat August d. I. in den Genuß der erst dann fälligen Gehaltszulage treten zu lassen. Einstimmig wird auf Herrn Stadtver ordneten Hofmanns Antrag das Feuerungsäquivalent auf 100 Mk. vom 1. Januar d. I. ab erhöht, wogegen ein weiterer Antrag desselben, den Bittsteller bereits vom 1. Januar d. I. ab in den Genuß der im August d. I. fällig werdenden Zulage treten zu lassen, gegen 4 Stimmen abgelehnt wird. Wilsdruff, am 30. März 1901. Der Stadtrath. Kahlenberger.