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„Ja", antwortete der Dompteur. „Hat er pich schon einmal angefallen?" „Nein", sagte der Dompteur, „aber wenn er mal un gemütlich wird, dann wird's bestimmt gefährlich, weiß ich j doch nicht, was in ihm steckt, er hat sich mir gegenüber noch nicht so ganz verausgabt." „Er ist also durchaus noch der Ueberraschungen sähig?" fragte eine Helle Stimme. „Ja, das Raubtier ist und bleibt unberechenbar, und darin liegt sein ungeheurer Reiz", gab der Dompteur zur Antwort. „Gehen wir vielleicht auch gerade darum so ost an den guten Menschen vorüber und fühlen uns zu den Un berechenbaren und Sprunghaften, Abenteuernden hiugezo- gen?" fragte ein philosophisch angehauchter Clown. Dann tranken wir daraus, daß cs uns gelingen möge, alles Unberechenbare im Leben zu meistern. Miemann Von Walter Persich. Es ist nicht wahr, daß Amtsstuben nüchtern sind. Es stehen einige Blumentöpfe auf dem Fensterbrett, und Perlemann vergißt keinen Morgen die Pflege der Blumen pflanzen. Perlemann hat jede Akte durchzusehen, ob sie ihren richtigen Weg gegangen ist. Perlemann muß erkennen: daß alle Menschen immer wieder in ein Leben hinein geraten, das ihnen vom Schicksal nahezu fertig geliefert wird, und nur die Möglichkeit zu kleinen Abänderungen haben. Aber eben für diese Aenderungen scheinen sie wenig natürliche Begabung mitzubringen — denn sonst würden wohl keine Akten entstehen. Akten sind das Er gebnis eines menschlichen Fehlers. Wieder gibt Abteilung 8 einen Stoß Akten. Gedanken los schlägt Perlemann die erste Akte auf, aber er liest sie anders, als er Tausende von Akten gelesen hat: ein Tanz ordner, offenbar ein übler Kerl, sitzt für Lebenszeit im Zuchthaus. Er hat finsteren Neigungen gelebt und ein Dienstmädchen umgebracht. Seine Frau hat sich von ihm getrennt, einen anderen Mann, einen braven Handwerker, nach Jahren des Alleinseins geheiratet, und nun ist da Albrecht, der Sohn. Der Verbrecher weigert sich, einer Adoption des Stiefvaters zuzustimmen, obgleich der Hand werker für den Jungen sorgt. Ueberall ist Albrecht der „Sohn des Mörders". Schulkameraden hänseln ihn mit Schimpfworten. Sein Leben ist unerträglich geworden. Die Akte hat ihre Erledigung gefunden, wenn die Pflegeschaftsfrage gelöst ist — ohne Zögern nimmt Perle mann den Hörer seines Zimmerapparates und spricht mit der Abteilung 7. Zwei Minuten später steht Perlemann in Hut und Mantel vor dem Ausgang des Amtes. Der Staatsrat hat ihm die Hand gedrückt und lobende Worte über seine Auffassung von Pflicht gesprochen. Perlemann ist mitten ins lebendige Leben hineingeworfen, aus seiner Amtsstube herausgewachsen, amtlich zum Pfleger des Jungen, des Mördersohnes, bestellt. Aus seiner jahrzehntelangen Aktenarbeit weiß er, wie so etwas anzupacken ist. Er begibt sich nachher zur Abteilung 7, erstattet seinen Bericht, veranlaßt, daß die in Frage kommenden Schreiben abgefaßt werden — — und die Alarmglocke schrillt. — Es ist ein sehr altes Gebäude, das Amt, und das Feuer, das oben ausbrach, wächst mit Windeseile. Perlemann steht starr im Korridor des ersten Stock werkes. Er pflegt sich jeden Mittag auf dem Spiritus kocher etwas Tee in seinem Zimmer zu bereiten. Er hat vergessen, die Flamme zu löschen, als er sich entschloß, den leidenden Jungen von der Ungerechtigkeit des Schick sals zu retten. Perlemann kann nicht die Treppe hinunterlaufen und ans das Eingreifen der Feuerwehr warten. Er eilt zu einer der kleinen Seitentreppen. Dort kommen ihm Be amte entgegen. „Feuer!" rufen sie ihm zu. „In Zimmei 193 — auch die Nebenräume brennen schon. Los, runter — nichts mehr zu retten!" Die Akten! fährt es Perlemann durch den Kopf. Heute hat er zum ersten Male selbst erfahren, wieviel Schicksal, Hoffnung und Verzweiflung eine einzige Akte umschließt. Er stürzt die Treppe hinauf. Oben gualmt es HA»» (A Ein Dichter lieft Zuerst waren wir enttäuscht von ihm. Vielleicht da- durch, daß wir ihn uns ganz, aber auch ganz anders vor gestellt hatten. Fred meinte, er müsse eine lange, schwarze und fliegende Künstlermähne haben oder eine wilde Kra watte oder wohlgepflegte, lange, elfenbeinerne Finger. Er hatte aber auch absolut gar nichts, was einer, der mit seinem produzierenden Geist vor ein antogramm- und sensationshungriges Publikum tritt, sonst alles hat. Noch nicht mal eine große, breitgeränderte Brille. Auf einmal war er da. Keiner wußte eigentlich, wie er in den hellerleuchteten Saal gekommen war. Es war kein Sechszylinder vorgerollt, kein eleganter, dienstbeflisse ner Fahrer hatte ihm den Schlag geöffnet — kein Mensch stiirzte begeistert auf ihn zu, auch sagte niemand: Aah!, als er aus der Straßenbahn sprang und mit vier, fünf elastischen Sprüngen die Treppenstufen erreicht hatte. Aber wir hatten ihn gesehen, wir fünf. Wir standen da so am Eingang, wartend, ratend und über ihn erzählend. Ulli meinte sofort, das müsse er sein, als er an uns vor- beihuschte. Er sah uns auch ein paar Sekunden an, es war nur so ein flüchtiges Streifen, mehr nicht — aber wir wurden rot; warum, wußte keiner. Es hieß, er sei da. —'"Als wir mit vorgetänschter Gelassenheit nach der ersten Stuhlreihe schlenderten, stand er am Pult, die Hände kantig im Rechteck aus das rot- gebeizte Hotz getegr, yane roggcnvwnoe Haare unv eine hohe Stirn mit etwas einwärtsgebogenen Schläfen, an deren Ecken deutlich, fast kleinfingerartig die Knochen her vortraten. Flüchtig dachte ich an die Nietzsche-Stirn. Seine ausdrucksvollen Augen richteten sich nach mehr maligem Ueberprüfen fest auf uns. Wir hatten Kontakt mit ihm. In diesem kleinen unbescheidenen Augenblick war er unser Mann geworden. Wir fühlten, daß ein Großer da vorn stand. Einer mit Herz, aber nicht mit einem weichen, rührseligen, sondern wachen, festen Herz. Nein, er sah nacb allem anderen aus, nur nicht nach einem Schwärmer. wird der Gefreite Müller im Offiziers-Unterricht gefragt. Kcmll^ der Tagesfragen, der deutschen und der Wcltpolitik gehörtB neuen Soldaten wie die Patrone zum Gewehr. Gefreiter nimmt also Haltung an und packt sein ganzes Wissen aus. Deutschland über Spanien, Griechenland bis Mandschukuo auch nicht das mindeste. Sein Vorgesetzter staunt: „Das ist!" fabelhaft." Er zückt sein Notizbuch und merkt den Gefreit Müller zur Beförderung vor. Dann fragt er ihn: „Woher wiß" Sie denn das alles?" Müller zögert keinen Augenblick mit M' Antwort: „Aus der Zeitung!" Es zeigt sich eben wieder Wer Zeitung liest, kommt besser vorwärts Der Zweifel, den wir in den letzten Minuten noch hegten, wurde zur stillen Begeisterung. Er las°zunächst eine kleine Begebenheit aus seiner sibirischen Gefangenschaft, die er zur Geschichte einer Freundschaft zwischen Soldat und Pferd gestaltet hat. Er schreibt kurz, gedrungen, hart. Er schreibt von Hunger, Dreck, Kadavern und menschlichen Schwächen, von Läusen, Tvphus und Granaten — doch durch all das hindurch zieht die innige Freundschaft mit seiner Ilja, seinem Pferd. Dann las er etwas anderes, und es klang wie ein tolles Paradox, als er sagte, daß er vor einem Gefecht mit den Notrussen etwas wehmütig die rissige Rinde einer kleinen Silberbirke gestreichelt hätte, weil er wußte, daß — morgen da nur noch ein wüster Trichter sein würde. An dem Tage seien fünfhundert Weißrussen ge storben am Flecktyphus. Fünfhundert Tote sehen und dann eine Birke streicheln, weil sie morgen zerfetzt irgend wo unter dem Dreck liegen würde! Nach de: sährungsbestim iur Aenderung treten am 1. > lörderungsteuer Es unter srrnverkeh lehr außerhalb Standort des darauf, ob dl »icht, der Best Nähere 3 !°ll auch in u Senosien werde ^einsam, um tägliche Brot. Turnvereins „ ^gehört wird. Einsamen M stellt, pünktlich °uf dem Pla schloffen zum ' dietungen und Mplatz ein 3 Höfen zum Er: Kraus I Sch: Ri bunten B Erntefest ange - Ein f goldene Hoch- August Richter lange Ja M Jubelpaar geruhsame: Wunsch zu ihre „ -Auf ! mderungssteue Kraftfahrzeuge: ! - Am i teil ersichtlich, Mitärkonzert Gunsten de ^ie Kapelle hc Königsbrü schaffen. Ans Ein ZwmMr Mellet Ein Trommler schreitet, der spannte als Fell Sein Herz aus die Trommel, wie jauchzt sie so hell Wir haben ihr zugeschworen. Es Pochte über dem Bogen das Blut In zündenden Lettern: Deutschland, hab Mut, Noch sind wir nicht verloren Hoch schlugen die Klöppel, trutzig und stark, Vor der Feldherrnhalle, bei Langemarck, Da lernten sic das Springen. Wild tobte der Sturm, cs stöhnte der Tod, Die Trommel dröhnte inmitten der Not: Das Reich mutz doch gelingen! Das Herz, das bebte, spannte den Ton: Revolution! Revolution! Bei der Fahne hielten wir Messen. Da sanken die grauen Mauern der Zeit, Licht wuchs aus dem Hof der Unsterblichkeit: Gott hat uns nicht vergessen! Herbert Böhme. . Dresden Msdener § Mkt bisher ^val wellte, ^urde ein f Waltete sich V Großröh M Vretnia „ Am Fre öugen sonder Hochwald ze ßch eine ge Urschte zeit ^raftfahrzeu! So klingt neben Härte und eiserner Pflichtersülimu' überall so eine kleine Liebe zu kleinen Dingen: zu eine§ Hunde, den er bei Omsk halbtot ausgelesen hat, mit dck' er geschlafen und fein letztes Weißbrot geteilt Hal. N einer kleinen Blume, wobei er sich aus die Erde wirst um sie zu liebkosen, weil sie seit zwei Jahren die erste ist die er sieht. Zu einem kleinen, unberührten Dörfcl»'"' weil es nach Heu. nach aebackenem Brot und nach Hause riecht. Nur deswegen liebt er es, weiß darum nennt seine Liebe Weichheit. Er ist kein sentimentaler Träumer. Fest und lmM beinig steht er auf dem harten Boden des Gesetzes bc Erde und des deutschen Schicksals. Wir merken, daß ein Mensch steht, ein Dichter ohne Pathos von Scholls dnft und der heldenmütigen deutschen Seele. Unter Jungen ist ein Horchen; es ist wie ein heimlicher StE' der in seinem festen, ruhigen Blick von ihm zu uns flick. Es ist das, was uns fünf draußen am Eingang rot den ließ. — W Am Schluß hat man viel geklatscht, ist auf ihn', gegangen, um ein Autogramm zu erhaschen. Wir ha"s, abseits in einer Nische gestanden und nichts mit uns zufangen gewußt. Vielleicht hätten wir ihm gern ' Hand gedrückt oder ein törichtes Wort der Anerkcmw" gesprochen K. T- Bl!MS UWWMM Sv WO Eisenbahnwaggons zu je 20 Tonnen -^8 sind genau 1200 Güterzüge — schafften rund l 00'"^ Tonnen Baustoffe aller Art für die soeben in - gekommene Strecke der Neichsautobahn Potsdam— bürg heran, die 85 Kilometer mißt. 30 000 Dollar geben in einer Spielsaison die Baseball-Vereinigungen Amerikas allein für Bälle mw- die Favoriten unter den berufsmäßigen Spielern vc g men für ihre sechsmonatige Tätigkeit Honorare vo» bis 25 000 Dollar. Der Lehrling. „ „.Hast du den Herrn auch gut ausraft^ „Ja, Meister, er hat eben die Unfallstan rufen." rym entgegen. Flammen züngeln um den Türrahmen. Die Tür ist eine Feuergarbe. Mit einem ihm fremden Mut tritt er einfach die unter den Flammen halb verkohlte Tür ein. Die Wände brennen, der Schreibtisch ist noch frei vom Feuer! Perlemann stürzt daraus zu, umklammer: mit beiden Armen den Aktenstoß, blickt sich um — an der Tür würden die Flammen das Papier erfassen. Unten auf der Straße schreien Menschen, dröhnen die Geräusche der Feuerwehr. Durch den Flammenkreis der Fenster- verschalnng stößt er einen Fensterflügel auf. Man ruft ihm etwas zu — da wirft er kurz entschlossen die Akten hinab. Schon will er sich zum Rückweg wenden, da muß sein Auge, tränend nnd umrußt, die Blumen ans den: Fensterbrett wahrnehmen. Geranien nnd Pelargonien sind es, seit Jahren von ihm mit Sorgfalt zum Blühen gebracht. Wieder umschließen seine Arme Kostbares: vier Blumentöpfe aus Ton. Kanm trägt er sie, schießt auch schon eine neue Flamme am Fensterlreuz hoch, schlägt die Lohe aus der Fensterbank gegen die Vorhänge. Er preßt die Blumen gegen seinen Mantel, schließt die Augen und nimmt einen Anlaus. Sein Gesicht stößt gegen eine glühende Wand, er schreit auf, weicht zurück, stürzt um. Sechs Räume sind ausgebrannt. In einem, der vor dem Brande Zimmer I93, das Zimmer des Beamten Perlemann war, findet man die Ueberreste eines Menschen. Aussagen bestätigen, daß Perlemann von seinem Fenster aus die Akten aus die Straße geworfen hat — mehr als hundert wichtige Akten, die in mehr als hundert Familien Rot und Leiden lindern sollen. Aus dem Dache des Amtes wehen die Flaggen auf halbstock. Langsam setzt der Staatsrat seinen Namenszng unter eine schmale Akte — unter die eben begonnene und sogleich abgeschlossene Akte des Beamten Perlemann. Spitze Zunge Frau A.: „Wie mein Mann ritt, das halten Sie sehen sollen! Er sauste nur so über Stock und Stein! Frau B.: „Mit oder ohne Pferd'?" Indge. In -er Schule Ernst, bilde einen Satz mit Ei!" „Ich habe am Sonntag Kuchen gegessen." „Wo ist denn da das Ei?" „Im Kuchen." Ge lomilen zusammen nicht komm Das Wasser war wirklich zu tief. Seit fünfzehn Jahren wohnen in einem London« Vorort zwei Brüder. Obwohl ihre Wohnungen Tur an Tür im gleichen Hanse liegen, haben sich die Brüder in den anderthalb Jahrzehnten niemals gesehen. Trotz all« Mühe gelang es ihnen nur ein eiuziges Mal, sich auf M' Meilen zu nähern, und doch sprechen sie alle paar miteinander. Des Rätsels Lösnng: Beide sind Schiffskapitäne, und das Schicksal hat es so gewollt, daß bisher keiner von ihnen zur gleichen Zeit mit den: anderen in dem gleiche!! Hafen oder zu Hause in ihrer Londoner Wohnung war Kürzlich schien ihnen vas Glück zu winken. Der eia' Kapitän, der die „Doric Star" befehligte, mußte SudneN anlaufen, und sein Bruder, der Führer der „Tairoa", Willi ihm durch Radio mit, daß er zur gleichen Zeil in Zidner sein werde. Die „Doric Star" legte an, nnd der Kap'ua" machte sich auf die Suche nach seinem Bruder. Aber vaa der „Tairoa" war nichts zn sehen. Zwei Tage später sw? die „Doric Star" in See nnd fuhr an der „Tairoa" vor bei. Keiner der Brüder sah etwas von dem anderen, mua es war Nacht. Vor ein paar Wochen passierte das gleiche auf eineir Londoner Werft: Die „Doric Star" lies aus nach Westamerika, die „Tairoa" kam ans Neusüdwales au Der eine Kapitän behauptet, er habe seinen Bruder winke» sehen, nnd das dürfte der einzige Gruß gewesen sein, de» die beiden Brüder, die seit fünfzehn Jahren das gleiche Hails bewohnen und den gleichen Beruf ausüben, null einander getauscht haben. Für die nächsten zwölt Monate besteht keine Hoffnung aus ein Wiedersehen. Nicht mißverständlich. Als der französische Gesandte in Spanien, Ball svmpierre, nach Paris zurückgekehrt, Heinrich IV. Ba richt über seinen Einzug in Madrid erstattete, 0" wähnte er: „Ich saß auf dem kleinsten Maultier kB der Welt." „Ah!" lachte der König. „Wie lustig muß cs cP weseu seiu, den größten Esel auf dem kleinsten Mani' tier reiten zu sehen!" Bassompierre blieb die Antwort auf diese Mr- höhuung nicht schuldig; gleichmütig entgegnete er: „O war der Repräsentant meines Königs." Humme Als Bez »mmenbezirk k Frauenklinik b berufen und straße Nr. 4. Htteudoi Lokc krscheinungsta ^schließlich 2 Leitung, der l Anspruch auf! Diese ? öauptschriftleit Postscheckkonti