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keMng der Charitö,' Geh eimrat Professor Dr. onnhoefer, als Sachverständige gutachtlich über den listeszustand Leo Sklareks zu hören. Gastronomieschau in Dresden. In Dresden wurde die Gaststättengewerbe-Ausstellung mit einer Feier eröffnet, zu der zahlreiche Ehrengäste an wesend waren. Was das Gaststättengewerbe in den neun I^agen vom 23. April bis 1. Mai lL32 im Städtischen Ausstellungsgelände der Öffentlichkeit zeigt, das ist eine Schau der gesamten Gastronomie, wie sie in Dresden noch nicht erlebt wurde. Neun Tage lang soll allen Kreisen der Bevölkerung gezeigt werden, wie das Gaststütlen- gewerbe einer der wichtigsten Gewerbezweige überhaupt ist, weil er in seiner vielgestalteren Verzweigung Tausen den und aber Tausenden Brot und Erwerb verschafft und weil er einen unentbehrlichen Bestandteil für die Bedürfnisse der Menschheit überhaupt darstellt. Es handelt sich bei dieser Ausstellung nicht nur um das Gaststütten- gewerbe schlechthin, sondern es wird obendrein eine Koch- tun st schau ganz besonderen Gepräges geboten. Ein Preiswettkochen — das in Dresden noch nicht ge zeigt worden ist — wird Helles Entzücken heraufzaubern, wenn junge Damen und Junggesellen, Künstler und Künstlerinnen der Bühne und des Films am Kochherd stehen und im Schweiße ihres Angesichts Speisen zu bereiten, für die es sogar Preise gibt. Auch eine N a y - r u n g s m i t t e l - A u s st e l l u n g ist mit der großzügi gen Schau verbunden. So werden neun Tage lang über Dresden nicht nur die Kochlöffel ihre Herrschaft ausüben, sondern auch die alten deutschen Gastwiriszeichen werden wieder einmal in den Vordergrund des Betrachtens ge pellt und Malz und Hopsen, Weinlaub und Neben, Kaffee- und Kakaobohnen regieren neun Tage lang Dres den und wollen Uber die politischen und wirtschaftlichen Sorgen des Vaterlandes Hinwegzuhelsen versuchen. Alter deutscher Gewerbegeift und Gewerbesleitz wollen der großen Öffentlichkeit zeigen, daß deutsches Gewerbe nicht nieder zuzwingen ist, weil in ihm immer Wille zum Schaffen, zum Geben, zum Gestalten, zum Aufbauen führend ist. der in der Ausstellung für das Gaststättengewerbe präg- »ant zur Darstellung kommt. Sehr geehrder Herr Redakdähr! Daß mir in Deidschland voch mal am laufenden Band wählen wierden, das hädde gewiß kehner gegloobt. Ader bald is es so, am Sonndag mußden mir unsere kostbaren Schlammen schon wieder in de Urne schmeißen. Das geht erschdens ieber de Schdimm un dann voch ieber de Urn, kicke bei soviel Wühlerei friehzekdig ver braucht wern. Die Wahlgehilfen, die nu bei allen Wahlen mid- geholfen Ham, die lern wenigstens das Zählen. Das is an sich ne gans schehne Beschäftigung, wenn es sich ums Geldzähin handelt un wenn mer das gezählte Geld dann behalten kann, aber drei Sonntage bloß egal andere Schdimm zähln, das reibt vff, das geht ieber de Nerven. Aber mir in Sachsen warn vor — Muke! derhand immer nach besser dran, bei uns da handelte sichs bloß um ehn „Ja", in Breißen hammse morgen wieder de Qual mid ner gansen Naht von Bardeien. Es is gans ulkig, was da fier Bardeien drunder sin. Da gibds ne Menschheitsbachei un voch ehne Bardei „5000 Mark Gehaltsgrenze". Also es kann ehn ehn junger Hund jammern, wenn mer sieht, was vff diesem Ge- biede heidzedage geleistet werd. Das Zeig kann Heide noch so albern sein, es findet alles sei Bublikum. Ich bin blos froh, daß mir in Sachsen morgen alle Stimm behalten kenn, mid der Zeid gehd das nämlich riesig ieber de Stimmbänder. Es is bloß gud, daß es in unsern ernsten Dagen doch voch ab un zu mal bissel Humor gibt. Da habe ich ehn Fremd, derbe kehne Verwandten, aber noch ne Menge Geld häd. Mid dem Geld macht er das ehnzig richtige, was ich voch machen däde, wenn ich in der gleichen Lage were: er macht größere cm kleh- nere Reisen un guckd sich dabei de Weld an. Nu missen Se den bloß mal reden Hern, wenn der von so ehner Reise wieder nach Hause kommd, da kann mer sich schief un ooch wieder gerade lachen. Vorige Woche kam er aus der Schweiz wieder und wie ichn nu frage, Wie n gefalln hab, mehnde er gans trocken: „an un fier sich warsch ja gans schehne, de Kiehe bläkn dort Achtzig, de Hähne krähn verninftch, de Ziegen meckern verständlich, aber was de Leide dort den gansen Dag mährn, das verschdebd kehn Mensch!" Mei Fremd war schenk immer so ehn komischer Kauz, m seinen jung Iahrn hädde der mal ne Ordnungsstrafe abgekriechd, weil er griene Heringe dorch de Wäschemangel gedrehd un dann als Flundern verkvoft hab. Gereimte Zeitbilder. Von Gvuhilf. Aus Amerika Herr Stimson Kam nach Gens als neuer Simson, Der bewußte starke Mann, Der den Laden schmeißen kann. Doch Tardieu, zu Frankreichs Ehre, Als Delila mit der Schere Schneidet ihm die Locken ab, Und da wird der Simson schlapp. Ehe man sich noch verständigt, Ist der starke Mann gebändigt, Ach, wie wird er dann k? klein! Tempel reißt er nicht mehr ein. Onkel Sam kann mit den Schulden Zwar noch etwas sich gedulden, Doch wer da von „streichen" spricht — No, das macht der Onkel nicht! Denn da „bumnoss" ihm winke, Braucht er selbst die Pinke-Pinke, Also macht alleine schon Euch die Reparation! Und von wegen „abzurnsten" — Laßt's euch nur nicht gleich gelüsten! Immer langsam, immer sacht . . . In Etappen wird's gemacht! So kriegl man in diesen Welten, Was man gerne hätte, selten, Und der Mensch merkt früh genug: Alles war nur ein Betrug. Auch der smarte Ivar Kreuger, Der erwies sich als Betreuger Aus dem Holz, das viele Jahr' Nur „pro korma" zündend war. Und durch vielerlei Geschwafel „Utan fossor, utan svavel" Spielt' er dem und jenem Reich Mit dem Streichholz einen Streich. Aber laßt von „ollen Schweden" Heute uns nicht weiter reden! Gibt's auch keinen Kreuger mehr, Reibeflächen gibt's noch sehr Was sagen Se nu zu dem Staubregen in Argentinien? Das muß ^dvch gans schreckich sein, ich habe schond de Nase voll, wenn meine Rvhsa das Kanabee klobbd, da gibds bei uns ooch ehn Staubregen, der is nich von Badbe. Hinterher muß ich bann allemal mid dem Dutzlabben bas ganse Zeig wieder weg fummeln. Eegentlich mißbe das in Argentinien jetz was fier Reisende in Staubsaugern sein. Aber die Argentinier hoffen doch, baß der Staub ehn wichtiges Düngemittel is, mer sieht ehmd wieder be praktischen Leide, die wolln selbst aus dem Staub was rausschlagen. Wenn sich bei uns ehner ausn Staub Wägt, da hab er in der Regel ehn beescs Gewissen. Da nei- lich hädde ich öffn Gericht was ze versorgen un da hab ich mal ehn bissel bei den Verhandlungen zugeherd. Das is Se nehm- üch riesig interessant un da kann mer ooch was derbei lern, ^ch kam gerade derzu, wie ieber ehn Uhrendiebstahl verhandelt wurde. Da fragte der Richter den Angeklagten, wie er dazu gekommen sei, die Uhren ze stehlen. Un da mehnte der: ich ging und sah die Uhr, die auch ging un ba dachte ich: na, da können wir doch zusammengehn. Mer solls werllich nich denken, vfs was sier Ausreden die Gauner manckma komm. Aber der Amtsrichter hab dem die Ausrede gar nich erschd ausreden las» sen und hadn gleich Decheid gesagt. Bei der Eelegenheed konntch ooch sehen, was die heidlgen Zeiden alles für sonderbare Sreitfälle mit sich bring. Da kommt ehn guter Bekannt-r zu mir, derbe in sein Lähm immer vfs der Sonnseche gewandert is, weil der jede Gelegenheid beim rich» digen Zibbel angefaßt hat un lametiert, daß er von ehner Fir ma verklagt worden sei, die ihm, ohne daß er das wollte, ehne Waschmaschine aufgehängt hab un nu, nachdem er se schond ieber Jahr un Tag hab, soll er sie voch bezahln. Das Bezahl» war nu mein Dekannden seine schwache Seide von jeher, weil der off dem Standpunkt steht, baß mer damit das meiste Geld vermährt. Ich sage ihm, nach Lage der Dinge werschde nischb machen kenn, als des Ding nu endlich bezahln. Da mehnte er, das fällt mir gar nich ein, off dem Bestell chein stände groß un breit, „daß sich die Maschine in kurzer Zeit von selbst bezahle", und dadrauf warte er nu schon ehn Jahr lang, sonst hädde er se gar nich gekooft. Von der Ansicht is der nich abzebring, mer liehd ehmd, wie dorch solche Reklame mitunder de Köbbe von den Leiden verdreht werden kennen . . . Leide, die sich nich belehrn lassen, gibts aber noch mehr. Fahre ich da neilich nach Dresden un korz vor der Abfahrt des Zuges in Freital stürzt in mei Kubee ehn Freilein rein un warf sich gans erschöpft in de Ecke. Der Zug fährt los un ich sage zu dem Freilein „Mei liebes Freilein", weiter kam ich nich. da l>üst bas Mätzchen sich de Hände vor de Brust un drillt mich an „Mein Herr, wenn Sie mir ze nahe komm, ziehe ich de Not leine". Al'o. so was war mir noch nich kassiert, anscheinend hatte bas Mädchen schon mal was Lb'es erlebt, ich lasse se als» sitzen, bis Blauen, da wollte ich aussieigen. Ich mache mich fer tig und fasse mir beim Aussteigen zwischen der Tiere un dem Trittbrett ehn Herz und sage zu ihr , Mei liebes Freilein, wir- den Se mal aufstehn un mir die Tiete Wembeern gäm, off der sie sitzen". Weiter wollte ich nehmlich voch am Anfang nifchd sagen, aber wenn die mich so anfauchd wie der Staubsauger nen deinen Tebbich. da bab ich se ehmd sitzen lassen. Aus den Deinbeern warn inzwischen Rosin "eworden. das kann mer sich >a denken. Das Gesicht von dem Freilein hädde ich am liebsten fotografisch festhalten wolln un ooch den Fleck in ihrem Kleid, aber der Zug ging ab . . . Off Wiederhärn! Ferchdegobd Schdrammbach. Naum sür -euifche Waren! Die Forderungen des Ncichsverbandes der Deutschen Industrie Unter Vorsitz von Dr. Krupp von Bohlen unt Halbach fanden Sitzungen des Vorstandes des Reichs« Verbandes der Deutschen Industrie statt, in denen zu de« wichtigsten gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Fragen Stellung genommen wurde. Staatssekretär von Sim» s o n berichtete über die gegenwärtige Lage auf handels politischem Gebiet und Geheimrat Kastl über Handels- und Devisenpolitik. Vrssllen-H. Huk 13725 Lckettelstl. 21 Vas altbekannte Dresdner LperialZesebäkt feinster ^ür lierrea unä Damen in xrvüer ^U8vad1 DlEDU IVI MdI LopxrtzUt LtsrUo keucMvsas«, liaU« tSsotch s38 „Es ist meine Frau!" Vanderfelde ließ sich auf einen der zierlichen Stühle mit vergoldeten Beinen fallen. Er sagte eine Weile gar nichts; dann aber wetterte er los: „Sag', bist du denn noch bei Sinnen? Diese entzückende Frau hast du so lange allein gelassen? Und sie ist doch Huch ganz anders, als wie du sie mir geschildert Haft?" „Ja, Vanderfelde, sie ist ganz anders. Eine völlig neue Erscheinung ist sie für mich, verstehst du? Und nun stehe ich machtlos dieser schönen Frau gegenüber. Sie trägt meinen Namen, sie trägt meinen Ring vor aller Welt, aber im Innern steht sie mir fremd und kalt gegen über. Und ich — denke, was vu willst, ich könnte verrückt werden bei dem Gedanken, daß ich sie um einer Gräfin Gallen willen in Hagenhöhe zurücklietz. Allein die vielen Monatei Und nun hat sie sich in aller Stille zu einer ge feierten Schriftstellerin entwickelt, ist eine begehrte Frau geworden, die der Duft köstlichster Frauenreinheil um schwebt. Und ich Narr habe einem Phantom nachgejagt, das in ein Nichts zerflatterte, sobald ich es näher betrach tete. Wie lange wird es dauern, und sie wird diesem oder jenem Verehrer ihr Herz schenken. Sage selbst: Gibt es »inen größeren Narren auf der Welt?" „Kaum!" Vanderfelde brummte es tiefsinnig vor sich hin. Aber dumm war er nicht, >wr gute, jederzeit zu allem möglichen bereite Vanderfelde, denn er sah plötzlich in der kürzlich erfolgten Bekanntschaft mit Eva Hellberg etwas Gemachtes. Da hatte man ihn wohl wieder einmal als Nilpferd be- nützt? Wahrhaftig, schöne Rollen schob man ihm da zu, und er war so verblödet gewesen, zu glauben, die schöne blonde Deutsche interessiere sich für ihn selbst! Kardorfs Frau! Ton Juans Frau! Was würde sich hier weiter entwickeln? Zweifellos hatte die entzückende Frau voch in ihrer heutigen Ver fassung toll auf Kaidorf gewirkt, denn in dessen Augen glühte es ja unheimlich. Eigentlich, ein bißchen schaden froh müßte man in diesem Falle sein. Tie Sache war doch höchst eigenartig — nein, grotesk war sie. Kardorf als un glücklicher Liebhaber seiner eigenen Frau! Vanderfelde hätte diesen Nervenkitzel gern noch ein bißchen ausgelostet; aber er besann sich, wo man sich be fand, und stand auf. „Was soll denn nun geschehen, Harald?" Der blickte ihn mit finsteren Augen an. „Nichts! Sie will mich vor der Gesellschaft nicht kennen. Also richte dich danach." „Donnerwetter!" Weiter sagte Vanderfelde nichts; aber seine Augen ruhten in grenzenloser Bewunderung auf Eva Kardorf. Eva nahm am Spieltisch Platz. Dicht hinter ihr stand ihr Gatte. Sie setzte, verlor, lächelte ein wenig und setzte noch einmal. „Unglück im Spiel, gnädige Frau. Es trifft wieder einmal zu", sagte Kardorf, und hielt ihr die geöffnete Brieftasche entgegen. „Darf ich untertänigst bitten, sich zu bedienen, wenn Sie Fortuna noch einmal auf die Probe stellen wollen? Spielen Sie für mich, ich bitte darum." Seine Augen blickten zwingend in die ihren. Evas feine Finger zitterten, o^s sie die Geldscheine aus seiner Brieftasche nahm. „Für Sie also", sagte sie und setzte. Sie gewann. Die Herren lachten. Viele geöffnete Brieftaschen streckten sich ihr entgegen. Sie nahm aus der ersten, besten — setzte — und verlor! Ebenso erging es ihr mit dem Geld eines anderen Herrn. Sie versuchte es noch ein paarmal, weil man sie drängte, aber immer wieder verlor sie. In Kardorfs Gesicht war unzähmbarer Zorn. Noch einmal öffnete er seine Brieftasche, schüttete den gesamte« Inhalt auf den Tisch. Es war ein Vermögen. „Gnädige Frau, darf ich bitten, das für mich zu setzend Aengstlich blickte sie zu ihm auf. Er mußte an sich halten, daß er sich nicht herabbeugte und diese blaue« Augen küßte. „Bitte, setzen Sie doch!" Kardorf sagte es; aber es klang wie ein Befehl. Alle- blickte auf die Spielenden. Die Kugel rollte — Eva hatte gewonnen. „Sie bringen nur Herrn Kardorf Glück, gnädige Frau", sagte einer der Herren verdrossen. Eva und Kardorf sahen sich an. In seinen Auge« glomm es auf. Eva fürchtete sich plötzlich vor ihm, kam sich wieder vor wie die verschüchterte Frau, deren Vor handensein die sieggewohnte Person des Gewaltmensche« zur Seite schob. Sie wandte die Augen von ihm fort, lächelte zu ihrer Umgebung auf. „Ich glaube, nun höre ich auf." Sie erhob sich von ihrem Platz. Philipp Vanderfelde schmunzelte. Er sah das eifer süchtige Aufblitzen in Kardorfs Augen und wußte ganz genau, was die Glocke geschlagen hatte. Das war natürlich für Kardorf die beste Lösung. Und diese schöne, blonde Frau würde ihn niemals enttäuschen, wenn sie erst de« Weg zueinander gefunden hatten. Etelka Standhassy winkte Vanderfelde zu sich Hera». „Sagen Sie mal, wer ist die blonde Schönheit?" Vanderfelde meinte freundlich: „Die Schriftstellerin Hellberg." „Hellberg? Hellberg? Ach so, die? Wie interessant? Und Kardorf findet das auch, wie mir scheint?" „Ja, man muß es wohl glauben", sagte Vanderfeld«. Sie lachte ein bißchen ärgerlich, meinte dann: „Treu ist er nicht, Ihr Freund Don Juan." „Das kann er doch auch nicht. Er rechtfertigte doch sonst seinen Namen nicht." Fortsetzung folgte