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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 04.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189507049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18950704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18950704
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1895
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Monat
1895-07
- Tag 1895-07-04
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Monat
1895-07
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Jahr
1895
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wachung der Grenze gegen Mazedonien nicht so genau genommen, da verlautet, daß letztere fast täglich von größeren und kleineren Trupps der in Bulgarien weilenden Flüchtlinge passtrt werde, welche sich ünt ihren bereits kämpfenden Brüdern jenseits der Grenze zu vereinigen streben. Am g/oldenen Horn traut man denn auch offenbar den loyalen Besicherungen der Sofianer Regierungsorgane nicht über den Weg, wie die scharfe Note bekundet, welche die Pforte nach Sofia wegen der verdächtigen Haltung Bulgariens gegenüber den Ereignissen in Mazedonien gerichtet hat. Es steht schon im eigensten Interesse Bulgariens zu wünschen, daß Fürst Fer dinand und seine Berather die Warnung beachten und das Spielen mit dem mazedonischen Feuer aufgeben. Ist es doch höchst un sicher, ob Bulgarien aus einer selbst siegreichen Erhebung Maze doniens den gewünschten Gewinn ziehen würde, auf alle Fälle aber spielt das junge bulgarische Staatswesen bei einem etwaigen festen Engagement in den mazedonischen Wirren vn banyus um. seine Existenz. Da die Großmächte in Sofia ebenfalls ernstliche Vorstellungen über die Neigung der bulgarischen Re gierung, die Partei der mazedonischen Revolutionäre zu ergreifen, erhoben haben sollen, so kann allerdings erwartet werben, daß man in Sofia noch rechtzeitig zur Besinnung kommt, es wird ja auch schon der bevorstehende Sturz des Kabinets Stoiloff infolge der türkischen Note und der Vorstellungen der Mächte signalisirt. Aber wenn nun auch die mazedonische Bewegung vor erst wieder im Sande verlaufen sollte, so schließt sich ein Wieder aufflackern derselben zur gelegeneren Zeit keinesfalls aus. Die ganze heutige Lage in Mazedonien ähnelt anscheinend jener einiger maßen, welche vor nun fast zwei Jahrzehnten in Bosnien, Her zegowina, Serbien und Bulgarien herrschte, und die dann schließ lich zum Ausbruche des russisch-türkischen Krieges führte. So gefahrdrohend sind nun zwar die Vorgänge in Mazedonien gewiß noch lange nicht, indessen läßt sich nicht verkennen, daß sie dock die ernste Aufmerksamkeit der europäischen Mächte erheischen, sonst könnte sich aus dem jetzigen Wetterleuchten an der bul garisch-mazedonischen Grenze doch noch ein unheilvolles schweres Gewitter entwickeln. Von der Pforte muß man hierüber er warten, daß sie die vielfach nicht unberechtigte Erregung ihre christlichen Unterthanen in Mazedonien durch Zugeständnisse von Reformen in der Verwaltung u. s. w. zu beschwichtigen suchte. Leider ist es mit den türkischen Reformen für die theilweise oder sogar vorwiegend christlichen Provinzen des OsmanenreicheS eine eigene Sache, wie soeben auch das Beispiel mit Armenien be kundet, höchstens scköne Versprechungen auf dem Papier, deren , Umsetzung in die Praxis jedoch aus einem anderen Blatte steht! Tagesgeschichte. Das deutsche Kriegervereinswesen ist zu einer imposanten Macht herangewachsen, die ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, wie aus der bedeutenden Zunahme, welche die deutschen Kriegerverbände fortlaufend zu verzeichnen Haden, erkennbar ist. Die lange Zeit erstrebte Organisation der ge waltigen Schaar treu gesinnrer patriotischer Männer, die nach den letzten Jahresberichten 16,090Vereine mit 1,267,143 Mit gliedern umfaßt, wird am Tage der Einweihung des Kyffhäuser- Denkmals im nächsten Jahre einen wichtigen Abschluß erhalten. An diefim Tage wird der ständige Ausschuß für die Verwaltung des Kyffhäuser-Denkmals gebildet, in welchem sämmtliche deutsche Krieger-Verbände vertreten sein werden. Die gegenwärtige Organisation der deutschen Kriegerverbände bietet folgendes Bild: Der deutsche Kriegerbund umfaßt die Vereine des Königreichs Preußen, und zwar 7896 Vereine mit 677,406 Mitgliedern, den elsaß-lothringischen Krieger-Landesverband mit 173 Vereinen und 17,556 Mitgliedern, den mecklenburgisch n Kriegeroerband mit 142 Vereinen und 15,079 Mitgliedern, die Mecklenburg- Strelitzer Kriegerkameradschaft mit 14 Vereinen und 1983 Mit gliedern, den großherzoglich sächsischen Krieger- und Militär vereinsbund mit 305 Vereinen und 13,066 Mitgliedern, ferner die Verbände von Sachsen-Meiningen mit 226 Vereinen und 8728 Mitgliedern, Sachsen-Altenburg mit 81 Vereinen und 7415 Mitgliedern, Koburg und Gotha mit 180 Vereinen und 10,080 Mitgliedern, Anhalt mit 120 Vereinen und 8831 Mit gliedern, Schwarzburg-Rudolstadt mit 54 Vereinen und 2403 Mitgliedern, Reuß (beide Fürstenthümer) mit 47 Vereinen und 3457 Mitgliedern, Lippe mit 118 Vereinen und 7356 Mit gliedern, Lübeck mit 22 Vereinen und 2538 Mitgliedern. Somit zählt der deutsche Kriegerbunv 9378 Vereine mit 775,698 Mitgliedern. Mit dem deutschen Kriegerbunde unter dem Namen Reichskriegerverband sind noch folgende Krieger vereinigungen verbunden: Oldenburger Knezerbund mit 84 Ver einen und 7900 Mitgliedern, Braunschweiger Landwehrverband mit 157 Vereinen und 14,900 Mitgliedern, Schwarzburger Kriegerkameradschaft mit 70 Vereinen und 2800 Mitgliedern, Hamburg mit 60 Vereinen und 6000 Mitgliedern und Bremen mit 22 Vereinen und 3045 Mitgliedern. Hierzu kommen noch der bayrische Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossenbund mit 2133 Vereinen und 150,000 Mitgliedern, der königlich sächsische Militärvereinsbund mit 1265 Vereinen und 142,000 Mit gliedern, der württembergische Kriegerbund mit 1160 Vereinen und 52,000 Mitgliedern, der badische Militärvereinsverband mit 1121 Vereinen und 79,000 Mitgliedern und Hessen mit 640 Vereinen und 33,800 Mitgliedern. Das Ganze bildet eine Organisation von 16,090 V.reinen und eine festgeschlossene Schaar von 1,267,143 Männern, welche sich die schöne Auf gabe gestellt haben, die Liebe und Treue zu König und Vater land, Kaiser und Reich zu pflegen und die Kameraden und deren Hinterlassene in Noth und Krankheit, sowie bei Todes fällen zu unterstützen. Berlin. Großes Aufsehen erregt ein Attentatsversuch mittels einer Höllenmaschine gegen den Polizeioberst Krause. Am Sonnabend ging auf dem hiesigen Packetpostamt eine Kiste aus Fürstenwalde unter der Adresse des Polizeiobersten ein. Als Absender war „Thomas" angegeben. Die Sendung, welche 25 Pfund wog, fiel den Postbeamten dadurch auf, daß aus ihr eine Flüssigkeit heraussickerte, welche als Benzin erkannt wurde und daß aus dem Innern des Packet« das Ticken eines Uhrwerks vernehmbar war. Die Sendung wurde der Polizei behörde übergeben und von derselben unter Anwendung aller Vorsichtsmaßregeln geöffnet. Der Inhalt bestand in einem Quantum von 5 Litern Benzin in 7 Flaschen, einem mit fünf Patronen geladenen Revolver und einer Weckuhr, die auf halb elf Uhr gestellt war; das Ganze erwies sich so arrangirt, daß sich um 7^11 Uhr, zu welcher Zeit der Polizeioberst Krause 'm Dienste ist, die Explosion vollziehen mußte. Man glaubt hier weniger an ein anarchistisches Attentat, als an einen Rache akt eines entlassenen Beamten. Von berufener Seite erfährt man, daß die preußische Regierung eine Konversion der vierprozentigen Konsols nicht beabsichtigt. Die Frage einer Konvertirung würde überhaupt erst dann in den Gesichtskreis der Regierung gezogen werden, wenn die gegenwärtigen anormalen Zinsverhältnisse sich stabilisiren sollten. Solches dürfte aber vorläufig nicht zu erwarten sein. Aus Friedrtchsruh wird dem „Hamb. Korr." ge meldet: Das Befinden des Fürsten Bismarck läßt seit etwa einer Woche viel zu wünschen übrig. In psychischer Beziehung macht sich beim Fürsten eine große Niedergeschlagenheit bemerk bar. Diese und die wieder heftiger auftretenden Gestchtsschmerzen haben den Appetit bedeutend herabgemindert, sodaß der Fürst seit einigen Tagen nur flüssige Nahrung zu sich nimmt. Nach einem amtlichen Telegramm aus Vohenstrauß in der Oberpfalz steht der ganze Flecken Eslarn in Flammen. Das Feuer in Eslarn vernichtete, wie die „Amberger Volks-Zeitung" meldet, 37 Anwesen und die Kirche. München, 2. Juli. Amtlich wird gemeldet: Das Schadenfeuer in Eslarn ist bewältigt; von ca. 300 Gebäuden sind 150 eingestürzt. Ungefähr 1400 Einwohner sind obdach los. Das Pfarrhaus ist vollständig abgebrannt, die Schule ist stark beschädigt, auch das Rathhaus wurde vom Feuer er griffen. Die öffentlichen Kassen und Urkunden konnten ge borgen werden. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen. Ein Hilfskomitee ist in der Bildung begriffen. Der Prinz- Regent bewilligte für die Abgebrannten in Eslarn 6000 Mk. Kalw (Württemberg), 2. Juli. Gestern wüthete hier ein etwa fünf Minuten anhaltender Wirbelsturm, vom stärksten Hagelschlag mit hühnereigroßen Schloßen begleitet. Der Sturm richtete außerordentlich großen Schaden an, deckte Dächer ab, drückte Giebelwände von Gebäuden ein und zerschlug zahlreiches Getreide. Ganze Waldstrecken wurden zerstört, indem die Bäume entwurzelt oder abgeknickt wurden. Auch der entstandene Feld schaden ist sehr beträchtlich. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen. Unmittelbar vor dem Orkan hatten zahlreiche Schulkinder die Badeanstalt verlassen; dieselbe wurde durch den Wirbelsturm völlig zertrümmert. Zahlreiche Feldarbeiter kehrten mit Wunden bedeckt heim. Die freiheitfeindlichen Gesinnungen der Sozial demokratie sind nichts Neues. Eine Partei, welche von den Arbeitern alles Erdenkliche beansprucht, ohne ihnen auch nur das Mindeste dafür zurückzugewähren, kann sich nur durch rück sichtslosestes Unterjochen der großen Masse und durch Aechtung der etwa widerstrebenden Elemente, die sich nicht wie eine willenlose Herde behandeln lassen wollen, in der Macht be haupten. In Deutschland darf die Sozialdemokratie ihren tyrannischen Neigungen nicht so unverfroren die Zügel schießen lasten, weil hier die gesetzlichen Garantien der staatsbürgerlichen Freiheit nicht bloß auf dem Papiere stehen, sondern vom Staate auch wirksam vertreten werden. In Frankreich, wo fast alle autorativen Stellen von bleicher Furcht vor dem „souveränen Volke" geschüttelt werden, spielt sich die Sozialdemokratie mit größter Frechheit als der eigentliche und allein tonangebende Faktor auf, der innerhalb seines Machtbereiches den Arbeitern nur die Wahl zwischen unbedingtem Verzicht auf das dem Menschen angeborene Recht der Selbstbestimmung oder dem Ruin seiner bürgerlichen Existenz läßt, d. h. die Opfer seiner Willkür in eine Lage versetzt, im Vergleich mit welcher die Sklaverei und Leibeigenschaft vergangener „finsterer" Zeiten noch als beneidenswerthe Lebensformen gelten müssen. Die Akten der französischen Gerichte können recht erbauliche Ge schichten von der Knechtung der Arbeiter durch die Sozial demokratie erzählen. Erst aus allerjüngster Zeit datiren zwei solcher Fälle. In Lyon wurde ein Arbeiter, den ein Aechtungs- dekret des Fachve-eins seiner Jndustriebranche arbeitslos gemacht hatte, weil er sich den Befehlen desselben nicht blindlings unter werfen wollte, auf Entschädigung klagbar, und ein ganz analoger Fall liegt jetzt in Paris vor. Hier handelt es sich um einen Kupfergießer und dessen minderjährigen Sohn. Beide wurden plötzlich von dem Fachvereine ihres Berufs mit dem Interdikt belegt, weil sie bei einer Firma gearbeitet hatten, die bei dem Syndikat nicht gut angeschrieben war. Sie suchten nun ander weitig unterzukommen, aber von 84 derselben Branche ange hörigen Pariser Firmen wagte nicht eine einzige, aus Furcht vor den Hetzereien der Sozialdemokraten, zwei tüchtige, aber in Verruf erklärte Arbeiter einzustellen! Ueberall wurde ihnen zur Antwort: „Wir dürfen Sie nicht einstellen, weil uns sonst unser gesammtes Personal durch die Lappen gehen würde. Sie müssen bei einer Firma unterzukommen suchen, die ebenfalls in Verruf ist und deshalb freie Arbeiter beschäftigen kann." Nach Lage der Dinge war das soviel, als überhaupt auf jedes ge regelte Fortkommen in dem erwähnten Lebensberufe verzichten. Den beiden Unglücklichen blieb nichts übrig, als durch gelegent liches Zugreifen als Handlanger sich nolhdürftig durch die Welt zu schlagen, bis sie jetzt endlich den Muth fanden, ihre Peiniger auf Schadenersatz zu belangen. Man darf einigermaßen ge spannt sein, wie die republikanischen Gerichte sich aus der Affaire ziehen. So einfach die Sache liegt, so wenig läßt sich mit Sicherheit behaupten, daß der angerufene Gerichtshof die Konsequenzen daraus zieht, denn die Furcht vor dem modernen Jakobmerthum der Sozialdemokratie reicht bis in die oberen und obersten Schichten des Beamtenthums nicht minder als der Gesellschaft. Man denke nur an die schwächliche, ja beinahe unterwürfige Haltung der verschiedenen Pariser und Provinzial gerichte in den letzten Jahren, wo die Sprengbombenattentate an der Tagesordnung waren und die Sozialdemokratie jeden Richter, Staa'sanwalt und Geschworenen bedrohte, der den ver brecherischen Genosten gegenüber seine Pflicht erfüllen würde. Bescheidener sind die Genossen seitdem nicht geworden. Das Fachblatt des oben erwähnten Syndikats der Kupfergießer leistete anläßlich des konkreten Falles folgenden staunenswerthen Leit satz: „Gerade im Namen der Freiheit nehmen sich die Arbeiter- Fachvereine das Recht, die Freiheit des Nichtorganistrtseins aus zuheben." Mit brutalerer Offenherzigkeit können die freiheits widrigen Bestrebungen der Sozialdemokratie wohl schwerlich formulirt werden. Vaterländisches. Wilsdruff. Die letztverflossenen Tage waren für unsere liebe Stadt, deren Bewohner und ganz besonders der verehrten Bürgerschützengilde recht strapaziöse, jedoch aber auch wiederum langersehnte, gemüthliche und man kann mit Bestimmtheit ver sichern, bis zur Stunde bestgelungene und durch das herrliche Sonnenwetter verschönte Tage. Bereits am verflossenen Donners tag begann das Königsschießen durch das Exerzieren auf der Schießwiese, worauf man sich von den hierbei erlittenen Strapazen durch einen kühlen Trunk und durch angenehme Unterhaltung seitens der Stadtkapelle erquickte. Durch Anlegen von Blumen und Kränzen, Gu.rlanden und Flaggen waren die Bewohner unserer Stadt besonders in den Abendstunden des vergangenen Sonnabend bemüht, zu Ehren des Schützenkönigs, Herrn Büchsenmacher Otto Rost, den Häusern und Straßen ein festliches Gewand anzulegen. Am Abend dieses Tages wurde das Fest, wie üblich, durch Zapfenstreich eingeleitet. In der frühen Morgenstunde des hierauffallenden Sonntags wurden dix Einwohner durch eine Reveille aus ihrem süßen Schlaf ge weckt. Die 10. Morgenstunde brachte nunmehr regeres Leben in den Straßen, denn die Wachmannschaften zogen mit frohem Muth auf ihre Posten und wurde von selbigen so manches er heiternde Kunststückchen zur Ausführung gebracht. Unterdessen hatten sich zahlreiche Gäste in die festlich geschmückte Wohnung des Schützenkönigs, Herrn Otto Rost, begeben, um einem da selbst gebotenen trefflich mundenden Frühstück zuzusprechen. In ziemlich vorgerückter Nachmittagsstunde fand 'ne Aufstellung des Festzuges statt, an welchem sich königliche und städtische Behörden, sowie die hiesigen Vereine mit ihren Fahnen in höchst erfreulichem zahlreichem Maße betheiligten. Nachdem die Aufstellung des Festzuges erfolgt war, zog man unter Vorantritt des Stadtmusikchors nach dem Festplatze, woselbst zahlreiches Publikum harrte. Hierselbst angekommen, brachte zunächst der Vorstand der Schützengilde, Herr Elektrizitätswerksbesitzer Fisch er, Sr. Maj. dem Schützenkönig seinen Dank im Namen der Gesellschaft für dessen treffliche und allseitig anerkannt werdende milde Regierung und nahm die Versammlung das auf den selben ausgebrachte Hoch begeistert entgegen, worauf Se. Maj. in herzlichen Dankesworten sich erging und mit einem Hoch auf die Schützengesellschaft schloß. Hierauf entwickelte sich ein lebhaftes Treiben auf der Festwiese, welches bis in die späte Abendstunde anhielt. Der 2. Festtag, der Montag, brachte den lieben Schützenbrüdern den üblichen Rapport im „Hotel zum goldnen Löwen", bei welchem sich so manche komische und erheiternde Scene abspielte. Hierselbst wurden vom hohen Ge richtshof alle diese,ligen Schützen verurtheilt, welche am Tage vorher sich so manches schwere, jedoch Heiterkeit erregende Ver brechen hatten zu schulden kommen lassen. Am Nachmittag be gaben sich die Schützenbrüder wieder in festlichem Zuge nach dem Festplatze, um das Schießen nach der Königölcheibe zu beginnen. Nicht lange sollte es dauern, so verkündeten Trom petensignale die Geburt des neuen Schützenkönigs. Herr Friseur Hugo Hörig halte den besten Schuß auf die Königsscheibe abgegeben. Die feierliche Einführung desselben nach der prächtig erleuchteten Stadt konnte nur theilweise zur Ausführung ge bracht werden, indem ein plötzlicher Regenguß di-Festtheilnehmer nach allen Seiten zerstreute. Heute Mittwoch findet das dies jährige Königsschießen durch Konzert auf der Festwiese und ein darauffolgendes Königs-Abendbrot mit Tanzkränzchen seinen Abschluß. — Der Kirchenchorverband in der Ephorie Meißen ge denkt nächsten Sonntag, den 7. Juli, seine 4. Versammlung in Weinböhla abzuhalten. Zunächst soll um 3 Uhr in der schönen neuen Kirche ein reich ausgestatteter liturgischer Gottes dienst mit Ansprache stattftnden, bei welchem außer der Kirchen chor in Weinböhla Meißner Kräfte, sowie der Posaunenchor des Cöllner Jünglingsverein Mitwirken werden. Dem Gottes dienste folgen nach kurzer Pause im Saale des Gasthofs die Berathungen des Verbandes, welche sich an einen Vortrag über Psalmengesang anschließen werden. Zu dieser Versammlung haben nicht nur Geistliche, Lehrer und Kirchenoorsteher, sondern alle Freunde kirchlichen Gesanges Zutritt. — Mit dem 1. Juli ist sowohl nach sächsischem, als nach preußischem Jagdgesetze die sogenannte hohe Jagd auf männliches Edel- und Damwild avfgegangen und außerdem dürfen vom 1. Juli an in Sachsen auch Wildenten, sowie die Rehböcke abgeschossen werden. Für letztere hatte die Schonzeit IN Preußen und Oesterreich bereits Mit dem 30. April ihr Ende erreicht. Außerdem dürfen von jetzt an in Preußen die Trappen, wilden Schwäne rc., während das Edel- und Damwild in den um fänglichen Jagdgebieten der österreichischen Staaten noch innerhalb der nächsten 14 Tage geschont werden muß. Aus letzterem Grunde wird nun, da namentlich die böhmischen Bäder um die jetzige Hochsaison — wie jeder Jahr regelmäßig — nicht wenig in den erzgebirgischen Wäldern erlegtes Hochwild aus Sachsen beziehen und gut bezahlen, das bezeichnete Wildbret auf unseren heimischen Märkten innerhalb der nächsten beiden Wochen nicht besonders stark vertreten sein, zumal infolge der starken und anhaltenden Kälte des letztverflossenen Winters nicht nur viele Rehe, sondern auch Hirsche umgestanden sind, da die Thiere bei dem meterhohen Schnee vielfach nicht bis zu den für sie hergerichteten Futterplätzen vorzudringen vermochten. — Beim Nahen der jetzigen heißen Jahreszeit feien die Hundebesitzer darauf aufmerksam gemacht, den Hunden, die den ganzen Tag an der Kette liegen müssen, ordentliche Pflege an gedeihen zu lassen, sie mehrere Male am Tage mit frischem Wasser zu versehen und die Hundehütte gründlich zu reinigen. Es ist nachgewiesen, baß die Tollwuth in den meisten Fällen durch Vernachlässigung der Hunde enrsteht. — Dresden,- 1. Juli. Im Hofe eines Grundstückes der Schandauerstraße wurde gestern früh ein 40 Jahre alter, dort Parterre wohnhafter Oekomon erstickt aufgefunden. — Heute Vormittag lief auf der Hechtflraße ein etwas über drei Jahre alter Knabe einem Sprengwagen nach, damit das aus fließende Wasser ihn bespritze. Dabei gerieth er zu nahe an die Turbine, wurde erfaßt und am Arme, sowie an der Brust heftig gequetscht. — Das leichtsinnige Unternehmen, von einem m rascher Fahrt begriffenen Wagen der elektrischen Straßenbahn abzuspringen, mußte gestern spät Abends ein in den mittleren Jahren stehender Mann schwer büßen. Der Betreffende kam auf der Blumenstraße beim Abspringen vom Motorwagen zu Fall; ihm wurden von den nachfolgenden Sommerwagen beide Beine überfahren. Der schwer Verletzte wurde zunächst in die Feuerwache geschafft; die Mannschaft leistete die erste Hülfe und beförderte den Verunglückten mittelst Tragbahre nach dem Carola- Haus. Dort ist der Unglückliche heute früh seinen Verletzungen erlegen. — Dresden. Zur Einweihung der Königin Carola-
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