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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend MW ZiMM-WS- Diese Zeitung veröffentlicht die Wit Schriftleitrmg, Druck und Verlag Hermann Nshls, Ottendsrs-OLriLa. Freitag, den 3. Februar M3 32. Jahrgang des Gemeind erütes den Bellagen „Neue Illustrierte-, amtlich M Bekanntmachung« Zu Ottendorf-Okrilla. Mode und Heim- «d „Der * Di« ,OU«iid»rf« Aettmiz- «scheint Die«»» Z t«S, Donn«r»t«g »nd Lennabevd. » Der Bezug, »P,,t, »trd mit Gegiml « jeden Monat, detannt gegebe». M Im Fall» höherer Gewalt (Krieg od. s.nst. § « irgendwelcher Störungen de, Betriebe, der ü Z Fettung, d. Lieferanten od. d. Beförderung,- A » Einrichtungen) hat der Bezieher deinen An« A -» sprach auf Lieferung »der Nachlieferung der --- L Zeitung od. Rückzahlung d. Gezugoprsis«. w Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer ^5 Amtlicher Teil. Geffentl. Sitzung der Gemeindeverordneten Freitag, den 3. Februar, abends 8 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am Amtsbrett im Rathause ange schlagen. Httendorf-Hkrissa, am 1. Februar 1933. Der Borsteher. LemeinaeSlteste bett. Die Amtshauptmannschaft Dresden hat die Wahl der Herren Friedrich August Pietzsch Karl August Wolf Friedrich August Schubert zu Gemeindeältesten nicht beanstandet. Die genannten Herren find vom Unterzeichneten im Auf trage der Amtshauptmannschaft für diese Aemter verpflichtet worden. Herr Schubert hat hierbei den Eid auf die Reichs und Landesverfassung geleistet. Es fungieren: Herr Gemeindeältester Pietzsch als 1. Stell vertreter und Gemeindeältester Wolf als 2. Stellvertreter des Bürgermeisters. Htteudorf-Hkrilla, am 1. Februar t933. Der Bürgermeister. Aerttiches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, am 2. Februar >933. — Unter sehr zahlreicher Teilnahme der Einwohnerschaft beging am Sonntag im „Hirsch" der Mllitäroerein sein Stiftungsfest. Zur Ausgestaltung des Abends hatte man den Kirchenchor und die Smgegemeinschaft „Deutscher Gruß" und „Aug. Walther L Söhne" gewonnen, die durch mannig fache, schöne gesangliche Darbietungen wie auch die Löhnen Kapelle durch flott gespielte Mititärmärsche für tue rechu Feststimmung sorgten. Der neugewählte Varsitzeuoe, Herr Gründer, hieß mit herzlichen Worten die Erschienenen will kommen und führte in klar verständlicher Rede die Zwecke Und Ziele der Militärvereinsbestrebungen vor Augen. Der Mittelpunkt des Abends aber bildete die Ehrung langjähriger Verdienter Mitglieder die, nach einem trefflich vorgetcagenen Vorspruch von Frl. Marthel Leuthold, der 2. Vorsitzende Herr Schmidt vornahm. Folgende Herren konnten geehrt werden: für 50 jährige Mitgliedschaft Zimmerpolier Heinrich Wolf; für 40 jährige Zimmerer Robert Riemer; für 25 jähr. Bahnhofsvorsteher a D. Haupt, Bahnhofsvorsteher P. Wünsch, Oberbahnhofsoorsteher Warmuth, Gutsbesitzer Herm. Mißbach Und für 25 jährige Mitgliedschaft im Vorstand des Vereins Gutsbesitzer Martin Grafe. Ein ungemein lustiger Einakter von einigen Mitglieder geboten wie auch der den Abend ab schließende Tanz trugen wesentlich zum Gelingen des Festes bei. — Am Sonntag hielt in Radeberg die Gruppe Radeberg des Sächsischen Elbgausängerbundes ihre Hauptversammlung ab. Die Tagung, die gut besucht war, brachte als bemerkens wertes die Wohl des Kantor Hoppe-PulSnitz zum Gruppen chormeister. Kantor Heinisch-Klotzsche der dieses Amt 25 Jahre lang verwaltet hatte, wurde zum Ehrenchormeister ernannt. Der 2. Gruppentag wird in Seifersdorf abgehalten. Der Sängertag des S.E S.B. wird am 6. und 7. Mai in Dohna stattfinden. Dresden. Zeitungsverbot. Das Amtsgericht Dres den hat auf Antrag des Polizeipräsidiums die Beschlagnahme der kommunistischen „Arbeiterstimme" verfügt. Der Grund der Beschlagnahme war, daß in dem Blatt zum Generalstreik aufgefordert worden ist. Auch enthielt die Nummer schwere Beleidigungen der Dresdner Polizei. Dresden. Kohlenstaubexplosion. Im Kessel haus der Gewobag in Trachau ereignete sich eine Kohlen staubexplosion in der Förderanlage, wodurch ein Brand aus brach. Durch die Gewalt der Explosion wurden mehrere Wände eingedrückt, das Dach mehrfach beschädigt, die Fenster. Mit Rahmen herausgedrückt und mehrere Türen zertrüm mert. Cs ist erheblicher Sachschaden an der Förderanlüge sowie Gebäudeschaden entstanden. Das Feuer könnte schnell .abgelöscht werden. Reichstag «MM Neuwahlen am 5. März Auflösungs-Verordnung des Reichspräsidenten Berlin, 2. Februar. Nachdem der Reichskanzler und der Reichs-Vizekanzler dem Herrn Reichspräsidenten Bericht über die Verhandlungen mit dem Zentrum erstattet hatten, hat der Reichspräsident folgende Verordnung über die Reichstagsauflösung erlassen: „Nachdem sich die Bildung einer arbeitsfähigen Mehrheit als nicht möglich herausgestellk hat, löse ich auf Grund des Artikels 25 der Reichsverfassung den Reichstag auf, damit das deutsche Volk durch Wahl eines neuen Reichstags zu der Neubildung der Regierung des nationalen Zusammenschlusses Stellung nehmen kann." 1. Februar 1933. Gleichzeitig ist durch eine weitere Verordnung vom Herrn Reichspräsidenten als Wahltermin der 5. März be stimmt worden. Der Sinn der Auflösung Wie wir erfahren, ist dem Zentrum noch am Mittwoch abend die Antwort auf seine Fragen zugestellt worden, und zwar in einem Briefe des Reichskanzlers an den Prälaten Kaas, wie ja auch die Fragen selbst in der gleichen Form eines persönlichen Briefes gehalten waren. Zn der Antwort dürfte zum Ausdruck gekommen sein, daß der Kanzler die Fragen als eine Ablehnung seiner Frage auffassen mußte, ob das Zentrum bereit sei, in eine Vertagung des Reichstages auf etwa ein Zahr einzuwilligen. Nach die sem Stand der Dinge war also mit den Zentrumsfragen eine Situation gegeben, in der die Auflösung des Reichstages un vermeidlich wurde. Zu den Neuwahlen wird von unterrichteter Seite noch betont, daß von Plänen über eine Aenderung des Wahlrechts bisher nichts bekannt geworden sei. Im Wahlkampf werden alle Parteien die gleichen Rechte haben. Es müßten also schon besondere Gründe die Durch führung der Wahl auf dieser Basis unmöglich machen. Es ist beabsichtigt, die Wahl in Preußen gleichzeitig durchzuführen. Im Augenblick steht natürlich noch nicht fest, ob im Landtag am Sonnabend eine Mehrheit für die Auflösung zustande- kommt. Bei einem negativen Ausgang der Abstimmung im Landtag komme eine Auflösung durch den Reichskommissar nicht in Frage. Zu der Frage, ob sie durch den Reichspräsi denten erfolge, wird noch nicht Stellung genommen. Dresdner DemonstrationÄerM aufgehoben Dresden, 1. Februar. Nachdem die letzten Tage in Dresden ohne Störung der öffentlichen Ordnung verlaufen sind, hat sich das Polizeiprä sidium entschlossen, das am 26. Januar auf Grund der Be stimmungen in Art. 123, Abs. 2, der Reichsverfassung bis auf weiterer- -erlassene Verbot von Versammlungen unter freiem Himmel und Umzügen mit sofortiger Wirkung wieder aufzuheben. Vor Ausschreitungen wird ausdrücklich gewarnt. Dresden. Jugend licherErpresser. Ein hiesiger Vertreter erhielt in der letzten Zeit Drohbriefe, stn denen die Zahlung eines Schweigegeldes gefordert wurds-'Seine For derung begründete der anonyme Briefschreiber damit, daß er angab, zum Nachteil des Vertreters über dessen Privatleben unterrichtet zu sein. Er gelang der Polizei jetzt, einen 18 Jahre alten Maschinenbauer aus Dresden als Täter zu ermitteln und festzunehmen. Beisetzung der Dresdner polttWen Opfer Am Dienstagnachmittag fand auf dem Johannisfriedhof in Tolkewitz die Beerdigung von sieben Toten aus dem Keg lerheim statt. Trotz des Demonstrationsoerbots hatte die Polizei einen geschlossenen Trauerzug gestattet, an dem sich Mitglieder dev Kommunistischen Partei, der Sozialistischen Arbeiterparte^öer Eisernen Front, des Reichsbanners, der Freien Gewerkschaften und anderer linksgerichteter Organi sationen beteiligten. Der Zug bewegte sich von der Stübel- allee zum Friedhof, wo tue Särge aufgebahrt waren. Etwa zwei Stunden dauerte der Vorbeimarsch. Nach Durchschreiten des Friedhofs wurde der Zug aufgelöst. Zur Trauerseier selbst waren nur einzelne Abordnungen zugelassen. Die Toten wurden in einem gemeinsamen Grab beigesetzt. Der Trauerzug war durch ein großes Polizeiaufgebot gesichert. An allen Ecken standen Beamte mit Karabinern. Polizisten zu Pferde begleiteten den Zug. Gesang, Trauer- mrade oder Sprechchöre'wären verboten. Der Zug ist zugelas- en worden, da erfahrungsgemäß dadurch etwaige Zwischen- älle leichter vermieden werden, als bei einem ungeregelten Verkehr. Zu irgendwelchen Zwischenfällen ist es nicht gekom- mech LiMe FümMenLraMie Sohn erschießt seine Mutter — Selbstmord des Täter- Dresden, 1. Februar. In einem Hause auf der kaulbachstraße in Dresden wurde eine 68 Jahre alte Witwe mit ihrem Sohne, einem 24jährigen Studenten der Technischen Hochschule tot aufge- sunden. Die Ermittelungen ergaben, daß der Student seine Mutter mit einer Pistole erschossen hat und die Waffe dann gegen sich selbst richtete. Offenbar hat die Pistole hierbei ver sagt, denn sie wurde mit einer Ladehemmung aufgefunden. Der Sohn hat sich hieraus in der Küche durch Leuchtgas ver giftet. Der Beweggrund der Tat ist unbekannt; wirtschaftliche Sorgen sollen nicht vorliegen. Leipzig. Todessprung aus dem Fenster. Im Hause Elisenstraße 65 sprang die dort wohnhafte Ehefrau Martha Ufer aus einem Fenster ihrer im vierten Stockwerk liegenden Wohnung auf die Straße. Ein von Passanten her beigerufener Arzt konnte nur noch den Tod der Frau fest stellen. . Leipzig. Auf demBürgerstekgumgefahren. Der 19 Jahre alte Angestellte Kaphengst wurde in der Würz ner Straße von einem Lieferkraftwagen, der auf den Bürger steig geriet, erfaßt und in die Schaufensterscheibe eines Kauf. Hauses geschleudert. Der junge Mann mußte mit einer schweren Verletzung ins Krankenhaus gebracht werden. Schwere politische Schießerei , Ehrenfriedersdorf. Nachts kam es hier nach einem Wer. bemarsch von Nationalsozialisten und Stahlhelmleuten vom SA-Heim durch die Stadt vor dem Turnerheim der Kom- munisten zu einer heftigen Auseinandersetzung, in deren Verlauf auch einige Schüsse fielen. Fünf Kommunisten wur den mehr oder weniger schwer verletzt, davon zwei durch Schüsse, und dem Bezirkskrankenhaus Annaberg zugeführt. Döbeln. 30Sprengkapselngestohlen. Inder Zeit vom 23. bis 27. Januar ist im Kalkwerk Rittmitz ein zur Lagerung von Sprengstoffen bestimmtes Mauerwerk von noch unbekannten Tätern aufgebrochen worden. Etwa 30 Sprengkapseln wurden gestohlen. Weitere Sprengstoffe, auf die es die Täter zweifellos abgesehen hatten, befanden sich zur Zeit nicht im Lager. Leipzig. Nationalsozialist überfallen. Als ein Nationalsozialist auf dem Fahrrad einem Trupp Kom munisten begegnete, wurde er von den Gegnern zu Boden gerissen und blutig geschlagen. Ein Polizeibeamter schützte den Ueberfallenen vor weiteren Angriffen. Glauchau. Schulschluß wegen Grippe. Die Volksschule in Thurm, zu der auch die Ortschaft Niedermülsen und Berthelsdorf gehören, ist auf Anordnung des Bezirks arztes wegen Grippegefahr geschlossen worden. Der Unter richt soll möglichst am 6. Februar wieder ausgenommen wer den. Schwarzenberg. Tödlich überfahren In Grün hain wurde die achtjährige Tochter des erwerbslosen Bahnar- beiters Herold von einem Personenkraftwagen überfahren und so schwer verletzt, daß sie bald darnach im Stadtkranken haus in Aue verstarb Plauen. Politische Zusammen st öße. Obwohl die Polizei eine von den Kommunisten angesetzte Demonstra tion verboten hatte, sammelten sich dennoch etwa 500 bis 600 Kommunisten auf dem Albertplatz. Die Polizei sah sich daher genötigt, die Demonstranten unter Anwendung des Gummiknüppels in die Seitenstraßen abzudrängen. Sobald die Polizei sich zurückgezogen hatte, erschienen die Ruhestörer erneut. Schließlich gelang es der Polizei, die Ruhe wiederher zustellen. Es wurden drei Verhaftungen vorgenommen. »Milch« Mrd? Nationalsozialistischer Ieitungsageni erschossen aufgefunden ' Zittau, 2. Februar. In einem dunklen Gäßchen in Zittau wurde in den Abendstunden der 49 Jahre alte Zeitungsagenl Heinrich Schmelzer erschossen aufgefunden. Neben der Leiche fand man die aufgerisfene Aktentasche des Ermordeten, aus der mehrer« Zeitungen und Prospekte entfernt waren Eine Revolver- kngel stak in einem Lattcnzaun, der das beiderseits von Bü schen begrenzte, nur notdürftig erhellte Gäßchen einfriedigt. Die Mordkommission Bautzen wurde sofort verständigt und die Leiche beschlagnahmt. Welche Motive für das Verbrechen in Frage kommen, ist noch ungeklärt. Die angestellten Ermittlungen lassen ein politisches Ver brechen möglicher erscheinen als einen Raubmord, da bei dem Toten seine Barschaft, Uhr und Ausweispapiere aefun- den wurden. Schmelzer, der erwerbslos ist, war als Mitglied der NSDAP für die Partei agitatorisch tätig gewesen. Das Werbemateriol für die Partei war aus der Aktentasche ge nommen und zerrissen worden und lag zerstreut auf der Straße. Möglich ist es natürlich, daß der Täter in der Aktentasche Geld suchte und, da er solches nicht fand, aus Aerger das Werbematerial zerriß.