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unter pari. In Geld umgerechnei haben nur die wenigsten italüniichen Aktien ihren Nominalwert. D'e Goldreserven der italienischStaatsbank, d e Ende 1928 11,07 Milliar- den Lire betrugt n, sind im August 1931 aus 8,83 gesunken Die Ausgabe.: der Provinzen und Kommunen haben sich in dessen verdoppelt. Die italienische Autoindustrie, die noch vor wenigen Jahren zu den blühendsten Produk tionszweigen gehörte, liegt ganz darnieder. Die Aktren der ^trlienischen Kaufhäuser haben Lereus den Null punkt erreicht Es ist ohne weiteres klar, daß Italien um die Aufrecht erhaltung seiner Währung schwer zu kämpfen hat. Daher der Nachdruck, mit dem der italienische Außenminister in Amerika sich um finanzielle Hilf-- bemühte. SeMiWstmU-KMOmg gegen einseitige MWeWnng. Berlin, 24. Nov. Der Gesamtvorstand des freiheitlich nationalen Getverkschaftsringes nahm den Bericht seines Vertreters im Wirtschaftsbeirat über den Verlauf der Ver handlungen entgegen und gab seiner Enttäuschung über das Ergebnis Ausdruck. Eine vom gewerkschaftlichen Presse dienst verbreitete Entschließung besagt: Die von der Reichs regierung formulierten Leitsätze zeigten, daß man nicht bis zu den Kernfragen vorgedrungen sei. Solange im mer nur einseitig an Lohn und Gehalt herangegangen werde, müsse sich die katastrophale Schrumpfung des Jn- landsmarktes fortsetzen. Wenn der deutschen Wirtschaft nur der Weg einer allgemeinen Senkung aller Gestehungs kosten bleibe, dann sei eine Durchführung Voraussetzung, die mindestens die fetzige Kaufkraft des Arbeitnehmerein kommens erhalte. Dieses Ziel könne die Reichsregierung nur erreichen, wenn sie den stärksten Druck auf alle an deren Selbstkostenfaktoren ausübe. Wörtlich fährt die Entschließung fort: „Der Gewerk schaftsring erwartet, daß sich die Reichsregierung allen entgegenstehenden Arbeitgebereinflüsfen verschließt. Er warnt vor Erlaß der Notverordnung noch einmal ein dringlich vor jeder Fortsetzung der für die ganze Wirt schaft verhängnisvollen Politik der einseitigen Massen belastung." Aus aller Welt. * Ausdehnung der Untersuchung auf den gesamten Anfsichtsrat der Berliner Bank für Handel und Grund besitz. Nachdem die Staatsanwaltschaft I beim Landtag die Genehmigung für die Zulassung der Strafverfolgung gegen den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Berliner Bank für Handel und Grundbesitz, Landtagsabgeordneten Laden dorff, beantragt hat, ist jetzt nach einer Meldung Ber liner Blätter das Ermittlungsverfahren auch auf die wei teren Mitglieder des Aufsichtsrates ausgedehnt worden, um Klarheit über die Geschäfte zu erhalten. Es handelt sich um den Direktor des Berliner Pfandbriefamtes Le Visenr und um einen Kaufmann K., einen 76jährigen Mann, der jedoch über die Transaktionen infolge seines hohen Alters kaum in genügendem Maße informiert gewesen sein dürfte. * Flucht eines Berliner Bankvorstehers. Aus Berlin wird gemeldet: Der Leiter der Depositen kasse 1 der Commerz- und Privatbank, Hans Brüggemann, ist plötzlich verschwunden. Veruntreuungen bei der Bank, bei der Brüggemann seit eßwa 20 Jahren tätig ist, liegen angeblich nicht vor. Doch hat der Ver schwundene große Spekulationsgeschäfte gemacht und etwa 250 000 RM., die ihm von Kunden zum Ankauf von De visen anvertraut worden waren, unterschlagen. Bon den Geschädigten hat sich eigenartigerweise bisher niemand bei der Polizei gemeldet. * Haftbefehl in der Potsdamer Bestechungsangelegen heit. In der Potsdamer Bestechungsangelegenheit ist gegen den Stadtbauamtmann Kießling richterlicher Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr erlassen worden. Der Bau ingenieur Gerbracht ist inzwischen aus der Polizeihaft ent lassen worden. * Tabakschmuggel Holland — Hamburg. — Zwölf Schmuggler festgenommsn. Wie aus Bentheim an der holländischen Grenze gemeldet wird, ist es gelungen, eine große Tabakschmugglerbande dingfest zu machen. Es wurde ermittelt, daß Hamburger Schmuggler größere Mengen Tabak in den Nacht-O-Zügen Holland—Hamburg nach Deutschland eingeschmuggelt haben. Im ganzen konnten bisher zwölf Personen sestgenommen und des Tabakschmug gels überführt werden. Die Haupttäter befinden sich in Hamburg in Untersuchungshaft. * Ein Hirsch tötet einen Treiber. Ein eigenartiger Jagdunfall ereignete sich, wie der Oberschlesische Anzeiger berichtet, bei einer Treibjagd auf einem dem Herzog von Ratibor gehörenden Jagdgelände aus polnischem Gebiet. Als die Treiber einen Kessel geschlossen hatten, wurde darin ein kräftiger Hirsch festgestellt, der plötzlich hochging und gegen die Treiberkette stürmte. Das Tier wandte sich gegen einen Treiber, nahm ihn an und stieß ihm das Geweih durch das rechte Auge in den Kopf, so daß die Spitze des Geweihs Sm Hinterkopf heraustrat. Der Treiber war auf der Stelle tot. Nur mit Mühe konnte die Leiche von dem Geweih befreit werden. * Londoner Arbeitslose versuchen eine Zahlstelle zu stürmen. Am Dienstagnachmittag versuchten im Londoner Stadtteil Pancras etwa 500 Arbeitslose, die Zahlstelle zu stürmen. Mehrere Fensterscheiben wurden eingeworfen. Be rittene Polizei trieb die Demonstranten auseinander. * 43 Todesopfer des Bentley-Grubenunglücks. Die Zahl der Bergarbeiter, die bei dem Grubenunglück auf der Bentley-Grube ihr Leben verloren haben, hat sich durch den Tod eines Verletzten im Krankenhaus einschließlich der fünf Vermißten auf 43 erhöht. * 24 Tote bei einem Schiffsunglück. Nach Meldungen aus Buitenzorg ist bei dem Generalgouverneur von Nieder- ländisch-Jndien am Dienstag die Nachricht eingegangen, daß auf einem Fluß in der Provinz Djambi (Sumatra) ein Raddampfer bei einem Zusammenstoß mit einer Fähre umgeschlagen und gesunken ist. Von den an Bord befind lichen Personen sind 24 ertrunken. Drei Personen wurden gerettet. * Politischer Massenmord in der französischen Kon zession in Schanghai aufgedeckt. In der französischen Kon zession in Schanghai wurde eine grauenvolle Mordtat auf gedeckt, der elf Menschen zum Opfer gefallen find- In den Höfen zweier nebeneinander liegender chinesischer Häuser wurden die Gebeine mehrerer Personen ausgegraben. Es handelt sich um die Verwandten eines Beraters des Mar schalls Tschiangkaischek namens Kutschenscheng, die im Sommer dieses Jahres nach und nach verschwunden sind. Wie sich jetzt herausgestellt hat, sind sie von Kommunisten entführt und ermordet worden. Es handelt sich um einen Racheakt an Kutschenscheng, der früher führendes Mitglied der kommunistischen Partei Chinas war. Er war seinerzeit wegen kommunistischer Umtriebe verurteilt worden. Als er Geheimnisse der kommunistischen Partei enthüllte, wurde er begnadigt. Von der 13köpfigen Familie Kutschenschengs ist nur er selbst und sein Sohn übriggeblieben. Das erste Originalbild vom Brand des englischen Riesen dampfers „Bermuda". Die brennende „Bermuda" im Dock von Belfast. Der Riesenbrand,'dem der 19000 Tonnen-Luxusdampfer „Bermuda" im Dock von Belfast zum Opfer fiel, scheint'sich jetzt als Brandstiftung herauszustellen. Bekanntlich war die „Bermuda" vor wenigen Monaten bereits einmal im Hafen von Hamilton (Bermudas) völlig ausgebrannt. 47 Todesopfer forderte die furchtbare Berg werkskatastrophe in Mittelengland. Die Rettungsmannschaften der Bentley- Grube in Doncaster (Grafschaft Pork) kehren aus dem Unglücksschacht zurück. Die furchtbare Erubenkatastrophe in Don caster, bei der mehrere Stollen durch eine Explosion in Brand gerieten, hat im ganzen 47 Todesopfer gefordert. Fünf Opfer konnten bisher noch nicht ans Tageslicht gebracht werden. Die Glücksspinne. Roman von Felix Neumann. 7s (Nachdruck verboten.) Einen Augenblick zauderte Magnus. Sagte el sie volle Wahrheit, dann konnte er unter Umständen Sigbrit schaden. Wie kleinlich denken zuweilen Frauen. Aber — auch leugnen wollte er nicht. So antwortete er ruhig: „Ja — ein starkes Talent! Sie wollen dieses Service bestellen'«' Ich kann nur dazu raten!" Nun griff Frau Beckum ein. „Kind, du hast für dich und die anderen heute schon so viel eingekauft, daß es Vater doch zuviel werden könnte!" Aber Sybille begehrte auf: „Dann verzichte ich lieber auf die goldene Puderdose, den Barockspiegel und dies Zigarettenetuis. Mag der Vater sein altes behalten. Was soll überhaupt die dumme Schenkerei zwischen uns?" „Was kostet der Schmuck?" In Magnus' Kopf kreuzten blitzschnell die Er wägungen. Er wollte den Schmuck nicht veräußern, unhöflich durfte er aber auch nicht sein. So blieb ein Ausweg: er setzte den Preis so hoch, daß Sybilles Bitte bei der Mutter kein Gehör fand. Und er nannte, während er mög lichst gleichgültig dreinschaute, das dreifache des wirk lichen Wertes. Sybille kniff die Lippen zusammen und sah Frau Beckum an. In der aber regte sich der Emporkömmlings geist. Welch einen Eindruck machte es, wenn man sich vor einer Summe, die gewiß zu hoch war, scheu zurückzog? So sagte sie: „Nun — das allein würde kein Hindernis sein, aber Kind, du hast doch soviel Schmuck " Da merkte Sybille, daß sie gewonnen hatte. „Nein Mama — so etwas Originelles fehlte mir bis her. Brillanten und Perlen kann jeder tragen, aber — — dies — das ist einzig —" Die Mutter streckte die Hand aus und wies nach ihrem Schreibtisch — ganz große Dame —: „Reich mir das Scheckbuch! Herrn Tiburtius' Zeit läuft ab. Wir müssen darauf Rücksicht nehmen." Ehe es sich Magnus versah, war alles erledigt. Die Damen verabschiedeten sich sehr herzlich. Sybille begleitete sogar den Gast hinaus. Er küßte ihr die Hand. Das junge Mädchen sprach: „Sie haben mir die Glücksspinne ins Haus gebracht, nun wollen wir sehen, ob sie ihre Mission erfüllt!" Er lächelte: „Warten wir es ab!" Auf der Heimfahrt überdachte er das Erlebte.Es war ein anregender Nachmittag gewesen. Fräulein Beckum war eigentlich ein ganz famoses Mädel, freilich, wenn man sie mit der viel ernsteren Sigbrit verglich, konnte sie nicht standhalten. „Ich komme, Sie zu holen! Sie müssen mal raus aus dem ewigen Einerlei!" Daheim berichtete er dem Vater, der sehr befriedigt war. Als Magnus den Scheck überreichte, schmunzelte der Alte und wollte ihn fortschließen. Er erzählte das Vorkommnis mit dem Bernstein schmuck und verlangte für seinen Teil das überzahlte Geld. Ein hübsches Sümmchen. Der alte Tibnrtius lachte: „So hast du doch recht behalten, als du sagtest, daß wir mit dem Ankauf des Fundes auch ein „gutes" Geschäft machen würden." Am nächsten Tage ging Magnus zur Bank, ließ dort unter dem Deckzeichen „S. I." ein Sonderkonto anlegen und deponierte mehrere Jndustricpapiere, die er von dem Überschuß kaufte. 3. Kapitel. Der Winter wurde in diesem Jahre so streng, daß selbst die Ostsee dem eisigen Kuß nicht zu widerstehen ver mochte und in tiefen Schlaf verfiel. Bald belebten Schlitten und Schlittschuhläufer die Fläche und aus der Stadt kamen in Scharen die Sport lustigen, um das Seebad einmal im Schneekleide von der See aus zu betrachten. Es war Ende Januar. Das Strandhotel nutzte die Konjunktur aus, indem es die große Glashalle und die dahinter liegenden Räume heizte und zu Kaffee und Kuchen, Grog, Punsch, Musik und Tanz einlud. Zwar wurde die wirtschaftliche Lage von Woche zu Woche trüber, aber gerade unter den Eindrücken des Ver falls sparte niemand mehr, man wollte feiern, tanzen und lachen! An einem Sonntag, bald nach dem Essen, hörte Sig brit draußen schnelle Schritte. Der Schnee knirschte im Garten, dann ward die Glocke gezogen. Als sie öffnete, stand vor der Tür, die Schlittschuhe in der Hand, Magnus. Die Wangen rot vom Lauf und Wind, streckte er ihr die Hände entgegen. „Ich komme, Sie zu holen! Es ist herrliche Bahn. Nachher trinken wir zusammen Kaffee im Strandhotel. Ein riesiges Treiben ist da. Sie müssen mal raus aus dem ewigen Einerlei." Und sie willigte von Herzen ein. Während der junge Tiburtius der Mutter Gesellschas: leistete, die wieder leidlich rüstig war, zog Sigbrit ihre Golfjacke an, nahm die Stahlschuhe und trat dann ins Zimmer. „Du bist nicht böse, wenn ich dich allein lasse?" Frau Jensen lächelte: „Du hast ein wenig Abwechs lung dringend nötig. Bleibe, solange du willst. Die Ma lerei läuft dir nicht davon!" Es war ein herrlicher Winterlag. Magnus und Sigbrit liefen wie vor langen Jahren zusammen. Er sportgewandt und rassig, sie elegant und zierlich. Ein Paar, das viele Blicke auf sich lenkte. Und sie sprachen von allem, was sich in der Zeit zutrug, wo sie sich nicht sahen. Und plötzlich stellte sie die Frage: „Was ist denn aus dem Bernsteinstück geworden?" (Fortsetzung folgt.)