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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend - v«r B»«» MÜ Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. den Beilagen »Neue Illustrierte*, «Mode und Heim* «ck »Der K»t»ld*. Echristleitung, Druck und Verlag Hermann Bühle, Ottendorf-Okrilla. 2 Ot« »Ottendorf« Zeitung erscheint Vien» § ta,, Donnerota« und Sonnabend. Mil MWIM amtlichen Bekanntmachungen -u Ottendorf-Okrilla. MeOltWS' Diese Zeitung veröffentlicht die de» Gemeinderates .. Be,»s»-Vr,t, »trd mit De-inn - jeden Monat« dekannt gegeben. Im Falle höherer Gewalt (Krieg »d. sonst. - irgendwelcher Störungen de, Betriebe« der r Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung«» Z Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Ln» spruch aus Lieferung oder Nachlieferung der » Zeitung »d. Rüitgahlun, d. Bezug,preise«, s Nummer ^32 Amtlicher Teil Abgabe von Lana an erwerbslose. Z N Es besteht die Absicht, Erwerbslosen Land zur garten» mäßigen Bewirtschaftung unter günstigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Um einen Ueberblick darüber zu er langen, wieviel Land für den fraglichen Zweck erforderlich ist, werden Erwerbslose ersucht, ihre entsprechenden Wünsche im Rathaus — Verwaltungszimmer — anzubringen. Httcudorf-Hkrissa, den 4. November 1931. Der tAemeinderat. Aerttiches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, am 5. November fM. — Verkehrsausschuß. In den nächsten Wochen wird über den Sommerfahrplan beraten. Um die Wünsche der Einwohnerschaft zu erfahren, werden die Interessenten gebeten, ihre Anliegen sür Ottendorf-Okrilla: Im Rathaus, bei Herrn Gem. Aelt. Wolf und Herrn Kantor Beger; für Hermsdorf: Im Gemeindeamt oder bei Herrn Eichler; für Lausa: Im Rathaus, bei Herrn Mauersberger, bei Herrn Rosenberg bis 15. November 1931 anzubringen. Auch die postalischen Verhältnisse unserer Orte sollen überprüft und etwaige be- rech igte Wünsche der Oberpostdirektion unterbreitet werdend Wie man hin und wieder hört, hat die sog. Verkraftung der Post nicht überall eine Verbesserung gebracht. -- Führertagung in Pillnitz. Am l. November traten die Führer der christlichen Elternvereine von Pillnitz und Umgebung zur Beratung der schulpolitischen Lage zusammen. Den Bericht erstattete der Landesoerbandsvorsitzende vr. Hering. Der Vorsitzende des Bezirksverbands Dresden 111 (rechts der Elbe) Behr-Radeberg, wies in eindringlichen Worten besonders auf die Verantivortung der Eltern in der gegenwärtigen — auch kulturellen — Notzeit hin. Besonders Bedeutung fand die Frage, ob und inwieweit an den pädagogischen Instituten zur Zeit die genügenden Voraussetzungen für die Ausbildung des erforderlichen Nachwuchses von Lehrern für die künftigen evangelischen Schulen gegeben sind. Die Erhaltung der Kirch schullehne wurde für die Wiedererichtung der evangelischen Schulen auf dem Lande als sehr bedeutungsvoll bezeichnet. Der Vorsitzende des Pillnitzer Elternvereins, Hennig, tonnte am Schlüße der regen Aussprache die einmütige Beschluß fassung der Erschienenen feststellen. — Einen überaus interessanten Kriegsfilm bringen die Schauburg-Lichtspiele in dem dieswöchigen Programm zur Vorführung. Der Film, dem eine wahre Begebenheit aus dem großen Völkerringen zu Grunde liegt, zeigt wie ein Infanterist auf vorgeschobenem Posten dicht vor dem Feinde steht. Und als der Feind wieder einmal die Schützengräben Wit einem vernichtenden Geschützfeuer überschüttet, liegt er verwundet in einem Granatloch. Aber trotz seiner schweren Verletzung rettet er seinen Gegner vor dem sicheren Gastod. Eine zu Herzen gehende Bezeugung echter Nächstenliebe. Im Ganzen: ein Meisterwerk des Tonfilms, das sich jeder ansehen sollte. Das Beiprogramm bringt wieder ein ungemein heiteres Lustspiel, einen sehenswerten Naturfilm und die immer gern gesehene Wochenschau. ' Die kohlennok dec Schulen. Durch die Presse ist die Nachricht gegangen, daß Volksschulen wegen Kohlenman gel« geschlossen worden sind. Die Regierung wird in jedem einzelnen Falle den Haushalt der betr. Gemeinden und Schul bezirke nachprüfen und die zur Abhilfe notigen Maßnahmen veranlassen. Weiterer Beschäftigungsrückgang Nach der Frühjahrsentlastung des Arbeitsmarktes trist neuerdings der konjunkturelle Rückgang der Beschäftigung in Sachsen wieder stärker hervor. Die Ausnutzung der noch im Betrieb befindlichen industriellen Anlagen hat sich, wie die im Statistischen Landesamt bearbeiteten Ergebnisse der Jnduftrieberichterftattung zeigen vom Jul/, dis September von 54,6 auf 52,1 v. H, der Platzkapazität vermindert. Stär ker noch als die Zahl der beschäftigten Arbeiter ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden (von 48 auf 43,3 v. H. der Kapazität) gesunken, ein Zeichen dafür, daß auch die Arbeite- zeit weiter eingeschränkt worden ist. Vie Notlage ausgeschiedener Wehrmächte- und Polizei- angehöriger (in einer Zuschrift des Landesverbandes Sachsen der Zsoildienstberechtigten heißt es u. ü.: Nach Abzug der Ms freie Erwerbsleben übertretenden 4000 bis 5000 Soldaten und Volizeibeawten verbleiben iäbrtiL 13 000 dis 14000 Lreitag, den 6. November Ml 30. Jahrgang ausgeschledene Ttaatsdiener, die im öffentlichen Dienst An stellung suchen und auf diese Anstellung einen gesetzlich und vertraglich gesicherten Anspruch haben. Die Notwendigkeit der Ueberleitung der ausgeschiedenen Soldaten und Polizei beamten in einen bürgerlichen Beruf ist heute durchweg anerkannt. Bedauerlicherweise muß festgestellt werden, daß viele tausende in den Vorjahren aus Wehrmacht und Polizei ausgeschiedene Versorgungsanwärter immer noch auf die ihnen gesetzlich zugesicherte Anstellung warten und zum Teil in den kümmerlichsten Verhältnissen leben. Cs ist daher unverständlich, wie staatspolitisch orientierte Gewerkschaften sich gegen eine Erhöhung des Stellenvorbehalts für Versor gungsanwärter aussprechen können. Die vermehrte Anstel lung von Versorgungsanwärtern im öffentlichen Dienst ist auch aus staatsfinanziellen Gründen erforderlich, denn an die nicht im öffentlichen Dienst stehenden Versorgungsan wärter zahlt das Reich jährlich insgesamt etwa 50 ms 60 Millionen Reichsmark. Neuregelung der Versorgungsbezüge. Nachdem durch die Verordnung zur Sicherung der Haushalte der Gemein den und des Staatshaushaltes vom 21. September 1931 verschiedene Aenderungen der ruhegehaltsfähigen Dienstbe- mge der Beamten eingetreten waren, mußten ebenfalls mit Wirkung ab 1. Oktober 1931 die Bersorgungsbezüge der Staatsbeamten und Lehrer, die sich tm Wartestand befin den oder die nach dem 1. Oktober 1927 in den Warte- oder Ruhestand getreten sind, sowie der Hinterlassenen solcher und der nach dem 30. September 1927 im Amt verstorbener Staatsbeamten und Lehrer neu festgesetzt werden. Das Fi nanzministerium hat nunmehr eine Verordnung über die Neuregelung der Versorgungsbezüge erlassen, die in der Nr. 16 des Finanzministerialblattes für den Freistaat Sach sen zum Abdruck gelangt. Verwaltungsarbeiterlöhne. Das Ministerium des In nern hat angeordnet: Da zwischen den Parteien des Tarif vertrages für die sächsischen Verwaltungsarbeiter eine Ver einbarung über die vom 1. November 1931 ab geltenden Löhne noch nicht zujtandegekommen ist, sind zunächst unter dem ausdrücklichen Vorbehalt späteren Ausgleichs die Löhne, wie sie sich nach der Bekanntmachung vom 20. Oktober 1931 ergeben, fortzuzahlen. Beihilfebaulen. Im Anschluß an die Verordnung des Arbeits- und Wohlfahrtsministeriums vom 14. September 1931 wird zugelassen, daß Beihilfebauten, die nach dieser Verordnung bis zur Dacheindeckung gefördert werden konn ten, fertiggestellt werden. Es dürfen nunmehr auch für diese Bauten die durch Darlehensbescheid zugesagten Aufwertungs steuermittel je nach Eingang ausgezahlt werden. Alfred Proehl von der Nachrichtenstelle der Staaks- kanzlei gestorben Dresden. Am Mittwoch ist plötzlich und unerwartet das journalistische Mitglied der Nachrichtenstelle der Staats kanzlei, Alfred Proehl, an einem Herzschlag verschieden. Mitten aus der vollen Schaffenskraft hat ihn der Tod gerissen. Er war noch am Mittwochfrüh im Dienst erschienen, um seinen täglichen Pflichten nachzukommen. Alfred Proehl war in Dresdener journalistischen Kreisen und weit darüber hinaus als lebensfroher und wissensreicher Mann beliebt und gern gesehen. Seine Pflichttreue und kollegiale Ge sinnung werden von allen anerkannt, die mit ihm dienstlich zusammenarbeiteten. Proehl, der im 55. Lebensjahr steht, ist seit 1. Januar 1920 als Redakteur in der Nachrichtenstelle angestellt. Vorher war er lange Jahre als Redakteur des „Mittweidaer Tageblatt", der „Chemnitzer Allgemeinen Zei tung" und anderer sächsischer Blätter tätig. Freiberg. Wieder eine Greisin verbrannt. In Langenau erlitt die achtzigjährige Mutter des Gutsbe sitzers Hengst bei einem Stubenbrande tödliche Brandwun den; sie starb am nächsten Tage unter großen Qualen. Im politischen Streit erstochen Riesa. Auf der Schulstraße wurde der 21 Jahre alte Arbeiter Wolf durch mehrere Messerstiche getötet. Kurz zuvor hatte sich auf der Niederlagstraße eine Schlägerei, an scheinend zwischen politischen Gegnern, abgespielt. Die näheren Umstände der Tat sind noch ungeklärt. Fest steht, daß zwei Männer, die auf der Hauptstraße standen, von fünf bis zehn Personen verfolgt wurden. Im Laufe dieser Ver folgung wurde Wolf erstochen Im Zusammenhang hiermit sind vier Personen festgenommen und dem Amtsgericht zu geführt worden. Aamilientragödie im Krankenhaus Waldheim. Im hiesigen Krankenhaus befanden sich seit einer Woche der Maler Wilhelm Wartig, seine Frau und ein vierjähriger Enkel aus Schönberg wegen Typhusverdacht in Behandlung. AM Morgen wurde nun Wartig tot. die beiden anderen schwerverletzt in den Betten aufgesunden Wartig hatte die Tat mit einem Rasiermesser ausgeführt, vermutlich infolge jahrelanger Arbeitslosigkeit. f Waldheim. Mißglückter Fluchtversuch. Auf der Zschopaubrücke entriß sich ein van Gendarmeriebeamten festgenommener junger Mann plötzlich seinen Begleitern und sprang von dem zehn Meter hohen Geländer in die Tiefe. Er fiel auf die Ufermauern, wo er mit gebrochenen Gliedern liegen blieb, und wurde ins Krankenhaus geschafft. Leipizg. Hoher Auswerlungssatz. Für die Sparkasse Gautzsch ist der außerordentlich hohe Aufwerr' tungssatz von 44,7 Prozent genehmigt worden. Leipzig. Warnung an Radfahrer. Durch einen Unfall kam ein Radfahrer mit seinem kleinen Kind, das er vor sich auf der Rahmenstange sitzen halte, zu Schaden. Das Kind geriet mit den Deinen in das Voroerrad und blieb hängen. Vater und Kind stürzten und mußten ins Kranken- Haus gebracht werden. Während das Kind nur leichter ver letzt ist, ist der Vater vorläufig noch nicht vernehmungsfähig. Rötha. Schwerverbrannt. Die 82jährige Witwe , Prautzsch kam in der Wohnung ihrer Tochter dem Herd zu nahe; ihre Kleider fingen Feuer. Die Greisin erlitt so schwere Verletzungen, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Leipzig. Gegen Mitternacht sprachen in der Nähe des Palmengartens zwei unbekannte Männer eine heimgehende zwanzigjährige Arbeiterin an. die die Begleitung ablehnte. Darauf schleppten die Männer die Uebersallene trotz Gegen wehr auf eine Bank in den Anlagen und versuchten ein Sittlichkeitsverbrechen. Als ihnen das nicht gelang, raubten sie dem Mädchen die Handtasche mit etwa 12 RM Inhalt, worauf sie unerkannt entkamen. Warkanstädt. Auf dem Heimweg wurde der Handels mann T. von hier in der Parkstrobe von einem Unbekannten niedergeschlagen und seines Rucksackes mit Lebensmitteln usw. Im Wert von 75 RM beraubt. Auch hier konnte der Täter nicht gefaßt werden. Sl. Lgidien. Freiwilliger Arbeitsdienst. Der Stahlhelm beabsichtigt, die wegen Ausbleibens der Staatsunterstützung nicht durchgeführte Regulierung des Lungwitzbaches im Wege des freiwilligen Arbeitsdienstes in Angriff zu nehmen. Schwarzenberg. Von der Politischen Polizei m Zwickau wurden in Schwarzenberg und Bernsgrün Razzien oorge- nommen. Das Konjumgebäude und das Dolkshaus in Schwarzenberg sowie die Sporthalle in Bernsgrün wurden umstellt und nach politischen Schriften und Waffen durch sucht. Auch in einigen Privathäusern sanden Durchsuchungen > statt. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Ueber > das Ergebnis der Razzien wird noch Stillschweigen bewahrt, j Ueber 8M Stimmen sür das Volksbegehren Leipzig. 5. November. Bon der Bezirksleitung der Kommunistischen Partei wird mitgeteilt, daß in den Stadtteilen von Leipzig nach einer noch nickt abgeschlossenen Zählung bisher 8080 Unter schriften zur Unterstützung des Roten Volksbegehrens gelei stet worden sind. Aür und gegen das Volksbegehren Ueber die Unterstützung des kommunistischen Volksbe gehrens durch die Nationalsozialisten wird im „Freiheils kampf" u. a. geschrieben: Natürlich werden wir jede sich bie tende Gelegenheit benutzen, um eine Neuwahl des Landtags : herbeiführen zu lassen. Man sei sich nur darüber klar, daß diese Maßnahme noch lange nicht eine Entscheidung in dem Sinne bringt, wie wir sie erwarten und immer gefordert haben. Nachdem jetzt der Stein ins Rollen gebracht worden ist, kann der Kampf beginnen. Die Deutschnationalen werden ihre endgültige Stellung nahme auf einer Landesvcrtreterversammlung am 5 Novem ber erklären. Am gleichen Tage wird auch die Wirtfchafts- partei zusammentreten. Die scharf ablehnende Haltung der Sozialdemokraten wird in einem Artikel in der „Dresdner Volkszeitung" zum Ausdruck gebracht. Geringe Aussichten für Landtagvauflösung Nach dem jetzigen Fraktionsbestand im Sächsischen Land tag dürften für eine Selbstauslösung des Landtages, von der : verschiedentlich gesprochen wird folgende Parteien stimmen: j Nationalsozialisten (14), Kommunisten (13) und Deutschna» s tionale (4), also 31 Abgeordnete. Gegen die Auflösung wär- sden stimmen: Sozialdemokraten (32). Deutsche Volkspartei (8), Sächsisches Landvolk (5), Volkskonservative (1), Christ lich-Soziale (2), Staatsparteiler (3), Volksnationale (2) und Volksrechtparteiler (2), zusammen 55 Abgeordnete, zu denen wahrscheinlich im Hinblick auf die Haltung der Reichstags fraktion bei der Abstimmung über das Kabinett Brüning noch zehn Wirtschaftsparteiler kommen, also den 31 Oppo- sitionsstlMMen 65 Stimmen gegenüberstehen. Nach diesem Zahlenverhältnis ist kaum mit einer Mehrheit im Landtag .für die Auflösung zu rechnen.