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Ottendorfer Zeitung : 23.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193110234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19311023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19311023
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-23
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.10.1931
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genden Wunsch empfunden, das soziale Elend, das sich hinter den täuschenden Fassaden verbirgt, zu verstehen und seine Ursachen zu ergründen. Mehr als je sei er aus tiefstem Herzen zu der Ueberzeugung gekommen, daß es zur Lösung dieser beängstigenden Fragen einer loyalen und freundschaftlichen Zusammenarbeit nicht nur zwischen den beiderseitigen Hauptstädten, sondern auch zwi schen Frankreich und Deutschland bedürfe. Paris werde alles tun, damit dieser Verständigungswille sich in die Tat umsetze und nicht nur frommer Wunsch bleibe, und er nehme die Ueberzeugung mit sich mit, daß auch Paris aus Berlin rechnen könne. W WÄmm Äs UM da Mslmr VMMMU. Berlin, 20. Okt. Wie die „Nachtausgabe" meldet, wird in der Suspendierungsverfügung des Breslauer Re gierungspräsidenten der aus 24 Personen bestehende Vor stand der Breslauer Ortskrankenkasse, dessen Vorsitzender ein sozialdemokratischer Stadtrat ist, als völlig ungeeignet für seine Aufgaben bezeichnet. Es heißt unter anderem: Der Vorstand habe in der Abteilung Reichsversorgung die Rechtlichkeit und Redlichkeit der Verwaltung nicht hin reichend überwacht. Bei dem Erweiterungsbau habe er sich nicht auf das notwendige und tragbare Maß beschränkt und dadurch eine Ueberschuldung verursacht. Weiter hätte er seiner gesetzlichen Rücklagepflicht nicht genügt und die notwendigen Maßnahmen zur finanziellen Sanierung der Kasse nicht rechtzeitig getroffen. Außerdem habe es der Vorstand versäumt, eine dem eingetretenen Mitglieder schwund entsprechende Personalbefchränkung durchzuführen. Nach alledem biete der Vorstand keine Gewähr für eine künftige einwandfreie Geschäftsführung. Ergänzend melden 'Berliner Abendblätter, daß die Rücklagen bei der Breslauer Allgemeinen Ortskranken kasse, die mehrere Millionen betrugen, durch starke Aus gabenüberschreitungen bei dem Neubau der Ortskranken kasse, der statt 600 000 Mark 4,5 Millionen Mark ge kostet hat, aufgezehrt worden seien, so daß sich auch daraus mit die großen Schwierigkeiten der Ortskrankenkasse er geben hätten. Der Mitgliederbestand sei von 153000 auf 131000 zurückgegangen. AerzLe und Krankenkassen. Vom 14. bis 17. Oktober verhandelten die Spitzenver bände der Aerzte und Krankenkassen im Reichsarbeits ministerium über die Neuregelung des kassenärztlichen Dien stes. Es wurden Grundsätze hierfür aufgestellt. Die Ver bände haben sich eine Erklärungsfrist bis zum 7. November 1931 Vorbehalten. Die Grundsätze suchen bei Sicherstellung aller aus reichenden und zweckdienlichen ärztlichen Versorgung der Versicherten einen gerechten Ausgleich der jahrzehntelan gen Gegensätze zwischen Aerzten und Krankenkassen. Sie Pauschalieren die Aufwendungen der Kassen für die ärzt liche Behandlung auf der Grundlage der Ausgaben des Jahres 1930 unter Gewährung eines Abschlages von 6 bis 20 Prozent und schaffen die Voraussetzung für eine be friedigende Regelung der Jungarztfrage, indem die Zu lassung schon für 600 Versicherte (bisher 1000) möglich sein wird. Das kassenärztliche Honorar verteilt die ärzt liche Vereinigung. Aus der Regelung ergibt sich eine weit gehende Vereinfachung des gesamten Kassenarztrechtes und ein starker Abbau der bisherigen schiedsamtlichen Tätigkeit- Zu den ZmWnWm in BmiWch. Braunschweig, 20. Okt. Im hiesigen Polizeipräsidium haben sich Wahre Berge von Akten über Vernehmungen Festgenommener angesammelt. In einem besonderen Raume hat man eine nahezu zwei Zentner schwere Sammlung bon Totschlägern, Keulen und anderen gefährlichen Kampf- Waffen ausaestapelt. Aus Tisch- und Stuhlbeinen sind regelrechte Keulen und Schlaggegenstände angefertigt wor den. Vereinzelt sind diese Mordwerkzeuge sogar mit lan gen spitzen Nägeln versehen. Am Montag wurden bereits zwei Personen, die mit Waffen in der Hand von der Po lizei angetroffen wurden, vor dem Schnellrichter zu einem Monat bzw. zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Die sozialdemokratische Fraktion des Landtages hielt am Montag eine Sitzung ab, iu der zu den Vorgängen beim SA.-Treffen Stellung genommen wurde. Es wurde die sofortige Einberufung des Landtages gefordert. Der Abgeordnete Thielemann hat nochmals ein Telegramm an den Reichsinnenminister gesandt, in dem er gegen die Dar stellung der braunschweigifchen Regierung über die Vor gänge Stellung nimmt. 'Ein Mitglied der NSDAP., der SA.-Mann Rebbe aus Oker, wurde auf dem Nachhausewege in der Nähe des Bollerich bei Goslar am Montagabend aus dem Hin terhalt angefchossen. Zur Ermordung des Arbeiters Fischer in Braunschweig. Dresden, 20. Okt. Aus Braunschweig wird dem Tcl- union-Sachsendienst gemeldet: Wie die Braunschweigische Landeszeitung von zuständiger Stelle erfährt, hat die Polizeidirektion Plauen durch den Polizeirundfunk die Nachricht verbreitet, daß jener Heymann, der als Mörder des Arbeiters H. Fischer aus der Broitzener Straße gilt, der NSDAP, niemals angehört hat. Zwar bewarb sich Heymann vor 3 Wochen um Aufnahme in die Partei, doch wurde er zurückgewiesen. Ferner erfährt die Braun schweigische Landeszeitung, daß sich Heymann, nachdem er aus Zeitungen ersehen hatte, daß er im Verdacht steht, den Arbeiter Fischer ermordet zu haben, sich in Hamburg der Polizei gestellt hat. Der Fall Heymann—Fischer ist im übrigen nach dem genannten Blatte noch keineswegs geklärt, denn hartnäckig behauptet sich das Gerücht, daß Fischer gar nicht von Heymann, sondern aus dem Hinter halt von Kommunisten erstochen worden sei. Es scheint, als habe zwischen dem Ermordeten und den Kommunisten schon lange ein starker Gegensatz bestanden. Aus aUer Wett. * Das Unglück auf Mont Cenis. — Eine vorläufige Feststellung des Unfallausschusses. Wie das Oberbergamt mitteilt, hat der Unfallausschuß der Erubensicherheitskom- mission Dortmund am Dienstag die von der Explosion be troffenen Grubenbaue der Zeche Mont Cenis befahren. Es sei festgestellt worden, daß es sich um eine Schlagwetter explosion gehandelt habe, bei der auch Kohlenstaub beteiligt gewesen sei. Das Gesteinspaltverfahren habe sich auch im vorliegenden Fall ausgezeichnet bewährt und eine weitere Ausbreitung der Explosion verhindert. Die Explosion als solche sei auf eine Stelle beschränkt gewesen. Soweit Leute in anderen Grubenbauen zu Schaden gekommen sind, sei dies dem Nachschwaden zuzuschreiben, lieber die mutmaßliche Ursache der Explosion ließen sich vor Beendigung der Auf räumungsarbeiten noch keine Angaben machen. * „Graf Zeppelin" in Pernambuko gelandet. „Graf Zeppelin" ist um 2.35 Uhr MEZ. auf dem Flugplatz von Pernambuko glatt gelandet. * 213 Kommunisten verhaftet. Aus Essen wird ge meldet: Die Kommunistische Partei hatte für gestern nach mittag zu Demonstrationen aufgerufen, in deren Verlauf die Polizei einschreiten mußte, da trotz ihres Verbotes die Ansammlungen auch nach Anbruch der Dunkelheit an dauerten. Es wurden insgesamt 213 Personen festgenom men. — Gegen 18 Uhr wurde im Stadtteil Vorbeck eine Schutzpolizeistreife, bestehend aus acht Beamten von etwa 200 Personen angegriffen, mit Steinen beworfen und mit etwa 15 Schuß befeuert. Die Beamten wurden durch die Schüsse nicht verletzt, aber von Steinen getroffen. Die Be amten erwiderten das Feuer. Als kurz darauf etwa 25 Be amte zur Verstärkung eingetroffen waren, wurde die Menge zerstreut und die Ordnung wieder hergestellt. * Disziplinaruntersuchung gegen Stadtamtsrat Schött ler. Aus Berlin wird berichtet: Auf Grund eines dem Oberbürgermeister über die Aussagen des Stadtamtsrats Schöttler im Sklarek-Prozeß erstatteten Berichts, hat der Oberbürgermeister angeordnet, daß gegen Stadtamtsrat Schöttler eine disziplinarische Untersuchung eingeleitet wird und ihm vorläufig die Amtsverrichtungen untersagt werden. * Schneesturm im Erzgebirge. Seit Dienstag tobt im Erzgebirge ein heftiges Schneegestöber, das von einem starken Gewitter begleitet war. Der Schnee liegt durch schnittlich 10 bis 14 Zentimeter hoch. Auf der Straße von Grumbach nach Jöstadt behindern starke Schneeverwehungen den Kraftwagenverkehr In den höheren Regionen in Oberwiesenthal und im Kammgebiet hält der Schneesturm Nas Geheimnis des Äaubtierhauses. Roman von Lisa Passon. 22» (Nachdruck verbalen.) Gegen Abend führte die Bahn sie durch eine üppige Landschaft, in der große Schmetterlinge gaukelten, hin aus auf den Corcovado. Ein Traum von Schönheit und Glück war der Blick von oben aus die inseldurchzogene Bai Mit ihren vielen Schiffen, die in Weitze blendende Stadt. Brade und Teresa weilten lange aus dem Berge Ein Sonnenuntergang in glühendsten Farben machte sie be nommen, so prachtvoll war der Freudenrausch seines Rots. Brade flüsterte so leise, datz sie es nicht hören konnte: „Donna Teresa, ich liebe Sie!" Und dachte: sie glaubt, ich habe Geld; wenn sie wüßte, wie wenig ich habe! Ich kann es ja nicht wagen, ihr, die nur von Reich tum träumt, meine Neigung zu gestehen. Indessen war überraschend schnell Dunkelheit herein gebrochen. Brade sah landeinwärts Hügel; Seen ver schwommen vor seinen Augen Teresa rief ihn, er wandte den Kops. Ein Lichtzauber drang unerwartet auf ihn ein. Lichtstrahlen aus dichtgereihten glitzernden Perlen gingen radial von dem kreisförmig geschweiften und viel reihig leuchtenden Kai aus, stiegen an den Bergen hinan. Es waren die langen Hauptstraßen, die durch die Licht ketten der Nebenstraßen verbunden waren wie die Speichen eines Spinnennetzes mit ihren Querfäden. Bis hoch in die Berge hinauf schimmerte es, allmählich von den dunklen Schatten der Hänge verschluckt. Die Schiffe unten hatten ebenfalls Lichter angesteckt, Weitze und farbige, und hinter dem „Zuckerhut" hing groß und nah der Riesenlampion des Mondes. Die Lichtstraße, die er öon dunkelsamtenen Inseln nach dem Lande schickte, zitterte leise. Ein weicher Abendwind hatte aufgeatmet. Oh, mein Gott, dachte Brade hingenommen und begeistert, kann eine Phantasie Phantasievoller sein als das? „Donna Teresa," sagte ei in leidenschaftlicher Be drängnis, „kann man angesichts dieser Schönheit glauben, daß es Landstriche gibt, die Farben und Leben voll kommen verneinen, die wie ein Greis mit lichtlosen Augen sind? Können Sie begreifen, datz ein Mensch aus Ihrem Lande hier wegreist und sich in dem lichtlosen Lande ver gräbt? Ist er vielleicht ein Verbrecher, der den Anblick des Lichtes nicht verträgt?" „Hören Sie auf, Senjor Brade, mich schaudert. Außerdem — das macht doch keiner." „Mein Onkel hat es getan," sagte Brade ernst. „Dann hat ihn Außerordentliches getrieben!" ant wortete Teresa mit unwillkürlicher Bewunderung im Tonfall. Sie gingen, wieder in der Stadt, Arm in Arm am Canal de Mangue entlang. Teresa drängte, mehr von Brades Onkel zu wissen. Martin berichtete zögernd. Er wurde an seine Abhängigkeit erinnert, Neidgefühle regten sich. Er zweifelte nicht, daß Teresa ihn heiraten würde, wenn er Lees Reichtum hätte. Lag ihr Arm nicht in seinem, als ob es seit je so wäre? „Wie ist seine Frau?" fragte Teresa plötzlich und blieb stehen. Erstaunen schwang in Brades Stimme, als er ihr antwortete, so seltsam war ihm die Vorstellung, Lee wäre verheiratet. Teresa beschäftigte sich sehr mit ihm, schien es. Um Gott, dachte sie etwa an sein Geld? Was habe ich für Gedanken, beschwichtigte er sich und seine Augen schweiften durch die Säulenreihe Hochschaftiger Palmen, zwischen denen sie standen wie im Wandelgang eines Tempels. Teresa wars kleine Steine in den Kanal. „Senjor Brade," sagte sie spielerisch. „Ihr Onkel war der Freund meines Vaters, er hatte nur einen. Und es gab nur zwei Bilder von ihm, eins gehörte meiner Mutter und das andere seinem Freund." Ohne Martins beinahe schreckvolle Überraschung zu beachten, fuhr sie leicht fort: „Dieser Freund wurde später sein größter Feind. Wissen Sie, ihm hat er es zu verdanken, daß Mama Senjor da Silva heiratete, denn sie war wie ich, sie konnte ohne Luxus nicht leben. Ihr Onkel verließ meinen Vater. Er hatte ihm die geschäftliche Leitung seiner sämtlichen Güter in Brasilien zngesichert und dann sein Versprechen nicht gehalten, so daß er arm wurde; da konnte meine Mutter nicht standhalten." Marlin wutzte sich nicht zu fassen Hart hatte Lee in ein Schicksal eingegriffen. Entfremdung im Ton spielend, sagte Teresa: „Der Feind meines Paters mutz doch auch mein Feind sein, nicht wahr? Und der Freund und Neffe meines Feindes ebenfalls mein Feind, wie?" Brade fühlte entsetzt, datz das ihm galt; wollte sie ihm entweichen? Er fatzte nach ihrem Handgelenk, küßte sie in die Hand: „Wo denken Sie hin, Donna Teresa!" beteuerte er. „Ich bin nicht der Freund meines Onkels, ich liebe ihn nicht! Ihr Feind ist auch mein Feind!" mit unverminderter Stärke an. Auch Chemnitz hatte in der Nacht Schneetreiben, das von Gewittern begleitet war. * Mißglückter Naubübersall aus einen Geldbriefträger. Aus Düsseldorf wird gemeldet: Am Dienstag gegen 8.30 Uhr wurde ein Eeldbriefträger in der Eustav-Poensgen-Straße von zwei Leuten im Alter von etwa 20 Jahren überfallen. Die Täter folgten dem Geldbriefträger in ein Haus. Einer der Leute würgte den Beamten, der auf die Täter ein schlug und um Hilfe rief. Die Burschen ergriffen darauf die Flucht, doch konnte einer von ihnen noch im Hausflur fest- gehalten werden. Der andere wurde von einem Polizisten und einem Motorradfahrer verfolgt und ist. festgenommen worden. * Schweres Einsturzunglück. — Zwei Tote. Aus All mendshofen (Donaueschingen) wird gemeldet: Beim Legen von Gebälk für den Neubau eines in diesem Jahre ab gebrannten Gasthauses stürzte gestern abend eine Eiebel- wand ein. Von den Zimmerleuten, die auf dem Neubau arbeiteten, bemerkte nur ein Lehrling das Wanken des Giebels und konnte rechtzeitig beiseite springen. Zwei Zimmerleute wurden unter den Schuttmassen begraben und konnten nur als Leichen geborgen werden. Der Lehrling erlitt erhebliche Verletzungen. * Kraftwagen vom Zuge überfahren. Aus Mainz wird gemeldet: Am Dienstag vormittag wurde in Mainz-Kastel ein Kraftwagen an einem Bahnübergang vom Zuge erfaßt. Der Uebergang war vom Schrankenwärter nicht gesichert worden. Der Wagen wurde vollständig zer trümmert. Die beiden Insassen, der Ziegeleibesitzer Schön herr aus Bentheim und der Führer des Wagens, Ludwig von Schock aus Weinheim, erlitten schwere Verletzungen. Der Schrankenwärter hat einen Nervenschock erlitten und ist zur Zeit noch nicht vernehmungsfähig. * Vodenseedampser rammt Fischerboot. Auf der Höhe von Meersburg Lei der Einfahrt in den Ueberlinger See rammte heute vormittag der Kursdampfer nach Ileber- lingen im dichten Nebel ein Fischerboot. Das Boot wurde in der Mitte durchgeschnitten, und die beiden Insassen, der Fri seur Heinrich Wenk und seine Tochter ertranken. Ihre Lei chen konnten noch nicht geborgen werden. * Vereiteltes Vahnattentat in der Tschechoslowakei. Aus Berlin wird gemeldet: Bei dem Streckenwärter der Eisenbahnbrücke, die bei Pomorn über die Donau führt, er schien nach einer Meldung Berliner Blätter aus Prag am Montag kurz vor Mitternacht ein Mann, der sich erkundigte, ob der internationale Schnellzug Budapest—Prag Verspä tung hätte. Als der Streckenwärter dann die Strecke ab ging. fand er auf der Brücke zwei auf den Gleisen liegende Steinblöcke von je etwa 70 Kilo Gewicht. Durch Leucht signale gelang es dem Wärter, den Schnellzug im letzten Augenblick zum Halten zu bringen. Die ungarischen und tschechischen Grenzwachen wurden von dem Vorfall benach richtigt. Die tschechoslowakische Grenzwache hat bereits eine bestimmte Spur ausgenommen. * Ein Mann, der vier Wochen lang den Stummen spielte. Aus Nyborg wird gemeldet, daß die dänische Staats anwaltschaft beschlossen hat, gegen den Deutschen, Richard Keim, der dort vier Wochen lang den Stummen gespielt hat, nicht Anklage wegen Betruges zu erhoben, sondern nur wegen Verletzung des Fremdengesetzes, weil er ohne Paß und Mittel die Grenze überschritten hat. * Katholische Protestkundgebungen in ganz Spanien. In ganz Spanien finden andauernd Zusammenstöße zwischen religionsfeindlichen und katholischen Studenten statt. Ueber- all, besonders an den Universitäten, werden katholische Protestkundgebungen abgehalten. Kundgebungen größeren Ausmaßes wurden bisher veranstaltet in Sevilla, Valencia und Barcelona. * Neuyork wird verdunkelt zum Zeichen der Trauer. Der Bürgermeister von Neuyork, Walker, hat für heute abend 7 Uhr für die Stunde, in der Edison beigesetzt wird, „eine Minute Dunkel" angeordnet. * Amerikas größtes Bühnenunternehmen bankerott. Das Schubert-Theater, Amerikas größtes Bühnenunter nehmen, mußte seinen Bankerott erklären. * Eoldaussuhrverbot in Kanada. Aus London wird unterm 20. Oktober gemeldet: Die kanadische Regierung hat mit sofortiger Wirkung die Ausfuhr von Gold aus Kanada untersagt. Verstöße gegen diese Verfügung werden schwer bestraft. Die Regierung will auf diese Weise genügend Gold im Lande behalten, um ihren Verpflichtungen gegenüber Neuyork nachkommen zu können. Gleichzeitig haben die kanadischen Goldbergwerke ihre Erzeugung auf etwa wer Millionen Reichsmark wöchentlich gesteigert. „Hall!" befahl Teresa leise und legte ihre freie Hand unter Martins Kinn. „Man küßt die Frau, die man liebt auf den Mund!" Sechzehntes Kapitel Ein leichter vierrädriger Wagen ermattete Donna Teresa und ihren Gast vor dem flachen Bahnhofsgebäude. Sie waren einige Stunden mit der Eisenbahn durch das brasilianische Bergland gefahren. Trotzdem ein kühles Rohrgeflechi die Polstersitze der ersten Klasse überspannte, waren sie froh, dem heißen Wagen zu entrinnen. Albino, der rothaarige italienische Kutscher, bemühte - sich eifrig um das Gepäck, zwischendurch den temperament vollen Maultierstuten geduldig zusprechend. „Unser Haus liegt in dem Vorort Guanabara draußen," sagte Teresa glücklich zu Brade und lächelte Albino freundlich an, „es ist das einziae vorläufig an der Rua Barao. Ich sage Ihnen, Senjor Brade, daß Sie nur einen Tag bei uns bleiben dürfen. Es liegt mir daran. Barao de Castro Maya nicht vor den Kops zu stoßen. Sie dürfen mir das nicht übclnehmen." Brade neigte gehorsam den Kops, sein Blick drückte Unterweisung aus. Es hatte schon einige Tage nicht geregnet, die Sonne prallte aus die Straße, das Gefährt wirbelte einen leichten roten Staub aus. „Wenn Sie noch über Land fahren sollten, hüten Sie sich vor diesem Staub," lächelte Teresa, „er dringt durch alle Kleidungsstücke bis auf die Haut." Auch als sie auf eine abseits liegende Siedlung deutete, lächelte sie: „Das ist die Station Leprakranker," erklärte sie. „Hüten Sie sich auch vor ihr." Sie sitzt neben mir und blüht und sprich! lächelnd von der fressenden Krankheit, erschauerte Brade. Sie wird auch mit meiner Liebe kein Mitleid haben. „Ich freue mich aus Mama," plauderte Teresa mit warmer Stimme weiter. „Papa werden Sie nicht kennen- iernen, er ist, wie ost, verreist. Noch eins, Senjor Brade, sprechen Sie nicht von dem Bild dieses blonden Christoph ..." im letzten Augenblick verschluckte sie den Nachnamen. Brade neigte abermals gehorsam den Kopf. (Fonsetzung folgt.)
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