Volltext Seite (XML)
nichts anderes als eine Enteignung dar, da die drei deut schen Vertreter jeder Zeit im Verwaltungsrat überstimmt werden können. In deutschen Kreisen herrscht begreiflicher weise größte Erbitterung über die Anwendung des Not paragraphen zur Enteignung des deutschen Kirchenbesitzes. Aus dem Parteileben. Ausschlüsse aus der SPD. Der Vorstand der SPD. hat am Dienstag die Abgeordneten Sehdewitz und Ro senfeld aus der SPD. ausgeschlossen. Der Bezirksvor stand Ostsachsen der Sozialdemokratischen Partei hat den Schriftsteller Dr. Walter Fabian, den Herausgeber der Sozialistischen Information und des Sächsischen So zialistischen Pressedienstes wegen seiner Zugehörigkeit zur Linksopposition ausgeschlossen, desgleichen einen gewissen Helmut Wagner wegen Agitation unter der Jugend und endlich einen gewissen Blaze izak, der kommuni stische Agitation in einer Parteiversammlung getrieben haben soll. Zentrums-Tagung. Der Landesvorstand der sächsischen Zentrumspartei beschloß am Sonntag auf einer Tagung in Dresden eine Neufassung der Satzungen, die dem nächsten Parteitag vorgelegt werden soll. Ferner befaßte man sich mit inneren Parteifragen, namentlich mit der Stellung der sächsischen Zentrumspartei zur Arbeitsgemeinschaft der Zentrumsdiaspora. Aus aller Well. * Wieder ein Bankraub in Berlin. Am Dienstag nachmittag drangen zwei bewaffnete Männer mit dem Ruf »Hände hoch!" in eine Nebenstelle der Teltower Kreisspar kasse in Lichterfelde ein, in der sich nur der Kassierer und ein Volontär befanden. Ms der Volontär zur Hintertür hinauseilen wollte, um Hilfe herbeizuholen, gaben die Näuber zwei Schüsse ab, von denen der eine dem Volontär >ns Gesäß drang. Die Täter sprangen darauf über den Zahltisch und rafften ungefähr 1200 RM. zusammen. Sie entfernten sich dann und entkamen auf Rädern in Richtung Lichterfelde-Süd. Auf die sie verfolgenden Personen gaben sie mehrere Schüsse ab, von denen jedoch keiner traf. Be merkenswert ist die Tatsache, daß in dieser Nebenstelle schon einmal in diesem Jahre auf diese Weise 3000 RM. geraubt worden sind. Ob die Täter in beiden Fällen identisch sind, Mutz erst die nähere Untersuchung ergeben. * Falsche Selbstbezichtigung wegen des Jüterboger Eisenbahnattentats. Wie die Telegraphenunion auf Au slage bei der Berliner Kriminalpolizei erfährt, hat der Nach Stendal entsandte Berliner Kriminalkommissar ein wandfrei festgestellt, daß es sich bei den Angaben eines in Stendal verhafteten Schuhmachers Lamprecht, der ange geben hatte, an dem Eisenbahnattentat bei Jüterbog be teiligt gewesen zu sein, um eine falsche Selbstbezichtigung handelt. Lamprecht hat sich auch früher schon mehrfach bei Verbrechen fälschlich bezichtigt. * Dr. Eckener reist nach Amerika. Direktor Dr. Eckener sährt am 8. Oktober von Hamburg aus mit dem Dampfer »New Pork" nach Neuyork und von dort aus zur Besich tigung des neuen amerikanischen Riesenluftschiffes nach Akron, wo er auch noch geschäftliche Besprechungen mit der Eoodyear-Eesellschaft zu führen hat. Der Aufenthalt Dr. Eckeners in den Vereinigten Staaten wird vierzehn Tage bauern. Die im Herbstfahrten-Programm des „Graf Zep pelin" in der Zeit vom 3. bis 5. Oktober vorgesehene Lan- bungsfahrt nach Moskau kommt aus finanziellen Gründen Mcht zur Ausführung. * Das Dornier-Flugzeug „v 1422", das eine recht be wegte Vergangenheit hinter sich hat, soll nach Jnstand- Wtzungsarbeiten aus der Werft in Friedrichshafen ins Deutsche Museum nach München gebracht werden. Amund sen war mit ihm zum Nordpol und Gronau bei seinem ersten Atlantikflug über Island und Grönland nach Ame- ^ka geflogen. * Ein ganzes Dorf wird gepfändet. In der kleinen Ortschaft Holzheim bei Neuß a. Nh. spielt sich augenblick- 'fch eine Komödie ab, die über Nacht Not und Elend in we Gemeinde gebracht hat. Der Gerichtsvollzieher erschien plötzlich in Holzheim und pfändete bei etwa 250 Familien das ganze Dorf hat nur 2850 Einwohner — fast die ge- wmte Habe, die die Leute sich in mühsamer Arbeit zusam- wengespart haben. Dem einen wird das Haus, der Vieh ¬ bestand, dem anderen sein Land weggepsändet. Die Ver steigerung ist auf den 12. Oktober festgesetzt. Ursache des über die Gemeinde hereingebrochenen Unglücks sind, wie die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" meldet, leichtfertige Kreditgeschäfte der Spar- und Darlehnskafse Holzheim, einer Genossenschaft, Tochtergesellschaft des Raiffeisen-Ver bandes. Sie gab ganz sinnlos Kredite an Leute, von denen man wissen mußte, daß sie die Darlehen später nicht zurück zahlen konnten. Den direkten Anlaß zu dem Vorgehen des Gerichtsvollziehers bot der Koblenzer Raiffeisen-Verband, der auf Rückzahlung der von ihm an Holzheim geleisteten Zahlungen bestand. Die Bitte des Landrats, Holzheim nicht ins Unglück zu stürzen, wurde abgeschlagen. * Das Oderhochwasser hat Breslau erreicht. Am Dienstagmittag hat der Scheitel der Hochwasserwelle Bres lau erreicht. Die östlichen und südlichen Außenbezirke der Stadt sind zum Teil erheblich unter Wasser gesetzt. Einige Ortschaften sind nur noch mit Kähnen zu erreichen. Die Ueberflutung ging so rasch vor sich, daß Bewohner verschie dener Ortschaften, die am Morgen auf dem Wege zur Stadt noch die trockenen Straßen benutzten, im Laufe des Nach mittags bereits auf Kähnen in ihre Dörfer zurllckgebracht werden mußten. Ueber die Größe des durch den Wasser einbruch verursachten Schadens lassen sich vorläufig noch keine Angaben machen. * Internationale Kriminalistenkonferenz in Paris. In Paris findet zurzeit eine Tagung der internationalen kriminalistischen Kommission statt, in der über aktuelle Fragen der kriminalistischen Zusammenarbeit beraten wird. Von deutscher Seite nehmen an der Tagung teil Ministe rialdirektor Menzel vom Reichsinnenministerium und Polizeipräsident Weiß (Berlin). * Schwerer Unfall in Lille. — Neun Schwerverletzte. Ein schwerer Unfall ereignete sich am Montag in Lille. Eine Gruppe von Kindern zog in geschlossenem Zug mit Fackeln durch die Straßen der Stadt, als plötzlich ein Last kraftwagen, der im Zickzack angefahren kam, mitten in die Gruppe hineinraste. Ein Polizeibeamter und acht Kinder wurden umgerissen und überfahren. Während sich die wütende Menge aus den Chausfeur stürzte und versuchte, ihn zu lynchen, brachte man den Verunglückten die erste Hilfe. Der Polizeibeamte und vier Kinder haben so schwere Verletzungen erlitten, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Auch die übrigen vier Kinder erlitten schwere Quet schungen und Knochenbrllche. s Explosion in einer ungarischen Kohlengrube. Wie aus Vad gemeldet wird, ereignete sich in der dortigen Kohlen grube ein schweres Unglück, das sechs Todesopfer forderte. In einen Schacht, in dem neun Arbeiter beschäftigt waren, drang nach einer heftigen Detonation Wasser ein. Drei Männern gelang es mit Mühe und Not, zu entkommen, die sechs übrigen kamen ums Leben. Eine Untersuchung zur Klärung des Unglücks ist im Gange. * Streikausschreitungen in Spanien. In verschiedenen Städten Spaniens kam es im Laufe des Dienstag zu Streik ausschreitungen. Bei Santiago gerieten streikende und arbeitswillige Eisenbahnarbeiter in ein Handgemenge, in dessen Verlauf auch Schüsse fielen. Ein Arbeiter wurde getötet. In Granada droht das Eisenbahnpersonal mit Streik, falls seine Lohnforderungen nicht erfüllt werden. In Valencia verübten die streikenden Kellner neue Aus schreitungen. Sie zerschlugen Schaufenster und Einrich tungsgegenstände von Kaffeehäusern und Vars. Außerdem drangen sie in ein großes Fremdenhotel ein und verursach ten dort erheblichen Materialschaden. In Manresa bei Barcelona brachten streikende Telephonarbeiter an sech zehn Stellen Sprengkörper zur Explosion und zerstörten verschiedene Fernsprechlinien. In Sevilla versuchten Ar beitslose die Stände auf dem Wochenmarkt in Brand zu stecken und beschädigten durch Steinwürfe fünfzig Autos erheblich, die vor der Stierkampfarena warteten. * Arbeitslosendemonstration vor dem englischen Unter haus. Vor dem englischen Parlament demonstrierte am Dienstagabend eine große Menge von Arbeitslosen. Sie sangen kommunistische Lieder und versuchten immer wie der, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen und in das Unterhaus einzudringen. Mehrere hundert Polizisten, dar unter berittene, mußten ausgeboten werden, um die Menge in Schach zu halten. Schließlich durfte eine Arbeitslosen abordnung auf kurze Zeit einige Abgeordnete im Unter haus sprechen. Neueste Nachrichten. Reichsarbeitsgemeinschaft der Deutschen Presse verlangt Aufhebung der Pressenotverordnung. Berlin, 30. Sept. Die Reichsarbeitsgemeinschaft der Deutschen Presse hat an den Reichskanzler und die Reichs minister folgendes Telegramm gerichtet: In wiederholten Verhandlungen des Reichsinnenministers mit Vertretern der Reichsarbeitsgemeinschaft der Deutschen Presse haben diese auf die unerträgliche Belastung der deutschen Zei tungen durch die Pressenotverordnung in ideeller und materieller Hinsicht hingewiesen, insbesondere auf die un absehbaren Folgen und Gefahren, die in der Erweiterung des Verbotsrechtes und in dem jede subjektive Auffassung zulassenden Begriff der Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung für die Zeitungen und für die Allgemeinheit liegen. Die Reichsarbeitsgemeinschaft der Deutschen Presse mutz erneut auf das dringendste die Aufhebung der Not verordnung beantragen. Sie bittet Sie, im Kabinett sich hierfür einzusetzen. Die Zwistigkeiten in der SPD. Breslau, 30. Sept. Der Vezirksverband Niederschlesien der SPD. hat heute vormittag beschlossen, den gesamten Vorstand des Bezirks Breslau der SPD. und den Partei sekretär Rausch ihrer Aemter zu entheben, weil sich der Vorsitzende des Ortsvereins, Dr. Eckstein, hinter die Ab geordneten Seydewitz und Rosenfeld gestellt hat. Die Ge schäfte des Ortsvereins Breslau sind dem Parteisekretär Vretthorst übertragen worden. Macdonald und seine Ministerkollegen aus der Arbeiter partei ausgeschlossen. London, 30. Sept. Der Landesvollzugsausschuß der Arbeiterpartei hat nach einer Meldung des „Daily Herald" beschlossen, daß alle Mitglieder und Anhänger der natio nalen Regierung automatisch und sofort die Mitgliedschaft in der Arbeiterpartei verlieren. Macdonald, Snowden, Thomas und alle anderen sozialistischen Minister und Ünterstaatssekretäre sowie eine Reihe von Arbeiterabge ordneten, die Macdonald unterstützen, sind damit aus der Arbeiterpartei ausgeschlossen worden. Jede der ausge schlossenen Personen kann aber wieder ausgenommen wer den, wenn sie eine Versicherung abgibt, daß sie in Zukunft die Satzungen der Partei anerkennen und nicht mehr eine der Arbeiterpartei feindliche Organisation unterstützen wird. Radikale Forderungen der englischen Arbeiterpartei. London, 30. Sept. Der Vollzugsausschuß der Arbeiter partei wird dem in nächster Woche in Scarborough statt findenden Parteitag ein offizielles Programm zur An nahme unterbreiten, das folgende Hauptpunkte enthält: Rückgängigmachung der Abstriche in der Erwerbslosenver sicherung sowie bei den Gehältern der Lehrer und anderen Beamten, Rückgängigmachung der Einsparungen an den sozialen Ausgaben, Opposition gegen Schutzzölle und fis kalischer Zölle, Verstaatlichung der Bergwerke, des Grund und Bodens, sowie des Bank- und Kreditsystems, staatliche Kontrolle über elektrische Kraft, das Transportwesen und die Eisen- und Stahlindustrie durch Umwandlung dieser Industriezweige in öffentliche Körperschaften, Einsetzung von Kontrollbehörden für die Ein- und Ausfuhr, Strei chung aller Reparationen und Kriegsschulden, Bildung eines staatlichen Jnvestierungsboards, sowohl für die Hei mat wie für das Ausland, Abschaffung des Goldstandards, Weltkonferenz mit dem Ziele einer internationalen Wäh rungspolitik und einem weitreichenden Rüstungsabbau. Marinefeiertag? Neuhork, 30. September. Wie aus Washington ge meldet wird, plant die Hoover-Regierung für das Haus haltsjahr 1932 eine Herabsetzung der Flottenbaukosten um 185 Millionen Dollar, obgleich die Marineliga an Hand eingehenden Zahlenmaterials gegen die Einstellung des Flottenbaues protestiert. Die „Newyork Times" will er fahren haben, daß Hoover die Ausschaltung des gesamten Flottenbauprogramms erst mit dem im Juli des nächsten Jahres beginnenden Haushaltsjahre beabsichtige, während bereits die Kosten für die schon bewilligten Zerstörer zur Hälfte eingeschränkt seien. Die Maßnahme werde dahin gedeutet, daß die Vereinigten Staaten aus eigener Ini tiative heraus einen Marineseiertag zu erklären beabsich tigen, wobei jedoch nicht festftehe, ob erst entsprechende Ab kommen mit England und Japan abgewartet oder diese Maßnahme als Vorbild hingestellt würde. Nas Geheimnis des Raubtiechauses. Roman von Lisa Passon. 7) (Nachdruck verboten.) Eine Katze kommt auf den Schoß gesprungen, wenn sie mag, und wenn sie keine Lust mehr hat, dazubleiben, springt sie wieder hinunter und niemand wird ihr des wegen böse sein. Der Leopard ließ sich gestern von mir streicheln. Vielleicht faucht er mich heute an und ich werde es ihm nicht übelnehmen. Warum? Weil er ehr lich ist. Die Tiere machen einem nicht vor, was sie nicht empfinden. Maria-Anna aber ließ sich küssen, ließ sich einen Ring an den Finger stecken und mich von unserer gemeinsamen Zukunft phantasieren — hundertmal gedachte Gedanken. Zu Tode gedachte Gedanken! Lee ging zum Schreibtisch. Er schloß ein Seitenfach auf, die Tür des alten Möbels ächzte. In einer Schub lade steckte ein silberner Schlüssel, kunstvoll geschmiedet, aber ungeputzt. Lee drehte ihn um und zog die Lade heraus. Es lag nichts darin als ein mit gewöhnlicher Schnur umwickeltes Stück Pappe. Lee nahm es heraus. In tiefer Nachdenklichkeit rührte er an der Schnur, die zwei Bilder zusammenhielt. Vor einundzwanzig Jahren hatte er sie in blindem Schmerz und blinder Wut aufein- andergelegt und zusammengekoppelt, sie nie mehr seitdem angerührt. Staub bedeckte Vie Pappe. Lees Finger glitten an der Schnur entlang, lösten den Knoten. Zwei Mit der Bildseite aneinanderhaftende Photographien fielen auf den Schreibtisch. Lee nahm eine in die Hand, sein Ge sicht war unbewegt. Du warst schön, Maria-Anna, es ist nicht zu leugnen. Deine Augenbrauen hatten leidenschaft lichen Schwung, Glanz strahlte aus deinen Augen und das bewegte Spiel deiner Züge fesselte mich Stunde um Stunde. Du schenktest mir deine Gunst und — verrietest mich mit meinem besten Freunde. Er griff nach dem zweiten Bild. Christoph, lieber Freund? Sehr brav! — Es ist vernünftig, daß du hier die Äugen niederschlägst, du Schuft. Vielleicht hätte ich in einer Sekunde der Er leuchtung in deinen offenen Augen zuviel gelesen. Zehn Jahre . . . von achtzehn bis achtundzwanzig ... ja, zehn Jahre hielt ich dich für meinen einzigen Freund. Weitz Gott! Ich war untadelhaft dumm! Aber du warst noch dümmer. Du solltest mein Stellvertreter werden, Ver walter aller Plantagen. Eine fürstliche Rente bis an dein Lebensende war dir sicher. Du hast dir alles verscherzt, du hast dein Leben vor die Hunde geworfen um des ge lingen und niederträchtigen Vergnügens willen, mich zu betrügen. Denn, was konnte dir im Ernst diese Frau sein, die dir den Laufpaß gab, als ich dich entließ wie einen Lakaien? Du bildetest dir ein, ein guter Schachspieler zu sein mit deinem doppelten Spiel und warst ein miserabler. Ich sah einmal einen Vater, der vor Ärger über einen betrügerischen Zug seines Sohnes auf das Brett hieb, daß die Figuren auf die Erde sprangen, das Brett barst und die Splitter in seine Hand drangen. — Ich hieb dir die An einem Fenster sah er Rosita stehen, gedankenvoll blickte sie hinaus Faust mitten ins Gesicht. Christoph mit dem heiligen Namen, du warst ein miserabler Freund! Lee ließ Christophs Bild in seine Rocktasche gleiten. Es ist Zeit, die Tiere zu füttern, dachte er mechanisch und verließ das Zimmer. Der weiche Teppich des Korridors verschlang seinen Schritt. An einem Fenster sah er Rosita stehen, gedanken voll blickte sie hinaus, müde hingen die Arme an ihren Seiten. Lee rührte behutsam an ihre Schulter. Er sah sie voll Güte an: „Sie sind traurig, nicht wahr? Es ist einsam hier für Sie, junges Kind Sie haben niemanden, mit dem Sie lachen können. Fahren Sie das nächste Mal mit in Vie Stadt, wenn Lorenz Besorgungen macht, wollen Sic? Kaufen Sie sich eine junge Katze zum Spielen, odci wenn Sie lieber wollen, einen kleinen Vogel, der Ihnen was vorsingt und den Sie pflegen können, wollen Sie?" Rosita nickte stumm, ihre Augen wurden feucht. „Danke!" rief sie ihm leise nach. Sechstes Kapitel. Einige Tage darauf kam in den frühen Vormittags stunden Martin Brade in Lees Besitzung geritten. An seiner Seite hing eine Rolle mit Zeichnungen. Der Leibdiener Fred hatte seine Ankunft beobachtet, er eilte herbei, um ihm aus dem Sattel ru Helsen. Schneller als er waren ein paar Jagdhunde bei dem dampfenden Pferd, das sie fröhlich umbellten. Brade sprang mitten unter sie. „Nanu, was hast du denn da?" ries et einer jungen Rüde zu, die etwas im Maule trug und deu Kops spielerisch hin- und herschlenkerte. „Los, gib mal her!" Aber das Tier ließ sich nicht greifen. Fred lockte es sanft heran und nahm ihm geschickt ein Bild aus dem Maul, das die Zähne schon erheblich beschädigt hatten: er reichte es Brade. „Donnerwetter, wie kommt denn das hierher?" ries Martin aus. „Was für ein schöner Mensch! Abe» das muß doch schon alt sein, der Kleidung nach. Sollte es meinem Onkel gehören? Da, hier, natürlich: ausgenommen von Alberto Bonilha, Rio de Janeiro. Ra, wir werden sehen!" und er steckte es ein. „Der gnädige Herr schläft noch," sagte Fred, das Pferd am Zügel fassend. Sein vielfach gefälteltes Gesicht drückte Besorgnis aus. „Macht nichts," antwortete Brade, „ich bummle in zwischen ein bißchen durch das Haus." Brade steuerte mit raschen, hackenden Schritten aus die Bibliothek zu, die sich im Erdgeschoß befand Er legte die Rolle mit den Zeichnungen auf einen Tisch, rieb sich die steif gewordenen Finger, ging zu einem kleinen Wandschrank aus Bernstein und wählte nach sorgsamer Prüfung einen alten Klosterlikör, mit dem er einen venezianischen Glaskelch bis zum Rande füllte, wählte ebenso sorgsam eine ihm zusagende Zigarr<n- marke und einen der vielen alten Lehnstühle, der ihm am weichsten und behaglichsten zu sein schien, stellte sich Likör und Rauchgefäße handlich und sank in den Stuhl. (Fortsetzung !o»gi.j