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Ottendorfer Zeitung : 02.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193110024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19311002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19311002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-02
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 02.10.1931
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HOUgU Uh WlWM M UMhMgS-BM. Paris, 30. September. Das Hauptinteresse der Pariser Morgenpresse gehört immer noch der Reise Lavals und Briands nach Berlin. Dabei taucht immer wieder die Warnung vor übertriebenen Hoffnungen auf. Die Blät ter wiederholen, daß über politische Fragen vor läufig überhaupt nicht verhandelt werden könne und daß, wenn über sie verhandelt würde, die fran zösische Oeffentlichkeit volles Vertrauen zu ihrem Minister präsidenten haben könne. Das „Journal" verweist in die sem Zusammenhang auf die Erklärung Lavals, in der aus drücklich festgestellt sei, daß er in Berlin keine fran zösischen Interessen geopfert habe. Das Blatt bebt weiter hervor, daß Laval in seiner Erklärung nicht ganz zufällig einen Zusammenhang zwischen der Berliner und der Washingtoner Reise hergestellt habe. Erst in Amerika würden die Verhandlungen äußerst heikel wer den, weil dort bestimmt von den Reparationen und der Abrüstung gesprochen werde. Die „Journee in dustrielle" wendet sich gegen einen Teil der deutschen Presse, der schon jetzt politische Fragen mit weltwirt schaftlichen verquicke und von dem deutsch-franzö sischen Ausschuß die sofortige Behandlung der Vertrags revision verlange. Ministerpräsident Laval habe sich gerade über diesen Punkt klar und deutlich ausgesprochen, so daß auch auf der anderen Seite des Rheines keinerlei Unklarheit darüber bestehen könne. Die „Volonte" zwei fe l t, ob der deutsch-französische Ausschuß den beiden Län dern wirkliche Vorteile bringen könne. Er werde sich sicher lich wie alle anderen Organisationen gleicher Art darauf beschränken, seine Arbeiten nach der jeweiligen politischen Atmosphäre zu richten. Die „Times" durch die Berliner deutsch französischen Abmachungen beunruhigt. London, 30. September. Die „Times" bringt in einem Leitartikel gewisse Besorgnisse über die in Berlin getroffe nen Abmachungen zum Ausdruck. Einleitend bemerkt sie, FMlNW dMn MWstMlMo. Berlin, 29. September. Eine Anzahl deutscher Wirt schaftsverbände nämlich der Zentralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes, der deutsche Handwerks- und Eewerbekammertag, der deutsche Industrie- und Handels tag, der Hansabund, die Hauptgemeinschaft des Einzelhan dels, der Reichsgrundbesitzerverband, der Reichsverband der Deutschen Industrie, der Reichsverband der Privatversiche rung, der Reichsverband des Deutschen Groß- und Ueber- seehandels, der Reichsverband des Deutschen Handwerks und die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände veröffentlichen eine gemeinsame Erklärung. Es heißt darin unter anderem: Der Zustand der deutschen Wirtschaft ist so bitter ernst, daß ein Ausweg nur noch möglich erscheint, wenn die Neichsregierung in kraftvoller Entschlossenheit und voller Unabhängigkeit von Interes senten- und P a r t e i p o I i ti k den Weg zu so fortigem Handeln findet. Die betreffenden Verbände stehen auf dem Stand punkt, daß alle Mittel der Selbsthilfe ausgeschöpft werden müssen. Diese können aber nur Erfolg haben, wenn gleich zeitig folgende oberste Erfordernisse umfassend und schnell verwirklicht werden: 1. Ein weiterer umfangreicher Aufgaben- und Aus gabenabbau in der gesamten öffentlichen Hand, Befreiung des bebauten Grundbesitzes von der Hauszinssteuer. 2. Anpassung der Löhne und Gehälter an die gegebe nen Wettbewerbsverhältnisse. Die Hauptvoraussetzung ist eine Reform des Tarif- und Schlichtungswesens durch Be seitigung der Verbindlichkeitserklärung und Wiederherstel lung der Eigenverantwortung der Parteien. 3. Anpassung der weit überhöhten Belastungen an das wirtschaftlich Mögliche und durchgreifende Verwaltungs vereinfachungen auf allen Gebieten der Sozialversicherun gen einschließlich der Arbeitslosenversicherung. 4. Senkung der Tarife der Reichsbahn, Reichspost und gemeindlichen Versorgungsbetriebe mindestens entsprechend den Preissenkungen seit 1829. 5. Befreiung des deutschen Geldmarktes vom Druck der daß innerhalb der gegebenen engen Grenzen der Besuch Lavals und Briands erfolgreich gewesen sei. Anscheinend sei kein Wort von Reparationen und Abrüstung oder noch viel weniger von den Friedensverträgen gefallen. Inso weit als das Handelsabkommen, wenn es wirklich wirksam werde, ein gewisses Maß von gegenseitiger Abhängigkeit in sich einschließe und das Feld der gemeinsamen Interessen herbeiführe, müßte man es als zufriedenstellend und als ein gutes Vorzeichen für eine bessere Ver ständigung auf breiter Grundlage ansprechen. Der freundliche Empfang bei Hindenburg bedeute etwas mehr als nur eine Höflichkeitsbezeigung zwischen den bei den großen Nationen Deutschland und Frankreich. „Times" begrüßt es auch, daß selbst französische Kreise, die bisher sehr skeptisch waren, einen günstigen Eindruck empfangen haben. Das Blatt zitiert dann aber die Beschlüsse des Sach verständigenausschusses, des Europa-Ausschusses, in denen eine künstliche Ermutigung für die Schaf fung internationaler Indu st riekarteile abgelehnt wird, die nur das Ergebnis wirtschaftlicher Verhältnisse und einer spontanen Initiative der Indu striellen sein sollen und bemerkt, daß dieser Ausblick auf das deutsch-französische Abkommen im Auslande mit sehr scharfem Interesse beobachtet werden würde. Es sei jedoch immerhin beruhigend, daß das amtliche Kommunique aus drücklich die Interessen anderer Länder und die Notwen digkeit einer internationalen Zusammenarbeit erwähne. Soweit der neue deutsch-französische Plan mit den allge meinen Empfehlungen des Europa-Ausschusses iiberein- stimme und unter günstigen Umständen zu einer Herab setzung der Zölle und zu sonstigen allgemeinen Vorteilen führen könnte, müßte er als eine konstruktive Maßnahme von internationalem Wert begrüßt werden. „News Chro- nicle" erwartet, daß das deutsch-französische Abkommen ge nügend Elastizität besitze und nicht den Charakter einer Koalition im Sinne der Vorkriegspolitik annehmen würde. Ein derartiges „Abkommen" würde gefährlich sein. öffentlichen schwebenden Schulden durch eine unter Wah rung der Eläubigerrechte erfolgende Konsolidierung dieser Schulden. K. Endgültige Beseitigung aller Neste der Zwangswirt schaft, insbesondere auch der Zwangswirtschaft im Woh nungswesen. Gefordert wird weiter der Grundsatz der Sicherung des Privateigentums und der Rechtssicher heit, Gesunderhaltung der Währung, wobei trotz Anerkennung der Notwendigkeit der Ausweitung des Kreditvolumens jedes Währungsexperiment entschieden abgelehnt wird. Das Entscheidende ist, daß die Sofortmaßnahmen der Reichsregierung der gekennzeich neten wirtschaftspolitischen Linie entsprechen und sich ihr organisch einreihen. Auch auf dem Gebiete der Reichs- reform wird ein entschlossenes Vorgehen verlangt. Znflationshausse in England. London, 29. September. Der Kursverlust des Pfun des macht sich bereits jetzt in verschiedenen englischen In dustrien sehr stark bemerkbar. Werke der Wollindu strie, die Kurzarbeit eingesllhrt hatten, haben bereits in dieser Woche mit voller Belegschaft arbeiten können; andere treffen für die nächste Woche dazu Vor bereitungen, da es sich für die Spinnereien nicht mehr lohnt, deutsche und französische Waren einzuführen. Die jetzt einsetzende Hausse kann, wie die Presse behauptet, nur mit dem Jahre 1920 verglichen werden. Die Eisen- und Stahlindustrie sowie die Seidenindu st rie melden einlaufende Anfragen aus aller Welt sowie beträchtliche Kaufaufträge. Der Wechsel der Konjunktur in der Seidenindustrie ist hier so plötzlich eingetreten, daß mehrere Unternehmer ihre An gestellten telegraphisch zurückgerusen haben. Eine große Schuhfabrik erhielt eine Anfrage, ob sie bereit sei, einen Auftrag für 30 000 Paar Damenschuhe anzunehmen. An dererseits haben verschiedene Lebensmittelpreise im Großhandel eine schnellere Steigerung er fahren, als die Regierung zunächst angenommen hat. Wie lange wird die Herrlichkeit dauern? Bankschwierigkeiten in Frankreich, Holland und der Schweiz. Die Welle der Bankschwierigkeiten hat jetzt auch auf die Länder übergegriffen, die bisher als Hochburgen der Sicherheit galten und Kapitalien aus allen anderen Län dern anlockten. Der „B. L.-A." meldet folgende Fälle: Das Comptoir d'Escompte zu Reims, auch Banque Cha- puis genannt,, hat feine Zahlungen eingestellt. Die 1850 gegründete Bank spielte in der Gegend von Reims eine wichtige Rolle. Die Zahlungseinstellung hat große Er regung ausgelöst. — Die Schweizerische Volks bank, die in der ganzen Schweiz Zweiggeschäfte besitzt und deren Hauptsitz in Bern ist, hat für die Zweigstelle Zürich die in ihrem Reglement vorgesehene Beschränkung der kllndigungslosen Auszahlungen von Sparkassenguthaben in Wirksamkeit gesetzt. . Cs wurden nur noch Beträge bis zu 800 Franken ohne Kündigung ausgezahlt. Eine Reihe niederländischer Provinzbanken hat die Zah lungen eingestellt, unter anderem die Kamper Bank, die N. V. Kamper Bank in Kämpen, die Zwarsluizer Bank, die eine Interessengemeinschaft mit der Kamper Bank un terhielt, und die Voaz-Spar-Bank. Das Urteil im Neustrelitzer Fürstenabfindungs-Prozetz. Der Staat mutz zahlen. Rostock, 29. Sept. Im Neustrelitzer Fürstenabfindungs prozeß verkündete der Vorsitzende des Oberlandesgerichts, Landgerichtspräsident Burmeister, am Dienstag folgendes Urteil: Das Urteil des Landgerichts Neustrelitz wird aus gehoben. Der Schiedsspruch wird als vorläufig vollstreck bar erklärt. Auf Grund dieses Schiedsspruches hat der Mecklen- burg-Strelitzsche Freistaat an die Prinzessin Maria 161300 RAi., zuzüglich 8 v. H. Zinsen, ab 15. Juli 1925, ferner an die Prinzessin Militza von Montenegro 500 000 RM., zuzüglich 8 v. H. Zinsen, ab 15. Juli 1925, sowie an die Großherzogin Elisabeth 1 Million RM., zuzüglich 8 v. H. Zinsen, vom gleichen Datum ab zu zahlen. SeparatisteKregierung in Kirin. Friedensverhandlungen mit Japan- Tokio, 29. Sept. Nach einer amtlichen japanischen Meldung aus Charbin hat sich in Kirin eine Provinz regierung gebildet, die sich bereiterklärt hat, mit der japanischen Regierung Friedensverhandlungen einzuleiten. Die Vertreter der Provinzregierung sollen nach Japan unterwegs sein. Auch eine SeparaListenregierung in Mukden. Moskau (über Kowno), 29. Sept. Nach einer amt lichen russischen Meldung aus Mukden hat sich auch dort eine Provinzregierung gebildet. Die Regierung er klärte, daß sie bereit ist, mit Japan sofort Frie be nsverhandlun gen einzuleiten unter der Bedin gung, daß das japanische Oberkommando sämtliche Waffen die von den Japanern beschlagnahmt wurden, der chine sischen Armee wieder ausliefere. Eine Stellungnahme To kios ist noch unbekannt. Die Enteignung des Nigaer deutschen Doms durch Notverordnung. Riga, 29. Sept. Nachdem am Montag die Regie rungsparteien gegen deutschen Einspruch beschlossen hat ten, den Rigaer Dom auf dem Wege der Notverordnung zu enteignen, beschloß das lettländische Ministerkabinett am Dienstagnachmittag die entsprechende Verfügung zu erlassen. Die Notverordnung sieht eine Umgestaltung des Vcr- waltungsrates der Domkirche vor. Der bisherigen recht mäßigen Besitzerin, der Deutschen Domgemeinde, werden im elfköpfigen Verwaltungsrat nur drei Sitze gelassen, die restlichen acht Sitze entfallen aus einen Vertreter des let tischen Bischofs und des Kriegsministeriums und je drei Vertreter der lettischen Friedens- und der Garnisonge- mcinde. Die sogenannte Verwaltungsreform stellt inhaltlich nichts ande schen Vertr iverden kön weise größt harngraphei Ausschl hat am Die senfeld c stand Ostsa Schriftstelle der Soziali statistischen Linksopposi Helmut und endlick stische Agit haben soll. Zentru Zentrums^ Dresden ei Parteitag i mit innere! sächsischen Zentrumsd * Wie nachmittag „Hände hoc lasse in Lii ein Volont hinauseilet Näuber zw ins Gesäß Zahltisch u entfernten Lichterfelde sie mehrere Merkenswe einmal in worden sin Muß erst d * Fal Eisenbahnc frage bei Nach Sten) wandfrei f Stendal v geben hatt teiligt gew handelt. L Berbrechen * Dr. fahrt am l „New Por tigung de: Akron, wo Eoodyear-t Eckeners ii dauern. 2 Pelin" in ) dungsfahri Nicht zur * Dar wegte Bei setzungsarl Deutsche D sen war i ersten Atb rika gefloc * Ein Ortschaft : lich eine l die Eemei Plötzlich in s- das ga: Mmte Hal Mengespar Das Geheimnis des MMechauses. Roman von Lisa Passon. 6) (Nachdruck verboten.) Bis über die Knöchel umrauschte sie Laub. „Mein Gott, mein Gotti" keuchte Rosita, „er hört mich, er wird mich finden," und voller Angst schlug sie die Arme um einen Baum und preßte ihr Gesicht gegen den Stamm, um nicht zu sehen, wenn ihr Verfolger sie packte. Als der er wartete lähmende Griff ausblteb, lief sie von neuem davon. Ein Licht schimmerte ihr entgegen. Sie wußte, dort lag das Raubtierhaus, das niemand betreten durfte, aber ein raschelndes Geräusch im Laub ließ sie das Verbot ver gessen. Mit versagenden Füßen kam sie gerade noch zu der Tür, aus deren vergitterten Milchscheiben der Licht schein blinkte. Sie rüttelte an der Klinke und drängte mit ganzem Körper gegen das Holz. Die Tür öffnete sich so rasch, daß Rosita fast hingeschlagen wäre. Wilder Hauch füllte plötzlich ihre Lungen, ihre Glieder erstarben langsam, sie sank in die Knie. Sie blickte sich haltsuchend um, nirgends war eine Stütze, an der sie sich pufrichten konnte. Nicht einmal vor den Käfigen war ein Geländer. Keine Schranke wehrte zu nahes Herantreten. Wenn man wollte, hätte man durch die Stäbe greifen können. Ich werde mrch an sie werfen, dachte Rosita, wenn Ierber mir folgt. Glühende Augen starrten sie an und schienen aus sie ^uzurücken. Die Tiere, die es nicht gewohnt waren, daß Menschen zu ihnen kamen, wurden unruhig. Weiche Tatzen klatschten gegen den Boden, Fauchen, Knurren blies sie FN, phantastisch eilten die Schatten der Gitterstäbe über gelbe und gesprenkelte Felle. Wenn sie ausbrächen! dachte Rosita voll Entsetzen und es rieselte heiß durch ihre Adern. Ein schwarze, Panther sprang gegen die Stäbe und kurz daraus hörte sie das kratzende Geräusch von Pfoten. Rennend kam ein stämmiger Hund auf sie zu. Rosita hatte Hunde dieser Art noch nie gesehen, abwehrend hob sie die Hand, sie mühte sich, aufzustehen, da rief ein Pfiff den Hund zurück. Das Tier machte sofort kehrt. Rosita wollte sich erheben, brachte es aber nicht fertig. Aus einer bisher nicht bemerkten Seitentür sah sie den Mulatten Tom auf sich zukommen. Hilfsbereit streckte er ihr die Arme entgegen. Ein Schatten von einem Lächeln flog dankbar über ihr Gesicht - Der Mulatte zog sie hoch und nahm sie ohne weiteres unter den Arm. „Ich muß hinauswerfen," drohte er lächelnd, „Mr. Lee sonst böse." Die weichen breiten Lippen entblößten starke weiße Zähne. Rosita schwankte einen Augenblick, dann bat sie: „Bitte, bringen Sie mich ins Haus, ich habe Angst." „Oh, oh, Angst!" In seinen Augen glomm etwas Fremdes auf, das sie nicht verstand. „Ja, bitte, schnell," sagte sie rasch, „man wartet auf mich." Der Mulatte gehorchte schweigend. Er geleitete Rosita zu derselben Tür, durch die sie vor Ferber geflohen war. Das Mädchen machte sich von seinem Arm frei, warf einen raschen Blick in den Korridor und lief auf den Zehenspitzen in größter Eile durch den langen Gang bis zu einer Treppe, die in die Obergeschosse führte. In ihrem Mansardenzimmer fiel Rosita erschöpft auf den Bettrand. Sie weinte unaufhaltsam und still. Fünftes Kapitel. Lee ruhte auf einem Diwan und starrte durch ein hohes Fenster in den Himmel. Ein Buch war seiner Hand entglitten und lag wie ein roter Fleck auf dem Eisbärfell am Boden. Der Himmel war bleischwer und trübe. Hoff nungslos, endlos rieselte der Nebel Hast du noch nicht ganz von mir Besitz genommen, Farblosigkeit? dachte Lee. Du erfüllst deine Arbeit schlecht. Was für ein Schwätzer war ich gestern wieder, was für ein Protz! Wir haben sprechen gelernt und es scheint, daß wir sprechen müssen, wenn wir nach langer Einsamkeit mit Sprechenden zusammenkommen. Die Zunge hat es ge lernt, sich zu bewegen, sie verzichtet nicht auf ihr Recht. Gelähmt müßte sie sein. Lee rundete die Hand und hob sie vor das Auge. Er sah jetzt nur den Ausschnitt von einem Fensterkreuz und dahinter den grauen Himmel Vielleicht hätte ich Ge fangener sein und nichts sehen müssen als enge Wände um mich und ein kleines, unerreichbares Fenster vor dem grauen Himmel, dachte er. Vielleicht wäre ich grau ge worden wie alles um mich, wie ich es wollte, seit ... es geschah. Seine Gedanken standen vor einem Abgrund, vor dem sie scheuten. Sie wandten sich zurück. Meine Kind heit hat zuviel Farbe gesehen, zuviel Glück und Sorg losigkeit Man glaubt, es müsse immer so sein, und haßt das Glück, das einen enttäuscht, wie den Freund, de: einen betrügt. War es nicht glückhaft, unter brennend blauem Tropenhimmel zu reiten? Blauen Schmetterlingen, Fetzen von diesem Himmel, nachzujagen, Negerkinder ölig in der Sonne glänzen zu sehen, den Überfluß von Bananen den Hühnern hinzuwerfen? Der Zeitungs' träger rief singend „La Plata" aus und der junge Lee stand auf dem Fischmarkt in Sao Paulo, der von Aas geiern wimmelte, lachte über ihre kahlen Köpfe und ihren ungeschickten Gang. — Hm Park des Vaters hatte er heimlich von niedrigen Baumen Apfelsinen gestohlen, weil er sich vor so vielen Gärtnern nicht immer bewußt wurde, daß er Herrensohn war. Wie gern er die Bahiana aß, diese köstlich aromatische Apfelsine, die nach der Stadl Bahia hieß, der Stadt mit den damals zweihundert Kirchen und Klöstern — so hatte man es ihm damals ge sagt. Und der Sonnenuntergang und der Mondausgang im Hafen von Rio de Janeiro! Und die Zaubergebilde der Quallen um das Schiff und die zweistündige Schach Partie, die er, ein Zwölfjähriger, gegen den dritten Deck- offizier gewann! Das war alles bunt, damals. Aber keine Sehnsucht zog ihn zurück. Die Jahrzehnte, die dazwischenliegen, sind wirklich Jahrzehnte, fühlte Lee, und hier war die Stille. Er lächelte sanft und müde; man sängt sein Leben in Brasilien an und endet es in einem unwirtlichen Winkel. Sonne glüht, ein Platzregen fällt nieder, wieder glüht Sonne, das Blm treibt phantastisch-stolz durch die Adern. Nebel rieselt, Stunde für Stunde Sprühregen, das Land beugt seinen Rücken, schwer von Nässe, Schnee, Eis, kurze, flüchtige Sommer — gleichmäßig rieselt das Blut, man jagt hier keinen grellfarbigen Riesenschmetterlingen nach, die Seele ist kühl, erniedrigt die Temperatur. Wie ich es wollte. Ihn fröstelte. Er erhob sich und ging im Zimmer am und ab, wohl eine Stunde lang. Schließlich blieb er, die Hände auf dem Rücken, an dem hohen Fenster stehen unv sah wieder hinaus. Es scheint, als ob heute um Mittag schon der Abend dämmert, dachte er. Das Fenster reichte bis zur Erde, Lees hohe GeM> stand in weichen Umrissen in den Himmel gewischt. Dn Stirn lehnte am Knaus des Fensters. Er spürte nicht w- Kälte des Metalls. Als er sie wieder hob. lief ein roter Streifen wie eine Narbe schräg hinauf zum Haaransatz " Er nahm sein ruheloses Gehen wieder auf. (Forlseyung folgt.) Nasü 7) Eine sie mag, springt ß wegen bl streicheln, werde es lich ist. empfinde einen Ri gemeinsa gedachte Lee auf, die lade steä aber un heraus. Schnur ! In tiefe zwei Bü hatte er andergel angerüh glitten c mit der! auf den sicht wa nicht zu lichen S bewegte Stunde, mich mi zweiten Es ist l du Schi leuchtun Jahre . Jahre l Gott! dümmer Walter l ! Lebense du hast i ringen
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