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Das Stillhalte-Abkommen unterzeichnet. Basel, 19. August. Nach den langwierigen wechsel vollen Verhandlungen der letzten Tage versammelten sich die Mitglieder des Wiggin-Ausschusses um Mitternacht wieder, um die letzte entscheidende Sitzung zu beginnen und die Unterzeichnung des Layton-Berichtes vorzunehmen. In der Frage der ausländischen Markguthaben wurde eine Kompromißformel dahingehend getroffen, daß einstweilen 20 v. H. dieser Guthaben freigegeben wer den und dann nach und nach gestaffelt in den nächsten Monaten ein gewisser weiterer Prozentsatz. Den deutschen Delegierten wurde der Vor behalt zugestanden, daß, wenn die Reichsbank durch die Zurückziehung dieser Guthaben zuviel an Devisen ver liert, ihr das Recht gewährt werden soll, ein gewisses Ar rangement mit den Gläubigern zu treffen, um eine Gefähr dung der Währung durch die Zurückziehung zu verhüten. Ohne Besserung in Deutschland keine Behebung der Weltkrise. Basel, 19 August. Der Bericht der Finanzsachverstän digen charakterisiert die scharf Krise, die Deutschland seit Wei Monaten erschüttert, und betont, dah eine bleibende Besserung der Lage Deutschlands nicht eher zu erwarten sei, als bis die Ursachen der allgemeinen Depression beseitigt seien. Deutschland spiele im Wirtschaftsleben der Welt und insbesondere Europa eine so bedeutsame Nolle, daß, solange sich nicht Deutschlands Lage bessere, es auch keine allge meine Erholung von der gegenwärtigen Depression geben könne. Die gesamte kurzfristige Verschuldung Deutschlands be trug Ende Dezember 1930 10,3 Milliarden, Ende Juli 1931 7,4 Milliarden Reichsmark. Demnach sind in den sieben Monaten etwa 2,9 Milliarden kurzfristiger Gelder abge zogen worden. Dazu kommen noch etwa 3,50 Milliarden Reichsmark, die das Ausland abgestoßen hat und durch den Erwerb Deutschlands von lang- und kurzfristigen Anlagen Ausland. Dieser Abfluß ist mit etwa einer Milliarde Reichsmark aus dem Auslandsguthaben der Banken, mit 2 Milliarden auf dem Guthaben der Reichsbank und aus anderen deutschen Auslandsguthaben gedeckt worden. Der Bericht betont, daß, wenn man weitere Verpflich tungen z« der Schuld hinzukommen läßt, Deutschland in steigendem Maße derartigen Krisen ausgesetzt sein wird, wie es sie gegenwärtigen durchmacht. Es handle sich jetzt >n der Hauptsache darum, Deutschlands sofortigen Kredit bedarf festzustellen, da die deutsche Zahlungsbilanz für 12 Bionate so gut wie ganz von den Reparationszahlungen entlastet ist. Als besonders wichtig wird die Frage betont, ab es möglich ist, eine weitere Abziehung von Mitteln aus Deutschland zu verhindern und die fällig werdenden kurz- sristigen Kredite zu ersetzen, und ob es notwendig ist, das bereits zurückgezogene Kapital aus ausländischen Quellen Su ersetzen. Aus dem Inhalt des Layton-Berichts. Basel, 19. August. Der Layton-Bericht der Finanzsach verständigen ist in der Nacht zum Mittwoch in englischer, französischer und deutscher Sprache, und zwar im vorläu- iigen Text veröffentlicht worden. Es heißt darin unter anderem: Die Finanzsachverständigen kommen zu dem endgül tigen Schluß, daß es sowohl im allgemeinen Interesse als auch im Interesse Deutschlands notwendig ist, 1. das jetzige Volumen der deutschen Auslandskredite "Ufrechtzuerhalten und 2. auf alle Fälle einen Teil der zurückgezogenen Mit tel aus ausländischen Quellen zu ersetzen. Wir sind daher der Auffassung, daß zur Sicherung von Deutschlands finanzieller Stabilität alle weiteren Kredite 'n Form einer langfristigen Anleihe gegeben werden soll ten und daß diejenigen Teile der bestehenden kurzfristigen Kredite, die hierfür in Betracht kommen, in langfristige Verpflichtungen umgewandelt werden sollten. Weiter sagt der Bericht: Die Zeit drängt. Der Wirt- Ichaftskörper der Welt hat an einem seiner wichtigsten Glieder einen schweren Schlag erhalten. Dies hat zu einer teilweisen Lähmung geführt, die nur durch eine Wie derherstellung des freien Geld- und Güterverkehrs behoben werden kann. Wir glauben, daß dies aber nur bewerk stelligt werden kann, wenn sich die Regierungen aller Län der der Welt über die auf ihnen ruhende Verantwortung klar sind und umgehend Maßnahmen ergreifen, die geeig net sind, das Vertrauen wiederherzustellen. Nur wenn sie handeln, kann es wiederhergestellt werden. Wir möchten wiederholen, daß das deutsche Pro blem ein Teil eines größeren Problems ist, welches auch viele andere Länder der Welt an geht. In diesem Zusammenhang wollen wir zweier lei bemerken: 1. Um die Nachfrage wieder anzuregen und dadurch die stündige Abwärtsbewegung des Preisniveaus aufzu halten, welches Schuldner- und Gläubigerländer in glei cher Weise in einen circulus virtiosus der Depression ver strickt, ist es wesentlich, daß die Unterbringung neuen Ka pitals wieder normal in Gang kommt. 2. Wir möchten darauf Hinweisen, daß das Beispiel Deutschlands die eindrucksvollste Illustration der Tatsache ist, daß die Welt in den vergangenen Zähren versucht hat, zwei verschiedene sich widersprechende politische Prinzipien zu verfolgen, indem sie die Entwicklung eines internatio nalen finanziellen Systems zulieb, das die Jahreszahlun gen großer Summen von Schuldner- und Gläubigerlän dern mit sich bringt, demgegenüber aber gleichzeitig der freien Güterbewegung Hindernisse in den Weg legt. So lange diese Hindernisse bestehen bleiben, müssen derartige Kapitalbewegungen naturgemäß das internationale finan zielle Gleichgewicht stören. Finanzielle Hilfsmaßnahmen allein werden nicht imstande sein, die wirtschaftliche Pro sperität der Welt wiederherzustellen, wenn nicht die auf Obstruktion gerichtete Politik eine gründliche Aenderung erfährt und der Welthandel, von dem ja der Fortschritt jeglicher Zivilisation abhängt, seine natürliche Entwicklung wieder ausnehmen kann. Die eindeutig abgegrenzte und technische Untersuchung, auf die wir unsere Aufmerksamkeit beschränkt haben, ge stattet uns nicht, Anregungen politischer Natur zu geben. Wir haben es aber für unsere Pflicht gehalten, die Gründe auseinanderzusetzen, die uns zurzeit unmöglich machen, end gültige Maßnahmen zu empfehlen, um für Deutschland langfristige Kredite zu sichern. Wir möchten aber hinzu- fllgen, daß, wenn man dazu kommen sollte, dem geldgeben den Publikum wieder Vertrauen in Deutschlands zukünf tige wirtschaftliche und finanzielle Stabilität einzuflötzen, nach unserer Ueberzeugung die Konsolidierung eines Teils der deutschen kurzfristigen Verschuldung und die Beschaf fung zusätzlicher Betriebsmittel für die deutsche Wirtschaft sicherlich keine ernsten Schwierigkeiten bieten würde. Es gibt viele Möglichkeiten, wodurch dieses Ziel erreicht wer den könnte. Wenn wir davon absehen, dahin zielende in Einzelheiten gehende Vorschläge zu machen, so geschieht dies nur in der Ueberzeugung, daß man sich erst zu Maß nahmen, auf deren Ergreifung wir keinen Einfluß haben, entschließen muß, ehe irgendwelche langfristige, deutsche An leihen, wie gut sie auch gedeckt sein mögen, untergebracht werden können. Wir schließen mit der ernsten Mahnung an alle beteiligten Regierungen, in der Ergreifung der notwendigen Maßnahmen keine Zeit zu verlieren und un verzüglich eine Lage zu schaffen, die es ermöglicht, Finanz transaktionen durchzusühren, um Deutschland und dadurch der Welt die so dringend benötigte Hilfe zu bringen. Kredit-DurchHaltung nur auf 6 Monate. Basel, 19. August. In einem Anhang zum Layton- Bericht Wird kurz das Stillhalteabkommen skizziert. Der Plan sieht die Dnrchhaltung der den deutschen Schuldnern gegebenen Kredite in ihrer augenblicklichen Gesamthöhe nur für sechs Monate vor, vom Zeitpunkt der Unterzeichnung an gerechnet und im Einklang mit einer Regelung, die für die laufenden Zentralbankkredite zu treffen ist. Unmittelbar zwischen dem deutschen Schuld ner und dem ausländischen Gläubiger wird jeweils ein Einzelvertrag nach einheitlichem Mu st er ab geschlossen. Wegen der Reichsmarkguthaben haben sich die ausländischen Gläubiger mit den Deutschen dahin Spiel um Freiheit. Roman von E. PH. Oppenheim. ly (Nachdruck verboten.) »Warum kann ich nicht mit Ihnen in die Oper Sehen?" fragte ich. »Weil in unserer Nähe keine Sitze mehr zu haben Md," erwiderte sie. „Wir wissen nämlich zufällig, neben Kem wir sitzen werden " »Ich werde aber doch gehen," entschied ich. „Ich kann dann wenigstens in den Zwischenakten zu Ihnen kommen und plaudern." Mr. Parker hatte nun seine Befehle gegeben und Mischte sich in die Unterhaltung. Wir speisten in bester Laune. Für gebildete Amerikaner wußten sie erstaunlich Kenig vom englischen Leben und ich war nicht überrascht tu vernehmen, daß dies ihr erster Besuch tn Europa war. Sie lauschten mit großem Interests allem, was ich ihnen erzählte. Erst als wir im Begriff waren, aufzubrechen, richtete ich eine Frage an Mr. Parker. , „Sagen Sie," flüsterte ich, „haben Sie wirklich einen Plan für heule übend?" Er nickte „Sicher! Wir haben jetzt eine Glücksserie, die muß Man verfolgen!" „Sind diese Kerle, mit denen ich Sie heute vormittag 'm Milan sah, auch dabei? Wenn ja, führe ich Miß Parker Keg Es gibt Grenzen —" Er klopfte mich aus den Rücken. „Diese kleine Sache ist für heute abgesagt. Eine Dame, die wir gern treffen möchten, geht tn die Oper. Mein kleines Mädchen wünscht ein Perlenhalsband. Wir wollen sehen!" .. »Haben Sie sich überlegt, was ich Ihnen sagte? Vaden Sie es ihr mitgeteilt?" »Ich habe nur eine Anspielung gemacht. Es nützt Mts, es ihr gerade heraus zu sagen. Sie hat ihren Kops kur sich und man muß ihren Launen nachgeben." Eva stand etwas abseits und wir waren so gut wie mein Ich blickte ihn unverwandt an. Er sah so rosig und fröhlich aus, so ganz optimistisch! »Sie haben wohl nie ein englisches Gefängnis von innen besehen, Mr. Parker?" fragte ich. Er starrte mich verständnislos an. »Ich denke jetzt nicht an Sie oder mich," fuhr ich fort, .aber sie ist so zart und sein Sie sieht aus wie ein Kind. das noch nie im Leben rauh behandel! worden ist Davon würde man ihr dort nicht viel übriglassen, wissen Sie!" Diesmal war es mir entschieden gelungen, Eindruck auf ihn zu machen. Sein Gesicht hatte sich umwölki und er runzelte die Stirn. „Sie haben recht, Mr. Walmsley," gab er zu. „Ich wollte — ich wollte, sie wäre der Vernunft zugänglich. Wir müssen alle drei nächstens darüber reden. Sie haben leine Ahnung, wie schwer es mit ihr ist Sie kennt keine Furcht — macht sich die Gefahr nicht klar. Pst! Da kommt sie. Es würde sie nur gegen Sie aufbringen, wenn sie glauben würde, Sie wollten mich hinter ihrem Rücken beeinflussen." Mr. Parkers Auto wartete und wir fuhren mitein ander nach Covent Garden. Ich verließ sie im Vestibül und ging Freunde aufzusuchen. Meine Schwester hatte eine Loge im zweiten Rang und ich hatte das Glück, sie dort allein mit ihrem Mann zu tressen. Beinahe gerade unter uns saßen im Parkett Mr. Parker und Eva und neben Mr. Parker saß eine Dame mit einem Perlenhals band. Ich fragte meine Schwester, wer sie sei. Sie hob ihr Lorgnon und beugte sich über die Brüstung. „Lady Orstline," erwiderte sie. »Ihr Mann ist ein südafrikanischer Millionär." »Sind das echte Perlen, die sie trägt?" „Mein lieber Paul," lachte sie, „warum denn nicht? Ihr Gatte ist enorm reich und man sagt, ihre Juwelen sind etwas Wundervolles. Im Gegensatz zu der Mehrzahl dieser Leute wählt sie nämlich nur wirklich schöne Steine, unabhängig von der Größe. Die Perlen, die sie eben trägt, zum Beispiel, sind gar nicht groß, aber der Glanz ist hervorragend. Was für ein dicker Mann das ist, der neben ihr sitzt — und was für ein schönes Mädchen!" „Amerikaner," bemerkte ich. Der Vorhang hob sich und wir wandten unsere Auf merksamkeit der Bühne zu Gewöhnlich wirkt Musik be ruhigend auf mich. Doch der heutige Abend bildete eine Ausnahme. Vielleicht, weil mein sonst wohlgeordnetes Leben tn Stücke gegangen und ich mir einer überwältigend großen Leidenschaft bewußt war — heute wirkte die Musik ganz anders auf mich ein. Sie war kein unpersönlicher Genuß mehr, nicht mehr Sache des Gehirns und des Urteils. Meine Pulse klopften erregt. Der düstere, halbbeleuchtete Raum barg die seltsamsten Vorstellungen Die großen Dinge, die da unten vorgingeu. berührten mich in Wirk geeinigt, daß nur ein Teil derselben (20 v. H.) sofort, der Rest dagegen erst nach und nach während der Laufzeit des Vertrages freigegeben werden soll. Der Plan sieht ferner zwei Formen von zusätz lichen Sicherheiten für die beteiligten Gläubiger vor. Einmal soll die Haftung der Schuld nerbank durch eine unmittelbare Verpflichtung des letzten Kreditnehmers ergänzt werden, andererseits ist vorge sehen, daß die deutsche Golddiskontbank in gewissen Gren zen die Schulden an die auswärtigen Gläubiger über nimmt oder garantiert. Es ist vorgesehen, durch Verordnung oder auf andere Weise Sicherheit dafür zu schaffen, daß ausländische Gläu biger deutscher Banken den gleichen Schutz genießen wie in Deutschland ansässige Gläubiger. Zur Bereinigung von Schwierigkeiten besonders über die Auslegung und Durchführung des Vertrages hat sich die BIZ. bereit erklärt, einen Ausschuß einzusetzen, der mit Vollmachten zur Behandlung derartiger Fälle ausge stattet sein wird. Nus aller Welt. * Der Stand der Nachforschungen nach den Jüterboger Eisenbahnattcntätcrn. Von zuständiger Stelle wird Diens tagabend eine ausführliche Verlautbarung über die bis herigen Ergebnisse in der Angelegenheit des Eisenbahn attentats bei Jüterbog herausgegeben. Danach hat die Untersuchung ergeben, daß die Explosion des Sprengstoffes wahrscheinlich zwischen Lokomotivtender und Postwagen erfolgt ist. Die gesamte Ermittlungstätigkeit der Unter suchungskommission erstreckt sich in der Hauptsache auf den Mann, der einen Teil der zur Tat benutzten Materia lien (Rohre, Draht, Isolierband) in Berlin gekauft hat. * Synagogenbrand infolge Blitzschlages. Aus Ebers walde wird gemeldet: Am Sonntag gegen 17 Uhr konnte inan hier ein eigenartiges Naturschauspiel beobachten. Während eines Gewitters bildete sich ein Kugelblitz, der die Synagoge traf. Einige Zeit danach stand die Kuppe der Synagoge in Hellen Flammen. Das Feuer dehnte sich auch auf den Gebets- und Altarraum aus, die ebenfalls fast völlig zerstört wurden. Die Eberswalder Feuerwehr und die Feuerwehren aus der Umgebung eilten sofort zur Brandstelle. Es gelang ihnen nach mehrstündiger Arbeit, die Gefahr für die umliegenden Gebäude zu bannen. Die Synagoge ist fast vollständig ausgebrannt. Auch das Was ser hat großen Schaden angerichtet. * Schwerer Krastwagenunfall polnischer Offiziere. Aus Kattowitz wird gemeldet: In Wilkowice fuhr ein mit vier Offizieren der Lublinitzer Garnison besetzter offener Personenwagen gegen eine geschlossene Bahnschranke. Die Schranke wurde durch die Stoßstange des Kraftwagens hochgehoben und traf die Offiziere mit voller Wucht. Ein Hauptmann wurde sofort getötet, während ein Major schwere Verletzungen erlitt. Der Führer sowie ein neben ihm sitzender Oberstleutnant trugen leichtere Verletzungen davon. * Der Führer des „Eurasia"-Flugzeuges zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach einer aus Urga eingegange nen Mitteilung soll angeblich der Führer des seinerzeit in der äußeren Mongolei beschlagnahmten Postflugzeuges der deutsch-chinesischen Luftverkehrsgesellschaft „Eurafia" wegen Spionageverdachts zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden sein. Von Seiten aller beteiligten deutschen und chinesischen Stellen werden Schritte unternommen, um das Urteil rückgängig zu machen, da dem Flugzeugführer bei der llebersliegung mongolischen Gebietes selbstverständlich jede Spionage vollkommen ferngelegen habe. Ein Begleiter, Funkermaschinist Kölber, der einer Veinverletzung wegen ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, befindet sich auf dem Wege zur Besserung. * Sturm auf eine Polizeiwache. Aufregende Szenen spielten sich in Manchester vor einer Polizeiwache ab. Bei einer Razzia in einem Hause, in dem Glücksspiele gespielt wurden, waren fünfzehn Männer festgenommen worden. Darauf versuchte eine Menge von über 2000 Personen, das Polizeigebäude zu stürmen und die Gefangenen zu befreien. Bei den Ausschreitungen, die über anderthalb Stunden dauerten, wurden Steine und Schmutz gegen die Polizei geworfen. Mehrere Polizisten wurden verletzt. Vierzig Personen müssen sich im Zusammenhang mit den Unruhen vor dem Polizeirichter verantworten. iichkeil, ich war nicht mehr nur Lauscher und Zuschauer — ich war auch Teilnehmer an allem geworren. Tie Stunden vergingen wie im Traum. Ich sprach mit meiner Schwester und ihrem Mann und lauschte die üblichen Bemerkungen mit ihren Besuchern aus. Ich stattete sogar selbst ein paar Besuche ab, aber ich erinnere mich nicht mehr, bei wem ich war und worüber wir redeten. Es war nicht möglich, Mr. Parker oder Eva zu besuchen, denn sie verließen ihre Plätze nicht und saßen mitten tn der Reihe; aber ich sorgte dafür, daß wir am Ende tm Vestibül nahe beieinanderstanden. Mil einem leichten Schauder sah ich, daß auch Lady Orstline dorr, und zwar neben Mr. Parker, stand. Ich selbst stand ein paar Schritte hinter den beiden neben meiner Schwester und beobachtete fieberhaft Wie gewöhnlich staute sich die Menge und die kurze Entfernung zwischen uns und der Tür schien endlos zu sein. Ich teilte den Optimismus jener beiden nicht Mich erfüllten unklare Befürchtungen bevor stehenden Unheils. Plötzlich erkannte ich schaudernd Cullen, der, kaum zwei Schritte entfernt tn die Menge ein gepfercht, zu lauern schien Seine Lippen waren fest zu- sammengepreßl, den Hut hatte er tief in die Stirn gezogen und verwandte kein Auge von Mr. Parker. Er erschien mir wie eine magere Ratte, die ihren Sprung vorbereitete. Ich folgte der genauen Richtung seines starren Blickes und mir wurde kalt. Gerade vor mir stand Lady Orstline, neben ihr Eva und direkt hinter dieser — Mr. Parker. Ich versuchte mich hinüberzubeugen, aber es war un möglich „Willst du mit jemand sprechen, Paul?" fragte meine Schwester. „Ja, mit dem Herrn dort, wenn ich ihn nur erreichen kann" Die Menge vor uns kam plötzlich tn Bewegung, um zwei Leute durchzulassen, deren Wagen vorgesahren war. In der Verwirrung verlor ich die anderen aus den Augen und sah aus einmal Ladv Orstline außerhalb der Tür stehen — mein Herzschlag stockte - ihre Perlen waren weg! Beinahe im selben Augenblick griff sie mit der Hand an ihren Hals und ich hörte ihre Stimme: „Mein Halsband!" ries sie aus .Schutzmann, tasten Sie niemand hinaus! Mein Halsband ist gestohlen — meine Perlen!" (Fortsetzung folgt.)