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Nachklänge zum Volksentscheid. Berlin, 10. August. Die wenigen Berliner Blätter, die regelmäßig am Montag früh erscheinen oder anläßlich des Volksentscheides Sonderausgaben herausgegeben haben, nehmen zum Ergebnis des Volksentscheides ausführlich Stellung. Die „D. A. Z." hebt hervor, daß die Volksent scheidsparteien zwar den Sieg nicht errungen hätten, daß aber die in Preußen regierende Weimarer Koali tion trotzdem eine schwere Niederlage erlit ten habe. Die fast zehn Millionen Stimmen für die Auf lösung des Landtages bedeuteten ein so starkes Miß trauensvotum gegen das regierende Sy stem in Preußen, daß früher oder später doch die Kon sequenzen gezogen werden müßten. Der „Vorwärts'' sieht in dem Ergebnis ein Vertrauensvotum für die preußische Regierung unter Brauns Führung und weist darauf hin, daß besonders die Führung der Kommu nistischen Partei eine Katastrophe erlitten habe. In Ber lin seien 80 v. H. der kommunistischen Wähler der Parole siir den Volksentscheid nicht gefolgt. Die „Montagspost" meint, das Scheitern des Volksentscheides sei kein An laß zum Triumph. Nur leise Genugtuung sei am Platze. Denn wie man Mehrheit und Minderheit abwägen wolle, ihr Verhältnis zeige immerhin, daß die Flut der Verhetzung zurückzuebben beginne. Die „Welt M Montag" sagt, für das republikanische Preußen sei der Ausgang des Volksentscheides die Bestätigung für die Richtigkeit seiner politischen Linie. Der „Montag" beantwortet die Frage, ob die Kommuni - sten dem Volksentscheid genutzt oder geschadet hätten, damit, daß die Kommunistische Partei der preußischen Ne uerung den großen Dienst erwiesen habe, den Volksent scheid zum Scheitern zu bringen. Wo die Kommunisten nicht aufgetreten seien, hätten sich die Parteien rechts vom Zentrum und besonders die nationale Opposition nicht nur gehalten, sondern hätten noch Stimmen gewonnen. Wo die Kommunisten aber in Massen aufgetreten seien, hätten sie die Anhänger der Mitte und auch Anhänger der nationalen Opposition mit der Propaganda von der Phrase des roten Volksentscheides von der Wahlurne ferngehalten. Die Reichsleitung der NSDAP, zum Volksentscheid München, 10. August. Die Pressestelle der Reichslei tung der NSDAP, veröffentlicht eine Stellungnahme zum Volksentscheid, in der es unter anderem heißt: Die NSDAP., die sich im Interesse des schaffenden Volkes und der nationalen Sache für diesen Volksentscheid eingesetzt hat, obwohl sie keine Gelegenheit versäumte, beizeiten ihre Bedenken gegen das Stahlhelm-Volksbegehren geltend zu Wachen, darf heute mit Stolz darauf Hinweisen, daß es ihr wie immer, so auch gestern gelungen ist, durch die Werbe kraft ihrer Idee und den unerschütterlichen Kampfgeist ihrer Anhänger die großen Massen gegen die schwarz-rote Herrschaft in Preußen zu mobilisieren. Die Nationalsozia listen sind dem Rufe ihres Führers gefolgt und haben trotz allem ein solches Ergebnis ermöglicht, das im Hinblick auf die ungeheuren Hemmnisse, die von der preußischen Regie rung der legalen Abstimmung in den Weg gelegt wurden, nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Es ist nach den Beobachtungen der gestrigen Abstimmungen ohne Zweifel, daß von den rund 10 Millionen Preußen, die öffentlich gegen Rotpreußen demonstriert haben, mindestens 7 Mil lionen auf das Konto der NSDAP, zu setzen sind. Vom Standpunkte der NSDAP, aus sehen wir daher in diesem Ergebnis mit Recht einen durchschlagenden Erfolg. Die NSDAP, hat trotz ihrer Bedenken diesem vom Stahlhelm veranlaßten Volksentscheid ihre vollste Unterstützung ge geben, um die nationale Opposition nicht im Stich zu las sen. Die gestrige Abstimmung hat erneut unter Beweis gestellt, daß die Entscheidung im Kampfe um die Erneue rung der Nation und die Gestaltung der deutschen Zukunft nur bei der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpar tei liegt und nur durch sie fallen wird. Im Vertrauen auf die eigene Kraft geht unser Kampf unerschütterlich weiter bis zum Endziel. Das Echo in Paris. Paris, 10. August. Das „Echo de Paris" erklärt, daß Deutschland morgen bleibe, wie es gestern gewesen sei. Wenn sich die preußische Regierung auch vorübergehend ge kräftigt sehe, so gehe das nicht sehr weit. Es wäre naiv, sich einzubilden, daß die zwischen Frankreich und Deutsch land bestehenden Schwierigkeiten durch das Abstimmungs ergebnis verringert seien. Der „Petit Parisien" unter streicht, daß das Anwachsen der Oppositionsstimmen von 6 auf 10 Millionen einen moralischen Erfolg für die faschistische Bewegung darstelle. Im „Jour nal" heißt es, daß eine große Gefahr für den europäischen Frieden vorübergehend vermieden sei, andererseits die Hindernisse für eine deutsch-französische ^Verständigung aus dem Wege geräumt seien. ! Das linksgerichtete „Oeuvre" sagt, das Abstimmungsergeb- ! nis ermögliche eine Fortsetzung der Verständi- gungspolitik. Die radikalsozialistische „Republik" schreibt, Braun habe über Hindenburg triumphiert. Briand ! habe damit die Belohnung für seine geduldigen Anstren- : gungen erhalten. Im „Matin" schreibt Stephan Lauzanne, daß in Preußen die Vernunft über den Wahn- - sinn triumphiert habe. Von den Deutschen selbst s hänge esab, denKreditdesVertrauensin einen langfristigen umzuwandeln. Der „Quoditien" hebt : hervor, daß die republikanische Festung in Preußen dem i Sturmangriff standgehalten habe. Jetzt könne man die ! Hoffnung hegen, daß sich die Demokratie trotz aller Hinder nisse im Reiche durchsetzen werde. MmMliW M MsmWWW. Altona, 10. August. Die Polizeipressestelle teilt mit: Zn Altona entstand am Sonntag nachmittag in der Stein straße zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten eine Schlägerei, wobei auch Schüsse gefallen sind. Zwei Polizei- bcamte wurden so arg bedrängt, daß sie von der Schußwaffe Gebrauch machen mußten. Der eine Beamte wurde durch zwei Steckschüsse im Knie verletzt. Der zweite erlitt Hieb- Verletzungen. Drei Zivilversonen wurden ebenfalls verletzt ! und mußten ins Krankenhaus geschafft werden. Einer von i ihnen, ein Arbeiter, erhielt einen Beckenschuß. Die Ver- ! letzung war so schwer, daß er sofort operiert werden mußte, öa Lebensgefahr bestand. Ein größeres Polizeiaufgebot j säuberte die umliegenden Straßen und nahm 20 Verhas- tungen vor. In Itzehoe eröffneten am Sonntag morgen etwa sechzig Neichsbannerleute aus Altona ein Bombardement mit Knüppeln und Steinen gegen das SA.-Heim. 2n Meldorf stürmte das Reichsbanner ein SA.-Lokal. Die Schutzpolizei "rußte von der Schußwaffe Gebrauch machen, wobei ein Neichsbannermann und mehrere Nationalsozialisten ver letzt wurden. In Uetersen wurden am Sonnabend nachmittag etwa 30 SA.-Leute von Kommunisten überfallen und schwer miß handelt. Am Sonntag herrschte jedoch Ruhe. Ausschreitungen in Senftenberg. Senftenberg, 10. August. Am Sonntag kam es in Senf tenberg zu schweren Ausschreitungen. Ein Neichsbannerzug in Stärke von 40 Mann überfiel 15 Stahlhelmer und SA.- Leute. Ein Jungstahlhelmmann und ein SA.-Mann wur den so schwer verletzt, daß sie bewußtlos in das Krankenhaus überführt werden mußten. Stahlhelmgeschäftsftelle von Neichsbannerleuten überfallen. Berlin, 10. August. Wie das Bundesamt des Stahl helms mitteilt, wurde nach dem Reichsbannertreffen in Koblenz die Geschäftsstelle des Stahlhelms von Reichsban nerleuten überfallen, die größtenteils mit Beilpiecken und Spaten ausgerüstet waren und die wehrlosen Stahlhelmer zum Teil erheblich verletzten In Bacharach, Boppard und Bingerbrück kam es nach Angaben des Bundesamts beim Abtransport des Reichsbanners zu schweren Ausschrei tungen. Die Reichsbannerleute drangen in Hotels ein, die schwarz-weitz-rote Flaggen zeigten, zertrümmerten dort die Einrichtung und mißhandelten die Gäste. Spiel um Freiheit. Roman von E. PH. Oppenheim. 6s (Nachdruck verboten.) „Mr. Walmsley," sagte sie langsam, „ich muß Ihnen etwas sagen. Ich glaube, Sie irren sich Bitte, hören Sie Mir gut zu. Sie gehören nicht zu der Au Menschen, aus denen die Abenteurer hervorgehen. Was Sie sind, ist in Ihrem Gesicht geschrieben. Ich bin vollkommen überzeugt, daß Sie die allgemeinen Ansichten über Recht und Unrecht besitzen. Ansichten, in denen Sie auferzogen und die Ihnen Ihr Leben lang eingeslößt wurden. Mein Vater und ich gehören einer anderen Gesellschaftsklasse an. Sie haben nichts zu gewinnen, wenn Sie mit uns verkehren, und sehr diel zu verlieren." „Dars ich das nicht selbst beurteilen?" fragte ich „Ich fürchte," erwiderte sie mit einem vollen Blick in mein Gesicht und lächelte bezaubernd, „Sie sind ein wenig voreingenommen." „Wenn ich aber," flüsterte ich, „etwas entdeckt habe, für das es mich mehr wert zu leben dünkt als irgend Awas, was ich in der mir bekannten Welt je sand, wenn dieses Etwas einer Welt angehört, in der ich noch nicht gelebt habe, können Sie mich tadeln, daß ich um seinet- Millen bereit bin, sogar hinnnterzusteigen in die —" Sie hob warnend die Hand Ich hörte schwere Schritte und die Türklinke ergreifen. „Sie sind sehr töricht," murmelte sie. „Bitte, lassen Sie meinen Vater herein." Mr. Parker kam in bester Laune zurück Er hatte eine Menge Bekannte getroffen und erklärte, sich nicht einen Augenblick gelangweilt zu haben. Was die Vorstellung betraf, so schien er vergessen zu haben, daß eine solche stattfand. „Jetzt bin ich für ein Souper," meinte er. „Ich schulde unserem jungen Freund noch eines als Revanche für sein unterbrochenes Diner" „Ja, ja — aus zum Souper," stimmte ich zu. Wir gingen zu Stephani zurück und saßen zu dritt an dem Tisch, an dem ich so oft Eva und ihren Pater allein gesehen hatte, und an ihrer Seite lauschte ich nun der Musik, die ich immer gehört, während ick Eva aus scheinbar unerreichbarer Ferne beobachtet hatte. Der ^hampagner löste Mr. Parkers Zunge, er redete unauf- horlich. Er sprach von Riesenfinanzgeschäften, die die Politik von Nationen geändert hatten, und von großen Räubereien in Newyork, deren Einzelheiten er mit über raschenden technischen Kenntnissen besprach. Er machte Kunststücke mit Messern und Gabeln, balancierte Gläser in wunderbarster Weise und versetzte unsere Kellner in einen Zustand betäubter und bewundernder Unfähigkeit. Jeden Menschen, der eintrat, schien er, wenn auch nur flüchtig, zu kennen. Während der ganzen Zeit tauschte er Grüße und redete. Wir sprachen endlich vom Spiel und er lachte herzlich, als ich über das Spielhöllengeschrei spottete, das die Zeitungen eben erhoben. „Sie glauben also nicht an die heimlichen Bakkarat- lische in London," sagte er. „Gut. Wir werden ja sehen. Nach dem Souper werden wir sehen." Wir blieben lange nach dem eigentlichen Schluß dort. Mr. Parkers Laune war glänzend, aber Eva schien zeit weilig gleichgültig oder verstimmt zu sein. Den intimen Ton, der sich ein oder zweimal in unsere Unterhaltung ge schlichen hatte, schien sie nun zu vermeiden. Sie wich meinem Blick aus und schaute mehr als einmal auf die Uhr. „Hast du für heute abend nicht noch eine Verabredung, Vater?" fragte sie einmal halblaut. „Gewiß," erwiderte er prompt. „Ich habe eine Ver abredung und hoffe, dich und Mr. Walmsley mitzu nehmen." „Ich bin mit Begeisterung dabei!" rief ich rasch „Ich werde Sie lehren, sich über die Zeitungen lustig zu machen," fuhr Mr. Parker fort. „Keine Spielhöllen in London, wie? Wir werden ja sehen!" Zu meiner großen Erleichterung erhob Eva keinen Einspruch gegen meine Begleitung. Als wir endlich auf brachen, wartete draußen ein schönes großes Auto auf uns. „Ein Taxi kann ich nicht brauchen. Ich muß mir ein Auto halten, um in aller Stille überall herumzukommen. Also — in welchem Teil von London sollen wir eine Spiel hölle aufsuchen, Mr. Walmsley? Ich weiß von elf. Nennen Sie selbst die Straße — irgendwo in Westend " Ich nannte eine aufs Geratewohl. „Gerade der Ort," erklärte Mr. Parker, „wo ich schon ein Rendezvous habe. Steigen Sie ein! Ha, ihr Lon doner habt keine Ahnung, was in eurer eigenen Stadt vorgeht!'' Wir fuhren in eine stille Straße nicht weit von einem bekannten Hotel. Mr. Parker führte uns in ein großes Gebäude. Die Eingangshalle war schwach erleuchtet und menschenleer. Mr. Parker klingelte nach dem Aufzug, der sofort herunterkam Zwischenfälle in Koblenz. Koblenz, 10. August. Im Zusammenhang mit dem Reichsbanneraufmarsch in Koblenz kam es mehr fach zu Zwischenfällen. An verschiedenen Stellen, an denen schwarz-weiß-rote oder nationalsozialistische Fahnen anläß lich des Volksentscheides aus den Fenstern hingen, kames zu Schlägereien. In der Nacht zum Sonntag versuch ten Reichsbannerleute verschiedentlich, die Fahnen zu be seitigen. Bei einem dieser Zusammenstöße erlitt ein Jungstahlhelmer einen Messerstich in den Rücken. Er trug eine lebensgefährliche Lungenverletzung davon. In verschiedenen Häusern wurden Fensterscheiben eingeworsen, ohne daß man die Täter fassen konnte. In der Straße Viertürme drangen Reichsbannerleute in die Woh nung einer Frau ein, um eine schwarz-weiß-rote Fahne zu entfernen. Sie wurden von Polizeibeamten daran gehin dert. In der Castor-Straße, die bei den letzten kommunisti schen Krawallen eine besondere Rolle spielte, versuchten Reichsbannerleute Sowjetfahnen von den Fenstern zu reißen. Auch hier entstanden Schlägereien. Am Plan ver suchten unbekannte Täter einen Reichsbannermann mit Benzin zu überschütten und dann anzuzünden. Nach einer privaten Meldung sind bis zum Sonntag mittag bei den Zusammenstößen rund 30 Personen verletzt worden. Aus aller Wett. * Ein politischer Mord. In der Nacht zum Sonntag wurde gegen 2 Uhr der Geschäftsführer des Kreises Köln des Stahlhelm, Albert Heister, erschossen. Heister hatte an einer Werbeveranstaltung für den Volksentscheid teilge nommen und befand sich vor seiner Wohnung. Er hatte bereits die Haustür aufgeschlossen und war in den Haus flur eingetreten, als ihn von außen her durch die Haus tür ein Schuß ins Herz traf und sofort tötete. Die Er mittlungen der Mordkommission und der politischen Poli zei sind sofort ausgenommen worden und sollen auch be reits zur Verhaftung des Täters geführt haben. — Die Ermittlungen der politischen Polizei und der Mordkommis sion nach dem Mörder des Geschäftsführers des Gaues Köln des Stahlhelm haben zu einem vollen Erfolg geführt. Der Täter ist bereits verhaftet, leugnet aber noch. Das Ve- weismaterial ist jedoch so umfangreich und erdrückend, daß man den Verhafteten unbedingt als überführt betrachten kann. Außerdem sind im Zusammenhang mit der Mord tat eine Anzahl weiterer Personen verhaftet worden. Im Interesse der Untersuchung gibt die Polizei im Augenblick Einzelheiten über das Ergebnis ihrer Ermittlungen noch nicht bekannt, namentlich wird auch die Person des Täters und ihre Zugehörigkeit zu irgendeiner Partei noch nicht bekanntgegeben, um jeglicher Verdunkelungsgefahr vorzu beugen. * Ein Primaner von einem Förster erschossen. Aus Essen wird gemeldet: In Vohren geriet der Förster Eickhoff mit dem Besitzer Bußmann und seinem Sohn, einem Pri maner, in einen Streit, in dessen Verlauf der junge Buß mann getötet wurde. Zwischen den Familien Bußmann und Eickhoff bestand seit längerer Zeit ein gespanntes Ver hältnis, da der Förster Verdacht hegte, daß Bußmann wil dere. Als Eickhoff das Grundstück des Butzmann durch queren wollte, geriet er mit diesem in einen Wortwechsel. Der Förster gab mehrere Schüsse ab und traf dabei den Primaner Butzmann tödlich. * Zugzusammenstoß im Eisenbahntunnel von Stock holm. In dem großen Eisenbahntunnel in Stockholm stieß am Sonntagmittag der nach Malmö fahrende Schnellzug mit einem Lokalzug zusammen. Eine der Lokomotiven wurde schwer beschädigt. Infolge des Anpralles zerrissen die Lichtleitungen. Unter den Passagieren entstand eine Panik. Hilfsmannschaften rückten sofort an. Glücklicher weise sind nur vier Personen schwer verletzt worden. Ein Deutscher befindet sich nicht unter den Verletzten. * Drei Flugzeuge in der Luft zusammengestoßen. Während eines Eeschwaderfluges stießen drei Armeeflug zeuge aus dem Flugplatz Selfridgefield bei Michigan zu sammen. Zwei der Flieger sprangen mit dem Fallschirm ab und wurden erheblich verletzt, während der dritte seine Maschine unversehrt zu Boden brachte. * Grobfeuer in einer Ortschaft Südtirols. Aus Trient wird gemeldet: Ein sehr heftiger Brand brach in der Nacht zum Sonntag in Bolognano bei Riva aus. Sechzig Häuser wurden zerstört, 400 Personen sind obdachlos. „Ihr beiden bleivl ein paar Minuten hier," ordnete er an. „Dann wird euch der Aufzug holen kommen " Er fuhr hinaus und ließ uns allein. Ich wandte mich sofort an Eva, die während der Fahrt kaum ein Wort ge sprochen hatte. „Bitte, möchten Sie mir nicht sagen, was Sie ver stimmt, Miß Parker?" begann ich. „Wenn ich Ihnen wirklich im Wege bin, brauchen Sie natürlich nur ein Wort zu sagen und ich verschwinde." Sie berührte einen Augenblick meinen Arm, was mir ganz unvernünftige Freude bereitete. „Bitte, halten Sie mich nicht für unartig oder un freundlich," bat sie. „Glauben Sie auch nicht, daß es mir unangenehm ist, daß Sie mit uns gekommen sind, denn das ist nicht der Fall. Nur, wie ich meinem Vater schon vorhin sagte, Sie gehören nicht — Sie sollten an solchen Orten nicht gesehen werden, gar mit uns. Mein Vater scheint einen Narren an Ihnen gefressen zu haben, und das ist nicht gut für Sie und wahrscheinlich auch uicht siir uns." „Bitte, bitte, ändern Sie doch Ihre Meinung von mir ein wenig!" flehte ich sie an. „Ich kann ja nicht für mein Aussehen, aber glauben Sie mir doch, daß ich gern alles tun will, wenn ich nux bei Ihnen sein darf. Es gibt nichts in Ihrem Leben, das ich nicht gern teilen würde," wagte ich hinzuzufügen. Sie seufzte etwas ärgerlich. Sie war halb überzeugt, aber gegen ihren Willen. „Sie sind sehr eigensinnig," erklärte sie, „aber freilich sehr nett dabei." Danach war ich zu allem bereit, was sich ereignen würde. Der Auszug war heruntergekommen der Portier ließ uns eintreten und wir fuhren in den dritten Stock In der offenen Tür einer Wohnung stand Mr Parker breit und imponierend Lächelnd winkte er uns. ihm zu folgen. Wir hängten in der Halle unsere Sachen auf und betraten einen laugen Saal, in dem sich fünfzehn bis zwanzig Personen befanden Die meisten saßen um einen Tisch, an dem Karten gespielt wurde, einige standen bei einem Büfett mit Sandwiches. Ein Mann mit dunklem Haar, dunklen Augen und gelblicher Gesichtsfarbe, etwas korpulent, der die Obhut über das Ganze zu haben schien, kam auf uns zu und schüttelte Mr. Parker die Hand. (Fortsetzung folgt.)