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Schwere kommunistische Unruhen in Berlin. Zwei Polizeihauptleute getötet, ein Oberwachtmetster schwer verletzt. Berlin, 9. August. Am Sonntagabend gegen 21 Uhr ereigneten sich auf dem Bülowplatz schwere und blu tige Zusammenstöße zwischen der Polizei und Kommunisten. Die Beamten wurden Plötzlich wie auf Kommando ans zahlreichen Häusern und von der Straße heftig beschossen. Noch ein Polizeibeamter verletzt. Berlin, 9. August. Die Schießereien am Bülowplatz dauerten die Nacht über an. Die Polizei ging energisch gegen die Kommunisten vor und hat eine planmäßige Säu berungsaktion der einzelnen Häuser vorgenommen. Dabei wurde ein weiterer Polizeiwachtmeister durch einen Bauch schuß schwer verletzt. Die Ruhe wieder hergestellt. Berlin, 10. August. Der amtliche Bericht besagt fol gendes: Am Sonntagabend kam es in der Reichshauptstadt am Bülowplatz zu schweren kommunistischen Unruhen. Ge gen 20 Uhr hatten sich in der Nähe des Verlagsgebäudes der Roten Fahne einige hundert Kommunisten an gesammelt, die gegen die Polizeimannschaften, die die Ansammlungen zerstreuen wollten, eine drohende Hal tung einnahmen. Da die vorhandenen Polizeimannschaften zur Räumung des Bülowplatzes von den Kommunisten nicht ausreichten, wurden neue Streifenzüge der Schutzpolizei eingesetzt. Als die Polizeimannschaften den Bülowplatz räumen wollten, fielen plötzlich aus den neben dem Kino „Babylon" liegenden Häusern Schüsse. Der Vorsteher vom 7. Revier, Polizeihauptmann Anlauf, sank, von mehreren Kugeln getroffen, dem hinter ihm gehenden Oberwacht- meistcr Willig in die Arme. Polizeihauptmann Lenk, der für diesen Tag zum Revier 7 in der Hankcstraße abkom mandiert war, brach ebenfalls schwer verletzt zusammen. Beide Polizeihauptlente vcrstarben auf dem Transport zur Rettungsstelle. Oberwachtmeister Willig erlitt ebenfalls schwere Schußverletzungen. Die Polizei, die bisher eine bemerkenswerte Zurück haltung zeigte, nahm nun die umliegenden Häuser unter Feuer. Bei dem Räumen des Bülowplatzes fand man mitten auf dem Platz einen Demonstranten tot liegend auf. , Die Schießereien zogen sich nun auch über die Prenz ¬ lauer Allee bis zur Olivaerstraße.hin. Schnellkraftwagen, mit Schupomannschaften besetzt, durchsausten die Straßen züge. Scheinwerfer blitzten auf und leuchteten die Häuser fronten und Dächer nach den versteckten kommunisti schen Mordschützen ab, dauernd ertönten die Rufe der Schutzpolizeibeamten: „Fenster zu, es wird geschossen!" Das ganze Stadtviertel vom Alexanderplatz bis hinauf zur Danziger Straße glich einem Heerlager. An den Straßenecken, in den Torbögen standen die Polizei beamten mit schußbereitem Karabiner. Alle Straßenzüge wurden abgeriegelt. In der Kaiser-Wilhelm-Straße wur den sechs Kommunisten festgenommen. Seit 3/4I2 Uhr nachts sind die Unruhen auf dem Bülowplatz unterdrückt. Die Polizei ist vollständig Herr der Lage. Der Bülowplatz selbst ist, abgesehen von den zahlreichen Polizeibeamten, völlig verödet. Die Häuser liegen im Dunkel. Auf dem Pflaster sieht man hie und da größere Blutlachen. Starke Polizeistreifen und Po lizeikraftwagen ziehen durch die umliegenden Straßen, die systematisch abgesucht und mit Scheinwerfern abgeleuchtet werden. Seit 12 Uhr nachts wird insbesondere das Karl- Liebknecht-Haus, der Herd der Unruhen, einer gründlichen Untersuchung unterzogen, ebenso wie Verlags- und Druckcreiräume der Roten Fahne. Die Polizei hat noch ein viertes Opfer zu verzeichnen. Ein zweiter Haupt wachtmeister trug bei den Schießereien erhebliche Ver letzungen davon. Fest genommen wurden bis Mitter nacht insgesamt 83 Personen. Die Zahl der Opfer der Unruhen steht noch nicht fest. Vom Kommando der Schutzpolizei wird mitgeteilt, daß nach dem bisherigen Ergebnis der Nachfragen in Rettungs stellen und Krankenhäusern in der Nähe des Bülowplatzes ein Toter und 16 Schwerverletzte auf feiten der Demon stranten zu verzeichnen sind. Wie groß die Verluste auf feiten der Kommunisten sind, läßt sich zur Zeit nicht übersehen. Daß sie bei dem Umfang des Feuergefechtes eine Reihe von Toten haben, dürfte außer Zweifel stehen. Sie haben aber wahrschein lich ihre Totem und Verletzten in der Mehrzahl fortgebracht. Misch des MHWn MmiMs. 9,793 KV3 Millionen Jastimmen. Berlin, 9. August. Die vorläufige Endzählung der bis her zum Volksentscheid vorliegenden Resultate hatte fol gendes Ergebnis: Stimmberechtigt: 26459175. Abgegeben wurden: Jastimmen 9 793 603. Neinstimmen 389 244. Un gültige 243329. Zusammen 10426175. Es haben also rund 37 v. H. für die Auflösung des preußischen Landtags gestimmt. Das Gesetz zur Auflösung des Landtages hat somit die erforderliche Anzahl von Ja- Stimmen nicht erhalten. Berlin, 10. August. Das Ergebnis der zum Volks entscheid abgegebenen Ja-Stimmen mit rund 9,8 Millio nen bleibt hinter dem zur letzten Reichstagswahl für die Parteien, die sich für den Volksentscheid erklärt hatten, zurück,: da diese am 14. September in Preußen zusammen rund 12,4 Millionen Stimmen erhalten hatten. Hin gegen ist das Ergebnis zum Volksentscheid beträchtlich höher als das zum Volksbegehren, am Volksbegehren 5,955 Mill. Stimmen aufgebracht worden waren. Die Tat sache, daß die für den Volksentscheid aufgebrachten Stim men so beträchtlich hinter dem Ergebnis der letzten Reichs tagswahl zurückgeblieben sind, ist zweifellos daraus zu rückzuführen, daß die Kommunisten in vielen Teilen Preußens der Parole der Partei nicht gefolgt sind, bzw, im letzten Augenblick abgeblasen haben. So wird aus dem Westen berichtet, daß in mehreren größeren west lichen Städten am Vorabend des Volksentscheids kom munistische Geheimversammlungen stattfan den, in denen die Parole auf R i ch rbeteiligu n g a m Volksentscheid ausgegeben worden sein soll. Wieweit derartige Parolen das Ergebnis beeinflußt haben, ist schwer abzuschätzen. Die Wähler der Parteien der Rechten dürf ten hingegen, wie das vor allen Dingen aus einer Durch sicht der Ergebnisse der ländlichen Wahlkreise im Osten hervorgeht, weitgehend der ausgegebenen Parole gefolgt sein und mit Ja gestimmt haben. Lie höchste Beteiligung weisen Merseburg, Pommern und Osthannover, die niedrigste Köln—Aachen und Kob- leuz—Trier auf. „Wer sich selbst hilft, dem hilstGott!" Mussolini führte bei dem Empfang der deutschen Presse, über den wir bereits am Sonnabend einleitend berichteten, weiter aus: Ich hoffe, daß diese Aus drü.ckeherz l i ch e r S y m - pathien für Deutsch land in Ihrem Lande nicht nur als ein Beweis meiner persönlichen Gefühle erkannt wer den, sondern auch als eine freundschaftliche Aeußerung des italienischen Volkes, das dem deutschen Volk durch jahr hundertelange Bande der Zivilisation und der Kultur sich verbunden fühlt und stets den großen Beitrag Deutsch lands für den Fortschritt der Menschheit auf allen Ge bieten des Geistes, der Wissenschaft und der Kunst richtig eingeschätzt hat. Ich habe mich lange auch mit dem Herrn Reichskanzler und dem Herrn Minister des Auswärtigen Amtes über die Notwendigkeit einer bereitwilligen und aufrichtigen Zu sammenarbeit aller Regierungen sowohl in den politischen als auch in den wirtschaftlichen Fragen unterhalten, damit in der Welt der wahre Friede des Geistes wie ¬ der hergestellt werde, und ich habe versichert, daß Italien mit allen seinen Kräften zu diesem friedlichen Werke sein Bestes weiterhin beitragen werde. Der Faschismus will den Frieden und die politische und wirtschaftliche Ordnung, damit alle Völker mit gemeinschaftlichem Streben ihre Kräfte dem ersprieß lichen Werk der Zivilisation und des Fortschritts widmen können. Ich bin mit den deutschen Staatsmännern in der Anerkennung der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zur Erlangung dieser Ziele vollkommen einig gewesen, so wie darin, daß unser möglichstes geschehen muß, damit der Erfolg der nächsten Abrüstungskonferenz, welcher eine grundsätzliche Bedingung zur Wiederherstellung des Friedens in der Welt ist, gesichert wird." Der Senior der deutschen Journalisten in Italien, Wolfgang C. Ludwig Stein, richtete einige Dankes- worte an den italienischen Regierungschef, der den Presse vertretern dann das Sprichwort mit auf den Weg gab: „Wer sich selb st hilft, dem hilft Gott!" Besuch im Vatikan. Am Sonnabend fuhr der Reichskanzler in schwarzer Kleidung und Zylinder nach dem Vatikan. Der Reichs kanzler wurde im Damasus-Hof vom Dekan der päpst lichen Hofdiener in Empfang genommen und zum Kardi nalstaatssekretär Pacelli geleitet, der sich über eine halbe Stunde lang mit ihm unterhielt. Alsdann wurde der Reichskanzler von mehreren Würdenträgern in male rischen Trachten in die päpstlichen Gemächer geleitet und von Papst Pius XI. in seinem Arbeitszimmer mit be sonders herzlichem Wohlwollen empfangen. Der Papst erwies sich nach Versicherungen aus vatika nischer Quelle vollkommen von der Lage in Deutschland unterrichtet. Pius XI. äußerte sich sehr vertrauensvoll über die Zukunft des deutschen Volkes und sicherte dem Reichskanzler seine restlose moralische Unterstützung zu. Der Papst interessierte sich besonders eingehend für die Fricdensprobleme und die Pflicht der Völker zur Festigung einer dauerhaften und gerechten Befriedung und wieder holte die Ansicht des Heiligen Stuhls über die Abrüstungs- fragc. Der Papst gab ferner seiner Genugtuung über die aufrichtigen Verständigungsbestrebungen der gegenwärtigen internationalen Verhandlungen Ausdruck. Eine halbe Stunde später traf auch Reichsaußenmini ster Dr. Curtius im Vatikan ein und machte gleichfalls dem Kardinalstaatssekretär seine Aufwartung, um dann ebenfalls zum Papst geführt zu werden, der sich noch in reger Unterhaltung mit Reichskanzler Dr. Brüning be fand. Die Unterredung wurde noch eine Viertelstunde fortgeführt, worauf die beiden Staatsmänner nach einem kurzen Gang durch die Stanzen Raffaels und die Loggien die Vatikanstadt verließen und nach der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl zurückkehrten, wo der Kardinalstaats sekretär Pacelli unmittelbar nachher den Besuch erwiderte und mit einigen anderen vatikanischen Würdenträgern an einem Diner teilnahm. WmigW Nu dm MW mit MW. Nach der dritten Ergänzung der vorläufigen Richtlinien für die Stellen zur Devisenbewirtschaftung sind letztere er mächtigt, Personen und Personenvereinigungen, die im Handels- oder Tenossenschastsregister eingetragen sind und deren Gewerbebetrieb regelmäßig Geschäfte mit sich bringt, zu deren Abwicklung Zahlungen nach dem Auslande not wendig sind, die nach der Devisenordnung erforderlichen Genehmigungen (88 2 bis 7 der Verordnung) allgemein zu erteilen. Voraussetzung hierfür ist, daß die zuständige Industrie- und Handelskammer eine Bescheinigung hier über erteilt. Die Industrie- und Handelskammer Dresden teilt hier zu mit, daß Anträge von Firmen ihres Bezirks auf Er teilung dieser Bescheinigungen schriftlich bei ihr zu stellen sind. Im Interesse einer raschen Bearbeitung der Anträge wird dringend empfohlen, dem Anträge die folgenden An gaben beizufügen: 1. genaue, mit dem Handelsregistereintrag übereinstim mende Firmenangabe, 2. Angabe der Haupteinfuhrländer sowie der von jedem einzelnen Lande bezogenen Waren, 3. Angabe von Referenzen (Bankverbindungen und an dere inländische Referenzen, die über den Ruf des Antragstellers Auskunft erteilen können), 4. Vorlage von Unterlagen (Lieferungsaufträge, Ver träge, Schriftwechsel, Fakturen usw.), aus denen regel mäßige Auslandsgeschäfte nachgewiesen werden kön nen, 5. Niederlassungen des Antragstellers, auf die sich der Antrag bezieht, soweit sie sich im Bezirk des Landes- finanz'amtes Dresden befinden. MWg Rs dm i>-Z!lg FmW S.L-MW. Neun Wagen entgleist. Halle a. d. S., 9. August. Auf den D-Zug 43 Frank ¬ furt a. M.—Berlin wurde am Sonnabend um 21.45 Uhr in der Nähe von Jüterbog — etwa eine Stunde von Ber lin — ein Sprengstoffanschlag verübt. Zwei Meter Schie nen wurden aus dem Gleiskörper herausgerissen. Neun Wagen entgleisten, zwei davon stürzten den hohen Bahn damm hinab. Glücklicherweise sind keine Todesopfer zu beklagen. Eine Person wurde schwer, zahlreiche andere leicht verletzt. Die Pressestelle der Reichsbahndirektion Halle gibt über das Attentat folgenden Bericht heraus: „Am 8. Au gust 1931 um 21.45 Uhr ist in Kilometer 60,6 der Strecke Berlin—Halle zwischen Jüterbog und Grüna während der Durchfahrt des D-Zuges 43 aus der rechten Schiene ein Stück herausgesprengt worden. Infolgedessen sind neun Wagen entgleist und zwei davon den hohen Bahndamm heruntergestllrzt. Nach erster Feststellung an der Unfall stelle sind eine Person schwer und 13 Personen leicht ver letzt. 15 Minuten nach Eintreffen der llnfallmeldung auf dem Bahnhof Jüterbog trafen die ersten Aerzte aus der Stadt mit Automobilen an der Unfallstelle ein. Von den Verletzten wurden vier im Krankenhaus Jüterbog unter gebracht, die übrigen Reisenden wurden mit D-Zug 23 nach Berlin weiterbefördert. Hier meldeten sich noch 75 Per sonen als verletzt. Fünf von ihnen wurden dem Elisabeth- Krankenhaus in Berlin zugefllhrt. Der Knall der Sprengung ist außer vom Heizer auch von Zuginsassen und anderen Zeugen auf Bahnhof Grüna gehört worden. Die Verbrecher haben an der Unfallstelle eine Sprengstromleitung gelegt die 200 Meter rückwärts in einem Gebüsch seitens der Bahn endete. Von hier aus ist der Anschlag offensichtlich ausgeführt worden. Die Tele graphenleitungen, die links der Bahn liegen, sind durch schnitten. An einer Telegraphenstange neben der Unfallstelle ist eine Nummer des Angriffs angeheftet. Sie trägt eine Vunt- stiftaufschrift: „Attentat 88". Der Anschlag der Verbrecher ging noch weiter. Der Zugführer des verunglückten Zuges entdeckte auf dem Schie nen des Nebengleises zwei eiserne Schwellen, die er mit einem Schaffner seines Zuges noch rechtzeitig entfernen konnte. Der Betrieb wird eingleisig aufrechterhalten. Das zweite Gleis wird voraussichtlich heute um 12 Uhr wieder betriebsfähig sein. Die Reichsbahndirektion Halle hat 1000 NM. Belohnung für Ermittlung der Täter ausge setzt. 2V000 RM. Belohnung für die Ermittlung der Attentäter von Jüterbog. Halle, 9. August. Die Reichsbahndirektion Halle hatte für die Ermittlung der Attentäter von Jüterbog eine Be lohnung von 1000 RM. ausgesetzt. Diese Belohnung ist vom Generaldirektor der Reichsbahn Dr. Dorpmüller auf 20 000 RM. erhöht worden. Zu dem Unfall wird noch gemeldet: Wie bei Tages anbruch festgestellt wurde, ist aus dem Gleis vermutlich durch mehrere Spengladungen ein 31/2 Meter langes Stück herausgesprengt und in einzelne Teile bis zu 30 cm Länge zum Teil über 20 Meter weit rechts und links der Strecke weit geschleudert worden. Den Knall der Sprengung hat man selbst in dem 15 Kilometer entfernten Luckenwalde gehört, wie Bewohner angaben, die von dort zur Unfall stelle geeilt sind. In Zinna bei Torgau bewegten sich in folge der Erschütterung Teller und Gläser. In der Nähe der llnfallstelle wurde noch eine zweite Nummer des Angriffs gefunden, die mit mehreren Haken kreuzen und mit der Aufschrift „Attentat, Hochrevolution' versehen war. Der Tod im Schacht. Köln, 10. August. Auf dem Werk Mülheim del Roddergrube, dem alten Ripperswerk, ereignete sich am Sonntag morgens 6.10 Uhr eine Kohlenstaubexplosion. Sie erfolgte in der Entstaubungsanlage und war so heftig, daß fast sämtliche Fensterscheiben im Tagewerk zertrümmert wurden. Der größte Teil der Maschinen in der Entstaubungsanlage ist durch Feuer zer stört. Fünf Arbeiter trugen schwere Verletzungen da von,' zwei Arbeiter sind kurz nach der Bergung gestorben, ein weiterer ringt noch mit dem Tode. Die beiden übrigen werden wohl mit dem Leben davonkommen. Das Feuer konnte sofort gelöscht werden. Die Ursache bedarf noch der Klärung. Die Bergbehörde hat eine Untersuchung einge leitet. Durch das Unglück ist der Betrieb wahrscheinlich bis Montag nächster Woche völlig stillgelegt, doch hofft man, am Dienstag die Belegschaft wieder beschäftigen zu können. Ein zweites schweres Unglück ereignete sich aus de» Roddergruben, Abteilung Brühl, ebenfalls in der Nacht zum Sonntag. Hier stießen zwei Grubenlokomotiven in voller Fahrt aufeinander. Eine der Lokomotiven stürzte um, wobei durch den ausströmenden Dampf der Heizer und Maschinist so schwer verbrüht wurden, daß sie kurz daraus starben. Das Bedienungspersonal der anderen Maschine kam mit dem Schrecken davon. Die Untersuchung über die Schuldfrage ist eingeleitet. Befriedigung über den Volksentscheid. In England. London, 10. August. Die meisten Londoner Zeitungen nehmen das Ergebnis des Volksentscheides in Preußen als eine Tatsache hin, die man hätte erwarten können. Daß annähernd 10 Millionen Stimmen gegen dis Regierung abgegeben worden sind, wird als bemerkenswert angespro chen. Die liberale „News Chronicle" und der sozialistische „Daily Herald" bringen in Leitartikeln ihre Befriedi gung zum Ausdruck, daß sich in Preußen nichts geändert hat. Die Ruhe Europas werde also nicht gestört. Die Er fahrungen der letzten zehn Jahre, so sagt die „News Ehro- nicle", hätten gezeigt, daß ein st a b i l e s D e u t s ch l a nd für die Stabilität Europas notwendig sei. Die Nachbarn müßten Deutschland gratulieren. In Amerika. Neuyork, 10. August. Das Ergebnis des Volksentschei des in Preußen wird von der Neuyorker Presse mit größter Befriedigung ausgenommen. Die „Newyork Herald Tri bune" nennt die Abstimmung das freudigste Ereig nis s e i t l a ng e r Z ei t. Das Ergebnis sei ein e v e 0 nichtende Niederlage der Kommunisten und Nationalsozialisten und ein höchst ermutigen der Sieg der Brüning-Regierung. Der Reichs kanzler könne seine Politik mit vermehrter Zuversicht und größerer Entschlossenheit weiterführen. Das Ergebnis stärke auch die Hoffnung auf auswärtige Hilfe. Die internatio nale Bankwelt habe gerade ein solches Zeichen deutscher Stabilität erwartet. Deutschland habe nichts Besseres tu» können, um das Vertrauen des Auslandes wieder zu ge winnen. Der Sieg der Demokratie sollte insbesondere er» Anreiz für die Pariser Regierung fein, sich um die Ver ständigung mit Deutschland zu bemühen. Jeder Freund Frankreichs könne nur wünschen, daß Laval den Weg finde, wo andere versagten.