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Der englische Gegenbesuch in Deutschland. Macdonald und Henderson fahren am 17. Juli nach Berlin. London, 18. Juni. Der englische Premierminister Macdonald und der Augenminister Henderson haben die Einladung der deutschen Regierung nunmehr endgültig angenommen. Sie werden voraussichtlich am Freitag, dem 17. Juli» nach Berlin fahren. Der Berliner Aufenthalt ist auf etwa drei Tage berechnet. Der Besuch ist als Erwiderung der Einladung nach Chequers auf- zusassen und dient einer freundschaftlichen Aussprache über alle Fragen, die Deutschland und England berühren. Selbst verständlich sollen bei dieser Gelegenheit aber auch alle europäischen Fragen besprochen werden. Ein festes Pro gramm für die Bussprache ist jedoch nicht vorgesehen. Auch Stimson kommt nach Berlin. Berlin, 19. Juni. Wie der „Vorwärts" zu Lem auf die Tage vom 17. bis 19. Juli festgesetzten Gegenbesuch des eng lischen Ministerpräsidenten Macdonald und des englischen Außenministers Henderson ergänzend meldet, wird Mac donald am 17. mit dem Flugzeug nach Berlin kommen. Henderson wird vor seinem Besuch in Berlin einige Tage m Paris weilen und mit der Eisenbahn in der Reichshaupt stadt eintreffen. Die „DAZ." hebt hervor, daß dem Besuch der englischen Minister selbstverständlich nicht bloß im Hinblick auf die Entwicklung der Tributfrage die allergrößte Bedeutung zukomme. Die Berliner Stellen seien sich der Wichtigkeit des Vorganges bewußt. Offenbar habe in den letzten Tagen ein eifriger Gedankenaustausch über Len zweckmäßigsten Termin für den Berliner Besuch stattgefun den. Der Termin werde besonders dadurch bemerkenswert, daß unmittelbar im Anschluß an die Eng länder der amerikanische Staatssekretär Stimson in Berlin eintreffen werde. Die englischen Minister würden voraussichtlich in einem der großen Hotel Berlins Wohnung nehmen, da es ein offizielles Gasthaus der Regierung nicht gebe. Im Mittel punkt der Ehrungen und Empfänge, die den Gästen zu gedacht seien, werde ein Empfang beim Reichs präsidenten stehen, der zu dieser Zeit höchstwahrschein lich wieder in Berlin sein werde. Nach dem „Vorwärts" werden sich Macdonald und Henderson anschließend an den Berliner Besuch voraussichtlich zum internationalen Sozia listenkongreß nach Wien begeben. Der amerikanische Schatzsekretär Mellon dürste ent gegen anderslautenden Meldungen sich von London aus direkt an die Riviera begeben. Mellon wird also voraus sichtlich keine Unterredung mit den Berliner Stellen haben. Der amerikanische Staatssekretär Stimson wird in Berlin voraussichtlich erst am 21. Juli, also nach dem Besuch Macdonalds und Hendersons, eintreffen, nach dem er vorher Paris und Rom besucht hat. WlMiM in Plenen nm 2. AuM. Das vom Stahlhelm eingebrachte G esetzzur Auf lösung des Preußischen Landtages, das auf Crund des Volksbegehrens dem Landtag zugeleitet wird, muß vom Preußenhause in der zweiten Juliwoche behan delt werden. Es wird voraussichtlich abgelehnt werden. Dar aufhin muß das Gesetz zum Volksentscheid gestellt werden. Die endgültige Entscheidung darüber, welcher Termin hier für gewühlt wird, ist noch nicht getroffen. Es wird sich aber um den ersten oder zweiten Sonntag im August handeln. 2n politischen Kreisen rechnet man damit, daß der Volks entscheid am 2. August stattfinden wird. Innenminister Severing hat übrigens in einer Versammlung angekündigt, daß die Neuwahlen zum Landtag, falls der Volksentscheid, wie er annimmt, nicht zum Ziele führt, am 15. Mai 1932 stattfinden sollen. Demnach scheint die preußische Regierung von ihrer zeitweise verfolgten Absicht, die Wahlen freiwillig im Herbst abzuhalten abgekommen zu sein. M MW MlsMÄ MM: Mr Mips M Wiler. Berlin, 18. Juni. Die Reichsgeschüftsstelle der Deut schen Volkspartei teilt mit: „In Berlin fand eine Tagung des Parteivorstandes und der Wahlkreisvorsitzenden der Deutschen Volkspartei statt. Nach einem Bericht des Parteiführers, Abg. Dingeldey, und einer eingehenden Aussprache fand folgende Entschlie ßung einstimmige Annahme: Parteivorstand und Wahlkreisvorsitzende der Deutschen Bolkspartei stehen in voller Einmütigkeit hinter ihrem Führer. Sie wiesen daraufhin, daß mit Ablehnung der Reichstagseinberufung die politische Entscheidung nur ver schoben ist. Der Kampf geht weiter. Im Ziel war und ist die Partei völlig einig. Dieses Ziel ist in den bindenden Abmachungen des Parteiführers mit dem Reichskanzler unzweideutig vorgezeichnet. Sie waren die Voraussetzungen für die veränderte Stellungs- nahme der Neichstagsfraktion. Diese Abmachungen müssen in kürzester Frist durch geführt werden." Tagung des Hansa-Bundes. Direktor Mosich über Notprogramm der Reichsregierung und Wirtschaft. Bremen, 18. Juni. In der am Donnerstag vormittag fortgesetzten Tagung des wirtschaftspolitischen Ausschusses a - §^Va«L«vIonäeViAuke Roman von Eddy Beuth. 24s (Nachdruck verboten.) „Die Madonna mit den Veilchenaugen" hatte ein junger Robile sie getauft, welcher stets in ihrer Gesellschaft war. Er trug ihr den Sonnenschirm, er holte sie zu stundenlangen Spaziergängen ab, die ihrem Mann zu an strengend waren, er sagte ihr tausend süße Dinge in der Sprache seiner Heimat, die ins Ohr gingen wie ein wunderschönes Liebeslied. Enrico war restlos verliebt in die Madonna und sie lächelte dankbar wie ein Kind, dem man eine neue Puppe schenkt. Stundenlang konnten die beiden im Sande liegen und in das blaue Meer schauen. Erna ließ den weißen Sand durch ihre Finger rinnen und das ewige Kommen und Gehen der blauen Meereswogen beruhigte sie. Süße, leise Worte sprach Enrico, sie hörte auf den ewigen Tonfall der Wogen und lächelte, ohne zu begreifen, was er ihr sagte. Richard Moldenhauer aber saß auf der Terrasse am Meer oder im Kasino und ließ die eleganten Frauen Revue passieren Schön war seine Frau, anerkannt schön. Alle neideten ihm sein Glück, keine einzige konnte sich mit ihr messen, und doch Die Autos rasten, die Türe» des Kasinos waren weit geöffnet, die Goldstücke flogen hierhin und dorthin, heiße und flehende Blicke trafen den korrekt ungezogenen Mann aus strahlenden Frauenaugen. Überall lockte es, überall war er eines schnellen Sieges gewiß Und plötzlich, eines Tages wußte er es. Seine Frau, seine blendende Frau langweilte ihn Sie war ein herrliches, seltenes Schaustück für eine Vitrine, alle wollten es an schauen, man nahm es Feiertags einmal aus seinem kost baren Behältnis und stellte es dann schnell wieder fort. Andere Sachen waren nicht so selten, nicht so kostbar, aber auch nicht so zerbrechlich Ma» nahm sie, wenn sie einem gefielen, und stellte sie achtlos wieder fort. Immer für Sonntags mußte man bei Erna angezogsn sein, da war ja sogar die Alma nicht so schlimm gewesen, der kam es auf ein Wort nicht an. und über ihre lustigen Bemerkungen konnte man doch manchmal lache», wenn sie auch nicht immer fein waren. Nicht daß der Konsul es bereute, Erna geheiratet zu haben, aber sie war kein Abschluß sie fesselte ihn nicht. So ließ er seine Augen wandern und suchte hier des Hansabundes, hielt der Direktor des Hansabundes, Mosich, einen Vortrag über „Notprogramm der Reichsregierung und Wirtschaft". Er führte unter anderem aus: Es gebe in Deutschland kaum noch einen sich verantwortlich fühlenden Staatsbürger, der nicht die gegenwärtige Notverordnung ablehne. Wenn man jetzt den Versuch mache, durch Um gruppierung und Erhöhung der Einnahmen die Finanzen zu sanieren, so gehe man dabei völlig an der Tatsache vor über, daß der Schwund an neuer Kraft sich in einen vielschnellerenTempo vollziehe, als alles, was man bisher an Ausgabensenkung bei der öffentlichen Hand getätigt habe. Wenn von Monat zu Monat in progressiver Steigerung das Versagen der Steuer- quelle zunehme, so bleibe nichts anderes übrig» als einen ganz radikalen Schnitt in die öfsentilchen Ausgaben zu tun. Ohne diesen Schnitt würden in dem kommenden Winter Staat und Wirtschaft in der unmittelbaren Gefahr des Versinkens im bolschewistischen Chaos stehen. Der Redner verlangte eine Ausgabensenkung von drei Milliarden Mark. Sie sei praktisch durchführbar, wenn der ernsthafte und absolute Wille und die absolut sichere Erkenntnis der heu tigen Lage eine solche Aktion leite. Die entscheidende Auf gabe liege darin, den deutschen Geld- und Kapitalmarkt von dem zusätzlichen Druck zu befreien, der durch die starken schwebenden Schulden der öffentlichen Hand ausgelöst wird Nachdem sich der Redner mit Lohn- und Preispolitik be schäftigt hatte, kam er auf das Reparationsproblem zu sprechen. Es wird schwer sein, in der gegenwärtigen Lage die Reparationsverhandlungen zu führen, da die Not so groß sei, daß wir jedes politisch bedingte Diktat von außen schlucken müßten, weil wir nicht wüßten, wie wir sonst den Zusammenbruch des Kreditwesens und der öffentlichen Hand aufhalten sollten. Es handele sich darum, nicht nur Deutschland, sondern die Weltwirtschaft durch Streichung der Tribute und der interalliierten Kriegsschulden zu be freien. Deutschland müsse seine Reparatiönsverhandlungen mit Erfolg führen und der Welt klar machen können, daß die Schäden der Kriegsschuldenregelung und der Tribute für diejenigen, die sie in Empfang nehmen, größer sind als die Schäden, die Deutschland dadurch erleide. Dr. Biermann vom Verein Deutscher Spediteure sprach hierauf über die Sozialisierungspolitik der Reichsbahn, wobei er den Schenker-Vertrag stark kritisierte. und da; am Wege standen viele Blumen, man mußte nur geschickt sein, um sie zu pflücken. Deshalb war ihm der Flirt seiner Frau mit dem verliebte» Jungen gerade recht. Der sollte ihre Launen auskosten, der verlangte nichts, als daß er neben ihr sitzen und ihre Schönheit anstaunen durfte. Er sand das besonders schick und apart Die Gesellschaft hier in Monte Carlo war gemischt. Viele waren des Frühlings wegen hier, der dem rauhen Norden noch fern war, die meisten jedoch des Kasinos wegen, Enrico war restlos verliebt in die Madonna und sie lächelte dankbar wie ein Kind, dem man eine neue Puppe schenkt dessen Zauber immer wieder lockte. Aus aller Herren Ländern saßen da die abenteuernden Männer und Frauen, und wenn in den dichten Reihen, welche die Spieltische umlagerten, mal einer fehlte, der am Abend vorher zuviel verloren hatte, fragte man kaum danach, man vermißte keinen. — O'ost la viel - Und während da drinnen in den prunkvollen Sälen alle nach dem Glück jagten und es zu halten versuchten, war da draußen der strahlende Frühling und ries die stillen und ärmsten zu seiner Andacht. Enrico hatte seine Freundin Erna zu einer Wagenfahrt abgeholt, sie hatte ihren Mann gebeten, ihr bis zum Nachmittag Urlaub zu geben, da sie eine größere Tour bis Nizza mache» wollten, das Erna noch nicht kannte. Nur zu gern erlaubte er ihr den Ausflug, er hatte da gestern im Kasino Aus aller Well. * Wieder ein Geldbricfträger überfallen. Aus Berlin wird gemeldet: Am Dvnnerstagbormittag wurde im Haus flur der Kopernikusstraße Nr. 10 in Berlin-O. der Geld briefträger Friedrich Assatzk von zwei Burschen überfallen, die ihn zu berauben versuchten. Sie schlugen mit einem mit Sand gefüllten Schlauch auf ihn ein. Der Geldbrief träger setzte sich zur Wehr und Vertrieb die Burschen mit Hilse seiner Dienstpisrvle. * Weitere vier Berliner Polizeibeamte scstgenommen. Außer den vor einigen Tagen auf der Rennbahn Karls horst verhafteten vier Beamten der Berliner Schutzpolizei sind jetzt weitere Beamte der polizeilichen Bereitschaft Licktenbera festgenommen worden, die ebenfalls in dem Verdacht stehen,' mit den wilden Buchmachern in Verbin dung gestanden und von diesen Bestechungsgelder ange nommen zu haben. Außerdem wurden noch drei wilde Buchmacher verhaftet, so daß sich bis jetzt in dieser An gelegenheit zehn Polizeibeamte und elf wilde Buchmacher in H-,r beftuden. * Selbstmord einer Schülerin. Aus Stettin wird ge meldet: Am Mittwoch erschoß sich im hiesigen Lyzeum während der Unterrichtsstunden eine 15jährige Schülerin im Toilettenraum mit einer Pistole ihres Vaters. Als Mitschülerinnen und die Lehrerin den Raum gewaltsam öffneten, war die Schülerin bereits tot. Als Grund wird Angst vor Strafe wegen eines Tadels angenommen. * Schasstall durch Blitzschlag eingeäschcrt. In der Nacht zum Donnerstag schlug ein Blitz in den Schafstall des Gutsbesitzers Dr. Keuck in Krumbeck (Mecklenburg) ein. Das Stallgebäude wurde bis auf die Grundmauern einge äschert. 400 Schafe kamen in den Flammen um, nur 150 Tiere konnten gerettet werden. * Wieder polnische Flieger über deutschem Gebiet. Nach einer Meldung Berliner Blätter überflogen am Mittwoch zwischen 17 und 18 Uhr zwei polnische Militärflugzeuge, gekennzeichnet durch die rotweißen Karrees, deutsches Ge biet zwischen Freystadt und Garnsee. Sie flogen in Rich tung auf Graudenz. * Brand in Uerzig an der Mosel. In dem bekannten Weinort Uerzig an der Mosel brach gestern nachmittag gegen 17 Uhr Großfeuer aus. Bisher sind etwa ein Dutzend Wohnhäuser eingeäschert:, alte Fachwerkhäuser, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen. Der Schaden ist beträchtlich. Die Bewohner waren zum Teil nur ganz gering versichert. Auch die Kirche des Ortes fing im Dachstuhl Feuer, doch konnte hier der Brand rechtzeitig gelöscht werden. * Schwerer Sturm auf dem Bodensee. Am Donners tagvormittag setzte auf dem Bodensee schwerer Weststurm ein. Eine mächtige Sturzsee fegte über das Vorderdeck des Dampfers „Stadt Bregenz", der sich einen Kilometer vor Lindau befand. Sämtliche Fenster des Salons zweiter Klasse wurden zertrümmert. Mehrere Personen wurden durch Glassplitter verletzt. Dem Artisten Adolf Fischer aus Wien wurde eine Gesichtshälfte fast völlig zerrissen. Ebenso richtete der «wrin auf den Schiffen „Stadt Ueber- lingen" und „Ravensburg" durch Einschlagen zahlreicher Fensterscheiben Beschädigungen an. Viele Passagiere wur den stark seekrank. Auch Anlagen am Bodenseeuser wurden beschädigt. Vielfach ist der Bodensee über die Ufer getreten. * Zwei Kinder beim Fischen ertrunken. — Das dritte Kind gerettet. Aus Recklinghausen wird gemeldet: Am Mittwochnachmittag begaben sich die beiden acht- und elfjährigen Knaben Walter und Bruno Rutneck gemeinsam mit ihrer 14jährigen Schwester Martha nach einen, Zie- geleiteich, nur dort zu fischen. Dabei rutschte» die Kinder ab und sielen in den Teich. Während ftch das Mädchen durch Festhalten an einem Strauch in letzter Minute retten konnte, ertranken die beiden Knaben. Ein zufällig vorbei kommender Polizeibeamter zog die beiden Brüder aus de», Wasser. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. * Autobus vom Zuge ersaßt. Aus Kattowitz wird ge meldet: In der Gegend von Bieletz wurde ein mit sechs Personen besetzter Autobus an einem ungeschützten Bahn übergang von einem Eüterzuge erfaßt und zur Seite ge schleudert. Die Insassen erlitten schwere Verletzungen. Zwei Frauen schweben in Lebensgefahr. Die Schuld an dem Unglück soll den Führer des Krastwagens treffen, der cls einziger mit leichten Verletzungen davonkam. Er wurde verhaftet. eine Frau gesehen, die er unbedingt kennenlernen mußte. Am Wege nach Nizza lag ein zauberisch schönes kleines Wirtshaus direkt am Meer, meistens fuhren die rastlosen Menschen daran vorbei und nur die Verliebten pflegten dort Station zu machen. Das Häuschen lag unter Blüten bäumchen ganz versteckt, der Eingang war kam» zu finden, so dicht standen die blühenden Mandelbäumchen um das kleine Eingangsior. War man aber erst drinnen in dem kleinen Garte» und in dem stillen weißen Haus, dessen Veranda aus das blaue Meei Ausblick halte, dann wähnte man sich in einem verwunschenen Schlößchen, geborgen vor der lauten Welt da draußen Nur des Abends drangen die Liedei der Fischet herüber, welche zum Fisch fang hinausfuhren Unendlich viele weiße Segel schaukel te» aus der» beso»>ite» blaue» Meei, ein paäi verwehte Laute, ei» kleines, fernes Lachen drang zu den beid-u hinüber, die aus der Veranda saßen Im Häuschen war alles still, kein fremder Gast störte heule die Harmonie. Enrico haue dieses Paradies bei seinen einsamen Spaziergängen entdeckt nnd nnr den eincn Wunsch gehabt, diesen Ori der heimlich Geliebte» zu zeige». Hierbei hatte er sie geführt und wollte ihr non seinei Liebe sprechen Erna saß still neben ihm, die Schönheit de> Um gebung nahm all ihre Sinne gefangen. Ihre Augen blickten an ihm vorbei weit hinaus in die blauende Ferne Der Tonfall seiner Stimme berührte wohl ihr Ohr, aber nicht ihr Herz. Er aber saß dicht neben der geliebten Frau, ihr weißes Kleid berührte seine Hände nnd derselbe linde Wind spielte mit ihrem und seinen, Haar. Lange saßen sie so, ohne zu sprechen, der Zauber der Stunde nahm beide gefangen. Da sah sie auf und ihr Blick traf seine dunklen Knabenaugen, und nun verstand sie endlich, was er wollte. Wie jung er noch war, der schöne Mensch! Sein kühnes braunes Gesicht war ihr zugewandt, die blauen Augen sterne versenkten sich in die dunklen. Ganz still war es um sie her, nur die Bienen summten draußen in den Mandelbäumen und das Meer sang fein eintöniges Schlummerlied. „Ich liebe dich, Madonna! Ich liebe dich!" sagte die weiche Stimme Enricos und seine Blicke flehten uni Ge währung. Und die junge Frau do neben ihm fühlte plötzlich, wie jung sie war Sie legte leise ihre beiden Arme um den Hals des Jungen und küßte feine durstigen Lippen. Wie ein Rausch überkam es die einsame Frau und die große Sehnsucht schlief. Da nahm er das Glas, aus dem sie den rote» Wein getrunken hatte, und warf es weit hinaus in den Garten, daß es klirrend zersprang. (Fortsetzung folgt.)