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Das Spiel um Oesterreich. Frankreichs Niederlage in Wien. Die französische Politik hat eine schwere Niederlage er- dies schon bis jetzt geschehen ist. Das ist ein Umstand, mit litten, die nicht ohne Rückwirkung auf die gesamteuro päische Situation bleiben dürfte. Der Versuch Frankreichs, die österreichische Finanzkrise dazu zu benutzen, um einen Druck auf Oesterreich auszuüben und seine Handlungsfrei heit zu hemmen, ist mißlungen. Und da Wien schon immer ein Tor nach Südosteuropa war, ist die Stellung Frankreichs auch in jenen Ländern erschüttert, die bisher mit Hoffnung und Vertrauen nach Paris blickten. Frankreich als das reichste Eoldland Europas, hatte an Oesterreich eine Art poli tisches Ultimatum gerichtet, dessen Frist am Dienstag abend ablies. Es wäre nicht zu übersehen, was geschehen wäre, wenn die österreichische Regierung sich gezwungen gesehen hätte, das französische Ultimatum anzunehmen oder auch ab zulehnen. Doch ist es nicht soweit gekommen. England ist in die Bresche gesprungen. London hat dem österreichischen Staat aus der Not geholfen. Die Engländer haben Oesterreich einen 150-Millionen- Schilling-Kredit gewährt und es ist anzunehmen, daß es dabei nicht bleiben wird. Die Vermutung liegt nahe, daß die englisch-österreichische Zusammenarbeit ihre Fortsetzung und Vertiefung finden wird, und dies schon in allernächster Zeit. Frankreich hat hiermit ein großes Spiel verloren. Nachdem dieses Land es vermocht hat, binnen weniger Jahre, die seit der Stabilisierung des Franc vergangen sind, ungeheure Mengen Gold aufzustapeln und zu dem zweitgrößten Geldmarkt der Welt (nach Amerika) zu wer den, hieß es die militärisch-strategische Hegemonie auf dem europäischen Kontinent durch eine wirtschaftlich-finanzielle zu ergänzen. Die Gelder, die Frankreich nach Mittel-, Ost- und Südosteuropa fließen ließ, waren politische Gelder. Dies entsprach der alten französischen Tradition. Erst vor kaum mehr als einem Jahre verstand es Frankreich, durch seinen Reichtum selbst ein so kapitalstarkes Land wie England zu politischen Zugeständnissen zu zwingen, als es galt, das Ein verständnis Englands zur Verfolgung der französischen Rüstungs- und Vllndnispläne zu sichern. London ist aber scheinbar nicht mehr gewillt, seine alte Stellung als der wichtigste Geldmarkt der Welt noch weiter einzubüßen, als Die Londoner Verhandlungen. London, 19. Juni. An der Donnerstagnachmittag-Be sprechung zwischen Macdonald, Henderson und Mellon hat nach der „Times" der Gouverneur der Bank von England teilgenommen. Zu den Besprechungen des amerikanischen Schatz sekretärs in London meldet der Mitarbeiter der „Morning- post", daß nur ein allgemeiner Meinungsaustausch statt- gesunden habe. Trotzdem habe man hierbei doch die Mög lichkeiten der weiteren Entwicklung in der nächsten Zukunft und ihrer Rückwirkung auf die internationalen Schuldenzahlungen beson ders berücksichtigt. Mellon habe selbst keine Vorschläge gemacht, sondern sich nur die englische Auffassung angehört. Auch Botschafter Neurath kommt nach Berlin. Berlin, 19. Juni. Zu der Botschafterbesprechung mit der Reichsregierung wird für Freitag abend auch der Lon doner Botschafter Neurath in Berlin erwartet. Bekanntlich weilen Botschafter v. Schubert aus Rom und Botschafter v. Hoesch aus Paris in Berlin. Der deutsche Botschafter in Washington, v. Prittwitz-Gaffron, ist nach Berlin unter wegs. Schlägerei im thüringischen Landtag. Weimar, 19. Juni. Der Thüringer Landtag war am Freitag der Schauplatz einer wüsten Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten. Als der sozial- dem man künftighin ernst zu rechnen haben wird. Die Mitarbeit Englands an der Sanierung der öster reichischen Credit-Anstalt macht die etwas indiskrete Frage akut: Ist das englische Kapital auf dem Wege, Anlagen auch in anderen Ländern als in Oesterreich zu suchen? Das würde besonders für Deutschland ganz neue Aussichten er öffnen. Frankreichs Erpresserpolitik. London, 19. Juni. „Daily Telegraph" schreibt, daß der zeitweilige Vorschuß der Bank von England eine rein finan zielle Kampfaktion darstelle, die keinen politischen Hinter-, grund habe oder auf politische Einwirkungen zurückzu- fllhren sei. Der Schritt der Bank von England sei erfolgt, ohne daß das Foreign Office davon Kenntnis gehabt habe. — Pertinax gibt im „Daily Telegraph" offen zu, daß die französische Regierung ihre Zustimmung zu französischen Krediten verweigere, wenn Oesterreich sich nicht schriftlich verpflichte, das österreichisch-deutsche Zollabkommen aufzugeben. Der Wiener Korrespondent des „Daily Telegraph" weist darauf hin, daß der Völkerbund nicht mehr die Macht habe, ohne die Zustimmung des österreichischen Parlaments eine Finanzkontrolle einzurichten. Das stimmt, wie aus Londoner Vankkreisen verlautet, mit der Politik der Bank von England überein, die sich jeder ausländischen Finanzkontrolle, sei es Oesterreich oder Deutschland gegenüber, durchaus ablehnend verhält. „Financial Times" betont, daß Frankreich tatsächlich wieder versuche, die alte Methode der Diplomatie anzuwen den und die finanzielle Transaktion mit politischen Bedin gungen verknüpfe, anstatt sich an den Grundsatz der inter nationalen Zusammenarbeit zu halten. Die Aktion der Bank von England sei notwendig gewesen, weil die finan zielle Entwicklung schneller gewesen sei, als die politische. Es würde falsch sein, wenn man das österreichisch-deutsche Zoll abkommen zum Vorwand nehme, sich nicht an der Anleihe' zu beteiligen. Die finanziellen Maßnahmen müßten auch in Zukunft frei von politischen Er wägungen bleiben. Das Hauptziel bleibe die Wie derherstellung der Wirtschaft in Mitteleuropa. demokratische Abg. Gründler in einem Zwischenruf seine Be hauptung aufrecht erhielt, daß der Plauener National sozialist Mutschmann ein „Earnschieber" sei, verließ der nationalsozialistische Abgeordnete Sauckel das Rednerpult und ging auf Gründler zu. Sofort scharten sich die übrigen Nationalsozialisten und auf der anderen Seite die Sozial demokraten um die beiden Abgeordneten. Plötzlich schlug der Nationalsozialist Papenbroock dem Abgeordneten Gründler ins Gesicht. Sofort begann ein stürmisches Hand gemenge. Gründler nahm einen Stuhl und schleuderte ihn den Nationalsozialisten entgegen. Glücklicherweise fing ihn ein Nationalsozialist auf. Im ganzen Hause herrschte un geheure Erregung. Der Präsident brach die Sitzung ab. Papenbrook und Sauckel ausgeschlossen. Weimar, 19. Juni. Nach Wiedereröffnung der Sitzung des Thüringer Landtages, teilte der Präsident mit, daß der Aeltestenrat beschlossen habe, den Nationalsozialisten Papen brook, der den Sozialdemokraten Gründler geschlagen hatte, auf 20 Tage und den Nationalsozialisten Sauckel auf drei Tage von den Verhandlungen des Landtages auszu schließen. Gründler erhielt einen Ordnungsruf. Während der Sommerpause soll die Sitzordnung der Abgeordneten geändert werden, damit derartige Vorfälle sich nicht wieder ereignen können. Der Präsident teilte noch mit, daß die Nationalsozialisten die Sitzung des Aeltestenrates vorzeitig verlassen und damit nicht die erforderliche Disziplin gewahrt hätten, so daß der Aeltestenrat nicht habe in voller Zu sammensetzung beraten können. Am WMchW des imWn MWs zu deu MutWen. Köln, 19. Juni. Der Deutsche Aerztetag nahm den Entwurf zu einer Reichsärzteordnung von Geheim rat Stauder, Nürnberg, mit großer Mehrheit an. In einer einstimmig angenommenen Entschließung zu den ge sundheitlichen Folgen der Tributlasten heißt es u. a.: Die deutsche Aerzteschaft stellt mit ernster Sorge vor der ganzen Welt fest, daß der Gesundheitszustand des deut schen Volkes durch die Wirtschaftskrise, die Arbeitslokigkeit und die drückenden Tributlasten immer mehr bedroht ist. Der seelische Notstand der arbeitslosen Massen und das fort dauernde Herabdrücken der allgemeinen Lebenshaltung müssen zu schweren Erschütterungen der Lebenskraft des deutschen Volkes führen. Wenn etwa hereinbrechende Epidemien unser deutsches Volk befallen, würden sie auch an den Standesgrenzen nicht Halt machen. Einmütig wollen wir glauben und hoffen, daß durch Erleichterung der Tributlasten das deutsche Vo-lk wieder Lebens möglichkeiten erhält, damit es nicht der Verzweiflung in die Arme getrieben wird. Eine weitere Entschließung des Aerztetages wurde zur Reform der Krankenversicherung gefaßt Der Schienen-Zeppelin auf der Fahrt. Hannover, 19. Juni. Der Krukenbergsche Propeller wagen ist am heutigen Freitag vormittag vom hiesigen Haüptbahnhof um 8.38 Uhr in Richtung Lehrte—Hamburg abgefahren. Die Fahrt vollzieht sich im Rahmen des all gemeinen Zugverkehrs und kann nur mit Rücksicht auf diesen durchgeführt werden, so daß sich auf der Strecke verschiedent lich Aufenthalte ergeben. In Uelzen erfolgte die Ankunft, wie es vorgesehen war, pünktlich um 10.30 Uhr. Nach einem Aufenthalt von zwei Minuten wurde dann die Fahrt nach Lüneburg und Hamburg fortgesetzt, wo der Wagen vin 12 Uhr mittags eintrefen soll. Auf dem Bahnhof Uelzen hatte sich ein ziemlich zahlreiches Publikum eingefunden, das den Propellerwagen bei seiner Durchfahrt mit lebhaftem Interesse in Augenschein nahm. Hamburg, 19. Juni. Der Schienen-Zeppelin ist um 11.46 Uhr auf dem Hannoverschen Bahnhose in Hamburg eingetroffen. vo. X auf der Fahrt. „Do. X" bei Maceio zwischengelandet. Neuyork, 18. Juni. Wie aus Natal gemeldet wird, ist das deutsche Flugboot „Do. X" aus seinem Fluge nach Bahia um 8.25 Uhr Ortszeit bei Maceio wegen übermäßigen Gasolinverbrauchs und starken Gegenwinden zwischen gelandet. Nach erfolgter Brennstoffaufnahme soll der Flug fortgesetzt werden. „Do. X" wieder aufgestiegen. Neuyork, 18. Juni. Wie aus Natal gemeldet wird, ist das Flugschiff „Do. X" nach Auffüllung der Brennstoff vorräte um 14.06 Uhr MEZ. zum Weiterflug nach Bahia wieder aufgestiegen. „Do. X" in Bahia. Neuyork, 18. Juni. „Do. X" ist um 16.55 Uhr MEZ in Bahia eingetrosfen. I« WWMM für dos Rech WWd. Berlin, 18. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: Die Ver handlungen über die Gewährung eines Kredites von 259 Millionen Reichsmark an das Reich sind abgeschlossen. Es handelt sich um einen reinen Kassenkredit, dessen Deckung durch die normalen Einahmen sowie durch die auf Grund der Notverordnung zu erwartenden Ersparnisse und Ein- aänge sichergestellt ist. Die Auszahlung des Kredites erfolgt teils im Juni, teils im Juli. Ueber den empfangenen Be trag werden Schatzanweisungen mit dreimonatiger Lauszeit ausgestellt, die bei Fälligkeit bis zum Ablauf des Rech nungsjahres 1931 verlängert werden können. Für die Zins berechnung gilt der jeweilige Reichsbankdiskont im Zeit punkt der Auszahlung die Grundlage. Noma» von Edr> y Beu 1 h 23s , (Nachdruck verboten.) Und am anderen Abend, als sein Auto an der be stimmten Ecke wartete, kam sie nicht. Man hatte es der Meunier gesteckt. Man hatte ihre Schönheit vom Schön heitssalon mit dem Generalkonsul in dessen Auto fahren sehen und freute sich, ihr dies interessante Ereignis so schnell wie möglich zu unterbreiten. Und so kam es, vatz das ahnungslose Fräulein Ernestine des anderen Vor mittags in das Privatkontor der Müller gerufen wurde. Diese saß bereits wartend da, die Wut der vergangenen Nacht, da sie es erfahren hatte, in sich aufgespeichert. Mil den ordinärsten Schimpfworten überschüttete sie das zitternde Mädchen. Sie ließ ihm keine Zeit, sich zu ver teidigen. Sie bezichtigte es, seit langem ein Verhältnis mit dem reichen alten Kerl zu haben. „Packen Sie sofort Ihre Sachen und scheren Sie sich Ihr Gehalt für den laufenden Monat wird man Ihnen an der Kasse auszahlen!" Sie wies nach der Tür und schamerglüht ging Erna, ohne ein Gort der Verteidigung; sie wußte es, daß sie dieser Frau niemals gewachsen war. Sie schlich aus den liebgewordenen Räumen auf die Straße, welche in Hellem Wintersonnenschein dalag. Niemals um diese Zeit hatte sie das Leben hier gesehen. Vor den Schaufenstern des Hauses Meunier stauten sich die eleganten Frauen und bewunderten die Auslagen. Sie hatte nie gewußt, wie schön die Stadt um diese Zeit war. Sie ging wie im Traum die Tauentzienstraße hinunter und achtete nicht der Blicke der Passanten, welche die entzückende neue Erschei nung in ihr Register eintrugen. Sie hatte nur den Wunsch, schnell hier aus dieser Gegend herauszukommen, um mit ihren Gedanken allein zu sein. Nun war auch diese harmlose Freundschaft aus, denn dem Generalkonsul konnte sie nach dem eben Gehörten nicht mehr unter die Augen kommen Die Meunier hatte sie aufgeklärt, was dieser Herr von allen Frauen wollte, also wohl auch von ihr. Und plötzlich dachte sie an die Blicke, mit denen er oft an ihrer Gestalt entlanggesehen hatte. Und es schau derte sie. Dieser alternde Mann und ihre blühende Jugend waren ein Kontrast, der sie erzittern ließ. Und wieder mußte sie an Grunert denken, an seine Worte, an seine Gedichte, die er ihr gewidmet hatte. Sie war sein Geschöpf geworden, sie lebte nur sein Leben, das ihrige war ausgeschaltet. Und wieder kam die Erinne rung und trieb ihr die Tränen in die Augen. Zu Hause wartete man sehnsüchtig auf die Rückkehr Ernas, denn von ihrer Freundschaft zum Konsul hing ja alles ab. Als sie nun in Vie Stube trat, kniete Kläre am Boden und scheuerte die Dielen. Wie schwer das Kind es doch hatte! Sonderbar, daß sie daran nie gedacht halte. Und es durchzuckte sie, als die Mutier sagte: „Gott sei Dank, mein Mädel, daß wir fürs erste durch dein Gehalt vor dem Schlimmsten geschützt sind." Ja richtig, das Ge halt! Sie hatte gestern versprochen, sich Vorschuß geben zu lassen. Nun lag es da an der Kasse, das Geld für sie, sie hätte es nie mehr angerührt. Ein paar Mark hatte sie noch, was aber dann, wenn die geängstigte Frau er fuhr, daß man sie aus dem Geschäft plötzlich entlassen hatte? Nur nicht denken! Nur nicht denken! Am Abend kam das Anto des Konsuls, er hatte im Geschäft nachgefragt und alles erfahren. Erna kam nicht zum Vorschein, sie hatte sich in ihrem Zimmer ein geschlossen, es war ihr ein entsetzlicher Gedanke, ihn so wiederzusehen. Und da er ahnte, was in dem Mädchen vorging in Scham und Rot, da man ihre Seele gedemütigt und mit Schmutz beworfen hatte, so faßte er die Hände der verängstigten Mutter und sagte es ihr, daß er ihre Tochter liebe und zur Gattin nehmen wolle. Freude und Schreck zugleich nahmen von Lene Behneken Besitz, als sie den alternden Mann vor sich sitzen sah. Freilich ihnen allen war geholfen, aber das Mädel, das Mädel! Gerade die Erna, mit ihrem feinen Herzen, und der da, der zu sammengesunken vor ihr saß, lächerlich jung äußerlich und doch mit den tiefen Falten um Mund und Augen; sie konnte nicht zureden, der Erna nicht. Was aber wurde aus ihnen allen, wenn sie „Rein" sagte, die Erna? Ja, wenn es die Ida gewesen wäre, die machte es sich leicht, die verleugnete einfach Pater und Mutter. „Ich will mit ihr reden," sagte Frau Lene ver schüchtert, „aber ich weiß nicht." „Ich verstehe Sie," meinte der Konsul leise und fühlte sich wie ein Bettler gegenüber der Frau, die solche Schätze zu vergeben hatte. „Ich weiß, daß der Gedanke Sie ängstigt, dieses Kind an meiner Seite zu sehen. Wir wollen die Entscheidung nur ihr überlassen. Aber wenn sie einwilligt, mich alten Mann zu nehmen, so will ich es ihr jede Stunde mit allem danken, was ich bin und habe." Und so wurde Erna Behneken Fran Generalkonsul Moldenhauer. Die Berliner Gesellschaft rüstete sich gerade zur großen Wintersaison, ein strahlendes Fest löste das andere ab. Und an einem der besuchtesten Feste der großen Stadt führte der Konsul sein angebetetes junges Weilt in die Gesellschaft ein, der sie angehören sollte. Man tuschelte, man raunte, woher kam diese alle über strahlende Frau, wer war sie? Nichts an diesem jungen Weib erinnerte an das Milieu, aus dem sie stammte, ihre Haltung war wundervoll, ihr Benehmen tadellos. Der Moldenhauersche Familienschmuck, den niemals zuvor eine Freundin des Generalkonsuls zu Gesicht bekommen halte, krönte ihre dunkle Schönheit. Wie ein Bild von.Botticelli, zart und stolz, stand sie neben ihrem Gatten, der sie über glücklich seinen Bekannten vorstcllte. Und die Saison rauschte an Erna Moldenhauer vorüber. Unwirklich und traumhaft glitten die Bilder des rauschenden Gesellschasts lebens an ihr vorbei, wie im Traum ging sie durch die stillen Räume ihrer Tiergartenvilla; sie tat ihre Pflicht bis zum äußersten, sie war überall dabei, wo es die Stellung ihres Gatten erforderte, sie lächelte, und holdselig war das Lächeln um ihre Lippen, aber ihre Augen wußten nichts davon. Moldenhauer wartete geduldig und überschütten sie mit allem, was ihm zu Gebote stand, um eine wunder schöne Frau zu verwöhnen. Einmal würde der Tag kom men, wo sie ihm von selbst entgegenkommen würde, um dankend ihre Arme um seinen Hals zu legen. Siebentes Kapitel. Es war an der Riviera, die Mandelbäume dufteten, Vie Feigen- und Zitronenbüsche blühten, ein Schimmern und Leuchten lag in der Luft, denn der Frühling Halle seii.e Schätze verschwenderisch über dieses Stückchen Erve gegossen. Erna fühlte eine tiefe Dankbarkeit für de" Mann, der ihr die Schönheit dieser Well erschloß. Stau venlang konnte sie in ver glühenden Sonne sitzen und fühlen, wie diese die Kälte ihres Innern zu erwärmen versuchte. Es lat nicht mehr so weh, das Denken an früher, es war schön zu wissen, daß man jung war. Und wenn sie in die Läden ging und fast gierig die schöne» Steine.in die Hände nahm, nur von dem Gedanken be seelt, vaß all dies Flimmern und Glitzern nun nicht mehr nur für all die anderen da sei, während sie selbst aus geschlossen von all diesen Freuden daneben stand, erbebte sie in einem tiefen Glücksgefühl. Die Blicke der Männer, die ihr überall huldigten, beglückten sie, es war seltsai" sich plötzlich seiner Macht bewußt zu werden. (Fortsetzung folgt.)