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Die Lage von Chequers. Das Gespräch von Chequers wird nun bald beginnen. Seine Ergebnisse werden mit Hochspannung erwartet, und dies nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. So erfreulich die Tatsache an sich ist, daß deutsche Staats männer eine Gelegenheit zur persönlichen Fühlungnahme mit ihren englischen Kollegen gefunden haben, so be denklich erscheint es, daß man auf diese Fühlungnahme große Hoffnungen setzt oder, wie vor allen Din gen in Frankreich, sich davon Aergstes verspricht Wie verzweifelt mutz die Lage sein, wenn ein als Wochen- end-Zusammenkunft geplanter halbprivater Besuch so viel Aufsehen überall erregt! Analysiert man in diesen Tagen von Chequers die Stimmung in den wichtigsten Ländern der Welt, so kommt man zu einem keineswegs befriedigenden Ergebnis. Dies gilt nicht nur für Frankreich, wo man jeden Versuch Deutsch lands, seine wahre wirtschaftliche und finanzielle Lage zu schildern und daraus die Notwendigkeit nicht nur von Zah lungserleichterungen, sondern von einer generellen T r i b u t r e v i s i o n abzuleiten, als ein Manöver hinter listigster Art deutet —, dies gilt auch für Länder wie Ame rika, Italien und selbst England. Die Vereinigten Staaten finden für die Lage Deutschlands warme Worte, aber von entsprechenden Taten hat man noch nichts gemerkt. Dieses Land, das bekanntlich der Gläubiger der ganzen Welt ist, weist in seinem diesjährigen Haushalt ein Defizit aus, das sich schon heute auf etwa 6 Milliarden Reichsmark beläuft und eine Tendenz zur weiteren Steigerung zeigt. In amerikanischen Regierungskreisen heitzt es, datz dem amerikanischen Steuerzahler keine neuen Opfer zugemutet werden können, die sich auf internatio nale wirtschaftspolitische Momente zurückführen lietzen. Indessen hat Frankreich schon lange vor der Chequers-Reise kein Hehl daraus gemacht, datz es jede Verringe rung der deutschen Zahlungen mit einem Moratorium nach Llmerika beantworten wird. Italien, das bekanntlich den deutsch-österreichischen Zollplan genau wie Frankreich und England ablehnt, hätte an sich nichts gegen eine Minderung der deutschen Repara tionslasten. Aber auch Italien leidet immer mehr unter der Wirtschaftskrise und sein Defizit ist in ständigem Wach sen begriffen trotz der rund 350 Millionen Lire, die ihm die deutschen Reparationszahlungen als Ueberschuß liefern. AuchJtalieni st nichtgeneigt,irgendwelche Opfer Deutschland gegenüber zu bringen. Was nun England betrifft, so war es von vorn herein klar, datz Macdonald bei den Verhandlungen auf seinem Landsitz die grötzte Rücksicht auf Frank- re i ch zu nehmen geneigt sein würde. Er wird sich hüten, irgendwelche Zusicherungen Deutschland gegenüber zu machen in einer Frage, für deren Lösung England allein nicht zuständig ist. Die französische Presse war im Laufe der letzten Monate nie müde, zu betonen, datz selbst die Vorbesprechungen über die Neuaufrollung der Reparationsfrage nur unter Beteiligung sämtlicher Gläubiger zulässig seien und von Wirksamkeit sein könnten. Es wäre eine Täuschung, anzunehmen, datz England auch nur einen Augenblick die Rücksicht auf Frankreich bei den Besprechun gen von Chequers fallen lassen wird. Was bleibt unter diesen Umständen von den nunmehr begonnenen Verhandlungen in Chequers zu erwarten? Nur das eine: datz sie die erste Etappe zu Verhandlungen werden, die in einem größeren Kreise stattfinden sollen. Wird sich aus der Zusammenkunft in Chequers die Ini tiative zu einer solchen internationalen Aussprache Uber die Reparationsfragen ergeben, so müßte man mit einem sol chen Ergebnis zufrieden sein. Es mutz sich in Chequers zeigen, ob die unerträglich ^akut gewordene Repara - tionsfrage nunmehr ins Rollen kommt, und wie dies geschehen soll. MW MWjimO in Wen nnd MM. Essen, 4. Juni. Der Polizeibericht meldet: „In der Nacht zum Donnerstag kam es wiederum im Stadtteil Essen-West-Vorbeck und in Segeroth zu planmäßigen Aus schreitungen kommunistischer Elemente, die mehrfach einen stärkeren Einsatz von Polizeikräften erforderlich machten. In der Nähe des Republikplatzes, des Ehrenzeller Platzes und der Feltenstraße wurden die Beamten auch aus den Häusern mit Steinen und Blumentöpfen beworfen. In der Altendorfer Straßenbahn stürzten die Demonstranten einen Arbeitswagen der Straßenbahn um, der dort eine Störung beseitigen wollte. Als die Feuerwehr erschien, wurde sie mit Steinen beworfen. Im Segerothoiertel wurden zahlreiche Straßenlaternen ausgelöscht und aus Pflastersteinen eine Barrikade gebaut. In der Joseph- und Matthiasstraße wurde das Straßenpflaster aufgerissen und ein Drahtseil über die Straße gespannt, um die Streifenwagen der Schutzpolizei zu gefährden, was jedoch nicht gelang. Ins gesamt sind im Laufe der Nacht 40 Personen festgenommen worden, von denen fünf wegen Landsriedensbruches dem Richter vorgeführt wurden. Auch in Mülheim an der Ruhr kam es im Innern der Stadt zu einem schweren Zusammenstoß zwischen Kommu nisten und der Polizei. Der Aufforderung eines Polizei beamten, wciterzugehen, wurde keine Folge geleistet. Der Beamte bat daraus einen vorübergehenden Kollegen um Unterstützung. Als dieser ebenfalls zum Weitergehen auf- sorderte, wurde er sofort von der Menge umzingelt, ver prügelt und von hinten auf den Kopf gehauen, so daß er zu Boden stürzte und blutende Verletzungen davontrug. Das Uebersallkommando wurde herbeigerufen und es gelang, die Menge auseinanderzutreiben. MG dkl MW. WM lM WM und MMdNW. Berlin, 4. Juni. Die Reichstagsfraktion der National sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei faßte am 4. Juni 1031 Entschließungen, in denen es ünter anderem heißt: 1 . Der Terror marxistischer Mörderbanden gegen An gehörige rechtsstehender Organisationen, insbesondere gegen Nationalsvzi.Äisten, hat in den letzten Wochen unter der Herrschaft der Notverordnung des Reichspräsidenten von Hindenburg vom 28. März, „zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen", jedes Maß überschritten. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, daß sich in der deutschen Be völkerung immer mehr die Ueberzeugung verbreitet, daß die für die öffentliche Sicherheit Verantwortlichen Polizei behörden weder den Willen noch die Kraft haben, die mar xistische Mordpest, insbesondere durch Verfolgung der gei stigen Urheber und Anstifter der Verbrechen (Vergleiche deren Parole: „Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!") wirksam zu bekämpfen. Die nationalsozialistische Reichstagsfraktion erachtet es für ihre Pflicht, den Reichspräsidenten v. Hindenburg und die Reichsregierung auf die hierüber von Tag zu Tag wachsende ungeheure Erbitterung nationaler Kreise auf merksam zu machen, die sich schutzlos diesen Verbrechern ausgeliefert fühlen, und macht sie für alle daraus mit Notwendigkeit entstehenden Folgen schon heute verant wortlich. 2 . Die Reichsregierung hat in der Gewißheit, aber mals die Zustimmung des Reichspräsidenten zu erlangen, eine neue Notverordnung vorbereitet, die neue Lasten auf das gequälte deutsche Volk häuft und sogar vor einer Verschlechterung der Lage der Aermsten der Armen, der Erwerbslosen und der Kriegsverletzten, nicht zurück schreckt, nur um weiter dem Tributmoloch Milliarden über Milliarden in den unersättlichen Rachen werfen zu können. Die Reichstagssraktion der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei legt gegen diese neuen, angeblich der Sanierung der Reichssinanzen dienenden Maßnahmen der Reichsregierung feierlich Verwahrung ein, weil sie nur zur weiteren Verelendung der Werktätigen Massen des deutschen Volkes und zur völligen Vernichtung der deutschen Wirtschaft führen und verlangt zum Zwecke ihrer Aufhebung die sofortige Einberufung des Reichstages. Aus aller Wett. * Der „Angriff" auf vier Wochen verboten. Der Ber liner Polizeipräsident teilt mit: „Die nationalsozialistische Tageszeitung „Der Angriff" wurde am Donnerstag bis ein schließlich 4. Juli 1931 verboten, und zwar auf Grund des 8 1 Abs. 1, Nr. 1 und 2, K 11 Abs. 2 der Notverordnung des Herrn Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen. Das genannte Blatt hat trotz der ein gehenden amtlichen Darlegungen über das sogenannte Femebild erneut dem Polizeipräsidium Berlin eine Fäl schung vorgeworfen. Weiterhin hat das Blatt in Bespre chung der Vorgänge anläßlich der Enthüllung des soge nannten Schlageter-Denkmals zur Verprügelung Anders denkender aufgefordert. Beide Gründe waren für das Verbot und seine Dauer maßgeblich." * Zu dem Mord an einem zehnjährigen Knaben in Berlin. — Die Stiefmutter tot aufgefunden. Die Stief mutter des zehnjährigen Sohnes des Weichenstellers Poßke in der Bahnhofstraße in Lichtenberg, der am Donnerstag früh ermordet aufgefunden worden war, ist nunmehr am Donnerstag nachmittag in der Nähe von Tegel als Leiche aus der Havel geborgen worden. Da die Eheleute seit längerer Zeit in dauerndem Unfrieden lebten, muß ange nommen werden, daß die Tat der Stiefmutter einen Ver zweiflungsakt darstellt, zu dem sie unter dem Druck der Verhältnisse getrieben wurde. * Wahnsinnige Mutter tötet ihren elfjährigen Sohn. Auf dem Hof eines Bauern in der Nähe von Künsebeck (Westfalen) ereignete sich eine schwere, im Wahnsinn be gangene Bluttat. Eine aus Bielefeld stammende Frau, die mit ihrem elfjährigen Sohn bei ihrem Bruder zu Besuch war, weckte ihren Sohn in der Nacht aus dem Schlaf und ging mit ihm in den Garten, um ihm dort mit einem Brot messer die Kehle durchzuschneiden. Darauf brachte sie sich selbst erhebliche Wunden am Halse bei. Herbeieilende Hausbewohner fanden das Kind bereits tot, die Frau schwer verletzt vor. Die Frau war kürzlich an einer schwe ren Kopfgrippe erkrankt, an deren Folgen sie bereits mehr mals mit Schwermutsanfällen zu tun hatte und schon mehrere Male erfolglose Selbstmordversuche unternahm. * Professor Piccard in Brüssel. Professor Piccard ist gestern in Brüssel eingetroffen. Er wurde vom Prinzen Leopold, vom Verkehrsminister, dem Vorstande der bel gischen Stiftung für wissenschaftliche Forschung, mehreren Professoren der Universitäten Brüssel und Löwen, sowie zahlreichen Persönlichkeiten feierlich empfangen. Eine große Menschenmenge begrüßte ihn begeistert. Ingenieur Kipfer, der nach Brüssel auf dem Luftweg zurückgekehrt war, traf mit Professor Piccard am Bahnhof wieder zusammen. * Brudermord wegen Erbschaftsstreites. Jn Maschanna bei Loslau (Ostoberschlesien) wurde der 48jährige Landwirt Tatarczhk beim Verlassen der Kirche von seinem zwei Jahre jüngeren Bruder überfallen und durch Axthiebe ge tötet. Der Grund zu der Tat liegt in Erbschaftsstreitig keiten. * Sieben Menschen vom Blitz getötet. Die letzthin durch Polen ziehenden Gewitter haben verschiedenerorts großen Schaden angerichtet und Menschenleben gefordert. So schlug beispielsweise bei Graudenz der Blitz in eine Arbeitergruppe ein und tötete zwei Personen. Bei Sambor in Ostgalizien sind fünf Menschen durch Blitzschlag getötet worden. * Ein Blitz betäubt eine ganze Fußballmannschaft. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich bei einem Fußball spiel auf dem Sportplatz des lettländischen Armeesport vereins. Während des Spiels begann ein Gewitter, doch ließen sich die Spieler nicht stören. Plötzlich schlug ein Blitz in eiu Haus dicht beim Sportplatz ein. Den Zu schauern auf der Tribüne bot sich ein unheimlicher Anblick. Fast sämtliche Spieler stürzten Plötzlich, wie gefällt, zu Boden. Der Schock währte allerdings nur eine Reihe von Sekunden, denn die Spieler erhoben sich bald und blickten nur äußerst verblüfft um sich. Kaum, daß sie sich vom Schock erholt hatten, setzten sie das Spiel fort. * Ein Triumph moderner Nachrichtenverbreitung wurde im Anschluß an das große englische Derbyrennen erzielt, da dessen Ergebnisse bereits zwei Stunden, nachdem das Ziel durchlaufen war, Indien und Aegypten erreicht hat ten. Zum ersten Male wurde das Derby auch durch Fern seher verbreitet. 1/ 1/ VW O'C W DmMrrevIonäeDmun« Roma» von Eddy Beuth. Ws (Nachdruck verboten.! Erna lachte, erstens mal über vie geschwollene An des Herrn, zweitens darüber, daß er sie nicht wiedererkannie. „Meine Schwester Hai doch damals ui Tegel, als Fräulein Lilith ausgekniffen ist, ihre Rolle zu Ende ge spielt." Richtig, jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Drei kleine Mädels unter einem blühenden Fliederbaum, er selbst in tiefster Erregung über den ver schwundenen Filmstar, ein Vermögen auf dem Spiel stehend, und endlich die Rettung durch ein kleines blondes Ding, das zufällig die Figur der anderen hatte. Und nun diese Begegnung, die ihm die zweite Schwester in den Weg führte. Die ältere hatte ihm ein Vermögen gerettet, die Zweite sollte den Lohn dafür bekommen. „Kommen Sie, kleines Fräulein, wir wollen unsere neue Bekanntschaft drüben bei Telschow mit Schokolade und Schlagsahne feiern." Zu seiner aufrichtigen Freude folgte ihm Erna und interessiert betrachtete der große Frauenkenner das junge Dingelchen an. seiner Seite. War diese Bescheidenheit Natur oder Raffinement? Wenn man so schön war wie diese Kleine, hatte man es nicht nötig, sich über eine Tasse Schokolade zu freuen, das gab es doch nicht in Berlin. Bei Telschow wurde bei Bergen von Kuchen die neue Freundschaft besiegelt und der Konsul stellte ihr in Aus sicht, ihre Zukunft im Äuge behalten zu wollen. In seinem Gehirn arbeitete es. War die Kleine so raffiniert, wie er dachte, so mußte er auf der Hut sein. War sie jedoch so naiv nnd kindlich, wie sie tat, dann ließ er die Hände da von; dazu war er nicht mehr jung genug. So spielte er vorerst den väterlichen Freund und war doch nichts als ein scharfer Beobachter. Er ließ sich von ihr erzählen. Also die Schwester war in Paris und lebte dorr ein herrliches Leben. Und sie selbst war ein kleines Nähmädel im großen Atelier der Müller Das mußte anders werden. Die Sache mit dem Schönheilssalon kam ihm gelegen. Sie sollte Schönheitspflege erlernen und dort unterkommen. Dann behielt er sie jedenfalls im Auge. So kam es, daß die kleine Erna Behneken als Made moiselle Ernestine ein paar Monate später im neuer öffneten Schönheitssalon des Hauses Meunier Gesichts massage und Maniküre machte, sehr wenig und das wenige nur mit gebrochenem Akzent sprach und in ihrem weißen Kittel die hübscheste der zehn Mädels war, welche im Schönheitssalon bedienten. Jede Dame, welche sich den Händen der zehn anvertrauie. hosfte natürlich, ebenso hübsch zu werden wie diese zehn Alle vergaßen aber, daß Achtzehn- und Zwanzigjährige, welche man eigens dazu ausgesucht hatte, mehr Chancen haben als gereiste Madame übergab höchstpersönlich die Künstlerin der Gesichtspflegerln. Frauen, deren Gesichter die Spuren einer in Freuden verlebten Jugend zeigten. Mademoiselle Ernestine hantierte mit Cremes und Gesichtswassern, deren Dust die entzückend eingerichteten Boudoirs erfüllte, sie summte jeden Schlager der diskret hinter einem Vorhang spielenden Jazzkapelle mit; sie tat ein Blickchen in das Paradies der Kinder, die sie über alles liebte und welche im Kinderzimmer, auf Schaukelpferd chen sitzend, den modernen Haarschnitt bekamen. Sie be wunderte lachend die Eleganz der ein- und ausgehenden Frauen und steckte die empfangenen Trinkgelder graziös in die kokett angebrachten Taschen ihres weißen Kittels. Sie war die begehrteste, geschickteste der zehn jungen Damen im Salon und ihre Nägel waren nun blitzend und manikürt. Wenn sie aber einmal ein paar freie Minu ten hatte, dann las sie die Briefe ihres Freundes Grunert, der jetzt einen Film in Spanien drehte und voraussichtlich, wenn dieser Film glückte, an eine ausländische Firma engagiert werden sollte. Jeden Tag flogen die Briefe bin und her, jeder im Salon wußte, daß der Postbote des Morgens die meiste Post für Fräulein Ernestine hatte, und so war auch diese Sache an Alma Müller gekommen welche diese Liebe klug protegierte: sie war etwas ängstli.1; wegen der zehn Mädels, die der Generalkonsul geholf.-n haste auszusuchen Sie konnte ihm damals nicht gut widersprechen und Wolf Wols > haue keinen besonderen Geschmack in Frauenschönheitc» Nun war wenigstens die hübscheste untergebracht und für sie keine Gefahr mehr, denn sie hatte wohl die prüfenden Blicke des Konfuls ge merkt, welche die schwarze Erna immer wieder suchten. Ein halbes Jahr bestand nun der Salon, den sie ihrem Geschäft angegliedert hatte, und sie mußte selber sagen,- die Sache ging glänzend. Die Eitelkeit der Frauen war die große Spekulation gewesen Nun waren die Spekulanten aus ihre Rechnung gekommen Durch den Schönheilssalon hob sich auch das Atelier. Die Damen, welche für die Toiletten zurechtgemacht wurden und nie mals zu fürchten brauchten, daß eine moderne Farbe zu ihrem Teint nicht passen könne, kauften wahlloser im Ge fühl, immer gut auszusehen, sowohl in blassem Grün als in grellem Rot. Jede Dame, die es wünschte, wurde im Salon gleich nach der Behandlung geschminkt und zurecht gemacht. An Lippenstiften in Purpur und Rosa verdiente Madame Meunier ein Vermögen. Und die Haarwasser und parfümierten Hautcremes dufteten bis zur Straße hinunter und waren die beste Reklame. Schreiende Schilder und sogar des Nachts die Lichtreklame machten die verwöhnten Frauen dieses Stadtviertels auf die Chance aufmerksam, sich in dem Salon der Madame Meunier auf jung und schön dressieren zu lassen In den umliegenden Kinos sorgte die Reklame zwischen den Stücken ebenfalls für weiteste Verbreitung des neuen Unternehmens. § ' kam es, daß seit Eröffnung des Salons das Haus Meunu > einen unerhörten Aufschwung genommen hatte. Tie Gatten und Freunde der kaufenden oder sich auf neue Jugend behandeln lassenden Damen durften im Rauch salon warten, wenn es ihnen Spaß machte; man hatte da bei einer guten Zigarette Gelegenheit, nette Bekannt schaften mit ebenfalls wartenden, eine Zigarette nicht ver schmähenden Damen zu machen. (Fortsetzung folgt.)