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Mißtrauensvotum für Briand hat bei der Präsidentenwahl eine uner wartete Niederlage erlitten und man ist allgemein geneigt, hierin einMitztrauensvotumgegenseinever- sehnliche Außenpolitik, die in seinen Paneuropa plänen und der Locarnotendenz zum Ausdruck kam, zu er blicken. Briand selbst hat daraus die Konsequenzen gezogen. In der gestrigen Sitzung des Ministerrats unter breitete er dem Staatspräsidenten und dem Minister präsidenten sein Rücktrittsgesuch. Briand ist der Auffassung, datz die Abstimmung der Natio nalversammlung ihm sehr viel von seinem Prestige genom men habe, und datz er die französischen Interessen, die ge rade jetzt mehr denn je von einer Persönlichkeit verteidigt werden mutzten, hinter der alle Volksvertreter wie ein Block stünden, nicht mehr mit der gleichen Autorität vertreten könne. Ministerpräsident Laval und sämtliche Minister haben im Anschluß daran lebhaft auf den Autzenminister ein gewirkt, damit er in Genf vor dem Europa-Ausschutz und dem Völkerbundsrat die Interessen Frankreichs in dem Sinne verteidigt, wie er in der Abstimmung der beiden Häuser zum Ausdruck gekommen ist. Briand hat schließlich eingewilligt und sich bereit erklärt, nach Genf zu gehen. Als zweiter Hauptoertreter Frankreichs wurde Francois Pon cet bestimmt. Briands Abreise nach Genf. Paris, 15. Mai. Briand hat Paris am Donnerstag, kurz vor 22 Uhr, verlassen und sich in Begleitung des Un terstaatssekretärs im Wirtschaftsministerium, Francois Poncet, und seines Kabinettchefs Leger sowie einiger anderer hoher Beamter des Quai d'Orsay nach Eens be geben. Eine große Anzahl Parlamentarier und ehemali ger Minister hatte sich am Bahnhof eingefunden, um von ihm Abschied zu nehmen Auch Ministerpräsident Laval hatte sich vertreten lassen. Man überreichte dem Außen minister, der sich bei bester Laune befand, einen großen Blumenstrauß und versuchte noch in letzter Minute eine Erklärung über seine zukünftige Haltung zu erlangen. Briand fügte jedoch seinen bisherigen Aeußerungen nichts hinzu, so daß man heute lediglich weiß, daß er voraus sichtlich bereits im Laufe der kommenden Woche nach Paris zurückkehrt, um sodann seinen endgültigen Rücktritt zu nehmen. Ministerpräsident Laval würde in diesem Falle die Führung seiner Geschäfte bis zum Rücktritt der Eesamtregierung am 13. Juni überneh men. Man rechnet damit, daß der Nachfolger des „Locarno ministers", wie man ihn hierzulande nennt, der jetzige Unterstaatssekretär im Ministerpräsidium und Wirtschafts ministerium, Francois Poncet, sein wird. Poncet Frankreichs Vertreter im Völkerbund. Genf, 15. Mai. Wie von maßgebender französischer Seite mitgeteilt wird, wird Briand nach den bisherigen Dispositionen im Hinblick auf seine Demission als Autzen minister lediglich der Tagung der Europa-Kommission in seiner Eigenschaft als Präsident beiwohnen, jedoch an den großen Verhandlungen des Nates über das deutsch-öster reichische Zollabkommen nicht mehr teilnehmen. Frankreich wird im Rat vielmehr durch Poncet vertreten sein, dessen enge Beziehungen zu der französischen Schwerindustrie be kannt sind. Poncet hat auch an der Ausarbeitung der neuen französischen Pläne, besonders an der Agrarkreditfrage, ent scheidend mitgewirkt. Die Niederlage der Idee. Deutsche Pressestimmen. Berlin, 15. Mai. Zur französischen Präsidentenwahl schreibt die „Deutsche Zeitung": „Wäre Frankreich das die Locarno-Politik. friedliebende und verständigungsbereite Land, mit dem unsere Erfüllungspolitik seit dem Einzug Stresemanns in das Auswärtige Amt rechnen zu können geglaubt hat, so wäre Briand zum Staatspräsidenten gewählt worden." Die „Vossische Zeitung" meint: „Ob Doumer oder Dou mergue, der llntreschied ist gering. Nicht die Wahl Dou- mers hat Bedeutung für die Weltpolitik, sondern die Nie derlage Briands. Wird in Zukunft der französischen Politik das Gegengewicht der Autorität Briands fehlen, die sich immer wieder in offener Feldschlacht durchsetzte und jetzt ver sagte, im Dunkel der geheimen Wahl, die den unsicheren Kantonisten es so bequem macht, sich für die widerwillige Gefolgschaft zu revanchieren, die dieser einsame, skeptische, unheimliche Mann immer wieder erzwang?" Der „Vor wärts" vertritt folgende Meinung: „Die französische Na tionalversammlung ist gestern bei der Wahl des Präsiden ten der Republik durchgefallen. Vor ihr stand die Möglich keit, sich durch die Wahl Briands am französischen Volk und Europa ein historisches Verdienst zu erwerben. Sie ist dieser Möglichkeit aus dem Wege gegangen-und hat Briands Geg ner, Herrn Doumer, an die Spitze der Republik gestellt. Der Sieg Briands wäre ein Sieg der internationalen Friedens politik gewesen, der Sieg Doumers ist ein Sieg der Inter nationale des Nationalismus." Friedensbeteuerungen der französischen Presse. Paris, 15. Mai. Der „Temps" erklärt, in Versailles habe es einen Besiegten gegeben, doch das sei nicht der Außenminister, sonder das „Kartell". Dadurch, daß die Linke die Präsidentschaftskandidatur Briands zu ihrer Parteisache gemacht habe, sei die Reaktion unver meidlich gewesen. Die Linke glaube, den Frieden ge pachtet zu haben, während tatsächlich ganz Frankreich fried lich gesinnt sei. Der „Matin" sagt, niemand habe das Recht, die Kundgebung der Volksvertreter anders auszulegen, als eine Huldigung für den Frieden. Vielleicht sei es auch eine Kundgebrng gegen den Sozialismus gewesen, der sich als „Wahlmacher" für einen der Hauptkandidaten ausgegeben habe. Die radi kalsozialistische „Republique" schreibt, Briand müsse nicht nur die offizielle Vertretung Frank reichs gegenüber der Welt beibehalten, es müsse viel mehr die durch ihn verkörperte Politik großzügig weiter entwickelt werden. Der „Populair" veröffentlicht einen Ausruf der sozia listischen Eesamtfraktion aus Kammer und Senat, in dem es heißt: „Die Wahlen haben mit aller Deutlichkeit be wiesen, datz das französische Volk den Frieden will." Perti- nax führt im „Echo de Paris" aus, daß Briand über seine ideologische Politik gestürzt sei. In Deutschland werde man vermutlich behaupten, datz die Friedenspolitik in der Per son Briands getroffen worden sei. Man müsse dagegen be tonen, daß es in Frankreich keine Kriegsgefahr gebe. Es handele sich nur um die Frage der „Methoden" zum Schutze des Friedens. Fühlungnahmen in Genf. Genf, 15. Mai. Reichsautzenminister Dr. Curtins empfing heute vor Eröffnung der Tagung der Europa-K-nn- mission den italienischen Außenminister Grandi An schließend stattete Dr. Curtius Henderson einen Be such ab. Es kann angenommen werden, daß in dieser o sten Zusammenkunft zwischen dem deutschen und dem ita lienischen Außenminister in erster Linie die kommende große Aussprache über das deutsch-österreichische Zollabkommen und insbesondere die Stellungnahme der italienischen Regie rung erörtert worden ist. Von italienischer Seite verlautet, datz Grandi auf Grund der gestrigen Unterredung mit Henderson im Völkerbundsrat offiziell die Wahl Hen - dersons zum Präsidenten der Abrüstungs konferenz vorschlagen wird -und hierbei-die Unter stützung des deutschen Ratsmitgliedes finden werde. Am Donnerstagabend hielt sich der österreichische Außenminister Dr. Schober bei Dr. Curtius zu einer Unter redung auf, die die bis in die späten Nachtstunden dauerte. Zwischen der deutschen und der österreichischen Abordnung finden fortlaufend direkte Verhandlungen statt. Übereinstimmung Englands und Italiens in der Zollunionfrage? Genf, 15. Mai. In unterrichteten Kreisen herrscht übereinstimmend die Auffassung, daß in der Haltung der italienischen und englischen Regierung zum Zollabkommen weitgehende Uebereinstimmung erzielt worden ist und daß die italienischen Vorschläge auf Neubelebung des Zollwaf fenstillstandes mindestens weitgehende Unterstützung von englischer Seite finden werden. Dem Vernehmen nach be absichtigt Grandi, allgemeine Anregungen zollpolitischen Charakters der Europa-Kommission vorzulegen, die sich insbesondere in der Richtung der neuen Handelsvertragsverhandlungen zwischen Ita lien, Oesterreich und Ungarn bewegen und eine wesentliche Erleichterung des gesamten Handelsver kehrs herbeiführen sollen. Der deutsch-österreichische Plan könnte nach Auffassung unterrichteter Kreise durch diese Vorschläge eine Unterstützung und Ergän zung erfahren. WWg der wW-KimmW. Genf, 15. Mai. Die dritte Tagung der Europa-Kom mission ist heute durch den Präsidenten Briand eröffnet worden. Briand verlas eine schriftlich festgelegte Eröff nungsrede, in der er die größte der Gefahren und den dro henden Charakter der heutigen Weltwirtschaftskrise mit ihren Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft unter strich und die Notwendigkeit sofortiger praktischer Maßnah men hervorhob Vertrauenskundgebung für Briand. Genf, 15. Mai. In der Eröffnungssitzung der Europa- Kommission gab Henderson im Namen der Ausschutzm't- glieder der Hoffnung Ausdruck, daß Briand auch weiter hin Leiter der französischen Außenpolitik bleiben möge. Briand sei nicht nur ein großer französischer, sondern dar über hinaus ein großer internationaler Staatsmann, der sich große Verdienste um den Frieden und die Zusammen arbeit der Völker erworben habe. Henderson betonte, es liege ihm fern, sich in die innerpolitischen Verhältnisse Frankreichs einzumischen, jedoch besitze Briand heute ohne Zweifel das allergrößte Vertrauen, wenn auch seine Stel lung heute nicht die gleiche sei wie vor wenigen Tagen. Im Interesse des Völkerbundes und der Europa-Kommis sion sei dringend zu wünschen, datz Briand weiter auf dem entscheidenden Posten des Leiters der französischen Außen politik bleiben werde. Briand dankte für das Vertrauens votum. Die Spionagefurcht in Frankreich. Paris, 15. Mai. Die französische Polizei soll in Nancy einer neuen großzügigenSpionageangelegen- heit auf die Spur gekommen sein, über die im Augenblick noch strengstes Stillschweigen bewahrt wird. Man weiß vor- , läufig nur, datz sämtliche Zufahrtsstraßen vom Saargebiet nach Elsaß-Lothringen von starken Polizeiaufgeboten be wacht werden und jedes Auto, das diese Strecke passiert, aufs genaueste untersucht wird. Angeblich soll eine Reihe von S pionen,überderenNationalität noch nichts verlautet, vom Saargebiet im Auto die loth ringische Grenze überschritten haben. In ihrem Besitz sol len sich ä u ß e r st wichtigePläne über die fran zösische Erenzverteidigung im Nord osten befinden. Die amtlichen Stellen in Nancy verweigern jedoch jede Auskunft, angeblich um die Untersuchungen nicht zu stören, wahrscheinlich aber, weil man nach dem Fiasko in der Straßburger „Spionageangelegenheit" vorsichtiger geworden ist. Noch eine Haftentlassung. Paris, 15. Mai. Der im Zusammenhang mit der so genannten Spionageangelegenheit verhaftete Zeichner Ernst Umfried wurde am Donnerstag aüf Beschluß des Eeneral- staatsanwalts des Kolmarer Appelationsgerichtshofrs wie der auf freien Fuß gesetzt Die Würfel fallen ... Historischer Roman von Dr. Serenus. Wj (Nachdruck verboten.) Hilflos rannte man hin und her. Bauern, die zu Ingrams Burg wollten, fanden diese schon besetzt. Nun, wo die Führung fehlte, wußte niemand, was er tun sollte. Manche trieben in der Angst ihr Vieh in die Wälder. Andere schlugen heimlich ein Kreuz und beschlossen, sich willig zu beugen. Wer sich unterwarf, wurde geschont. Mit Mühe bahnte sich der junge Krieger einen Weg durch die Menge. Berchta folgte ihm. Man rief und schrie durcheinander. Oben an der breiten Treppe, die zu dem Gemach führte, wo der Zweikampf stattfand, standen vier Knechte und holten mit dem Balken zum wuchtigen Stoße aus. Die eichenen Planken bebten und stöhnten. Rauch drang aus den Ritzen und beizte den Männern die Augen Ein zweiter Stoß Nun krachten die Angeln und gaben nach. Da brach plötzlich wilder Lärm vom Hof herein. Gragan, der gerade helfend eingreifen wollte, wandle sich erschreckt um. Die Knechte ließen die Ramme sinken. Was geschah? Ein Trupp Reiter quoll durch das Tor der Burg. Wie rasend stoben die Pferde heran. An der Spitze ein Mann, der ohne Besinnen etliches Volk über den Haufen ritt. Dann sprang er vom Pferde und nahm mit gewalti gen Sätzen die Stufen. Entsetzt wichen die Umstehenden zurück. Es war Vertun! Ihm folgten auf dem Fuße die fremden Reisigen. Glaubten sie doch, die Burg im Handstreich nehmen zu müssen, denn sie barg den, der der erste Kämpfer und Führer im Gau war. Keuchend hielt der Burgherr vor Mertelan. „Was tust du?" Der wies aus die Knechte und das wankende Tor. „Von drinnen versperrt, wir müssen hinein!" Mit verzerrtem Munde stieß Vertun hervor: „Wer ist im Saal?" „Graf Ingram!" „Und — Jura?" Der Alte neigte das Haupt. Wie ein Stöhnen drang es aus Vertuns Brust. Vertun beugte sich hernieder und blickte der Toten in das ebene Amlitz Da stand Berchta vor ihm und ihre feinen Hände packten des Ritters Schultern. „Nette sie! Vergiß, was geschah!" Vertuns Augen stierten rotunterlaufen aus den Balken, der an der Erde lag. Er strich sich das zerzauste Haar aus der schweitzbe- deckten Stirn Tann beugte er sich nieder und seine Fäuste die eisern zuzugreisen verstanden, packten die Ramme. Da faßten auch die Knechte mit an und donnernd lauste der Baum gegen die Pforte. Nach zwei Stößen barst sie! In dichtem Schwarm standen Mannen und Landvolk, Freunde und Feinde hinter dem Ritter geschart. Was sich im Saale begab, wußte jeder. Nun wollte man sehen, wie sich das grause Geheim nis offenbarte, welche Lösung das Rätsel fand Mit dem Zusammenbrechen der Tür hauchte die Männer glühender Atem an. Eine Wolke von Rauch warf sich hinaus und ließ alle zurückfahren. Nur Vertun trotzte der Hölle. Ehe man ihn noch hindern konnte, war er im Qualm verschwunden Inzwischen hatte man von allen Seiten Wassei herbei geschleppt, um dem Brande Einhalt zu tun. Aber was vermochten die Eimer auszurichien, die von Hand zu Hand gingen und ihren dürftigen Inhal« in die Flui ergossen Zischend löste sich das Naß in Damps au-, dei sicv mit dem schwarzen Qualm mischte. In atemloser Spannung lauschten Menelan un Berchta, Gragan und die anderen. Würde das Wagnis glücken oder - verschlang das Feuer den kühnen Mann? Minuten dehnten sicb zu Stunden. Da tauchte aus den schwarzen Schleiern ein Schatten auf Nun löste er sich und man erkannte Vertun, der eine gepanzerte Gestalt auf den Armen trug und im Torein gang taumelnd fast zusammenbrach Gragan und Mertelan sprangen Hinz» nnd nahmen dem Erschöpften, dessen Brust keuchend den Atem hervor stieß, die Last ab Von Berchias Lippen rang sich ein Schrei. Sie stützte Juras herniedergesunkenes Haupt. Man trug die Burgfrau die Stufen hinab und bettete sie aus dem Hos. Scheu wich die Menge zurück. Vertun beugte sich hernieder und blickte der Loten in das ebene Antlitz. lSchluß folgt) Di V Wahl Henne Es w Es m L im zu zichtet Dor schäfte dem ii mit 5l ten B 4 Präsi! Leicht Schon mit t unter! jahrhi Diesn T Brian vorit liches letzten Paul didat er voi schlag, Kamn Hatter Mitte Doum Links galt, zog u gut ei mal e Wahl! Die L Uhr n über < deutsä Staak Liter men. Ui Hage Mens« mit P und t landki Ii von 2 grützu Loewi Fried Kurs 5 Däne' Zeppe zeugei 83j Krei .Sie die e herv des Gra! ihrei ihne Besä aber bedr im § Man ihrer das