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Die Vorbereitung des Sanierungsprogramms Berlin, 22. Mai. Die ursprünglich für Ende dieser Woche vorgesehenen Eesamtberatungen des Reichskabinetts sind, wie der „Vörsenkurier" berichtet, verschoben worden, da einstweilen noch Einzelbesprechungen zwischen den Res sorts stattfinden müssen. Sie beziehen sich besonders auf die Reform der Arbeitslosenversicherung und auf die sonstigen Notmaß nahmen im Gebistder Sozialversicherung. Reichsarbeitsminister Steger- wald hat zur Rettung der Arbeitslosenversicherung einen Reformplan fertigstellen lassen, der im Zusammenhang mit den notwendig werdenden finanziellen Massnahmen steht. Am Donnerstag fanden zwischen dem Reichsarbeitsminister und dem Reichsfinanzminister darüber Bespre chungen statt. Die Fertigstellung des Sanierungsplanes wird vor allem erörtert zwischen dem Reichskanzler Dr. Brüning, Dem Reichsfinanzminister Dietrich, dem Reichsarbeitsminister Stege rwald und dem Reichs bankpräsidenten Dr. Luther. Dieser Sanierungsplan, dessen Einzelheiten noch nicht feststehen, dessen Ziel aber eine große organische Lösung sei, die freilich von allen Volksteilen Opfer verlange, werde alsdann dem Eesamtkabinett nach Pfingsten vorgelegt werden. In Verbindung mit diesem Plan werde mit den einzelnen Ressorts noch weiter über Sparmaß nahmen verhandelt. Die sozialdemokratische Reichstags- sraktion zum 28. Mai einberufen. Bor einem neuen Schritt beim Kanzler. Berlin, 21. Mai. Der Vorstand der sozialdemokrati schen Neichstagsfraktion hat am Donnerstagabend beschlos sen, die Reichstagsfraktion selbst auf Donnerstag, den 28. Mai, nach Berlin einzuberufen. Der Vorstand beschäftigte sich ferner mit der politischen Lage und erörterte in mehrstündiger Aussprache die gegen wärtig im Vordergrund stehenden innen- und außenpoliti schen Fragen. Er beschloß unter anderem, beim Reichskanz ler erneut e r n st e st e V o r st e l.l u n g e n in der Brot- Prei s fr a g eIzu. erheben und zu verlangen, daß die Ne gierung durch eine allgemeine Senkung des Weizen- und Roggenzolles binnen kürzester Frist die Gewähr für die Vermeidung weiterer Brotpreiser höhungen und für die Rückgängigmachung der bisheri gen Preissteigerungen schaffe. Der Reichskanzler soll dabei nachdrücklichst auf die politischen Folgen aufmerksam ge macht werden, die durch ein Versagen der Reichsregierung in dieser politisch und psychologisch so ungemein bedeu tungsvollen Angelegenheit entstehen würden. Der Vorstand erörterte sodann die Eventualitäten, die sich aus dem geplanten Erlaß einer neuen Notverordnung ergeben können. Ohme den Beschlüssen der Fraktion im ein zelnen vörzugreifen, stellte er sich auf den Standpunkt, daß die überaus ernste Finanzlage der öffentlichen Körperschaf ten nicht zu einem Abbau der sozialen Ein richtungen benutzt werden dürfe. Die Finanz sanierung müsse mit Mitteln erzielt werden, durch die eine weitere Verschlechterung der Lebenshaltung der durch die Wirtschaftskrise in besonderem Maße geschädigten Volks schichten vermieden werde UW Mm WhW im MiWA MWlUM-MW. Der 13. Gautag des Gaues Freistaat Sachsen im Ge- werkschaftsbund der Angestellten beschäftigte sich unter an derem mit den Gerüchten über eine Neugestaltung der Bei träge zur Arbeitslosenversicherung, nach denen eine Er höhung des Beitrages auf 7 Prozent des Einkommens ge plant ist. Nach den Ausführungen des Chemnitzer Orts gruppenvorstehers Stadtverordneten Nordsieck zu dieser Frage wurde die nachstehende Entschließung von der G.-D.- A.-Tagung einstimmig angenommen: Pressemeldungen zufolge soll eine Erhöhung der Bei träge zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 auf 7 Prozent geplant sein. Wir glauben noch nicht, daß diese Pressemel dungen den Tatsachen entsprechen. Sollte wider Erwarten dennoch eine solche Erhöhung beabsichtigt sein, so müßten wir dagegen den allerschärfsten Protest erheben. Angestellte und Arbeiter haben bisher schon mit Entlassungen, Kurz arbeit, Lohn- und Gehaltssenkungen die Hauptlast dieser Krise tragen müssen: Sie fristen selbst, soweit sie noch in Arbeit und Beruf stehen, ihr Leben nur unter den größten Entbehrungen, zumal die versprochene Preissenkung bisher in höchst unvollkommenem Maße eingetreten ist. Sie sind aber nunmehr am Ende ihrer Kraft und warnen eine Re gierung, die sich offenbar nicht mehr anders zu helfen weiß, als immer von neuem wieder die schwächsten Schultern zu belasten und die tragfähigen zu fchonen, auf das Nachdrück lichste davor, auf diesem Wege fortzufahren. Die Arbeitslosigkeit in ihrer heutigen Ausdehnung ist nicht mehr eine Not, die nur die davon Betroffenen angeht, sie ist bereits zur Not des ganzen Volkes geworden und kann sehr leicht zu seinem Schicksal werden. Die durch sie verur sachten finanziellen Lasten können deshalb nicht mehr von Angestellten und Arbeitern allein getragen, sie müssen gleich mäßig auf alle Stände, Schichten und Berufe verteilt wer den. Nur so wird man Gefahren begegnen können, die sonst unabwendbar sind. Der Gautag des GDA. in Plauen gibt deshalb der Hoffnung Ausdruck, daß die beunruhigenden Pressemeldun gen nicht den Tatsachen entsprechen und erwartet von der Reichsregierung, daß sie auf gar keinem Fall zu einer Er höhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ihre Zu stimmung gibt. Aus aller Wett. * Das schwere Motorbootunglück auf dem Wannsee — ein Jungenstreich. Am Mittwoch abend war, wie ge meldet, mitten auf dem Wannsee ein Heller Feuerschein wahrgenommen worden. Man nahm an, das; ein Motor boot in Brand geraten und untergegangen war. Bei einer sofort angestellten Suche konnte man jedoch weder von einem Boot noch von seinen Insassen etwas entdecken. Die Angelegenheit hat nunmehr eine harmlose Aufklärung gefunden. Einige Knaben hatten den Auftrag gehabt, trockenes Schilf zu sammeln. Sie bauten aus dein gesam melten Schilf ein Floß und zündeten cs an. Ein plötzlich aufkvmmender Windstoß entführte das brennende Floß aus den See , hinaus, was den Anlaß zu dem Gerücht über ein schweres Motorbootunglück gab. * Zwei Tote bei einem BootSunglück. Ein schweres Bootsnnglück ereignete sich am Donnerstag auf der Mosel in der Nähe der Bullayer Brücke. Als ein beladener Sandkahn, auf dem sich drei Personen — ein Vater mit seinen beiden Söhnen — befanden, einem entgegenkvm Menden Mvseldampfer aüswcichn wollte, faßte der Kahn Wasser und sank. Die drei Personen sprangen ins Wasser und versuchten, schwimmend das Ufer zu erreichen, wobei der Vater seinem elfjährigen Sohn, der nicht schwimmen konnte, behilflich war. Während der ältere Sohn mit Mühe und Not das Ufer erreichte, verließen den Vater plötzlich die Kräfte, so daß er mit seinem Sohn in den Fluten versank. * Raubüberfall auf ein Lebensmittelgeschäft. Aus Hamburg wird gemeldet: Am Donnerstag vormittag, gegen 8.30 Uhr, erschienen in einem Lebensmittelgeschäft, in dem drei weibliche Angestellte tätig waren, zwei Männer, die unter Vorhaltung von Revolvern die Angestellten zur Herausgabe von rund 260 RM. in bar und 57 Kohlen sparmarken zu 1 RM. zwangen. Die Räuber zwangen die Angestellten weiter, in einen Kellerraum zu gehen und sich dort eiuschließen zu lassen. Die Täter entkamen mit der Beute. Die drei Angestellten konnten sich erst nach geraumer Zeit aus ihrem Gefängnis befreien. * Flugzeugabsturz in Bayern. — Zwei Schwerverletzte. Am Donnerstag vormittag startete auf dem Flugplatz Obe,.Wiesenfeld bei regnerischem Wetter die erste bayrische Flic^. Fräulein Christel Marie Schultes aus Bad Tölz, in Begleitung der Piloten Sackmann aus Kannstadt, dem die kleine zum Weltflug ausersehene Sportmaschine gehörte. Wie die Süddeutsche Lufthansa mitteilt, ist die Maschine um 12.30 Uhr in Scheibling im Bezirksamt Wegscheid ab gestürzt und völlig zertrümmert worden. Die beiden In sassen wurden schwer verletzt und mußten im nächstgelege- nen Krankenhaus operiert werden. * Erwerbslosenausschreitungen in Essen. — Fünf Ver letzte. Am Donnerstag nachmittag kam es in Essen wie derum zu Erwerbslosenausschreitungen. Nach der Auf lösung eines Demonstrationszuges von etwa 350 Per sonen am Republikplatz versammelte sich eine größere Menge Erwerbsloser vor dem Rathaus. Sie wurde durch PolizFbeamte zerstreut. Hierbei wurde ein Wachtmeister aus einer Gruppe von sieben Beamten von Demonstran ten abgedrängt und an der Marktkirche von hinten über fallen und mißhandelt. Seitengewehr und Gummiknüppel wurden ihm entrissen. Kurz darauf fiel an dem in der Nähe gelegenen Kopstadtplatz ein Schuß. Außerdem wurden in einem Geschäft die Schaufensterscheiben eingeschlagen. Dl? einschreitenden Beamten wurden mit Steinen und Flaschen beworfen. Ein Polizeiwachtmeister erhielt einen Messerstich in den Rücken. Der Verletzte feuerte sechs Schüsse auf seine Angreifer ab und zwar die ersten als Schreckschüsse, die anderen scharf. Dem Beamten wurde beim Schießen gegen die Hand geschlagen, so daß ein Schuß eine andere Richtung nahm und in die Schaufensterscheibe eines Schlächterladens drang. Dabei wurde der Sohn des Inhabers am Kopf verletzt. Ein Mann erhielt einen Oberschenkelschuß, einem anderen Mann drang eine Kugel in den Unterschenkel. Sechs Personen wurden fest genommen. * Vier Personen bei einer Aether-Explosion lebens gefährlich verletzt. In Boischow, Kreis Pleß, explodierten beim Abfüllen von Aether in der Nähe eines Ofens Aether- gase. Vier Personen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Der Händler, in dessen Wohnung sich das Unglück ereig nete, hatte keine Genehmigung zum Verkauf von Aether. Er versuchte daher die Brandspuren zu beseitigen und den noch vorhandenen Aether, etwa 250 Lither, fortzuschaffen. Die Polizei beschlagnahmte jedoch den Aethervorrat. * 7«v Militärflugzeuge manövrieren über Ehikago. Eine Exchange-Meldung zufolge fanden am Donnerstag über Ehikago Luftmanöver statt, an denen 700 Militär flugzeuge teilnahmen. Hunderttausende von Menschen ver folgten die Manöver, die der Bevölkerung einen Luftangriff mit modernen Mitteln über einer Großstadt vor Augen führen sollten, mit größtem Interesse. * Schleuderversuche mit Bombenflugzeugen. Versuche auf dem Flugplatz von Farnborough, Bombenflugzeuge im Gewicht von neun Tonnen durch eine Schleudervorrichtung zu starten, sind erfolgreich verlaufen. Die Flugzeuge wur den mit Preßluft abgeschossen und erreichten innerhalb von zwei Sekunden eine Geschwindigkeit von über 100 Kilometer. Die neue Erfindung ist für militärische Zwecke sehr wichtig, weil durch diese Neuerung die erforderliche Startfläche auf etwa 100 Meter herabgesetzt wird. Neueste Nachrichten. Dr. Curtius bei Grandi. — Verhandlungen mit dem Generalsekretär. Genf, 22. Mai. Reichsaußenminister Dr. Curtius stat tete am heutigen Freitagvormittag dem italienischen Außen minister Grandi einen Besuch ab. Dr. Curtius verhandelte seiner mit dem Generalsekretär des Völkerbundes über die Fragen, die noch vor dem Völkerbundsrat zur Verhandlung gelangen sollen. Die Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft voraussichtlich am 27. September. Hamburg, 22. Mai. Nach Meldungen Hamburger Blätter hat der Senat als voraussichtlichen Termin der hamburgischen Bürgerschaftswahlen den 27. September in Aussicht genommen. Eine amtliche Verlautbarung ist je doch erst in einigen Wochen zu erwarten, so vaß bis dahin noch eine Aenderung eintreten kann. Briands Heimkehr. Paris, 22. Mai. Für die Ankunft des Außenministers Briand in Paris sind große Kundgebungen vorgesehen, die vor allem von den republikanischen Vereinigungen aus gehen. Abordnungen von Verbänden ehemaliger Kriegs teilnehmer, republikanisch-sozialistischen Studentenvereini gungen sowie die Internationale Liga gegen den Antisemi tismus werden den Außenminister am Bahnhof empfangen. Da die Royalisten eine Eegenkundgebung beschlossen haben, hat die Polizei umfassende Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Zwischenfälle zu vermeiden. Roma» vo» Eddy Vcuth dz «Nachdruck verboten.» „Es wird gehen! Es muß gehen! Wir spielen die letzten Szenen mit dem Helm und decken mit dem Schleier die untere Partie des Gesichtes zu, da merkt keeu Aas, daß es nicht die Lilith ist. Bitte, ändern Sie die Szenen sofort dementsprechend," wendete er sich an den Autor „Aber ich darf nicht! Mein Vater!" sagte Ida ängst lich. Und nun saßen die drei Schwestern wieder zusammen geduckt wie die verregneten Spatzen. Angst und zugleich die Sucht, dies bezaubernde Abenteuer bis zur Neige aus zukosten, spiegelte sich in ihren Mienen Wider „Überhaupt, wir müssen nach Hause gehen," sagte Kläre resolut und fügte hinzu: „Wir haben nämlich Hun ger." Alle lachten und Freundlich schrie wieder nach seinem unentbehrlichen, überall Rai wissenden Grunert: „Laufen Sie zur Kantine drüben am Schloßpark und holen Sie da den Damen Schinkenstullen und Limonade. Aber fix! Die Fräuleins haben Hunger!" Und als eine Viertelstunde später der Wagen der Lilith, der mit jadefarbenem Atlas ausgeschlagen war, lossauste, saßen im Vordersitz drei glückselige Mädclchen und jubelten vor Vergnügen über ihre erste Autofahrt. Im Rücksitz aber saß Freundlich neben Grunert. Der An sturm auf die Festung „Papa Behneken" sollte sofort ge wagt werden. Das war der erste Sprung in den Schein der Jupiter lampen, der von nun an die Schönheit der jungen Ida Behneken überstrahlen sollte. Zweites Kapitel. Vater Behneken war schlecht gelaunt von der Zentral markthalle zurückgekommen. Er wollte, um den Konsum seiner Kneipe etwas zu heben, ein Frühlingsfest mit bunten Lampions veranstalten. Aber das herrliche Wetter Machte alle Pläne zuschanden. Die Chauffeure und die Führer der elektrischen Bahn mieden den engen Raum und saßen lieber im Freien, und Vater Behneken saß übel gelaunt mit einigen wenigen Stammkunden, welche selbst der Geruch der Bierneigen und längst gerauchten Zigarren, der jedem Gegenstand der Wirtsstube anhaftete, nicht abschreckte. Es sah schlimm aus mit dem Frühlings fest, und die bunten Decken auf den Tischen, auf welchen Vasen mit gemachten, längst verstaubten Blumen standen, waren das einzig Frühlingshafte in dem düstern Raum. Drüben am Platz unter den von Stratzenstaub grau ge wordenen Bäumen standen ein paar Bänke. Da saßen sie gemütlich in frischer Luft, die paar Menschen, welche sonst „Een oller Berliner hat nischt als seine Ehre wenn da een Fleck is. putzt es keen Persil nich weg." die Kundschaft Behneckens ausmachten. Ein paar Mädels setzten sich dazu und plauderten und lachten, die brauchten keinen Alkohol, um sich zu berauschen. Das Frühlings wetter machte alle froh und die Sonne, welche ihre letzten Strahlen zu ihnen niedersandte, tat das übrige dazu. Vater Behneken schimpfte auf den Frühling, der ihm die letzte Kundschaft wegnahm. Die Mutter aber saß ein klein wenig zitternd in ihrer Küche, den ewigen Strickstrumpf in der Hand, sie wartete seit Stunden auf ihre drei Mädels. Wenn bloß Vater nicht nach ihnen fragte, dann gab es wieder Krach, und die ewig Verantwortliche war sie. Immer später wurde es, fast fünf Uhr, die Dämmerung schickte schon ihre ersten Schalten in die ohnehin dunkle Küche hinein, aber von den unnützen Dingern keine Spur. Vater saß Gott sei Dank vorn im Laden und machte Politik, ein böses Zeichen, denn das Schimpfen, das abso lut dazu gehörte, schallte bis zu ihr hinaus. Wehe, wenn ihm in solcher Stimmung etwas über den Weg lief. Er war ja sonst ein herzensguter Kerl, aber in manchen Dingen verstand er keinen Spaß. „Een oller Berliner hat nischt als seine Ehre," pflegte er zu sagen, „wenn da een Fleck ts, putzt es keen Persil nich weg." Ein bißchen seufzte die kleine abgehärmte Frau. Die Mädels, ja die Mädels! Wo hatten sie bloß das Kesse und gleichzeitig das Feine in ihrem Wesen her? Bescheiden waren sie, und doch, wer weiß wie anspruchsvoll. Keine Freundin in der Schule, i bewahre, sie alle waren ihnen nicht gui genug. Und so wie die anderen Mädels Heimlichkeiten und Getue mit den Bengels, das gab es nicht. Sie dünkien sich alle drei was Besseres und redeten mit keinem. Was sollte bloß daraus werden? Sie waren doch nun mal o:c Kinder des Budikers Behneken aus der Müllerstraße, was konnten sie da groß Ansprüche machen. Wie hübsch sie waren, alle drei. Vielleicht hatte das Leben doch noch was Besonderes mit ihnen vor Hatte man nicht schon gehört, daß Mädchen aus vem Volke Fürsten und Grafen ge heiratet hatten? Freilich, die Fürsten und die Grafen waren ja heute auch nichts Rechtes mehr. Aber ein Fabrikantensohn tat es ja auch. Und wenn die Ida erst ins Bureau ging, kam sie in feinere Kreise. Vielleicht hatte die Erna Lust zum Theater, wenn auch Vater tobte. Aber die kleine Frau schämte sich innerlich selbst ihrer auf rührerischen Ideen halber Und ihrer Träume, in welchen sie die Muttersorgen vergaß. Mitten in diese Träume hin ein aber schallte plötzlich der Ton einer Hupe vor der Haustür Und als sie durch das kleine Schiebefenster, welches die Küche vom Laden trennte, hinaussah, bemerkte sie, daß direkt vor der Budike ein feines Privataulo stand. Vermutlich Kundschaft, die einen Augenblick Rast machte, um bei dem warmen Wetter ein Seidel Bier oder eine Brause zu nehmen, ehe die Fahrt weiterging Aber nein, die kleine Frau erschrak tief, aus dem Auto stieg, sprang und hopste es, bis alle drei Mädels in Reih und Glied vor dem Laden standen, gefolgt von einem Herrn mit einer mächtigen Autobrille und einer Hellen Lederjoppe, die karierte Mütze tief in die Stirn gezogen. Diesem folgte der Herr Grunert aus dem Hinterhause, den sie ja auch kannte. (Fortsetzung folgt.)