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LL tt- 22. f-« Es ist oft ein mißlich Ding mit Zitaten: nicht selten werden sie an ungeeignetster Stelle unv zur ungelegensten Zeit angewendet und dann womöglich auch noch falsch. Da bei gibt es Leute, die dicke Zitatenlexika auf dem Schreib tisch stehen haben und in der Westentasche auch noch eins mit umherschleppen, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Und doch sind gerade diese „Literaturkundigen" es, die uns veranlassen, ihnen gern und höflich aus dem Wege zu gehen. — Angesichts der Ueberschrift allerdings möchte es fast scheinen, als ob auch ich zu diesen angenehmen Zeitgenossen gehörte. Aber gemach: irgendeinen Titel muß ein Aufsatz doch schon haben und meine kleine Anleihe bei dem braven Schiller hat ihren tieferen Grund. Dieser Grund ist blond, hat Mund und Ohren und heißt: meine Fraul Sie ist es nämlich gewesen, die mir eines schönen Tages mit Nach druck erklärte, ein sparsamer und aufmerksamer Ehemann und Familienvater müsse alles können, vor allem aber basteln und sich als handwerklicher Schwarzarbeiter nütz lich erweisen durch allerhand Kleinigkeiten, als da sind tape zieren, Möbel und Fußboden streichen, Gardinen auf- hängen, Oefen reinigen, Fenster einkitten und so weiter und so fort. Denn, die Axt im Hause erspare den Zimmer mann, meinte sie, und übersah geflissentlich mein verständ nisloses Gesicht. Mir schien es unmöglich, einen logischen Zujammeuhang zwischen besagter Axt und all den übrigen Dingen zu finden. Da jedoch Logik bekanntlich ein vor ne" mlicher Bestandteil weiblicher Verstandsbetätigung ist, so b-schisd ich mich und dachte nur, kommt Zeit, kommt Rat, kommt — Gelegenheit. »ß»« b« «ich« palfictt. Und st« kmn! Mehrfach sogarl Mit der Aufzählung dieser Gelegenheiten möchte ich hier nicht lästig fallen, genug, daß sie überreichlich waren und mir allmählich schier keine Zeit mehr ließen, meinem beruflichen Erwerb nach- -ugehen. Denn ich wichte die den Zimmermann im Hause ersparende Axt Aoien: Dichten des Wasserhahnes, Ein setzen von Fensterscheiben, Reparieren der Klingelleitung usw. usw. Daß dabei der Wasserhahn abbrach und eine kleine Sintflut sich dusch die Wohnung ergoß, daß die kunst voll gemusterte Milchglasscheibe zersprang und die Klingel, vormals still und schweigsam, sich plötzlich eines Besseren besann und das Versäumte in mehrstündigem, ohrenbetäu bendem Rasen nachholte, bis sie an Erschöpfung zugrunde ging, das alles schien keinen Eindruck auf meine Frau zu machen. Erst, als ich wutschnaubend — selbst ein so gut mütiger Kerl Wie ich kann zu dem bekannten tobsüchtigen Kamel am Halfterband werden — meinen von einem miß lungenen Hammerschlag blutunterlaufenen Daumen kühlte und einwickelte, meist« st« M: »Ra, dann muß «den doch «in Hand««:4er Diese Einsicht hätte sie billiger und ich mühe- und schmerzloser haben können, und da sie im Grunde doch eine belehrbare Frau ist, so ist sie auch durch meinen, allerdings von ihr veranlaßten Ausstug ins Handwerkliche bekehrt norden: Wo und wann sich setzt im Hause nur ein Schaden findet, sich die Notwendigkeit einer Ausbesserung zeigt, oder gar die Erkenntnis einer Neuanschaffung von Hausrat auf steigt, stets weiß sie den Weg zum Handwerker zu finden. Dieser Marni wird künftig die Knnfi de« Tapezierer« zu schätzen wissen. Noch mehr: Sie inspiziert Haushalt und Wohnung nach erneuerungs- oder ersatzbedürftigen Gegenständen, besnrick l mit mir die etwaigen Neuanschaffungen und wirrt auch m ihrem Bekanntenkreise im gleichen Sinne, stets den hand werklichen Fachmann zu Rate zu ziehen anstatt durch un sachgemäße Selbsthilfe Schaden und Kosten nur noch zu ver größern. Wobei es sich zugleich zeigt, wie unwirtschaftlich das Abwarten sogenannter besserer Zeiten ist, weil nach und nach eins zum anderen kommt und der Griff des Familienvaters in die Tasche notgedrungen immer tiefer führen muß, um alle häuslichen Bedürfnisse zu befriedigen, anstatt nach Zeit und Können eins nach dem anderen zu erledigen. Ee wär« höchst« Z«il, Of«n «Md Rauchrohr einmal durch Sf«nsttz«r und Schornftnns«g«r i« Ordnung bring«« zu lasst«. volkswirtsthaDche EbkEkstGe Wen OniMMA. — SP kurzes Beispiel nur: Aufträge an das Handwerk gegeben, nötigen den Meister, Arbeitskräfte einsustellen um> U- mit die Arbeitslosigkeit zu vermindern; sie veranlaßen ihn zu Neuanschaffungen an Material, leiten also Geld wieder in andere Wirtschaftskanäle, die somit ihrerseits «eiter« wirken, so daß ganz automatisch bis zum Großproduzenten, der Fabrik, und bis zum Urprodukt, Kohle und Esten, di« vielberufen« „WiederanKuvbestmg der Wk-schast" zur Tat wird. Ist das aber ft, laufen hi« SM« wieder. KM da, Geld von Wirtschaft zu Wirtschaft, dann ergibt sich aus dar abnehmenden Arbeitslosigkeit Wiederbelebung und Er frischung, die zwangsläufig uyd ohne amtliche Verorhnem- gen zur Senkung der Preise führen. Das alles haben nicht zum geringste« Leit« uns«« Hausfrauen in der Hand. Sie mögen bedenken, welch hohen Aufgaben ihnen von diesem Gesichtspunkte aus ge stellt sind, sie mögen aber auch aus diesen kurzen Aus führungen erkennen, wie sie di« Aufgaben M lHe« habe«. Ob dar hast«« wirbt Der Tischler hätte mi« w«mg«r Gewalt »ehr »»reich«! Ziel und Aufgabe der kommenden Reich»-Handwerks- Woche vom 1S. bis 28. Mürz 1931 wird es sein, die hier geschilderten Gedanken und Erkenntnisse jedem deutschen Volksgenossen lebendig zu vermitteln. In diesem Kampf gegen Pessimismus und unkende Schwarzmalerei fällt ein« wichtige Rolle der offiziellen Aufklärungsbroschüre zur Reichs-Handwerks-Woche zu, die unter dem Titel „Hand werk tut not! Fördert das Handwerk! Das Büchlein für alle!" erschienen ist und durch alle Handwerksorganisationen im ganzen Reich kostenlos an das Publikum abgegeben wird. Jedermann findet darin in buntem Wechsel und doch folgerichtig zusammengestellt wertvollste Aufschlusse l»«r die Bedeutung de» Handwerks und seine innig« Verflechtung mit allen Lebensoorgängen in Stadt und Land. Die Rat schläge und Winke, die mannigfaltigen, reizend illustrierten Abhandlungen sollen und werden von jedem gern« gelesen werden. Ist diese Schrift erst einmal in jedem Haushalt und jedem Betrieb M finden und werden ihre Mahnungen überaS befolgt, dann ist der erste Schritt zur »ktb»g»hrt«n Zu alledem tritt eine retn volkswirtschaftliche Erwägung, deren Hineinwerfen in d e sonstigen, an sich gewiß sei,: wichtigen Erörterungen an meinem Stammtisch auf dessen „Sassen" nachhaltigen Ein druck gemacht hat: Z«der Auftrag, dem Handwerk er teilt, bildet ein wertvolle» Zähnchen in dem machtvollen Getriebe unftrer Wirtschaft, Ist gleichbedeutend mit einem Oeltropfen, durch den dieses Getriebe reibungslosen und wertejchaffenden Lauf erhall. „Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt", pflegt man zu sagen. Im gleichen Sinne ist dies Wort auf das Hand werk anzuwenden, und an den Hausfrauen liegt «s in erster Linie, es zur Tat werden zu lassen, und zu zeigen, daß auch . Wb b«n« ft-« ich »»chvGk: in Ankunft »mH« ich »ich m hm huwftmiWm chM«dn»nch»r^