Volltext Seite (XML)
Hand Les vom Völkerbund herausgegebenen Handbuches genau die tatsächlichen Verhältnisse zu studieren. Es stehe außer Zweifel, daß die enorme Rüstungsverminderung bei der englischen Armee bei den anderen Ländern keine ent sprechende Antwort gefunden habe. Die englische Abrüstung habe nicht im geringsten den Erfolg gehabt, den man für wünschenswert halten müsse. Unter diesen Umständen, sagte der Kriegsminister, sei es unmöglich, weiterhin die Politik der einseitigen Abrüstung Englands zu empfehlen. Die Ziffern sprächen dagegen, die Erfahrung spräche da gegen, und nach seiner Ansicht sprächen auch die Aussichten auf Frieden und Abrüstung dagegen. Die englische Negie rung werde alles tun, um den Tag herbeizuführen, an dem die Rüstungen in der ganzen Welt durch internationale Ab kommen herabgesetzt würden. Im Augenblick sei es aber gänzlich unmöglich, eine Herabsetzung vorzuschlagen. Des wegen hielten sich die in dem Voranschlag gemachten Zahlen angaben aus derselben Höhe wie im Vorjahre. Der konservative Abgeordnete Major Thyon er klärte, daß die Konservativen sich dem Voranschlag nicht widersetzen würden, da er das Mindestmaß dessen darstelle, was im Interesse der Nation gefordert werden müßte. Die Abrüstung müsse sich auf dem Grundsatz gleicher Opfer auf- bauen. Er hoffe, daß die englische Regierung einige In formationen über die riesenhafte russische Armee und deren Aufbau geben werde. Italien und die Friedensverträge. Rom, 11. März. Im Bericht des Haushaltsausschusses der italienischen Kammer zum Voranschlag des Außen ministeriums heißt es unter anderem: Die Schwere gewisser Verträge und die fortdauernden Lasten der Kriegsentschädi gungen und Kriegsschulden, die Teilung in bewaffnete und wehrlose Nationen, die neuen militärischen Bündnisse haben Europa lange in Unsicherheit und Spannung gehalten. Ob gleich der Völkerbund und die Initiative gewisser Staats männer in beträchtlicher Weise zur Ueberwindung des Kriegsgeistes beigetragen haben, bleibt eine tiefe Kluft be stehen und zu einer tatsächlichen sicheren Wiederannäherung der Völker ist noch weiter Weg. Darin liegt der Grund des heutigen Problems. Alle sind von dem Gefühl des Unbe hagens beseelt: die Nationen, die noch im Zustand der Minderwertigkeit gehalten werden, und auch diejenigen, die rüsten, um den gegenwärtigen Zustand zu verteidigen, aber nichts ist ewig, nichts dogmatisch, nichts anfechtbar in der menschlichen Geschichte. Die Verträge können, wie der Chef unserer Regierung bemerkte, nicht Grabsteine auf den Gräbern der Völker sein. Die Idee Mussolinis zielt auf eine größere Gerechtigkeit zwischen den Nationen ab, um so Zusammenstöße und Brüche im Leben des mitgenomme nen Europas zu vermeiden. Diese Richtlinie, die der Außen minister Grandi auch durch harte Gegensätze hindurch klug und treu verfolgt hat, erhebt unsere diplomatische Arbeit in eine Sphäre höherer Nobilität. Der Berichterstatter zitiert in diesem Zusammenhangs ausführlich die bekannten Stellen aus Mussolinis großer Senatsrede vom Sommer 1928, in der er betonte, daß die Verträge keinen Ewigkeitswert haben. Endlich sinkt die Arbeitslosenziffer Aber sic beträgt immer noch 4 972VÜÜ. Berlin, 10. März. Ende Februar hatte nach dem Bericht der Reichsaustalt für die Zeit vom 16. bis 28. Fe bruar d. I. sowohl die Zahl der Arbeitsuchenden als auch die der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosen versicherung etwas abgenommen. Nur die Zahl der Krisen unterstützten ist noch gestiegen, jedoch langsamer als im Vormonat. Die Zählung am 28. Februar ergab, daß von den bei den Arbeitsämtern eingetragenen verfügbaren Arbeitsuchenden rund 4 972 000 arbeitslos waren, das heißt rund 19 000 weniger als am 15. Februar. Die Entlastung der Arbeitslosenversicherung gegenüber dem letzten Stichtag beläuft sich aus annähernd 13 000, die Mehrbelastung in der Krisenfürsorge auf rund 46000 Hauptunterstützungsempfänger. In den beiden versiche rungsmäßigen Unterstützungseinrichtungen wurden mithin Ende Februar rund 3,5 Millionen Arbeitslose betreut. Was tut Lie freie Wohlfahrtspflege? Der Fünfte Wohlsahrtsverband zählt 1287 Anstalten und Einrichtungen mit rund 1 Million Betreuten. Nachdem die Deutsche Liga der freien Wohlfahrts pflege kürzlich die gewaltigen Ersparnisse aus ihrer Pflege- und Fürsorgearbeit gegenüber den Unkosten der öffent lichen Wohlfahrtspflege statistisch festgestellt hat, gibt jetzt von den einzelnen Spitzenverbänden der Fünfte Wohl fahrtsverband ein nach Ländern und Provinzen geord netes Verzeichnis der ihm angeschlossenen Einrichtungen der Gesundheits-, Erziehungs- und Wirtschaftsfürsorge heraus. Dieser Ueberblick läßt zunächst erkennen, daß in der letzten Zeit große Organisationen wie das Deutsche Studenten werk und der Reichsbund der deutschen Schullandheime dem Verbände beigetreten sind. Von großen Organisationen und Einrichtungen gehören dem Fünften Wohlfahrtsverband ferner der Reichsdeutsche Blindenverband, die Zugscharen, die Heilsarmee, das Deutsche Kriegerkurhaus Davos, das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus in Berlin, das Kinder- erholungsheim Heuberg, das Oskar-Helene-Heim Berlin usw. an. Insgesamt sind in dem Verband zur Zeit ver einigt: 541 geschloßene Anstalten wie Krankenhäuser usw. mit 52 676 Betten, 277 halboffene Einrichtungen wie Heime, Krippen und Horte mit 14 065 Plätzen und 469 offene Ein richtungen wie Beratungsstellen, Fürsorgestellen usw. mit 893 529 Betreuten. Die Anstalten und Einrichtungen dienen der Gesundheitsfürsorge und der Wirtschaftsfürsorge. Ins gesamt sind gegenwärtig 1287 Anstalten und Einrichtungen dem Fünften Wohlfahrtsverbande angeschlossen; rund eine Million hilfsbedürftiger Menschen werden von ihm in irgendeiner Weise betreut. Aus aller Welt. * Eine Kirchensonderstener in Berlin. Die Berliner Stadtsynode verabschiedete am Dienstag den Haushalt für das kommende Wirtschaftsjahr. Es wurde beschlossen, außer der Kirchensteuer in Höhe von 10 v. H. der Einkommen steuer zur Deckung eines Fehlbetrages von 1,1 Millionen Rtckbrmark ein Kirchcngeld zu erheben. Diese Sonder steuer beträgt je nach dem Einkommen 1 bis 10 RM im Jähr. * Polnische Heeresverstärkung in Westpreußen. Nach dem Dirschau als der Schlüssel des Korridors vor kurzem mit verstärkter polnischer Garnison belegt wurde, soll — nach einer Meldung Berliner Blätter aus Danzig — jetzt auch nach Neustadt (Westpreußen) polnisches Militär geleyt werden, und zwar soll ein Bataillon Marine-Jnfanterre dort untergebracht werden. Dieserhalb ist die polnische Militärbehörde bereits mit der Stadtverwaltung in Ver handlungen getreten. Als Kasernen sollen die Gebäude der Emigrantenstation Verwendung finden, da diese Sta tion demnächst nach Gdingen verlegt werden soll. * Der englische Tetzner gehängt. Londoner Meldungen zufolge, ist der Mörder Roues, der im November einen Unbekannten in seinem Auto verbrannt hat, am Dienstag vormitrag in dem Bedford-Gefängnis gehängt worden. Ueber 2000 Menschen — zumeist Frauen und Kinder warteten trotz der bitteren Kälte vor den Gefängnistoren, bis die Nachricht von der Hinrichtung angeschlagen wurde. Roues hat bis . .r letzten Augenblick an der Behauptung fest- gehalten, daß er unschuldig sei. Englischer Segelflieger tödlich abgestürzt. Zum ersten Male in der Geschichte des englischen Segelfluges ist eine Katastrophe mit tödlichem Ausgang zu verzeichnen. In der Nähe von Harrenden in der Grafschaft Hcrtsfordshire stürzte ein Apparat aus einer Höhe von rund 20 Metern ab, wodurch der Führer getötet wurde. Für den Start war eine neue Methode angewandt worden, die von dem Führer selbst erfunden war. Das Startkabel wurde vermittels eines Motors eines Automobils auf einer Winde schnell eingeholt, wodurch der Apparat eine Geschwindigkeit von rund 130 Kilometer erhielt. Er stieg bis zu einer Höhe von 20 Metern und stürzte dann Plötzlich ab, da der Führer nicht rechtzeitig die Kontrolle über den Apparat gewann. * Weltrekord im Dauer- und Streckenflug mit Nutz last gebrechen. Die beiden französischen Flieger Lalouette und Regincnsi haben am Dienstag vormittag den Welt rekord im Dauer- und Streckenflug auf abgesteckter Strecke mit einer Nutzlast von 2000 Kilogramm gebrochen. Sie legten in 18 Stunden 5 Minuten 2878,6 Kilometer zurück. Der amtliche Rekord wird jedoch nur auf 12 Stunden an gerechnet, da die Flieger infolge ungünstiger Witterungs verhältnisse während einer Stunde die offizielle Strecke verlassen mußten. Mit dieser neuen Leistung sind wiederum zwei bisher von Deutschland innegehobte Weltrekorde an Frankreich übergegangen. * Ausschluß Sir Oswald Mosleys beschlossen. Aus London wird gemeldet: Der Landesausschuß der Arbeiter partei nahm am Dienstag einstimmig eine Entschließung an, wonach Sir Oswald Mosley wegen grober Illoyalität aus der Partei ausgeschlossen werden soll. Der örtliche Wahlkreis Smethwick soll entsprechend unterrichtet werden. * Diätenherabsetzung in Belgien. Die Mehrheitspar teien der belgischen Kammer sind übereingekommen, die Abgevrdnetendiäten, die zur Zeit 42 000 Franken (etwa 5000 RM) jährlich für den einzelnen Abgeordneten be tragen, um 10 v. H. herabzusetzen. Dieser Schritt steht ganz offenkundig im Zusammenhang mit der sechsprozen tigen Kürzung der Beamtengehälter. * Sechs Arbeiter von einer Lawine verschüttet. Aus Mailand wird gemeldet: Eine Gruppe von sechs Arbeitern war mit Ausgrabungsarbeiten vor dem Eingang eines Tunnels in Formazzo beschäftigt, als sie von einer riesigen Lawine verschüttet wurden. Obwohl aus d'n mnüegendcn Dörfern Hilfsmannschaften herangezogen wurden, ist es noch nicht gelungen, die Verunglückten zu bergen. * Drei Arbeiter durch Starkstrom getötet. An der elektrischen Eisenbahnlinie Neapel—Vetere waren Arbeiter mit der Aufstellung von Masten für die Starkstromleitung beschäftigt. Drei Arbeiter gerieten dabei mit der Hoch spannungsleitung in Berührung und wurden sofort ge tötet. * Bauernschlittcn vom Zuge zertrümmert. In der Nähe der Eisenbahnstation Smorgon im Wilnaer Gebiet wurde ein Bauernschlitten, der im Begriff war, den Eisen bahndamm zu überqueren, von einem Eisenbahnzug er faßt und zertrümmert. Von den Insassen wurde einer getötet und einer schwer verletzt. * Massengasvergiftung in einer Ncuyorker Fabrik. In folge Ausströmens von Gas erkrankten nach einer Meldung Berliner Blätter aus Neuyork etwa 100 Arbeiter und Arbeiterinnen einer Kleiderfabrik unter Vergiftungs erscheinungen. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. 50 von ihnen liegen in bedenklichem Zustand darnieder. Neueste Nachrichten. Frankreichs Vordringen in Marokko. Paris, 11. März. Die französischen Truppen in Ma rokko haben am Montag wiederum einen Teil bisher noch nicht unterworfenen Gebietes besetzt und dadurch ihre Macht nach Süden weiter ausgedehnt. Ganz unerwartet rückten sie vor und besetzten mit Hilfe der erst vor kurzer Zeit nie- dergeworsenen Stämme die Höhenzüge des mittleren Atlas- gebirges, die ihnen freien Ausblick auf das Gebiet des Tadla ermöglichen. In der Pariser Presse wird dieser Vorstoß um so mehr unterstrichen, als er die schon seit langem gesuchte Verbindung zwischen den beiden französischen Stellungen Ogra im Norden und Sgatt im Süden herstellt. Eine Parlamentsniederlage der Regierung in Indien. London, 11. März. In der indischen Gesetzgebenden Versammlung erlitt die Regierung eine Niederlage. Es wurde mit 66 gegen 43 Stimmen ein Antrag angenommen, durch den die Heeresausgaben um 100 000 Rupien herab gesetzt werden. Der Regierungsvertreter teilte mit, daß der llngehorsamkeitsfeldzug und die Schwierigkeiten an der Grenze im Jahre 1930 525 000 Pfund gekostet hätten. Rätselhafter Anschlag aus die spanische Gesandtschaft in Havanna. Paris, 11. März. Nach einer Meldung aus Havanna war die dortige spanische Botschaft der Schauplatz eines rätselhaften Anschlags. Eine Explosion ereignete sich in den Morgenstunden des Dienstags, ohne jedoch mehr als Sachschaden anzurichten. Die Polizei, die kurze Zeit später erschien, fand vor der Botschaft den Leichnam eines Man nes, dessen Personalien bisher noch nicht sestgestellt werden konnten. Der Tote war an der Eingangspforte ^er spani schen Botschaft von Havanna an einem langen Strick aus gehängt. Variete. Roman eines seltsamen Lebens von Felix Neumann. 2ch (Nachdruck verboten.) War es nicht möglich, daß Rodrigo ihn heute abend Von neuem belästigte? Nein — in dieser Sache mußte etwas geschehen, das war er seinem Rufe schuldig Und er setzte einige Zeilen für Gollorp aus, m Venen er den Professor um eine Unterredung am Abend bat. Dann ging er und brachte das Schreiben zur Rohrpost. In einem kleinen Restaurant speiste er ohne Appetit und kehrte am frühen Nachmittag fröstelnd in sein Heim zurück. Müde ließ er sich in die Sofaecke sinken und sah nach der Post, die inzwischen eingelaufen war. Nachricht von dem Berliner Agenten. Das Angebot nach Köln war endgültig formuliert, er brauchte nur zu unterzeichnen. Aber er empfand keine rechte Freude. Tann griff er nach anderen Briefen. Ein berühmter Photograph bot ihm zu Ausnahme- Preisen sein Atelier an Ein Kommissionär versprach ihm seine Dienste. Das klang alles so schön und gut aus den Zeilen, und schließlich wollte doch jeder nur Geld an ihm verdienen. Fritz lächelte bitter und schob die Papiere zur Sette. Einige Liebesepisteln folgten. Man lud ihn auch zu Gesellschaften ein Wie aufdringlich doch viele Menschen waren, wenn es galt, Bekanntschaft mit einem Künstler zu machen. Oh — wenn er morgen in Elend und Not an diese Türen pochte, würde ihm keine aufgetan! Gewiß - das Schicksal hatte ihm manches beschert in diesen letzten Wochen Er war eine Art Berühmtheit geworden und seine Zukunft schien für eine Weile gesichert zu sein Wie kam es nun, daß diese seelische Leere in ihm war? Er konnte sich darüber keine Rechenschaft geben. Da fiel sein Auge aus die Zeitung, die vor ihm lag Das kurze Gedicht eines jungen, noch unbekannten Dichters fesselte ihn. Fritz war es, als ob diese schönen Zeilen für ihn geschrieben seien. Von wirrer Hast ist unsere Zeil erfüllt Sie kennt nicht mehi beschaulich stilles Wandern. Rekord ist TrumpsI Wer heut am laut sten brüllt, Wird mehr beachtet als vte lausend andern. Doch blühl kein Segen diesem tollen Wahn. Das wahre Glück der alten Muller Erde Gehl leise, ohne Heyen, seine Bahn Und rastei gern am häuslich warmen Herde, Behüt' es sorglich wenn es bei dir weilt, Und trachte nicht, noch „Bessres" zu erraffen. Was draußen lärmerfüllt vorübereilt, Hal mti dem Glück der Menschheil nichls zu schassen! Rekord ist Trumpf! Das hatte auch Professor Gottorp mit schmerzlichem Lächeln gesagt, als Fritz ihn nach seinem ruhelosen, ge hetzten Leben fragte. Berühmt war dieser große Helfer der Menschheit, aber — glücklich wohl kaum! Und Fritz Sendrezki stützte das Haupt in die Hand. Wenn er nach Köln ging, zerrissen die dünnen Fäden, die er hier knüpfte. Wieder würde es für einen Monat einsam um ihn sein. Und dann? Weiter und weiter trieb ihn das Schicksal, bis er endlich irgendwo einen Hafen fand. Aber welchen Hafen? Oder warf ihn das Geschick auf den steinigen Strand, ein Wrack, ein Trümmerhaufen? Da schreckte er plötzlich aus seinen philosophischen Betrachtungen auf, sprang aus der Sofaecke empor und knöpfte den Hausrock bis an den Hals zu. Es hatte geklopft. Ganz leise, ganz schüchtern. Das war nicht die Wirtin, auch nicht der Briefträger. Wer machte »m diese Nachmittagsstunde ihm einen Besuch? Auf das .Herein" öffnete sich die Tür und schloß sich schnell wieder. Aus der Schwelle stand, hastig atmend, Hella Adolft. Fritz starrte das junge Mädchen an, als ob er seinen Augen nicht traue. Wie festgebannt blieb Hella stehen und rührte sich nicht „Gnädiges Fräulein!" Sendrezki wußte in seiner Hilflosigkeit zuerst nicht, was er tun sollte, dann rückte er an einem Stuhl. „Bitte, treten Sie doch näher, nehmen Sie Platz!" Da stieß Hella heraus: „Nein — nein! Ich werde sofort wieder gehen, ich bin nur auf eine Minute ge kommen, eine einzige Minute!" Run fand sich der junge Mann in die eigentümlich« Lage „Ich - danke Ihnen sehr für Ihren Besuch, gnädige« Fräulein! Was ist es, da- Sie hierherführt?" Mit großen Augen blickt« die junge Dame Friss an. „Können Sie sich das gar nicht denken?" Fritz senkt« ein wenig da- Haupt. „Ja — ich — vermute I" Mit flackernder Stimme fuhr Hella fort: „Denken Sie nicht schlecht von mir! Ich habe sonst wahrlich nicht die Gewohnheit, jung« Herren auf ihrem Zimmer anf- zusuchen. Zu diesem Grade der Modernität habe ich mich noch nicht durchgerungen. Aber — ich — mußte Sie sprechen, noch heute! Und — da sah ich — keinen anderen Weg" Fritz trat näher und wies auf den Stuhl. Leicht verneigte er sich. „Ich ehre Ihre Gründe, denn ich glaube sie zu kennen. Bitte, seien Sie mein Gast, nehmen Sie diesen Stuhl." Aber Hella schüttelte den Kopf, während ihr Blick verwirrt über die Einrichtung dieses Mietquartiers flog. „Nein! Lassen Sie mich an der Tür bleiben. Unsere Unterredung wird vielleicht nur sehr kurz sein. Ich möchte Aufklärung von Ihnen haben." Sendrezki lächelte leicht: „Ich stehe zu Ihrer Ver fügung." Und das junge Mädchen stieß hervor: „Papa hat gestern abend von Ihnen erzählt. Sie haben einen Zu sammenstoß mit dem Spanier gehabt, ist da- wahr?" „Es - ist - so!" „Und — die Tänzerin war die Ursache?" „Auch das kann ich nicht leugnen." Hella griff nach der Türklinke. „So handelt es sich also um keine Lüge, keine Ver leumdung? Ihre — Ihre — Liebe zu Anita Bella — veranlaßte Rodrigo, Sie — Sie" — hier stockte die Sprecherin, bis sie mühsam stammelte: „tätlich anzu greifen! Au einer Schlägerei ist es gekommen —" Ta straffte sich die schlanke Gestalt des Jüngling-. In die Augen, die sonst leicht umschleieri in die Wett blickten, trat ein harter Schein. „Wer hat solch eine gemeine Lüge verbreitet?" Hellas Hand fuhr zuckend über die Stirn. „Alle erzählen es so! Der Sekretär, der Diener, die anderen —" (Fortsetzung folgt.)